Aus Chamonix wird berichtet, daß es dort seit dem 30. November Tag für Tag geschneit habe; in der Umgebung stecken die Häuser bis zum Dach im Schnee und die Bewohner müssen sich für den Verkehr mit der Außenwelt Tunnels anlegen. In denWinterfrischen" und Wintersportplätzen ist man außer sich vor Freude. Man hat in den letzten Jahren eher Mangel an Schnee gelitten, be­sonders in Engadin, wo man oft Mühe hatte, die Bobs-Bahnen betriebsfähig zu machen. Jetzt sieht's anders aus! Es liegt im Oberengadin heute schon eine Schneedecke von^60 bis 100 Zentimeter je nach der Lage, und man will den berühmten, so herrlich gefährlichen Cresta-Run von St. Moritz schon am 20. Dezember eröffnen. In Davos ist die Schatzalp Bobbahn bereits im Betrieb; die inter- nat'onalen Eiswettläufe sind auf den 29. und 30. Januar angesetzt. Auch der Rigi, wo diesen Winter das Hotel Kaltbad und die Kulmhotels offen stehen, meldet schönste Winterlandschaft und prächtige Skiföre. Die Meteorologen ernten lautes Lob von allen Seiten; sie haben diesmal richtig prophezeit und einen frühen, schneereichen Winter vorausgesagt, der den Anfang einer längeren Periode schneereicher Jahre bilden soll. Die mächtig auf­strebenden Winterkurorte haben's nötig und die Gletscher, die in den letzten zehn Jahren allge­mein zurückgegangen sind, auch.

London. Hier erregt das Verschwinden der 42 jährigen, wegen ihrer Schönheit bekannten Lady Churchill großes Aufsehen. Lady Churchill soll gänzlich unter spiritistischem Einfluß gestanden haben.

Seltsame Zustände scheinen in dem Städtchen Garniti bei Messina zu bestehen. Dort wurde eine Falschmünzerwerkstätte mit einer halben Million Lire falscher Banknoten entdeckt. Unter den Ver­hafteten befindet sich auch der Bürgermeister des Ortes.

In Chochran in Georgia vollzog kürzlich eine aufgeregte Menge ein Lynchgericht an einem Negerpfarrer namens John Harvard. Der Neger hatte auf einen Weißen gefeuert, der mit seinem Automobil an dem Mauleselgespann des Negers so nahe vorübergefahren war, daß die Maulesel zu scheuen angefangen hatten. Harvards Kugel hatte den Automobilisten tödlich getroffen. Eine wütende Menge packte Harvard und schleppte ihn vor die Stadt. Dort wurde der Unglückliche an einen Pfahl gebunden und bei lebendigem Leibe verbrannt. Ein Vorschlag, ihn zu erschießen, war einstimmig abgelehnt worden.

Ausständige Eisenbahner im Staate Jova sprengten ein Wohnhaus, in dem sich Streikbrecher befanden, mit Dynamit in die Luft. Mehrere der darin befindlichen Personen wurden getötet.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Dez. Landgerichtsdirektor a. D. Theodor v. Kohlhund erlitt gestern abend 11 Uhr, als er nach Anhörung eines Vortrags heimkehrte, in der Friedrichstraße einen Herzschlag und war sofort tot. v. Kohlhund war hier Landgerichtsdirektor seit 1898, vorher war er 12 Jahre lang am Landgericht Tübingen gewesen.

Stuttgart, 14. Dez. Nach einer Verfügung des katholischen Kirchenrats ist die Teilnahme von Volksschülern an Turnvereinen aus diszipli­nären Gründen unzulässig. Die Schultheißenämter und die Octsschulbehörden wurden mit der Ueber- wachung dieses Verbots beauftragt.

Stuttgart, 13. Dezbr. Zur Gründung eines Verbands württ. Wasserkraftbesitzer fand am Sonntag vormittag in der Liederhalle eine Ver­sammlung statt, die sich eines guten Besuchs aus den verschiedenen Landesteilen zu erfreuen hatte. Den Vorsitz führte Gemeinderat Henning-Metzingen, der einleitend darauf hinwies, daß sich heutzutage alles zusammenschließe. Und gerade für die Wasserwerks­besitzer liege eine besondere Notwendigkeit vor, sich zusammenzuschließen. Sehe man doch, wie gegen­wärtig durch die immer weiter sich ausbreitende Wasserversorgung der Gemeinden den Wasserkraft- besitzern das Wasser mehr und mehr entzogen werde. Der Einzelne könne sich gegen die Nachteile nicht schützen, die sich daraus ergeben. Auch durch Auf­stauung des Wassers in wasserarmen Zeiten werden die an den Flußläufen abwärts liegenden Besitzer geschädigt, auch werde ihnen Kraft entzogen durch die Wiesenwäfferungen der Gemeinden. Ohne Zu­sammenschluß laufen die Wasserkraftbesitzer Gefahr, in Zukunft noch mehr geschädigt zu werden. Der Vorsitzende konnte feststellen, da sich niemand gegen die Gründung eiues Landesverbands ausgesprochen, daß die Anwesenden mit dieser sich einverstanden erklären. Man ging hierauf zur Statutenberatung über. Bei den Wahlen wurden in den Vorstand

folgende 9 Herren gewähK: Fackler - Besigheim, Raitelhuber - Gemmrigheim, Schickhardt - Betzingen. Henning-Metzingen, Direktor Honau-Ermsheim, Bier-Gingen a. Br., Blank-Kanzach, Schaal-Scheer und Lemppenau-Höfen.

