jüngsten Vorgänge, für die sozialen und nationalen Forderungen des Verbandes mit gleicher Geschlossenheit eintreten, wie früher.
Stuttgart, 12. Sept. Während der vorige Herbst einen überaus reichen Ertrag an Aepfeln gebracht hat, sind die Aussichten für diese Obstsorte Heuer in den meisten Gegenden des Landes fast durchweg geringer, dagegen dürfte die Birnenernte, insbesondere an den zur Mostbereitung so vorzüglichen Bratbirnen, recht befriedigend ausfallen. Aus diesem Grunde hört man vielfach die Frage, ob es möglich sei, aus Birnen allein einen guten, haltbaren Most herzustellen. Das „Württ. Wochenblatt für Landwirtschaft" beantwortet diese Frage eingehend und gibt zur Herstellung eines guten und haltbaren, dabei billigen Birnenmostes folgende Anleitung: Wenn man 5 Zentner Birnen zur Herstellung von 300 Litern Birnenmost benötigt, so wird man auf 100 Liter Flüssigkeit, Mischung von Saft und Wasser, 2 '/ 2 —3*/- Kilo Zucker und 100—150 Gramm Zitronen oder Weinsteinsäure zusetzen müssen. Zur Erzielung einer raschen Gärung ist Verwendung von reingezüchteter Weinhefe sehr zu empfehlen.
Vom Schwarzwald, 12. Sept. Wie reich Heuer die Ernte trotz aller anfangs gehegten Befürchtungen ausgefallen ist, beweist die Tatsache, daß in Bräunlingen auf einem 4 Morgen umfassenden Acker des Müllers Straub nicht weniger als 900 Garben Weizen geerntet worden sind. Eines solchen Ertrages können sich die bekannten ältesten Leute nicht mehr erinnern.
Friedrichshafen, 12. Septbr. Zwei richtige Früchtchen sind hier aufgegriffen und an das Amtsgericht Tettnang eingeliefert worden. Es sind zwei 14 Jahre alte Burschen aus Solingen, der eine Präparandenschüler, der andere Lithographenlehrling, die das Zeppelinfieber gepackt und erst nach Berlin und dann hieher an die Quelle ihres Abenteuertriebes geführt hatte. Man fand bei ihnen, nachdem sie sich durch verschwenderische Ausgaben auffallend gemacht hatten, eine Anzahl Dietriche, eine Pistole und mehr als hundert Mark bares Geld. Sie gaben an, sie hätten ihren Eltern zwei Sparkassenbücher im Werte von 860 Mk. entwendet und darauf 500 Mk. erhoben ; die Bücher wurden nicht mehr bei ihnen vorgefunden; sie wollen sie auf dem Tempelhofer Felde zerrissen haben. Von anderer Seite wird die Höhe des Wertes der Sparkassenbücher sogar auf 8600 Mk. angegeben.
Stuttgart. lLandeSproduktenbörse.I (Bericht vom 13. Sept.) Während der vorigen Woche hatten wir anhaltend gutes Wetter, was der Oehmdcrnte sehr zu statten kam. Die heimischen Märkte sind immer noch schwach de« fahren. Die heutige Börse war gut besucht bei besserer Kauflust. Der heutige Saatfruchtmarkt war schwach beschickt und fanden dementsprechend nur geringe Umsätze statt.
— Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 35 Mk. - Pfg. bis 36 Mk. - Pfg., Nr. 1: 34 Mk. - Pfg. bis 35 Mk. — Pfg., Nr. 2: 33 Mk. - Pfg. bis 34 Mk.
— Pfg., Nr. 3: 32 Mk. - Pfg. bis 33 Mk. - Pfg., Nr. 4: 29 Mk. 50 Pfg. bis 30 Mk. 50 Pfg. Kleie 10 Mk. 50. Pfg. bis 11 Mk. — Pfg. (ohne Sack.)
