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^ 136. Amis- und KnzeigeölaLt für den Kezirk Kaüv. 78. IahrglMll.

Skscheinungitagc: Dienrtag. Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. Jnsertionspceis lv Pfg. pro Zeile für Stadt und veztrksorte; außer Bezirk IS Pfg.

Sonntag, den 30. August 1903.

! AbonnementSpr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mk. 1.10 incl. Träger!. 1 Vierteljahr!. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar­in Ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg

Amtliche AeLarmLmachnrrge«.

An die SchnLtheistenämter. Bekanntmachung, betr. die Einleitung der Jahresschätzung der Gebäude.

In Ergänzung des oberamtl. Erlasses vom 27. dS. Mts. wird hinsichtlich der Jahresschätzung der Gebäude, welche nicht Fabriken und dergl. gewerbl. Anlagen find, unter Hinweis aus Ziff. II. des Erlasses des K. Lerwaltungsrats vom 4. Au­gust d. I. (Min.-A.-Bl. S. 451) folgendes angeordnet:

1) Die Gebäudeeigeutümer sind zur Anmeldung der seit der letzten Jahresschätzung vorgekom­menen Neubauten und Bauveränderungen auf- zusordern.

2) Unter Berücksichtigung der besonderen Verhält­nisse des Bezirks hat die gemeinderätliche

Durchsicht des Fenerverstcherungsbuchs

nicht erst im Oktober, sondern anfangs September stattzusinden.

3) Bis zum 20. September d. I. ist von den Ortsvorstehern dem Oberamt zu berichten, ob und wie viele Gebäude des Gemeindebezirks einer neuen oder veränderten Schätzung oder Klasseneinteilung zu unterwerfen sind. Die einzelnen Gebäude sind «ach Nummer und Art genau zu b^eichnen. Da die bisherigen Jahresschätzungen haupt­sächlich dadurch verzögert wurden, daß bei der Schätzung eine weit größere Anzahl zu schätzender Gebäude vorgefunden wurden, als die Verzeichnisse erwarten ließen, so ist der Aufstellung der Verzeichnisse besondere Sorg­falt zu widmen. Für die Ballständigkeit der Aufzählung werde« die Ortsvor- rsteher verantwortlich gemacht.

4) Dem Bericht des Ortsvorstehers ist von dem Gemeinderat die Beurkundung Leizufügen, daß

die jährliche Prüfung der Gebäudeversicherungs­anschläge unter Zuziehung der Ortsfeuerschauer der Vorschrift gemäß von Nummer zu Nummer vorgenommen worden ist.

5) Das von den Ortsvorstehern zu führende Ver­zeichnis über die angefallenen Aenderungen ist seiner Zeit der Schätzungskommisston bei ihrem Eintreffen in der Gemeinde zu übergeben.

Calw, 27. August 1903.

K. Oberamt.

Amtm. Rippmann, A.-V.

Bekanntmachung

betreffend staatliche Schutzimpfungen gegen Schweinerotlanf.

Unter Bezugnahme auf den Erlaß vom 7. Juli ds. Js., Calwer Wochenblatt No. 106, werden die Ortsvorsteher veranlaßt, etwaige An­meldungen (nicht unter 20 Stück) binnen 4 Tagen hieher.vorzulegen, um die Nachimpfung einleiten zu können.

Calw, 28. August 1003.

K. Oberamt.

Amtm. Rippmann, A.-V.

Bekanntmachung,

betreffend Flotzsperre auf der Nagold.

Die unterm 29. Juli d. I. ungeordnete Flotzsperre auf der oberen Nagold ist von der Kgl. Kreisregierung in Reutlingen in widerruflicher Weise bis 7. September d. I. verlängert worden.

Calw, 29. August 1903.

K. Oberamt.

Amtm. Rippmann, A.-V.

Tagesneuigkeiten.

Köhlers- und Seitzental. Am Sonntag den 23. d. M. feierte der hiesige Kriegerverein das

Fest seiner Fahnenweihe. Früh 6 Uhr ver­kündeten Böllerschüsse den Anbruch des festlichen Tages. Um 8 Uhr versammelte sich der Verein bei seinem rührigen, um das Gelingen des Festes unermüdlichen Vorstand Rauscher, an der Halte­stelle Talmühle. Von dort gings zur kirchlichen Weihe der Fahne nach Holzbronn. Der dortige Verein, der so zu sagen die Potentielle bei dem unsrigen übernommen hatte, begleitete uns ins Gotteshaus. Der Ortsgeistliche, der seiner Predigt Psalm 20 zu Grunde gelegt hatte, sprach tief­empfundene, zu Herzen gehende Worte zu uns und er­mahnte zur Treue gegen König und Vaterland. Um 11 Uhr war Festessen im Gasthof zumSchiff" in Kohlerstol. Um 1 Uhr Aufstellung des Festzugs bei der Thalmühle. 19 Vereine, dabei 17 mit Fahnen, beteiligten sich am Festzug, besonders stark war auch der Bezirk Nagold vertreten. Auf dem Fest­platze in Kohlerstol angekommen, brachte der Lieder­kranz von Holzbronn ein passendes Lied zum Vortag. Hierauf hielt Vorstand Rauscher eine herzliche Begrüßungsansprache, dankte für das zahlreiche Erscheinen und gedachte in warmen Worten der Kameradschaft, auf die er ein Hoch ausbrachte. Für unfern in den Ferien befindlichen Bezirksobmann, Hrn. Professor Haug hielt Veteran Rack von Calw eine markige, von Patriotismus durchwehte Festrede, worauf durch Fräulein Rauscher die Fahne mit sinnigen Worten dem Fahnenträger übergeben wurde, welcher sie in treue Verwahrung zu nehmen ver­sprach. Nun begann ein fröhliches Treiben auf dem Festplatze, Gesang, Musik und Tanz wechselten mit einander ab. Gegen Abend verließen uns die Vereine, bei uns aber begann der Festball. Nachts 12 Uhr aber erschien daS wachende Auge des Ge-