Stuttgart, 12. Dez. Die Württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landeskunde enthalten das statistische Ergebnis der Einkommensteueroeran- lagung im Jahre 1908. Das steuerbare Einkommen betrug insgesamt 1213,04 Millionen Mark, was gegenüber dem Jahre 1907 ein Mehr von 61,01 Millionen Mark bedeutet. Die kleineren Einkommen von höchstens 950 haben sich vermindert und zwar auf 46°/», während es 1907 noch 47,3°/» und 1906 noch 48,2"/» waren. Das Durchschnitts-Rein­einkommen betrug im Jahre 1908 in den städtischen Gemeinden 1953 (1927), in den ländlichen Gemein­den 1323 (1308) -/Ai Die Schuldzinsen haben eine Steigerung von 73,3 auf 80,6 Millionen erfahren.

Stuttgart, 14. Dez. Wie man aus Wirts­kreisen hört, ist seit 1. Dezember trotz der Abwend­ung des Bierboykotts ein sehr starker Rückgang des Bierkonsums eingetreten.

Heilbronn, 10. Dezbr. Das Schwurgericht verhandelte in den letzten fünf Tagen gegen den früheren Schutzmann Jan ns. Janns wurde in elf Fällen für schuldig erkannt, die Milch durch Wasserzusatz gefälscht zu haben und in den daraus entsprungenen Gerichtsverhandlungen, die zur Ver­urteilung führten, in neun Fällen einen Meineid geleistet zu haben. Der Staatsanwalt beantragte eine Zuchthausstrafe von 15 Jahren, das Gericht erkannte auf 10 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehr­verlust und Veröffentlichung des Urteils.

Großgartach, OA. Heilbronn, 14. Dez. Am Sonntag mittag brachte ein mit Christbaumschmuck hausierender junger Mann ungewöhnliche Aufregung in unseren Ort. Durch übermäßigen Genuß von Alkohol wurde er in den Häusern, in denen Frauen allein im Zimmer waren und ihm nichts abkauften, so grob, daß er sie nicht nur mit Worten gröblichst beleidigte und beschimpfte, sondern auch mit offenem Messer bedrohte. Dabei zerdrückte er aus Zorn ein Teil seiner Waren. Nur mit großer Mühe und Anstrengung wurde der Bursche auf das Rathaus gebracht, wo ihm sein Messer abgenommen wurde. Dabei geberdete er sich ganz rasend, so daß ihm Handfesseln angelegt werden mußten. Nach Heil­bronn verbracht, sieht er nun wegen Hausfriedens­bruch und Bedrohung seiner Strafe entgegen.

Herrenberg, 7. Dez. Infolge der Raschheit, mit der die vom Block eingebrachten Gesetze durch­beraten und erledigt wurden, kranken dieselben natürlich, wie schon oft zu lesen war, an großer Lückenhaftigkeit und Ungenauigkeit und durch diese werden dann die eigenartigsten Verhältnisse gezeitigt. Der württembergische Staat erwarb in Oberjettingen für den dortigen Forstwart ein Anwesen um den Preis von 9600 Mk. Während nun dieser Kauf von der württ. Umsatzsteuer naturgemäß frei ist, wurde vom Grundbuchbeamten ein Reichsgrundstück­übertragungsstempel im Betrag von 64 Mk. erhoben. Die Berechtigung zur Erhebung dieser Steuer dürfte wohl kaum einem Zweifel unterliegen, da nach § 85 des Gesetzes nur der Landesfürst und die Landes­fürstin von dieser Steuer befreit sind. Es tritt also der immerhin merkwürdige Fall ein, daß der Staat Württemberg für ein Grundstück, das er für sich erwirbt, eine Abgabe an das Reich bezahlen muß. Im Sinn und Willen der Gesetzgeber lag dies gewiß wohl selbst nicht.

Löffingen, 9. Dezbr. Vor einigen Wochen verendete einem hiesigen Bürger ganz unerwartet sein sonst gesundes Pferd. Er kaufte ein zweites, wertvolles Tier; aber auch dieses wurde nach etwa 2 Tagen auf den Wasen geführt, ebenso eine Ziege, die im gleichen Stalle stand. Man nahm an, die Tiere seien an Rückenmarklähmung umgestanden und der Krankheitskeim liege im Stalle. Der betreffende Mann verkaufte nun von seinem Futter an eine Fuhrhalterei in Freiburg. Wie man nun hört, sollen der Inhaberin derselben in wenigen Tagen 11 Pferde in kurzer Zeit infolge Genusses dieses Fut­ters zugrunde gegangen sein. Man ist hier sehr ge­spannt, welches die nähere Ursache dieser Krankheits­erscheinungen sind, die die Sachverständigen festzu­stellen suchen.

