ertrank. Die Besatzung des schwedischen Schauers Deborah, der bei Mariba liegt, wird vermißt. Die geldlichen Verluste sind sehr bedeutend.

Hannover, 19. Novbr. Sämtliche Telephon- und Telegraphendrähte des Postamts Elz sind in­folge des Sturmes gerissen. Die Leine und die Saale sind angeschwollen und teilweise über die Ufer getreten. In Hannoversch-Münden liegt der Schnee 30 Zentimeter hoch.

München, 19. Novbr. Nach dem heute im Magistrat vorgelegten Entwurf des Haushalts­planes für 1910 beabsichtigt die Stadtgemeinde München für das nächste Jahr eine Anleihe von 20 Millionen Mark aufzunehmen.

Der Streik der Bergleute im Mansfelder Bergbaurevier ist wieder beendigt. Das in das Streikgebiet beordert gewesene Militär ist nach feinen Garnisonen zurückgekehrt.

Köln, 19. Novbr. Der letzte Frankurter Ge- fangswettstreit dürfte noch ein übles Nachspiel haben, da, wie der bekannte Musikkritiker Karl Wolfs er- erklärt, heute noch auf Ansuchen eines hohen Re­gierungsbeamten Material gegen die Bonner Lieder­tafel gesucht wird, die bekanntlich den zweiten Preis beim III. Kaiserpreissingen in Frankfurt erhalten hat. Der Liedertafel wird der Vorwurf gemacht, daß sie in einer den Bestimmungen zuwiderlaufenden Weise ihre Sängerzahl durch bezahlte fremde Sänger bedeutend verstärkt habe. Je nach dem Ausfall der Untersuchungen, der übrigens heute schon nicht zweifelhaft erscheine, dürfte eine Revision des Urteils der Preisrichter über den Bonner Verein nicht aus­geschlossen sein.

Heidelberg, 17. Novbr. Frau Geheimrat Jellinek, die bekannte Bekämpferin des Animier­kneipenwesens und Verteidigerin der Frauenwürde, hat derzeit bereits über 120000 Frauenunterschriften gesammelt zwecks Eingabe einer Petition an den Reichstag und Bundesrat um Erlassung eines Reichs­gesetzes betreffend das Aufhören weiblicher Be­dienung im Gast- und Schankwirtsgewerbe. Die Petitionen werden voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres eingereicht werden.

Nordhausen. 12. Nov. Das Martyrium eines Kindes, von dem der Staatsanwalt be­hauptete,es stelle alles in den Schatten, was man bisher gelesen und gehört habe", führte vor dem hiesigen Schwurgericht zur Verurteilung des dreiund- zwanzigjährigen galizischen Landarbeiters Niketa Szelest zu acht Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust wegen fortgesetzter, vorsätzlicher Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode. Szlest lebte unter dem Schein der Legitimität in wilder Ehe mit Viktoria Gruszka, die schon ein dreijähriges Mädchen besaß, als er sie vor vier Jahren kennen lernte. Des Kindes wegen konnten sie in Borkum. Hannover und Halle keine Arbeit finden, erst auf einem Vorwerk bei Sangerhausen. In der dortigen Arbeiterkaserne bewohnten die drei eine Stube mit einem Bett und das siebenjährige Manschen wurde hier monatelang durch Prügel und Fußtritte der­maßen mißhandelt, daß das vordem blühende Ge­schöpf schließlich nur noch ein Schatten war. Zeugen

Flüsternd unterhielt er sich mit dem Arzte und erzählte ihm mit kurzen Worten die Geschichte seines Lebens.

Man soll alles aufbieten," schloß er, meinen Enkel zu retten, koste es was es wolle! Kein Opfer ist mir zu groß! Was soll mir mein Reich­tum, wenn ich mir nicht meinen Enkel erhalten kann?"

