Kus Staöt, Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg, 30. Juli. Ueber die Auslegung des tz 39 Abs. 2 der Beleuchtungsmittelsteuer ist in den beteiligten Kreisen Unsicherheit vorhanden. Wie der Verein zur Wahrung gemeinsamer Wirtschaftsinteressen der deutschen elektrotechnischen Branche auf Grund von Erkundigungen an zuständiger Stelle mitteilt, hält man im Reichsschatzamt an der Auffassung fest, daß nicht nur Hersteller und Wiederverkäufer von steuerpflichtigen Beleuchtungsmitteln, die am 1. Oktober ds. Js. sich in ihrem Besitz befindenden außerhalb der Herstellungsbetriebe und Zölle vorhandenen Bestände von steuerpflichtigen Beleuchtungsmitteln nachzusteuern haben, sondern daß auch die Bestünde für die Konsumenten nachzusteuern seien, soweit sie nicht dem eigenen Haushalt des Besitzers dienen. Unter dem Begriff „eigener Haushalt des Besitzers" sei lediglich der Privathaushalt, nicht etwaige dazu gehörige Gewerbebetriebe zu verstehen. Ebenso seien von der Nachsteuer nicht befreit die für öffentliche Zwecke, wie z. B. für die Beleuchtung öffentlicher Straßen und Plätze, bestimmten Beleuchtungsmittelvorräte von Kommunalverwaltungen, staatlichen Behörden usw. Auch die fielen nicht unter den Begriff „eigener Haushalt des Empfängers", auch wenn sie im „Haushaltsplan" der Verwaltungen zur Verrechnung gelangten. — Die Konsumenten haben bekanntlich bei ihren Bedarfsartikeln nicht nur den Steueraufschlag zu zahlen, sondern auch den Ausschlag der Fabrikanten und Händler. Ein Zigarrenhändler erhielt auf seine Bestellung bei der Zündholzfabrik Bauer u. Schönenberger in Schnellingen bei Haslach im Kinzigtal die folgende Postkarten-Antwort: „Erste Badische Zündholzfabrik. Schnellingen bei Haslach i. K., 27. Juli 1909. Es ist uns nicht möglich, auch nur den kleinsten Teil der einlaufenden Aufträge zu erledigen und können wir uns deshalb für weitere Lieferungen nicht binden. Bad. Flachhölzer kosten 22 Mk. pro 100 Pakete (evtl, sogleich Antwort), billige Schweden ausverkauft bis 1. Oktober. Unverbindliche Lieferzeit! Hochachtend I Erste Badische Zündholzfabrik
— Badenia Senffabrik. Bauer u. Schönenberger."
— Früher hat man Schweden für 8 Mk., Flachhölzer für 12 Mk. gekauft, Jetzt gibts Schweden überhaupt nicht mehr und Flachhölzer kosten 22 Mk., also 10 Mk. mehr. Und das ohne Steuer und zwei Monate vor dem 1. Oktober.
U.-1L. Neuenbürg, 27. Juli. Besucher der Kaiserparade am 7. September auf dem Cann- statter Wasen machen wir besonders darauf aufmerksam, daß sie gut tun werden, sich schon jetzt einen Platz auf der Zuschauertribüne zu sichern. Denn der zu erwartende Zuzug wird stärker denn je sein und es ist mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß wie früher die Plätze schon anfangs September ausverkauft sind. Der Erbauer der Tribüne, Hofwerkmeister Hangleiter-Stuttgart, nimmt schon jetzt Vormerkungen auf Karten entgegen, die bereits vom 9. August an abgegeben werden. Ausgegeben werden Karten zu 3, 5 und 8 Mk.
Von der Post. Unser Verkehrsministerium hat soeben für den bei der Generaldirektion der Posten und Telegraphen eingerichteten Ausschuß zur Oeff- nung unbestellbarer Postsendungen eine Dienstanweisung ausgegeben, deren Inhalt für weitere Kreise insofern von Interesse ist, als damit die reichsgesetzlich gewährleistete Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses bei der amtlichen Oeffnung der Postsendungen sicher gestellt werden soll. Bekanntlich haben die schmachvollen Verletzungen des Briefgeheimnisses, die mit Wissen und auf Veranlassung auch der deutschen Regierung zur Ueberwachung der politischen Vorgänge im 17. und 18. Jahrhundert an der Tagesordnung waren, zu der Forderung geführt, daß der Schutz des Briefgeheimnisses eine besondere staatsrechtliche Anerkennung erfahre. Erst in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das Postgeheimnis als unverletzlich erklärt und mit strafrechtlichem Schutz umgeben. Ausnahmen von der Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses bei strafgerichtlichen Untersuchungen und in Konkursfällen sind gesetzlich sestgelegt. — Um nun die große Zahl von unbestellbaren Briessendungen und Paketen tunlichst den Absendern oder Empfängern zuzustellen, treten nach der genannten Dienstanweisung an den ersten drei Tagen jeder Woche zwei zur Beobachtung strengster Verschwiegenheit noch besonders verpflichtete Postbeamte, zur Oeffnung jener Sendungen zusammen. Dabei ist zur Beruhigung des Publikums vorgeschrieben, daß die Beamten das Oeffnen der Sendungen gemeinsam vorzunehmen und bei Briefen lediglich von der Unterschrift und dem Ort Kenntnis zu nehmen, sich aber jeder weiteren Durchsicht des
Inhalts zu enthalten haben. Bestehen Unterschrift und Ortsname aus Schriftzeichen, die den Beamten fremd sind, so wird von der Generaldirektion ein Sachverständiger bestellt, dem aber Einsicht in den Inhalt der Briefe nicht gewährt wird. Briefsendungen mit wertlosem Inhalt, die nicht angebracht werden können, werden nach dreimonatlicher Lagerung durch Feuer urkundlich vernichtet, während Briefe mit Zeugnissen, Urkunden rc. bis zu 3 Jahren aufbewahrt werden. Verkäufliche Sachen werden nach Ablauf von 9 Monaten nach vorausgegangener Bekanntmachung im StaatsanzHger vom Eisenbahnfundbureau öffentlich versteigert.