Schömberg, OA. Rottweil, 14. Dez. Ein schwerer Unfall ereignete sich gestern hier. Be­zirksnotar Pfaff, Verwaltungsaktuar Freytag, Assistent Hehl kehrten gestern abend von einer dienstlichen Verrichtung in Hausen a. Tann im Schlitten hierher zurück. In der Nähe von Hausen scheute das Pferd und ging durch. Bezirksnotar Pfaff wurde an ein Brückengeländer geschleudert, so daß er einen

Schädelbruch erlitt und kurz darauf verschied. Die beiden andern Herrn kamen mit dem Schrecken davon.

Blaufelden, 14. Dez. Das Warenhaus Tietz in Stuttgart hat den Laden im Kaufmannschen Neubau hier gemietet und richtet im nächsten Früh­jahr dort ein Warenhaus ein. Das ist der erste Versuch eines großkapitalistischen Warenhauses in einer rein Landwirtschaft treibenden Gegend mit Kleingewerbe ohne Industrie.

«us ^taSt» Bezirk uns Umgebung

ö Conweiler, 14. Dezbr. Um den längst gehegten Wunsch der hiesigen Einwohner nach einer eigenen Kirche verwirklichen zu können, wurde der Kirchengemeinde seitens des Ministerums des Innern mit Allerhöchster Ermächtigung Seiner König!. Maje­stät die Erlaubnis zur Veranstaltuug einer Kirchen­baulotterie erteilt unter Ausgabe von 100000 Losen zu 1 Mk. Die Gewinnziehung wird unter oberamtlicher Leitung voraussichtlich am 20. Mai k. I. vorgenommen. Der Hauptvertrieb der Lose ist der Generalagentur Eberhard Fetzer in Stutt­gart übertragen.

Neuenbürg, 13. Dez. Als Nachtrag unserer Notiz über das Ergebnis der Gemeinderatswahl in Birkenfeld in Nr. 197 vom 11. ds. Mts. er­halten wir folgende Mitteilung:Die vorgenom­mene Gemeinderatswahl in Birkenfeld verlief dieses- mal ohne Wahlkampf, da die bürgerlichen Parteien, jedenfalls weil aussichtslos, keine Kandidaten auf­stellten, somit nur die Kandidaten des Arbeiterwahl- vereins liefen; deshalb auch die geringe Beteiligung."

Buchstaben-Rätsel.

Ich wollte es gestern, mit eineme".

Gern schießen auf der Jagd;

Doch traf ich's nicht, und Hab o weh!

Mitu" es heimgebracht.

Auflösung des Abstrich- und Ergänzuugs-Rätsels in Nr. 195.

Weihnachten."

Kiew Gemahl Ei Bahn Nil

Aar Celle Ahr Pate Mole Manu

Richtig gelöst von Karl Müller, Maurer, in Neuenbürg, Martha Keller in Gaistal bei Herrenalb und Rudolf Mast in Rotenbach.

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Zm Abmemilt ms denEnztiiler"

für das 1 Quartal 1910

(1. Januar bis Ende März)

laden wir freundlichst ein und bitten, die Bestell­ungen bei den Postanstalten bezw. bei den im Ort verkehrenden Landbriefträgern rechtzeitig aufzu­geben, damit in der Zustellung keine Unterbrechung eintritt.

Der Enztiiler bleibt auch künftig seiner Auf­gabe getreu, über alle wichtigen politischen und sonstigen Tagesereignisse aus der gesamten Welt übersichtlich und in gedrängter Form möglichst rasch seinen Lesern zu berichten, daneben aber auch die Pflege der Interessen in Stadt und Bezirk eifrig und in objektiver Weise zu fördern. Auch dem Unterhaltungsbedürfnis unserer Leser werden wir Rechnung tragen.

Wir bleiben bemüht, die Vorgänge in aller Schnelligkeit zu ermitteln, wobei uns ein zuverläs­siger Depeschendienst zu statten kommt.

Zu Ende Dezember erhalten die Abonnenten des Enztälers den beliebten Wandkalender.

Wir bitten die Bestellungen alsbald zu machen.

Werlag desKnztäkers".

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Auch die schwarze Kunst bietet in ihren Erzeug­nissen gar mancherlei, was sich zu passenden und willkommenen Weihnachtsgeschenken eignet: Visiten- und Gratulationskarten für den gesellschaftlichen Ver­kehr, Briefbogen und Couverts mit und ohne Mono­grammprägungen für die Privatkorrespondenz, oder mit Firmadruck für geschäftliche Zwecke u. dergl. m. Unsere Druckerei liefert diese Sachen in feinster und sauberster Ausführung zu billigen Preisen und bitten wir bei Bedarf unsere Muster zu verlangen und alsdann frühzeitig zu bestellen, damit eine prompte Lieferung vor dem Feste gesichert ist.

Mit einer vierseitigen Beilage.