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Calmbach. (Eingesandt.) Vergangenen Sonntag wurde hier unter regster Beteiligung der Einwohnerschaft das Kinderfest gefeiert. Um 1 Uhr setzte sich, die hiesige Musik an der Spitze, der Festzug vom Schulhaus aus in Bewegung und war bald auf dem Festplatz im Garten der Sonne eingetroffen. Nach einem gemeinschaftlichen Gesang dor Kinder, mit Musikbegleitung, begannen sofort die Spiele derselben. Sehr nette Deklamationen der Mittelschule, Eierlauf der Mädchen, Sackhüpfen und Tauziehen der Knaben und dergleichen Spiele haben viele komische Momente auf die Zuschauer hervorgerufen. Der ziemlich hohe Kletterbaum wurde von manchen Knaben im Sturm genommen, die oben hängenden Würste, Hüte, Hosenträger, Taschentücher und dergleichen waren lange schon mit sehnsüchtigen Augen angesehen und selbst der mißliche Regen konnte dem Klettern keinen Einhalt tun. Schade, daß der Spielplatz nicht abgeschrankt war, anstatt sich ihren Kindern und deren Spiel widmen zu können, hatten die Lehrer alle Hände voll zu tun, kleine und große Zuschauer rückwärts zu drängen, um auch nur einigermaßen Platz für die Spiele zu schaffen, und trotz allem Eifer der Kinder konnten die Spiele nicht den Eindruck Hervorbringen, der unzweifelhaft auf einem genügend großen und freigehaltenen nicht sumpfigen Platz erreicht worden wäre. Der diesmal gewählte Platz taugt eben zu einem Spielplatz absolut nicht. Mit Holzscheiten und Sägmehl ausgefüllte Wassergräben in einem Eissee sind für den Sprung der Kinder ein Hindernis und die schmutzigen weißen Strümpfe und Blusen der Kinder haben mancher Mutter den
Stoßseufzer ausgepreßt. Der 50 Meterlauf der untersten 2 Klassen, der über den Damm dieses Eissees wegführte, war schon mehr ein Hindernisrennen, der mit verschiedenen Purzelbäumen ablief, glücklicherweise ohne Schaden für diese Kleinen. Der Regen, der aber nur ganz kurz anhielt, trieb die Musik unter das schützende Dach der Sonne. Vergnügten sich nachmittags die Kinder, so kamen jetzt auch die ältere Jugend, manche auch darunter, die kaum die Kinderschuhe ausgezogen haben, beim Tanz auf ihre Rechnung. Hoffen wir, daß nächstes Jahr der Festplatz für die Kinder ein idealer wird, da ja in neuester Zeit dem Spiel und zwar mit Recht, große Beachtung geschenkt wird und wo auch der Ball, der in der Schule vorhanden ist, verwendet werden könnte.
Calmbach, »3. Sept. (Korr.) Welch herrliche Fernsicht man auf dem Hengstberg zwischen Calmbach und Höfen (Rundweg VII von Calmbach aus) hat, konnten einige Herren von Calmbach und einige Fräulein von der Charlottenhöhe am Samstag nachmittag genießen. Crstere waren auf die Höhe gestiegen, um den Zeppelin, der etwa um 1 Uhr in Karlsruhe Eintreffen sollte, zu sehen, letztere machten in Begleitung einer Schwester einen Nachmittagsspaziergang und konnten sich eines ungläubigen Lächelns nicht enthalten, als ihnen gesagt wurde, daß die Möglichkeit vorhanden sei, von hier aus das Luftschiff zu sehen. Kaum einige Schritte weiter gelaufen, belehrte sie ein— „Hurra, da ist er!" — daß man, wenn man auf unseren Höhen spazieren geht, auch etwas sehen kann, sofern man Interesse hat. In