Herren alb, 29. Juli. Den Eintritt in die Hauptsaison kennzeichnen die festlichen Veranstaltungen zur Unterhaltung der Kurgäste. Mit besonderer Freude begrüßen letztere die elektrische Beleuchtung, die das nächtliche Straßenbild und vor allem 'die Promenadenkonzerte im Kurpark an den prächtigen Sommerabenden verschönt. Das bevorstehende Feuerwerk mit Beleuchtung sämtlicher Kuranlagen verdient die Beachtung unserer Gäste in erster Linie. Die Besucherzahl stieg nach der letzten Kurliste auf 3665.
Herrenalb, 29. Juli. Eine eigenartige Schwarzwaldwanderung führen gegenwärtig 15 Gymnasiasten aus Wiesbaden aus. Dieselben sind alle mit Zelten, Kochgeschirr usw. ausgestattet, um immer im Freien lagern zu können. Hier nächtigten sie in einer Scheune und am Morgen zogen sie mit Guitarrespiel und Gesang weiter. Ihr Endziel ist der Feldberg.
Dobel, 29. Juli. Forstwart Zehnter hörte gestern abend einen Schuß an der Grenze fallen und ging nach der Richtung, aus welcher der Schuß gefallen war, auf die Suche. Bald darauf fiel ein zweiter Schuß. Der Beamte fand nun zwei Reh- gaisen, die von den Jungen weggeschossen waren. Er konnte aber auch des Schützen habhaft werden. Bekanntlich haben jetzt Rehgaisen und Kitzen Schonzeit. (Pf. A.)
Unter den gemeinnützigen Vereinen steht nach Bedeutung und Wichtigkeit der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke mit in vorderster Reihe. Es verdienen daher einige Mitteilungen aus seinem Jahresbericht 1908 weitere Beachtung. Der Verein dient seiner Hauptaufgabe, der Aufklärung über die Gefahren des Alkoholmißbrauchs, wie durch Wort und Schrift, so besonders auch durch zahlreiche Eingaben an Behörden, Körperschaften und Vereine. Die Hauptarbeit des letzten Jahres galt dem Kampfe gegen den Krebsschaden der Animierkneipen. Hierbei gehen die großen deutschen Gastwirtsverbände mit dem Verein ganz Hand in Hand. Sodann wurde u. a. der umfassende Versuch gemacht, die Krankenhäuser und Strafanstalten, die ja notorisch beständig zu eine«: großen Teil von Alkoholikern gefüllt werden, zur Förderung der Bestrebungen aufzurufen. In vielen Zuchthäusern und Gefängnissen wurden die wissenschaftlichen Wandtafeln des Vereins zur Alkoholsrage unter die Lehrmittel eingereiht. Der Verein besitzt jetzt eine eigene Wanderausstellung über den Alkoholismus. Von seinen populären grünen Belehrungskarlen wurden 1908 über eine Million, von der Schrift „Alkohol und Wehrkraft" 225000 Stück (Heer und Marine) verbreitet. Das Netz der Bezirksvereine ist engmaschiger geworden: es sind deren jetzt über 180; die Gesamtzahl der Mitglieder hat 32 000 überschritten. — Der Neuenbürger Bezirksverein zählt 60 Mitglieder und 36 Anhänger. — Die diesjährige Hauptversammlung des Vereins wird vom 13.—16. September in Nürnberg abgehalten werden.
Neuenbürg, 31. Juli. Auf dem heutigen Schweinemarkt, welchem 48 Stück Milchschweine zugeführt waren, kostete das Paar 30—40 Mk.