Es wurde beschlossen, noch einen zweiten Arzt, sowie eine tüchtige Krankenpflegerin kommen zu lassen. Sie wurden telegraphisch herbeigerufen.

Marianne war nicht zu bewegen, das Kranken­zimmer zu verlassen. Der Doktor schüttelte anfangs zwar den Kopf zu ihrem Vorhaben. Klaus pflegen zu wollen, die zarte Erscheinung der jungen Dame schien ihm einer solchen Aufgabe nicht gewachsen zu sein; doch als er sah, daß er gegenüber ihrem festen Willen nichts auszurichten vermochte, gab er es zu.

Und er bereute es nicht, denn sie erwies sich als eine tüchtige Kraft. Was die Liebe nur zu ersinnen vermochte, das tat sie. Sie wich kaum von dem Bette, achtete auf jeden Atemzug, auf jede leise Bewegung des Kranken, so daß der Arzt bei seinen späteren Besuchen oft erklärte:Mein Fräulein, ich mache Ihnen mein Kompliment ich bin aus­gezeichnet mit Ihnen zufrieden. Der Patient könnte sich in keiner besseren Pflege befinden. Ich wollte, ich hätte für alle meine Kranken solche Pflegerinnen, es muß ja eine wahre Wonne sein, von Ihnen gepflegt zu werden."

Als Klaus nach langen, bangen Wochen sich außer Lebensgefahr befand, wurde er vorsichtig nach

schildern, wie es, von der Mutter festgehalten, der Stiefvater fort und fort mit einem dicken Knüppel auf den nackten Körper schlug, mit Bettzeug würgte, wobei das Kind nahezu erstickt war, und sein ent­blößtes Gesäß auf die dampfenden Kartoffeln des Kartoffeldämpfers niederdrückte, bis Hautfetzen an dem jungen Leibe hingen. Während einer September­nacht ist das Kind dann gestorben. Der An­geklagte, der leugnet und alle Schuld seiner Konku­bine zuweist, sagt, diese habe in jener Nacht die kleine Marie aus dem Bett geworfen und er ihr darauf Schnaps eingegeben und sie mit Essig ab­gerieben. Der Leichenbefund konstatierte Haut­verletzungen, Beulen, drei gebrochene Rippen, Zer­reißung der Leber und eines Darmes, wodurch Unterleibsentzündung entstand. Nach dem Sach­verständigengutachten würden die Mißhandlungen an sich, auch ohne innere Verletzungen, den Tod herbei­geführt haben. Der Staatsanwalt beantragte zehn Jahre Zuchthaus. Das Urteil hat berücksichtigt, daß der Angeklagte Analphabet und aus einem kultur­rückständigen Lande ist. Die Mutter Viktoria Gruszka wird nachträglich zur Verantwortung ge­zogen. Für ihre Psyche ist bezeichnend, daß sie beim Einkauf des Kindersarges in Sangerhausen sich sinnlos betrank und zwei Tage im Krankenhause bleiben mußte.

Eine Furunkel-Epidemie ist in Reinicken­dorf ausgebrochen. In der Gegend der Residenz- und Hauptstraße gibt es fast kein Haus, das von der Krankheit verschont geblieben ist. Vielfach sind ganze Familien davon befallen worden. Die Fur­unkel zeigen sich hauptsächlich am Halse und bestehen in dicken, schmerzhaften Geschwüren, sie erreichen eine solche Größe, daß die Leute meist gezwungen sind, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und das Zimmer zu hüten. Die Hauptschuld an der Epi­demie wird dem Wasser zugeschrieben, es ist aber ein Rätsel, weshalb gerade ein begrenzter Teil von Reinickendorf-Ost davon heimgesucht ist. Die Auf­sichtsbehörde und das Reichsgesundheitsamt sind von der Krankheitserscheinung in Kenntnis gesetzt worden.

