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^ 122 . Amts- und AnzeigeötaLt für den Mezirk Kakw. 78 . IMM?.
DrfchetnungLtage: Dienrtaz, Donnerstag, Bams- tag, Sonntag. JnsertionSpreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und vezirirorte; außer Lezirk 1L Pfg.
Donnerstag, den 6. August 1903.
Abonnementsvr. in d. Stadt pr. Vierrelj. Mk. 1.16 incl. Träger!. Vierteljahr!. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orrs- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche HteLemnLmachrmge«.
An die Ortsbehörden für die Arb eiterversich erung.
Unter Hinweis auf den Erlaß des Vorstands der Versicherungsanstalt Württemberg, betreffend die Quittunaskarten für die Invalidenversicherung vom 10. Fevruar 1900 Nr. 306 (Min.-Amtsblatt S. 57) werden die Ortsbehörden zur Einsendung der iw avgelaufenen Vierteljahr an sie abgegebenen alten Quittungskarten veranlaßt.
Calw, 4. August 1903.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
Bekanntmachung.
Wegen Vornahme wasserbaulicher Arbeiten wird für die Zeit vom 10. August bis 5. September d. I. für die badischen Strecken der Enz und der Nagold die Floßsperre verhängt.
Zuwiderhandelnde werden auf Grund der 88 148 P. St.-G.-B. 4. Ziff. 1, Absatz 2, 18, 19, der Floßordnung für die Enz und Nagold vom 6. April 1889 bestraft.
Die Bürgermeisterämter der davon berührten Gemeinden haben dies in ortsüblicher Weise bekannt zu machen.
Pforzheim, 30. Juli 1903.
Großh. Bezirksamt.
G i e h n e.
getragenen Stücke und bei der Schönheit und Innigkeit der Vortragsweise ungeteilten Anklang und Beifall fand. Einheimische und Gäste hatten sich da vereinigt, um durch ihre musikalischen Leistungen einerseits der zahlreichen Zuhörerschaft einen edlen Genuß zu bereiten, andererseits dem hiesigen Verschönerungsverein uneigennützig unter die Arme zu greifen. Besonders erwähnenswert sind die künstlerischen Leistungen der Frl. Gustel Haarländer, die mit ihrer frischen Silberglockenstimme die Zuhörerschaft fesselte, dann die meisterhafte, verständnisvolle, dezente Klavierbegleitung von Fräulein Kurz und das außerordentlich gewandte melodiöse Violin- spiel des Herrn Tiedemann. Neben dieser Virtuosität der Gäste sind aber auch rühmend hsrvor- zuheben die Vorträge des einheimischen Kirchenchores, der hier zum erstenmal außerhalb der Kirchenmauern eine Feuerprobe, und zwar sehr gut bestanden hat, als gemischter Chor wie als Männerchor. Herrn Lehrgehilfen Motz, der sich in hervorragender Weise ebenfalls beteiligte als Klavierspieler, als Sänger und als Dirigent des Kircheuchors (letzteres in Vertretung des schon länger erkrankten Hrn. Schullehrer Götz), gebührt wie den übrigen Milwtrkenden für ihre Opferwilligkeit und Hingebung aufrichtiger Dank. — Möge der Verschönerungsverein den ihm zuerkannten Betrag praktisch und ästhetisch gut verwerten und unter anderem durch bengalische Beleuchtung der Ruinen die Toneffekte bald in Lichteffekte umsetzen, um so den Ohrenschmaus durch eine Augenweide dankend zu erwidern.
2 . Hirsau. Ein Konzert während der Saison ist eine hier längst zur stehenden Sitte gewordene Erscheinung, welche in die ländliche Ruhe und Stille unseres Kurplatzes eine wohltuende und angenehme Abwechslung bringt und von Einheimischen wie von Sommergästen stets dankbar begrüßt und geschätzt wird. Ist bei solchen Veranstaltungen manchmal nur Gelegenheit gegeben, die Kunst von mehr oder weniger berufenen Dilettanten zu bewundern, so mußte ein Programm, das die Namen
Die Herren Ortsvorsteher
werden hiemit aufgefordert, die Bestimmungen des
8 31 des Verw.-EdiktS über die Behandlung der Gemeindeausgabe« genauer zu beachten, wornach die Ausgaben der Gemeindekasse, sofern sie nicht zum Voraus bestimmt sind, nur dann geleistet werden dürfen, wenn die betreffenden Kostenzettel zuvor von dem Gemeinderat geprüft und zur Zahlung angewiesen worden sind.
Den Gemeindepflegern ist zu untersagen, undekretierte Kostenzetlel auszubezahlen.
Es Wird daher empfohlen, stets von Zeit zu Zeit, etwa alle 14 Tage, Sitzungen des Gemeinderats, eventuell unter Zuziehung des Bürger- ausschuffes abzuhalten, damit die Dekreturen rechtzeitig vorgenommen werden können.
Hievon ist den Gemeindepflegern unter Eintrag in das Schultheitzenamtsprotokoll Eröffnung zu machen.