O^mischres»
Ein Krokodil in einer Pariser Straße. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ereignete sich ein aufsehenerregender Zwischenfall dicht bei dem Pariser Bahnhofe von Saint Lazare. Ein schwerer Rollryagen transportierte beim Bahnhof von Saint- Lazare zwei gewaltige Holzkisten über das holperige Pflaster. Bei einem besonders harten Stoße, den der Wagen erlitt, glitt die eine Kiste herunter und zerbrach. Aus den Trümmern arbeitete sich nun zum allgemeinen Entsetzen der Passanten ein mächtiges Krokodil hervor, das nach ein paar Augenblicken der Verblüffung ganz ruhig den Weg durch die Rue -'Amsterdam einschlug. Wildes Angstgeschrei ertönte, und die Straßenpassanten flüchteten. Ein beherzter Mann wagte sich schließlich bis auf
etwa 20 Schritte an das Ungetüm heran und gab aus einem Taschenrevolver 5 Schüsse auf das Tier ab. Die Kugeln prallten von dem harten Panzer des Krokodils ab, verletzten jedoch zum Glück niemand. Unterdes waren Schutzleute eilends nach dem Güterbahnhofe gelaufen und hatten dort handfeste Stricke requiriert, mit denen sie das sich durchaus nicht sträubende und anscheinend sehr gutmütige Tier banden und wieder auf seinen Wagen wanden, der es dann nach dem Jahrmärkte von Neuilly vor den westlichen Toren der Hauptstadt brachte.
Jmmertragende Erdbeere „Perle". Bisher schon waren immertragende Erdbeeren sehr beliebt weil sie im Garten wenig Raum beanspruchten und deshalb als Einfassungspflanzen Verwendung fanden, aber auch deshalb, weil sie vor allem im Herbste noch durch ihre würzigen, wohlschmeckenden Früchte sich auszeichneten. Jeder Erdbeerfreund wird die bekanntesten, älteren Sorten „St. Anton", „St. Josef", „Louis Gauthier" und „Constante Föconde" kennen. Neuerdings ist von der Firma F. C. Heinemann in Erfurt eine Kreuzung unter dem Namen „Perle" in den Handel gebracht. Sie besitzt die guten Eigenschaften ihrer Eltern, nämlich die Fruchtgröße und Widerstandsfähigkeit der „Louis Gauthier" und die schöne Färbung und Ertragsfähigkeit der „Constante Föconde". Die Früchte sind als immertragende sehr groß, leuchtend-karminrot gefärbt und tragen sich auf kräftigen Stielen frei über dem Laube. Die beste Pflanzzeit für Erdbeeren sind die Monate August und September. Das kühlere, feuchtere Wetter und die nächtlichen Taue wirken sehr befördernd auf das Anwachsen der Pflanzen. Nach der Pflanzung achtet man darauf, daß der Boden stets genügend feucht gehalten wird, und überbraust sie an trockenen und Hellen Tagen am Abend. Man sorgt dafür, daß das Unkraut nicht aufkommt, und hält den Boden durch öfteres Hacken locker. Für den Winter bedeckt man die Pflanzen am besten mit Tannenreisig, das im zeitigen Frühjahr entfernt werden muß. Im nächsten Frühjahr reinigt man jede Pflanze von den abgestorbenen Blättern, lockert den Boden um den Stamm auf, gibt etwas natürlichen oder Gartendünger und begießt nach Bedürfnis, bis sich die Pflanzen zu entwickeln beginnen. Beim Herannahen der Fruchtreife bedeckt man die Beete mit Sägespühnen und verhindert so, daß die Früchte, besonders bei Regenwetter, beschmutzt werden. Auch erhält der Boden eine stets gleichmäßige Feuchtigkeit.
Das Sauerwerden der Milch bildet während der warmen Tage den steten Aerger der Hausfrau, die nicht immer genau abmessen kann, wieviel Milch gerade gebraucht wird. Allerdings ist die Milch auch zum Kaffee schon bei geringem Umschlagen nicht mehr verwendbar. Dagegen hilft das Beimischen von ein wenig doppelkohlensaurem Natron, was noch dazu der Frische der Milch dient und sie als Sommergetrünk geeigneter macht; außerdem bewahre man sie im Keller auf. Vielen aber ist die saure Milch ganz besonders schmackhaft. Sie ist auch leichter verdaulich, als die süße Milch, da die durch den Lufteinfluß entstehende Säure das Milcheiweiß in eine Art Käse umwandelt und dadurch der Magensüure diese Arbeit erspart; also hat die saure Milch schon einen Verdauungsprozeß durchgemacht. Dadurch, daß dabei noch eine gelinde Gärung eintritt, wirkt sie erfrischender als süße Milch, wird also zum Genuß für den Sommer geeigneter. Auf jeden Fall werden die guten Eigenschaften der sauren Milch noch nicht im verdienten Grade gewürdigt. Sie könnte zur wohltuenden Abwechslung der Sommerspeisen viel mehr in Gebrauch kommen.
sScheinbarer Widerspruch s „Franz hat jetzt eine kleme Dachkammer bezogen." — „„Wie ist es denn nur möglich, daß der so weit herunterkommen konnte?!""
sBayreuth und die kleine Berlinerin.) „Wohin geht ihr denn, Mama?" — „„Ins Theater."" — „Was ist denn dort zu sehen?" — „„Parzival, mein Kmd."" „O, da möcht ich auch mit; ich habe noch nie ein richtiges Luftschiff gesehen!"
Rätselhafte Inschrift.
Auflösung des Sinn-Rätsels i» Nr. 118. Alles.