von Gesellenstücken wurden in 12 Städten des Kammerbezirks veranstaltet und gut besucht. Die Gesamtkosten der Prüfungen betragen auf den Kopf des Prüflings durchschnittlich Mk. 3.93, zusammen bei 1445 Prüflingen Mk. 5306.. Zur Frühjahrs- Meisterpfrüfung haben sich insgesamt 219 Kandidaten gemeldet, wovon 189 die Prüfung bestanden, 12 be­standen die Prüfung nicht, 18 erschienen nicht zur Prüfung bezw. ließen sich auf einen späteren Termin zurückstellen. Zur Vorbereitung auf die Prüfung hat die Kammer in rascher Folge 3 Vorbereitungskurse veranstaltet; im Bezirk fanden solche Kurse noch in Rottweil, Reutlingen, Freudenstadt, Nagold, Haiter- bach, Tuttlingen und Tübingen statt. Auf Grund einer von der letzten Vollversammlung verlangten Aufstellung über die Kosten der hauptamtlichen Ver­setzung des Beauftragtendienstes wird nach lebhafter Debatte die Anstellung eines Berufsbeauftragten im Hauptamt beschlossen und dem Vorstand Vollmacht zur provisorischen Besetzung der Stelle, sowie zur genauen Abgrenzung der einzelnen Bezirke erteilt. Der vom Vorstand vorgelegte und vom Sekretär erläuterte Entwurf des Haushaltplans 1909/10 wird von der Vollversammlung ohne Aenderung ange­nommen. Trotzdem eine Erhöhung des Betriebs­kapitals und die Einstellung einer bestimmten Summe zur Ansamlung eines Reservefonds nötig war, wird eine Steigerung der Umlagesumme nicht stattfinden. Nach Behandlung einiger aus der Mitte der Ver­sammlung zur Sprache gebrachten Einzelfälle schloß der Vorsitzende die Vollversammlung mit Dankes­worten an den Staatskommissar und die Mitglieder. Außerhalb der Tagesordnung kam Regierungsrat Dr. Abele noch auf die bevorstehenden Kammer­wahlen zu sprechen und beseitigte in verständlicher Weise einige hierüber aufgetauchte Zweifel.

Alpirsbach, 20. August. Heute nacht wurde der im Mittelpunkt der Stadt gelegene, weithin be­kannte Gasthof zumLöwen" (Post) des Kloster­brauereibesitzers Karl Glauner vollständig in Asche gelegt. Das Feuer brach gestern abend kurz vor 8 Uhr im Dachstock des Hauses aus und verbreitete sich von dem mit großen Futtervorräten angefüllten Hinterhause mit rasender Schnelligkeit über das ganze stattliche Gebäude, von dem gegen Mitternacht nur noch die Grundmauern standen. Beinahe die gesamte Fahrnis wurde ein Raub der Flammen; nur Pferde und Rindvieh konnten noch aus ihren Ställen entfernt werden. Der Gebäude- und Mo­biliarschaden ist sehr beträchtlich. Schwer bedroht waren die beiden stattlichen Nachbargebäude, die Werner'jche Anstalt und das Gasthaus znmEngel". Es liegt ohne Zweifel Brandstiftung vor.

Das 2 jährige Söhnchen der auf Besuch in Neckargartach weilenden Frau Förschler aus Birkenfeld stand am Straßenrand, als ein mit Getreide beladenes Fuhrwerk ihm nachkam, das Kind erfaßte und überfuhr. Das Hintere Rad drückte dem Kind den Brustkorb ein. Nach einigen Stunden ist es gestorbe n.

Aus ^taSt. Bezirk uns Amgedung

Seine Majestät der König hat den Bahn­meister König in Neuenbürg nach Gmünd versetzt, den Oberpostassistenten Lutz in Neuenbürg zum Postsekretär und den Eisenbahnpraktikanten I. Kl. Neher zum Oberbahnassistenten in Neuenbürg ernannt.

