eingetroffen, um dem Grafen Zeppelin eine Ovation darzubringen. Vor der Wohnung des Grafen angekommen, stimmte die stattliche Sängerschar das Lied an: „Die Himmel rühmen". Der Vorstand der Sänger feierte in einer begeisterten Ansprache den Grafen Zeppelin, auf den hierauf ein Hoch nach Sängerart ausgebracht wurde. — Graf Zeppelin begab sich gestern abend halb 7 Uhr nach Berlin.
Ravensburg, 4. Juni. Gerichtsvollzieher Haußmann wurde am Bahnhof in Haft genommen. Diese Verhaftung steht im Zusammenhang mit der vor einigen Tagen erfolgten Verhaftung des Likörfabrikanten Eugen Eisele wegen betrügerischen Bankerotts. Haußmann soll in einer größeren Anzahl von Fällen falsche amtliche Beurkundungen zu Gunsten des Eisele gemacht haben.
Heidenheim, 4. Juni. Bei der Schultheißenwahl in Hermaringen erhielt Stadtpfleger Enßlin in Giengen a. B. 132 und Stadtpflegebuchhalter Banz in Heidenheim 17 Stimmen. — Am Sonntag, 6. Juni, findet hier mit dem Ballon Württemberg ein zweiter Aufstieg statt, an dem sich drei hiesige Herren beteiligen.
Degerloch, 3. Juni. Die totale Mondfinsternis in der vergangenen Nacht konnte hier vortrefflich beobachtet werden und bot ein prächtiges Schauspiel. Nach dem Gewitter am Abend, das dem lechzenden Boden den ersehnten Regen brachte, hatte sich der Himmel wieder völlig aufgehellt und vor Beginn der Finsternis lag der klarste Vollmondschein über der Landschaft. Als es von den Kirchtürmen der Filder 2 Uhr schlug, hatte sich das Bild völlig geändert; der vorher silberne Mond stand als trübe, bräunlich-rote Scheibe am Himmel und diese selbst war so dunkel geworden, daß die Milchstraße deutlich hervortrat.
Oberndorf, 3. Juni. Ein ungemein beängstigendes, grauenhaftes Unwetter brachte der heutige Nachmittag. Dieses war mit wolkenbruchartigem Regen und starkem Hagelschlag verbunden. Derselbe war von solcher Heftigkeit, daß die Gegend des Neckartales und seiner Anhöhen einer Winterlandschaft glich und noch 1 bis 2 Stunden nach dem Unwetter die Hagelkörner in fußhohen Schichten sich vorfanden. Die Kulturen des Feldes und namentlich der Gürten haben ganz bedeutend gelitten. Letztere sind total zerschlagen. Der wolkenbruchartige Regen überschwemmte nicht nur die Straßen, sondern drang auch meterhoch in die Keller ein und zwang die Leute, ihr Vieh zu retten. Das Wetter war von einem Winde begleitet, der den Regen wie Rauchwolken gleich einherfegte. Zu Beginn des Unwetters herrschte vollständige Finsternis. Das Unwetter bereitete dem heute abgehaltenen Kinderfest ein jähes, vorzeitiges Ende.
Stetten i.R., 4. Juni. Der Kirschenertrag wird hier zu 10 000 Zentner geschätzt. Zur Leitung des Versandes werden Käufer aus Bayern erwartet. Die Kirschenernte, die bereits begonnen hat, wird mehrere Wochen dauern.
Vom unteren Remstal. 2. Juni. Die Weinberge, welche durch den frühen Herbstfrost, die anhaltende Winterkälte und die scharfen Nordostwinde des Frühjahrs mitunter gelitten hatten, erholten sich unter dem Einfluß der schönen Maiwitterung in überraschender Weise. An den längst belaubten Weinstöcken lassen sich täglich neue Fruchtansätze beobachten. In den Weinbergen mit früheren Sorten sieht man da und dort blühende Trauben. Die Saatfelder, aus denen gegenwärtig das Unkraut ausgejätet wird, stehen schön. Auch der Stand der
Kartoffeln wird befriedigt. Bei den Futtergewächsen ! macht sich die Trockenheit fühlbar; doch wird seit neuerer Zeit mit Recht das Augenmerk weniger auf die Masse des Ertrags, als auf den Nährstoffgehalt des Futters gerichtet. Die Kirschen ernte hat begonnen.