Mürttsnwerg»

Stuttgart, 19. Novbr. Der König hat auf die Nachricht von der Beschleunigung der Entrichtung des städtischen Beitrages für das Schauspielhaus an Oberbürgermeister v. Gauß folgendes Telegramm gerichtet:Eben kommt zu meiner Kenntnis der gestern von den bürgerlichen Kollegien gefaßte, groß­herzige Beschluß bezüglich des zu erbauenden Schau­spielhauses. Ich kann mir nicht versagen. Ihnen gegenüber meiner großen Freude und meiner warmen Dankbarkeit Ausdruck zu geben über diese für das Kunstleben unserer Stadt so wichtige und bedeutsame Entscheidung, dessen Hebung mir so sehr am Herzen liegt. Wilhelm."

Stuttgart, 18. Nov. Eine gestern hier ab­gehaltene Versammlung von Wirten erklärte sich mit dem Bieraufschlag von 1.65 Mk. pro Hektol. einverstanden, verlangte jedoch, daß die Brauereien denjenigen Abnehmern, die unter dem Mindestaus­schankpreis verkaufen, die weitere Bierlieferung ver-

dem Schlosse transportiert. Ihm erschien alles wie j ein süßer, wonniger Traum: Daß Marianne stets ! um ihn war und ihn verhätschelte wie ein kleines ! Kind, daß der Freiherr ihm warm und innig die Hände drückte, ihn seinen Enkel nannte. Einmal hatte der Alte ihn sogar auf die Stirn geküßt und dabei waren ihm die Tränen aus den Augen gestürzt.

§ Klaus schlief stets sehr viel, da er noch immer ! recht schwach war und jedesmal, wenn er er­wachte, glaubte er geträumt zu haben. Doch dann ? saß Marianne an seinem Bett, streichelte seine Hände ! und sah ihn so glücklich lächelnd an, daß er nicht ! mehr zweifeln konnte.

j Und dann kam der Tag, an dem Marianne ihm alles erzählen durfte, weil man nicht mehr zu fürchten brauchte, daß ihm die Aufregung schaden ^ würde.

* *

*

> Wieder war es wonniger, sonniger Lenz ge­worden. Die Türme von Schloß Riedheim leuch­teten im Sonnenglanz. Süße, berauschende Düfte erfüllten die Luft. Auf dem mit Epheu umspon­nenen Balkon stand ein junges Paar, innig an- ! einander geschmiegt. Es schaute der Sonne zu, wie ^ sie hinter den Bergen verschwand. Ein letzter, zitternder Strahl der versinkenden, rotglühenden, leuchtenden Kugel fiel auf das üppige, blonde Haar der jungen Schloßfrau und schien ihr schönes Antlitz wie mit einem Glorienschein zu umhüllen. Der junge Mann zog sein reizendes Weib zärtlich an

weigern, an Nichtwirte bei Waldfesten kein Bier mehr liefern und bei Bauten keine eigenen Flaschen­bierbuden erstellen.

Heilbronn, 18. Nov. Der Gemeinderat be­schloß in seiner heutigen Sitzung die Forterhebung der Hundeabgabe in Höhe von 20 ^ auch für nächstes Jahr. Im abgelaufenen Steuerjahr waren es hier 1154 Hunde, was über 20 000 ^ Steuer einbrachte. Die Schutzleute und Feldwächter haben für ihre Hunde, die sie im Dienst führen, nur 8 -/-Ül Abgabe zu entrichten.

Reutlingen. 17. Nov. Ueber die Typhus- Epidemie berichtet derGen.-Anz.", daß sich die Gesamtzahl der gemeldeten Erkrankungen (krank und verdächtig) auf 270 beläuft. Gestorben sind 27 Personen. Vom 11.17. November wurden 9 Neu­erkrankungen gemeldet.

Ulm, 18. Novbr. Die hiesige Eberhardsche Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen hat das Jubi­läum der Herstellung des 1000 000. Pfluges gefeiert. Für seine Betriebskrankenkasse hat Kommerzienrat Eberhard neuerdings 2000 Alk gestiftet.