Eine Kanzleiassistentenstelle bei der General­direktion der Staatseisenbahnen wurde dem Stations­kassier Haas in Wildbad übertragen. Ferner wurde je eine Eisenbahnassistentenstelle in Roten­bach dem Eisenbahngehilfen Marquart, in Wildbad dem Eisenbahngehilfen Josef Weber II, in Pforzheim dem Eisenbahngehilsen Epple übertragen.

Wildbad, 20. Aug. (Aus der Sitzung der Gemeindekollegien vom 16. August.) Nachdem die Generalversammlung der Bergbahngesellschaft vom 2. Aug. 1909 die von der Stadt vorgeschlagene Vereinbarung über Aenderung des Vertragsverhält­nisses zwischen Stadt und Bergbahn nicht angenommen hat, wird die Stadtgemeinde, zufolge Beschlusses der bürgerl. Kollegien vom 29. Juni d. I., die Aktien der Bergbahn im Betrage von 200000 Mk. auf 31. Dezember ds. Js. zum Nennwert erwerben bezw. das Bergbahnunternehmen mit allen Aktiven und Passiven in eigene Verwaltung übernehmen. Die zur Uebernahme der Bahn nötigen Schritte sind deshalb nunmehr einzuleiten. Vor allem handelt es sich um Aufbringung der erforderlichen Gelder, näm­lich zur Erwerbung der Aktien zum Nennwert 200 000 Mk., zur Ablösung der auf der Bahn ruhenden Hypotheken unter Berücksichtigung der Ab­schreibungen pro 1909 noch restliche 200000 Mk.,

zus. 400 000 Mk. Von den Gemeindekollegien wird einstimmig beschlossen, diese Summe durch ein in 80 Jahreszielern rückzahlbares Anlehen von 400 000 Mk. zu beschaffen und hiewezen mit verschiedenen Geldinstituten in Unterhandlung zu treten. Das Kinderfest soll auch Heuer wieder, wie in früheren Jahren, auf dem Windhofe abgehalten werden, und zwar am Donnerstag den 2. September d. I. Die erforderlichen Mittel werden hierzu aus der Stadl­kasse verwilligt.

Schwann, 19. Aug. Nahezu 4 Wochen war hier imAdler" eine Ferienkolonie aus Stutt­gart (27 Mädchen) unter Führung ihrer Lehrerin. Neu gestärkt und mit schönen Erinnerungen an ihren Schwarzwaldaufenthalt bereichert, sind unsere Kolo­nisten am Mittwoch auf bekränztem Leiterwagen unter frischem Gesang zum Bahnhof Neuenbürg gefahren, um von dort aus wieder nach Hause zu kommen.

Pforzheim, 20. August. In der Schneider­werkstätte eines hiesigen Konfektionsgeschäfts stritten sich gestern zwei Schneidergesellen im Scherz. Dabei hielt der eine dem andern einen Revolver vors Gesicht und drückte die, wie er glaubte, nicht geladene Waffe ab. Ein Schuß entlud sich aber und die Kugel drang dem Schneidergesellen namens Hilden­brand in den Kopf. Der Verletzte wurde ins Spital gebracht, doch dürfte er mit dem Leben davonkommen.

Eingesandt.

NeuenbürgSommer- u. Winterlustkurort?"

Von F. B. Kleiner, Stuttgart.

Wer immer unseren lieben, württembergischen Schwarzwald besucht, sei es, um im schönen Freuden­stadt, oder in dem weltbekannten Wildbad, in dem reizend gelegenen Herrenalb, oder im welt­entlegenen Enzklö sterle, auf de: luftigen Höhe von Dobel, oder im Bade von Liebenzell Ruhe und Erholung zu suchen, eines darf er nicht ver­gessen, des Enztales Kleinod, Neuenbürg.