Biber« ch, 4. Juni. Saßen da am Dienstag abend im Gasthaus zum „Schwarzen Rößle" hier mehrere durstige Brüder zusammen, nachdem sie voll feuriger Begeisterung kurz vorher von Schemmerberg und dem glücklich wieder aufgestiegenen 2 II zurück gekommen waren. Nur von „Zeppelin" ist die Rede, von dem weißhaarigen Helden von Manzell. Plötzlich geht die Tür auf — in Begleitung eines Oberleutnants steht unter der Tür — er selbst — er, Graf Zeppelin, der kühne Eroberer der Luft, er, von dem sie alle sprechen. Der Graf tritt an den Tisch, nimmt Platz und bittet um „ein gutes Glas Wein und ein Schwarzbrot." Ich hatte noch keine Zeit heute nachmittag etwas zu genießen, sagte er erklärend zu den Anwesenden. Da kommt Leben in die bis dahin in ungläubigem Staunen dasitzende kleine Gesellschaft. Einer der Herren bietet sofort dem Grafen sein volles Weinglas an, was mit Dank angenommen und nach kräftigem Schluck an seinen militärischen Begleiter weiter geht. Eine „rote Wurst (Biberacher „Batzenwurst") mit Schwarzbrot vom Grafen für sich und seinem Begleiter hälftig geteilt, schmeckt beiden Herren anscheinend recht gut. Gemütlich zieht Exzellenz Graf Zeppelin dann sein Notizbuch, notiert" Lokal, Zeit und Stunde und bemerkt dabei humorvoll, „hier werden Taten und Untaten notiert." Wenig wird von der Fahrt selbst, von diesem Markstein in der Geschichte der Aero- nautik, gesprochen. Nur daß er sich jetzt doch „etwas" abgespannt fühle, sagt der Graf mehrmals zu den Herren „noch einen genehmigt", während welcher Zeit die kleine Gesellschaft Gelegenheit hatte, den leutseligen und liebenswürdigen Charakter des Helden von Manzell kennen zu lernen, verabschiedeten sich beide Herren vor den Anwesenden, von welchen wohl jeder, so lange er lebt, an diese Stunde > denken wird.
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Neuenbürg, 3. Juni. (Korr.) Als Abschluß der Landesversammlung Evangel. Arbeitervereine fand am Dienstag noch ein gemeinschaftlicher Ausflug nach Wildbad statt, an welchem sich noch mehrere Delegierten, sowie einige hiesige Mitglieder beteiligten. Der evangel. Arbeiterverein Wildbad empfing die Gäste und geleitete sie zum Bergbahnhof, von welchem mit Musik eine Bergfahrt auf den Sommerberg unternommen wurde. Nach kurzer Rast, und nachdem die Teilnehmer eine herrliche Aussicht auf die Stadt und Umgebung genossen, konnten alle wohlbefriedigt zurückkehren. Nach Besichtigung der Stadt und Anlagen fand im Schwarzwaldhotel ein gemeinschaftliches Mittagessen statt, wobei der in Wildbad zur Kur weilende frühere Verbandsschriftführer. Hr. Lehrer Beut er-Ebingen, dem Wildbader Verein herzlich dankte für den freundlichen Empfang. Und so schied man denn von Wildbad mit dem Bewußtsein, noch einige schöne Stunden verlebt zu haben, worauf die letzten Delegierten die Heimreise antraten. Endlich sei noch einmal unseres scheidenden Arbeitersekretärs Hrn. Fischer gedacht, der ja, wie schon bekannt, zu einer neuen Berufstätigkeit Übertritt. Es sei an dieser Stelle ein kleines Gedicht von Hrn. Pfarrer Günter- Backnang, dem Scheidenden gewidmet, wiedergegeben:
Dem Arbeitsmann, der unser aller Glieder,
Ohn' alles Phrasentum versöhnt,
Dem Flaschner, der beim Reden wieder Das Blech sich gründlich abgewöhnt,
Dem Fischer, den wir alle schätzten,
Von dem auch Neid und Mißgunst boshaft schwätzten, Dem Menschenfischer, den wir nötig brauchten.