der Tat stand die Riesenzigarre (die glücklicherweise vor dem 15. August nahezu fertiggestellt war, sonst wäre sie wohl erheblich kleiner geworden), ihr oberer Teil von der Sonne beschienen und daher in blendender Weiße strahlend, i» geringer Höhe über dem Höhenzug des Albtales. Mit unbewaffnetem Auge konnte deutlich gesehen werden, wie sich die Spitze immer von Zeit zu Zeit wieder senkte und an der Veränderung der Länge konnte konstatiert werden, daß das Luftschiff verschiedene Schwenkungen ausführte. Dies geschah in der Zeit von 2.20 bis 2.30' und mit den Besuchern der Stadt Karlsruhe verglichen, wurde dieses Manöver direkt über dieser Stadt ausgeführt. Kurz vor 3 Uhr stand das Schiff in gleicher Höhe mit dem Turmberg in Durlach und muß daher schon weit über Karlsruhe hinaus gewesen sein. Auch die jetzt immer gleich bleibende Lage des Schiffes zeigte uns, daß dasselbe in schnurgerader Richtung weiterzog. lieber eine volle Stunde hatten wir dieses für uns Bewohner des nördlichen Schwarzwaldes seltene Vergnügen, das Luftschiff des Bodensees von unseren Bergen aus zu schauen und wenn es nüchstesmal wieder in die Karlsruher Gegend kommt, werden wir, was der Zweck dieser Zeilen soll, und noch viele Leute unserer Gegend dort oben auf den Zeppelin warten.
Altensteig, 9. Septbr. Bezüglich der in der Nagold wuchernden Wasserpflanze teilte die Gesellschaft der Naturfreunde Kosmos in Stuttgart dem hiesigen Stadtschultheißenamt folgendes mit: Die eingesandte Wasserpflanze ist Holockoo. (Lloäoa) canaäonsis, die sogenannte „Wasserpest". Sie wurde vor mehr als vierzig Jahren nach Europa eingeschleppt und hat besonders in Deutschland zeilenweise alle kleineren Flüsse und Teiche durchwuchert. Vor ca. '20 Jahren z. B. hat sie in Schlesien die Karpfenteiche fast völlig ausgefüllt. Alle Versuche, sie zu vertreiben und auszurotten, waren vergeblich, obwohl namhafte Gelehrte und Sachverständige herbeigezogen wurden. Fast durchweg verschwindet die Pflanze nach einiger Zeit spurlos, weil anscheinend durch die Verwesung und Ablagerung der absterbenden Teile die Lebensbedingungen für ein Weiterwachsen ungünstig werden. Die preußische Regierung hat vor langer Zeit eine Broschüre über die Wasserpest herausgegeben. Irgendwelche Mittel zur Vertreibung gibt es unserer Erfahrung nach nicht, das einzige ist Ausreißen und Ausbaggern. Wie in den meisten Fällen, so werden auch sie die Gefahr überschätzen. Jedenfalls steht fest, daß die Wasserpest auch aus der Nagold nach Ablauf von einiger Zeit verschwinden bezw. bis auf einen ganz geringen Rest zurückgedrängt werden wird. — Prof. Sieglin in Hohenheim-Stuttgart hat sich in einem Gutachten ähnlich ausgesprochen.
Pforzheim, 14. Sept. Eine am Freitag abend im „Tivoli" tagende, von über 200 Holzarbeitern besuchte Versammlung beschloß, am Samstag den 11. Sept. allgemein die Kündigung einzureichen. Wird in der Kündigungszeit eine Einigung erzielt, soll diese als ungeschehen betrachtet werden. Ausdrücklich wurde in der Versammlung hervorgehoben,
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daß zu dieser Bewegung lediglich die Unternehmer durch ihre Vertragskündigung den Anlaß gegeben haben.