Göppingen, 18. Novbr. Für die durch den Brand in der Baderschen Lederfabrik brotlos gewordenen Arbeiter, unter welchen sich zahlreiche Verheiratete befinden, will die Stadt eventuell Arbeitsgelegenheit schaffen.

Freudenstadt, 18. Novbr. Die Absicht des Nachbarstaates Baden, die Murgtalbahn fort­zusetzen, wird auch in Württemberg freudig unter­stützt. Es war der Landtagsabg. Schmidt aus Freudenstadt, der sich schon bisher für die Weiter­führung der Bahn von Klosterreichenbach verschiedent­lich bemüht hat. In Konferenzen mit dem Minister­präsidenten hatte dieser zu erreichen versucht, daß die verlangten Beiträge zu den Grunderwerbungs­kosten in Höhe von über 240 000 Mk. den Ge­meinden nicht aufgebürdet werden möchten. Da­gegen wandte sich aber der Minister in ganz ent­schiedener Weise unter Hinweis auf die Gemeinden auf dem Heuberg, von welchen neben den Grund­erwerbungskosten noch Kilometerbeiträge bis zu 16 000 Mk. geleistet würden. Diese wurden nun den Murgtalgemeinden erlassen, aber auf der Forder­ung der Grunderwerbungskosten beharrte der Minister in unweigerlicher Form. Ueber diesen Stand der Dinge unterrichtete Abg. Schmidt die Kollegien und Vertreter der Gemeinden in einer zu Röt ab- gehaltenen großen Versammlung. Zu dieser war auch Regierungsrat Wiegand erschienen, der sich über die Geschichte des Bahnbaues verbreitete. Aller­dings brachte auch diese Versammlung keine defini­tive Stellungnahme. Es fand ein Vorschlag des Abg. Schmid allgemeine Zustimmung, daß sich die Gemeinden verpflichten sollen, die Hälfte der Grund­erwerbungskosten unbedingt zu übernehmen und da­rüber ihre Zustimmung innerhalb 14 Tagen dem Oberamt bekannt geben. Um Leistung der anderen Hälfte der Grunderwerbungskosten sollen die an der Bahn sehr interessierte Forstverwaltung, sodann die Wald- und Sägwerksbesitzer, sowie Industrielle an­gegangen werden. Es wäre zu wünschen, daß die Gemeinden ihr Zögern aufgeben, damit die Negierung

seine Brust und voll unendlicher Liebe sahen sie sich in die Augen.

Wie schön ist es hier," sagte Klaus,steh nur, wie das alles schimmert und gleißt, man kann sich kaum satt sehen an all der Pracht."

Du hast recht," lächelte Marianne,unsere Heimat ist schön, wir wollen sie hoch und heilig halten und uns bemühen, so viel in unserer Kraft steht. Glück und Zufriedenheit um uns zu verbreiten. Wir wollen versuchen, auch andere glücklich zu machen!"

Mein holdes Weib, meine geliebte Marianne, du bist ein Engel!" flüsterte der glückliche Schloßherr.

Julius von Saldern blieb verschollen. Ob er geflohen, ob er in einem anderen Weltteil sein Glück gesucht hat, oder ob er untergegangen war im Strudel des Lebends niemand wußte es zu sagen, keines hatte ihn je wieder gesehen. Klaus wußte, daß er es gewesen, der ihn meuchlings überfallen, verzichtete aber dem Baron zuliebe auf Salderns Verfolgung. Und wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter.

Auflösung des Rätsels in Nr. 183.

Viele Köche versalzen den Brei.

Richtig gelöst von Ernst Hummel in Dennach.

Charade.

Der Erste führt dich hold durch's Leben,

Den Zweiten soll dein Wort ergeben.

Das Ganze Schrecken bringt's und Not Ist noch viel schlimmer als der Tod.