Dem Reisenden, den wir oft sündhaft schlauchten,
Dem Scheidenden, der sagt, er bleibe noch,
Ihm gilt mein Herzensdank, er lebe hoch!
G Dobel, 5. Juni. Bei dem am Donnerstag abend zwischen 7—8 Uhr niedergegangenen Gewitter schlug der Blitz in das Wohngebäude des Maurers Christian Müller ein, ohne jedoch zu zünden. Das Kamin wurde vollständig niedergerissen und das Dach erheblich beschädigt. Der Schaden beträgt etwa 400 Mk.
Egenhausen, OA. Nagold, 4. Juni. Ein 12 jähriger Junge setzte dieser Tage beim Futterschneiden sein zweijähriges Schwesterchen auf die Futterschneidmaschine. Das Kind wurde dadurch gegen das Messer vorgeschoben und wurden ihm am Fuß vier Zehen abgeschnitten.
Pforzheim, 2. Juni. Nach der Vorlage über den Neubau der Oberrealschule sind die Baukosten auf 949882 veranschlagt. Davon entfallen auf das Hauptgebäude ca. 700000 auf die innere Einrichtung ca. 60000 ^ und auf die Handels- bezw. Goldschmiedeschule 164000 -/-iü
Letzte Nachrichten u. Telegramm
Berlin, 4. Juni. Zum Frühstück beim Reichskanzler, an dem der Kaiser teilnahm, waren geladen die Staatssekretäre v. Bethmann-Hollweg und Frhr. v. Schön, sowie die Unterstaatssekretäre Stemrich und v. Löbell.
Paris, 4. Juni. Die Nachricht von der Zusammenkunft des deutschen Kaisers mit dem Zaren wird von der Pariser Presse vorläufig mit einer Zurückhaltung ausgenommen, die fast einen etwas gesuchten Eindruck macht. Der „Gaulois" bemerkt, daß Deutschland offenbar von der militärischen Schwäche Rußlands Nutzen ziehen wolle, und daß die Entrevue bezwecke, Rußland von seinem französischen Alliierten zu trennen. Dazu komme die drohende Aufrollung der Kretafrage, wodurch der politische Horizont sich wieder verfinstert habe.
Berlin/4. Juni. Nach einer Meldung des Berl. Lokal-Anzeigers aus London benutzen mehrere Blätter vom Schlage des „Standard" die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren zu Ausfällen gegen Deutschland, Rußland und zum Teil die Politik der eigenen Regierung.
Paris, 4. Juni. Zu dem Wettrüsten zu Wasser und zu Lande soll jetzt auch das Wettrüsten in der Luft kommen. „Echo de Paris" klagt, daß Frankreich im Staatshaushalt für 1908 für Militärluftschiffe nur 1192 000 Francs vorsehe, Deutschland dagegen 9 967000 Francs. Das Blatt stößt einen Warnruf aus und fordert unverzügliche Anstrengungen, um Deutschland einzuholen.
London, 4. Juni. „Daily Telegraph" kündigt heute an, daß an den diesjährigen britischen Flottenmanövern unter der Oberleitung des Admirals May nicht weniger als 300 Kriegsschiffe teilnehmen werden. Ein Teil der Flotte ist bereits nach der portugiesischen Küste abgegangen, woraus man schließt, daß die Manöver in diesem Sommer nicht in der Nordsee, sondern in dem Atlantischen Ozean stattfinden werden. Sie beginnen am 17. Juni und dauern 3 Wochen.
Amtlich« Bekanntmachungen uns Privat-Anzeigen.
Utehrnkrkte.
Für
die Biehmärkte in Aeldrennnch am 8. ds. Mts. und in Birkenfeld am 10. ds. Mts. wurden infolge Seuchengefahr folgende Anordnungen getroffen:
1. Der Zutrieb von Vieh aus Bezirken, in welchen die Maul- und Klauenseuche herrscht, ist untersagt.
2. Alles zu Markt gebrachte Vieh ist an den Eingängen zum Marktplatz Stück für Stück durch den Oberamtstierarzt zu untersuchen. Tiere, welche sich bei dieser Untersuchung nicht als ganz unverdächtig erweisen, dürfen zu dem Markt nicht zugelaffen werden.
Den 4. Juni 1909. Amtmann Gaiser.
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