Vermischtes. ^
Heiteres vom Kaiserbesuch. Gelegentlich des Kaiserbesuches in Stuttgart dürfte folgendes heitere, aber wahre Stücklein Erwähnung verdienen. Kommt da ein Bäuerlein vom Unterland in seiner kleidsamen Tracht nach der Residenz und will allda den Kaiser sehen. Aber o weh, die Menschenmasse, die sich in den Straßen angesammelt hatte, war ungeheuer groß und unser Männlein schrecklich klein. Doch es wußte sich zu helfen. Und da es in Stuttgarts Straßen keine Feigenbäume fand, auf die es hätte wie dazumal Zachäus klettern können, ' kaufte es sich ein leeres — Heringsfaß. Dieses schleppte es in die . . . straße, wo ihm bedeutet wurde, hier fahre der Kaiser durch. Hochbefriedigt kletterte es, dort sein Pfeifchen schmauchend, auf das Faß und harrte der Dinge, die da kommen würden. Die Menschenmenge wird immer größer und als gar das spalierbildende Militär anrückt, wird das Gedränge fast unheimlich, so daß manche unser Bäuerlein auf seiner „Tribüne" beneiden.
Da — auf einmal das Kommando „Stillgestanden I Rückwärts richt Euch!" Immer mehr drängt man das Publikum zurück. Auch an das Faß drückt und lehnt man sich, was zur Folge hat, daß seine Fasson sich bedenklich verändert. Doch was tut's. Schon hört man Hoch- und Hurrarufen, die Truppen treten ins Gewehr. Da — ein Knacken und bums — verschwindet der gute Mann samt seiner Pfeife im Faß, derweil S. M. der Kaiser unter brausendem Jubel vorbeifährt. „Jetzt hon i g'moint, i sieh ebbes, no hon i glei gor nix gseah!" sagt der gute Mann und krabbelt unter stürmischem Gelächter aus seinem Faß.
Eine zeitgemäße Anekdote. Wie aus Wien gemeldet wird, erzählte dieser Tage der berühmte Charakterdarsteller Dr. Tyrolt in Freundeskreisen folgende Anekdote: „Als ich im Jahre 1899 im Hoftheater zu Stuttgart ein Gastspiel absolvierte, saß ich an der gemeinsamen Tafel im Hotel Marquardt. In einer Ecke des Speisesaales fiel mir ein äußerst lebhafter alter Herr auf, der mehreren Offizieren etwas zu demonstrieren schien. Ich fragte meinen Tischnachbar, ob er den Herrn kenne. Darauf antwortete mir der biedere Schwabe, indem er mir im Tone gutmütigen Bedauerns zuflüsterte: „Dös isch e Narrl — Ein Graf Zeppelin! — Der guate Mann moint, er könnt durch die Luft fahre!"
Graf Zeppelins Reiterstück im Liede. In diesen Tagen, wo der Name Zeppelin in aller Mund ist, wird es auch interessieren, daß das berühmte Reiterstück des Grafen im deutsch-französischen Kriege bereits vor mehr als 30 Jahren seinen Sänger gefunden hat. Friedrich Theodor Bischer hat in seinem Heldengedicht „Der deutsche Krieg" dem Grafen Zeppelin folgende drei Strophen gewidmet, aus die ein Leser der „Neuen Freien Presse" aufmerksam macht:
Labung war in dieser Schwüle
Vor dem großen Heldenspiele Jeder Streifzug, welchen kühn Angeführt Graf Zeppelin.
Daß bei so verweg'nem Ritte
Er doch aus der Feinde Mitte Mit dem Leven kam davon,
War ein gutes Vorspiel schon.
Selbst nach so viel großen Schlachten
Die uns so viel Siege brachten.
Sieht man heut' noch gern zurück Auf dies flotte Reiterstück.
Dreisilbige Charade.
Als Notenpaar die erste jeder kennt.
Mit Mahl vereint, ein Mann ist's, was sie nennt. Folgt ihr ein Stern, so ist sie niemals heut;
Doch spricht sie stets von jüngst vergang'ner Zeit. Wenn jemand will vereint die letzten sehn Als Stadt, so muß er nach Hannover gehn.
Das ganze Rätselwort ist allbekannt.
Sein Sinn ist: Ufergegend, Meeresstrand.
Auflösung des Doppelsinn-Rätsels in Nr. 146. Gericht — Erich.
Auflösung des Rätsels in Rr. 146.
Zeus — Suez.