Noch sehe ich es vor mir liegen, hingebettet in grüne Wiesen, durchrauscht von der arbeitsfrohen Enz, beschützt von seinen waldbekrönten Bergen, die doch allesamt auf schönen Wegen leicht zu erreichen sind. Und dann die reizenden Ausflüge in die engere und weitere Umgebung, vom Schloßberg nach Waldrennach, dem grotesken Angelstein und der Einsiedelei des Größeltalhofs, oder jenseits hinaus über Gräfenhausen, Arnbach, Schwann, Den­nach, Dobel. Das sind nur Erinnerungsblitze, wie sie eben geschwinde auftauchen. Wer dieses liebliche Bild einmal recht geschaut, der wird es nie vergessen.

Nicht ein großes Leben, wie in Wildbad, aber ein ganz eigenartiger, intimer Reiz hat Neuenbürg seinen Zauberkuß auf die Stirne gedrückt, es gerade zu dem machend, was es ist, eine Perle. Nun ist aber die Stadt selbst, infolge der zu großen Nähe der Sensensabriken mit ihrem Gehämmer nicht der eigentliche Ruheport. Anders! dagegen ists mit der Gegend der Wilhelmshöhe, wo das herrliche Bezirks­krankenhaus thront. Hier sind alle Bedingungen für einen ausgedehnten Luftkurbetrieb für Sommer und Winter geschaffen und dieses Kapital sollte m. E. umgetrieben werden. Da ist in ein paar Schritt blähe der Wald und gute Straßenverbindungen nach allen Richtungen. Hierher dringt nur noch wie von ferne das Klopfen der Hammerwerke; ozonreiche Luft atmet unsere Lunge und erquickende Ruhe lagert rings umher. Dazu kommt für die Winter­saison der Umstand, daß die herrlichsten Rodelbahnen in allernächster Nähe zu finden sind und die präch­tigen Straßen zu herrlichen Schlittenpartien laden. Das alles aber bleibt so lange Illusion, als eine Verneinung der Bedürfnisfrage bei einem Etablisse­ment, wie dem Kurhaus Tannenburg, möglich ist, das man nur der Sommersaison gestattet und dabei noch das Tagesrestaurant verbietet. Dieses Ver­hängnis sollte doch durch Aufhebung der Kausalitäten endlich beseitigt und die Frequenz Neuenbürgs durch derartige Vorkommnisse nicht gewaltsam herabge­mindert werden. Ich stehe nicht an zu sagen, daß, als ich das neue Krankenhaus auf seiner luftigen Höhe stehen sah, ich wünschte, es möchte ein Kurhaus sein, und bin überzeugt, ein zweiter Palmenwald am hiesigen Platze würde dieselben Ergebnisse zei­tigen, wie in dem ferner liegenden Freudenstadt. Um aber Neuenbürg dahin zu bringen, ist es not­wendig, daß sich sowohl die Geschäftsleute als Pri­vate vor Augen halten, daß mit dem sich steigernden Fremdenverkehr auch der Konsum in die Höhe geht, der Umsatz ein größerer wird, der Geschäftsmann gewinnt und dadurch auch der Gemeindewohlstand

sich hebt, was wieder dem Einzelnen sowohl, als der Gesamtheit zugute kommt. Von diesem Gesichts­punkte aus betrachtet, wird es die Stadtverwaltung in Zukunft gewiß nicht an den nötigen Schritten fehlen lassen, zum Wohls der Gesamtgemeinde Neuenbürg. Ebenso aber wird die Bürgerschaft in dieser für ihre Stadt so überaus wichtigen Ange­legenheit nicht versäumen, entsprechende Stellung zu nehmen und gegen etwaige Widerstände zu behaupten.

So schließe ich denn mit dem herzlichen Wunsche, es lebe, blühe und gedeihe unser liebes Neuenbürg, Sommer- u. Winterluftkurort, die Perle des Enztals l

Gruß an Neuenbürg!