FieNssiv^NN. Nachdruck verboten.

Treue.

Original-Roman von Irene v. Hellmuth.

(Fortsetzung.)

WaS sollte ihr denn geschehen? Freilich erschrak sie, wenn ein aus der Nachtruhe aufgestörtes Häschen über den Weg lief, oder der Wind einen dürren Zweig abknackte. Da vernahm sie auf einmal sich nähernde Schritte. Angstvoll suchte sie mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen, heftig pochte ihr das Herz. Wer mochte bei diesem Sturm noch draußen auf der Landstraße sein? Sie zog ihr Tuch so hoch, daß es das halbe Gesicht verhüllte. Sie be­merkte, wie der Vorübergehende stehen blieb und ihr nachschaute. Es war ein Bauer aus dem Dorfe drunten, der gemütlich sein Pfeifchen rauchte, denn der Tabaksduft stieg Jsa unangenehm in die Nase. Sie beschleunigte ihre Schritte, und endlich, endlich, sah sie von ferne die Lichter der Station schimmern.

Der Beamte, der ihr das Billett reichte, warf einen erstaunten Blick auf die vermummte Gestalt. Doch bei dem trübe brennenden, von der Zugluft hin- und hrrflackernden Licht der kleinen Petroleumlampe erkannte er den späten Fahr­gast nicht. Jsa war die einzige, die einstieg. Aufatmend schmiegte sie sich in die Polster des Koupes, in dem sie zu ihrer großen Erleichterung ganz allein war. Sie machte es sich so bequem als möglich, nahm den Hut ab, warf ihn oben in das Netz, lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. Der Zug brauste dahin, in die Nacht hinein.

XI.

Wohl eine Stunde war vergangen, seit Jsa Buchecke verlassen hatte. Su­sanne, die von einer unerklärlichen Unruhe getrieben, schon ein paar Mal lauschend

vor Jkas Türe gestanden hatte, sprach der Tante gegenüber von ehren Besorgnrpen wegen der Freundin.

Jsa sah so blaß aus heute abend, daß mir ordentlich bang wurde," meinte sie ängstlich.Ich weiß nicht, sie machte durchaus den Eindruck auf mich, als ob ihr etwas Außergewöhnliches widerfahren wäre."

Laß sie erst ordentlich ausschlafen, Kind," entgegnete Tante Martha in beruhigendem Ton.Sie ist ein wenig verstimmt in diesen Tagen, weil ihr Ver­lobter trotz ihrer Bitte in die Residenz gereist ist. Er scheint sich dort übrigens sehr gut zu amüsieren, weil er noch nicht zurück ist. Dein Fritz hätte das freilich nicht getan, der tut überhaupt nur, was du willst, er kennt keinen anderen Willen als den deinen. Seine treuherzigen Augen hängen immer nur an deinem Gesicht, er sucht dir alle Wünsche von den Augen abzulesen."

Das gehört sich auch für einen Bräutigam," lachte Susanne.Fritz ist gerade so, wie ich ihn haben will. Dieser Uttrecht wäre überhaupt nicht so nach meinem Geschmack. Er ist ja sehr artig gegen Jsa, ein Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle; aber" sie seufzte ein wenigmeinst du nicht auch, daß sie mit Kurt viel glücklicher geworden wäre? Hätte er doch gesprochen zur rechten Zeit! Er brauchte sich jetzt nicht draußen in der Welt herumzutreiben, um zu vergessen, was er doch nicht vergessen kann, sondern wir säßen gemütlich beisammen. Da hat es Fritz doch viel klüger angefangen, nicht Tante?"

Na, nun geh mir aber mit deinem Fritz," neckte die Angeredete, der wäre auch gleich davongelaufen, wenn du nicht eben noch dahinter gekommen wärest! Ein rechter Hasenfuß ist er doch!"

Susanne warf die Lippen ein wenig auf, was ihr allerliebst stand und sagte:Nun ja, er wäre aber gleich am anderen Tag wieder gekommen, er hat es mir doch schon hundertmal versichert!"