Den Herren Berwaltungsaktuaren wird aufgegeben, von etwaiger Nichtbefolgung dieser Anordnung dem Oberamt unter Vorlage der undekrc- lierten Kostenzettel Anzeige zu erstatten.
Calw, 5. August 1903.
K. Oberamt. Voelter.
Cagesnemzkeiten.
Calw. Letzten Sonntag Vormittag 11 Uhr fand die Eröffnung der für unsere Stadt gar nicht unbedeutsamen Gemälde-Ausstellung statt. Dank dem Sammelfleiß einiger Kunstfreunde und dem Entgegenkommen hiesiger Familien ist dieselbe eine ungeahnt reichhaltige geworden. Es läge nicht im Interesse und Zweck des Unternehmens, schon heute eingehend darüber zu berichten, auch überlassen wir dies einer berufeneren Feder, wir möchten nur bemerken, daß das ganze Arrangement einen gediegenen sympatischen Eindruck macht und nicht verfehlen wird bei den vielen Fremden, welche gegenwärtig in unserem Tal sich aufhalten, die Stadt Calw in ein gutes Licht zu setzen. Der hiesigen Einwohnerschaft aber ist es eine gewisse Pflicht, diesen schönen im Interesse des Fremdenverkehrs gemachten Versuch aus allen Kreisen durch lebhaften Besuch zu unterstützen. Der Ausstellungssaal ist täglich von vorm. 10 bis 6 Uhr abends geöffnet, der Eintrittspreis beträgt 30 A
Hirsau. Am vorigen Freitag hatten wir hier eine musikalische Aufführung, welche bei der Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit der vor-
AikLhjNE^O» Nachdruckverboten.
Gr7eue.
Original-Roman von Irene v. Hellmuth.
(Fortsetzung.)
„Nein, nein, Susanne, das wirst du nicht/ widersetzte sich Kurt, „laß den Dingen ihren Lauf, „ich will nicht, daß Jsa irgendwie beeinflußt weide."
Susanne wandte sich ab.
„Immer das alte Lied/ sagte sie halb grollend.
Sie hätte den Bruder so gerne glücklich gesehen; das melancholische Gesicht, das er in den letzten Tagen zur Schau trug, tat ihr ordentlich weh, und sie beschloß. Jka alles zu sogen. Sie war fest überzeugt, daß die Freundin die treue, hingebende Liebe Kurts noch nicht erkannt hatte, daß man ihr deshalb die Augen öffnen mußte.
„Vielleicht/ so hoffte Susanne im Stillen, „kann ich ihm heute noch die beglückende Nachricht bringen, daß sein sehnlichster Wunsch sich erfüllen werde/
Kurt saß dann bei dem Brautpaar.
Kräftig schüttelte er dem zukünftigen Schwager die Hand.
„Mache Susanne glücklich/ sagte er, „nachdem sie auf das Wohlergehen der Verlobten angestoßen hatten, „sie besitzt alle Eigenschaften, die ein rechtes Weib haben muß/
VII.
Jsa hatte eine recht schlechte Nacht gehabt. Erst als der Tag graute, fiel
sie in einen leichten, unruhigen Schlummer, der ihr jedow kerne Erqu ckung vrachre- In allen Gliedern lag es ihr am Morgen wie Blei. Daran trug allerdings die hochgradige Erregung des vorhergehenden Abends die Schuld. Jsa hörte noch immer die leidenschaftlichen Worte, die ihr Herr v. Uttrecht ins Ohr geflüstert, fühlte noch den innigen Händedruck, mit dem er sich von ihr verabschiedet hatte. Sie wußte es, er würde ihr gern noch mehr gesagt haben. Aber es fehlte ihm die günstige Gelegenheit dazu. Jsa sah, wie er zornig die Lippen aufeinanderbiß, als Susanne wie eine Hüterin immer neben ihnen stand und nicht begreifen zu können schien, daß er nur auf den Moment wartete wo sie sich entfernte.
Aber das geschah nicht, und Herr v. Uttrecht mußte sich damit begnügen, Jsa tief in die Augen zu blicken, und ihr zuzuflüstern:
„Werden Sie mich morgen früh am Waldweg erwarten, — da, wo wir uns schon öfters begegneten?"
Während sie seine Frage mit einem kaum merklichen Neigen des Kopfes beantwortete, zog ein stürmischer Jubel durch ihr junges Herz. „Morgen, ach morgen, da würde er ihr sagen, daß er sie liebe, wie süß mußte daS sein!"
In ihrem Zimmer saß sie dann noch lange unbeweglich still ohne Licht zu machen, und starrte in die Dunkelheit hinaus. In ihrem Innern wogte ein Chaos von Gedanken, von süßen Hoffnungen und bangen Zweifeln durcheinander. Zum erstenmale in ihrem Leben schlug ihr Herz einem Manne entgegen. DaS Gefühl war ihr so neu, sie mußte sich erst daran gewöhnen, sie mußte eü erst fasten lernen, daß es ein Wesen gab, dessen ganze Seele sie allein ausfüllte, wie Uttrecht ihr bebend versichert hatte. Wie in einem Traum befangen, fühlte sie sich noch jetzt, es kam ihr vor, als trüge die Welt ein völlig anderes Gepräge, als läge alles