Da liegst du, eine kleine Perle, Smaragdumsäumt vom Tannenwald,

Gefaßt in den Krystall der Fluten Der Enz, die neckarabwärts wallt.

Rubinen leuchtet von den Höhen So manches liebe, traute Dach,

Ein wunderbarer Türkis, blicket Der Himmel in mein still Gemach.

Und wo das Auge hin ich wende,

Allübrall wogts von Duft und Glanz

In reinrem Golde strahlt die Sonne,

Der Mond im Sternensilberkranz.

Lebt wohl! ihr Berge, Wälder Auen,

Ihr Wasser, die zu Tale fliehn,

Ihr lieben Freunde, die nun auch zu Den heimischen Pennalen ziehn!

Leb Wohl! du holder Erdenwinkel,

Der mir ein süß Asylium ward.

Ich habe dir in meinem Herzen Ein lieb' Gedenken treu bewahrt!

Und wenn einst in der Flucht der Zeiten Ein neuer Sommer zieht ins Land,

Dann will der Arbeitshaft entflieh» ich.

Zu dir die Schritte hingewandt.

Dann grüß ich dich, wie deine Schwalben,

In alter Lieb, in alter Treu

Mit einem frohen: Gott zum Gruße!

Mein liebes Neuenbürg aufs neu!

LtuttZsrt. KrieUr. Lernk. Kleiner.

PLiMischrssI "

Das verschluckte Gebiß. Unter eigenartigen Umständen ist unlängst ein 27jähriger Handwerker in Stuttgart von einem Gebiß, das er im Schlaf verschluckt hatte, befreit worden. Der Mann trug seit einiger Zeit eine Zahnplatte. Von den 5 Zähnen war einer abgebrochen, die Platte war auseinander­gebrochen und von dem Mann wieder zusammen­gebunden worden. Mitten in der Nacht erwachte er an Schmerzen in der Brust und vermißte sofort sein Gebiß. Bei der ärztlichen Untersuchung am andern Abend wurde mittels Röntgenbeleuchtung konstatiert, daß die Platte sich in der Speiseröhre in einer Tiefe von 25 Zentimeter festgesetzt hatte. Nach der durch den Arzt vorgenommenen Sondierung der Speiseröhre gab der Mann auf einmal an, er spüre jetzt nichts mehr: die Platte war in den Magen hinabgerutscht und konnte dort wieder mit dem Röntgenschirm festgestellt werden. Der Mann wurde nun entlassen mit der Anweisung, möglichst viel Brei zu essen. Am übernächsten Tag, nach etwa 60 Stunden, wurde dann mit Hilfe von Rizinus das Gebiß auf dem natürlichen Weg zutage gefördert. Es bestand aus einem größeren, vier­einhalb Zentimeter langen und zweieinhalb Zentimeter breiten, und einem kleineren (etwa 3,3 Zentimeter und 2 Zentimeter) Teil mit verschiedenen stumpfen und nadelförmig-spitzigen Hacken. Durch das zu­fällige Hinabgleiten des Gebisses in den Magen ist dem Mann das Herausholen nach oben erspart geblieben, was bei einem so scharfkantigen und stacheligen Fremdkörper wohl nicht ohne weitere Verletzungen der Schleimhaut der Speiseröhre möglich gewesen wäre.

In Wirtschaften mit starker Viehhalt­ung erzielt man besonders gute Ernten, wenn die reichlich mit Stallmist gedüngten Felder eine Bei­düngung mit Thomasmehl erhalten. Stallmist ist ja bekanntlich phosphorsäurearm. Beim Winter- getreide wird durch eine derartige Phosphorsäure­zufuhr neben höheren Erträgen die Ausbildung von schwereren Körnern erzielt, abgesehen davon, daß eine Thomasmehldüngung auch mit dazu beiträgt, dem bei reichlicher Stallmistdüngung leicht ein­tretenden Lagorn vorzubeugen.

NM" Hiez« zweite- Blatt. -Mg