Das dritte Bataillon des Infanterie-Regiments 83 ist an die Brandstätte beordert worden, ebenso wurden die Feuerwehren der benachbarten Ortschaften alarmiert.
Mannheim, 19. Mai. Im Rhein, besonders auf der Strecke Germersheim-Speyer, werden gegenwärtig große Mengen toter Fische bemerkt. Der Grund dieses Fischsterbens konnte noch nicht festgestellt werden.
Herlisheim, 17. Mai. Daß der junge Regierungspräsident v. Bötticher, der Sohn des früheren Ministers, bei dem Eisenbahnunglück seinen Tod gefunden hat, fand seine Bestätigung. Bisher war man lediglich auf Vermutungen angewiesen auf Grund der Angaben eines Reisenden, der den jungen Mann persönlich nicht kannte, aber auf der Reise seinen Namen und seine Herkunft erfahren haben wollte. Jetzt war die Witwe des Ministers, Frau v. Bötticher, selbst hier und sie erkannte den Siegelring, der ihr vorgelegt wurde, mit Bestimmtheit als den ihres Sohnes.
Straßburg, 17. Mai. Gestern abend gegen
8 Uhr stürzte sich aus einem Hause am Kleberplatz eine jüngere, verheiratete Frau aus dem Fenster des zweiten Stocks aufs Trottoir. Sie blieb an einem Haken des ersten Stocks hängen, fiel dann aber doch weiter ab und blieb auf dem Pflaster zerschmettert, aber nicht tot liegen. Die Sanitätskolonne verbrachte die Unglückliche ins Bürgerspital. Ein Hund, auf den die Selbstmordkandidatin gefallen war, blieb auf der Stelle tot.
Ein neues Schulhaus in dem Orte Kirchdorf in Baden sollte auf 45—50000 Mk. zu stehen kommen. Der Voranschlag wurde aber um etwa 15 000 Mark überschritten. In der Gemeindeabstimmung wurde die Bewilligung dieser Etatsüberschreitung schon zum zweitenmal mit 18 gegen
9 Stimmen abgelehnt. Die Bürger meinten, jene sollten die Summe bezahlen, die an der Ueber- schreitung schuld seien. Ein Standpunkt, der auch anderwärts zu denken geben sollte I
Im Staate Washington überfiel Montag nacht eine sechsköpfige Räuberbande einen Nachtschnellzug. Die Bande knebelte das Lokomotiv- personal, koppelte den Postwagen von den Personenwagen ab und erbeutete dabei zahlreiche Wertsachen und über 20000 Dollar in bar. Der ubgekoppelte und verlassene Postwagen sauste auf dem abschüssigen Gelände zurück und stieß auf einen in voller Fahrt befindlichen Personenzug, eine außerordentlich schwere Kollision verursachend. Bei dem Unglück gab es zwölf Schwerverletzte.
Württemberg.
Stuttgart, 19. Mai. Die Zweite Kammer nahm heute den Gesetzentwurf betr. Herabsetzung der Zahl der Waisenrichter von 4 auf 2 an und setzte dann die Beratung des Etats der Berg- und Hüttenwerke fort. Abgelehnt wurde zunächst ein Antrag des Abg. Graf (Ztr.), wonach im Fall der Einstellung des Walzwerks die Zahl der Beamten im technischen und kaufmännischen Betrieb entsprechend reduziert, überhaupt die ganze Verwalt-
Es ist «Ws ss fein gehmen...
Die Einwohnerschaft der Provinzstadt A war in begreiflicher Aufregung. In der Villa des Bankiers Ellen war am Hellen Tage ein Einbruch verübt worden. Es war eine große Menge Silbersachen, Juwelen, Wertpapiere und Bargeld gestohlen. Die gestohlenen Sachen hatten insgesamt einen Wert von 800 000 Mark. Der Diebstahl war mit der größten Raffiniertheit ausgeübt worden, an einem Tage, an dem der Landesfürst im Städtchen weilte, zu der Zeit, als der Fürst mit seinem Gefolge durch die Hauptstraße zog. an welcher auch die Villa des Bankiers lag. Der Dieb muß von der Straße in die Villa eingedrungen sein. Helfershelfer haben dann sicher die Sacken fortgeschafft. Wer aber war der Täter? Kommerzienrat Ellen und seine Familie ! hatten kurz vor dem Einzug des Fürsten die Villa ! verlassen und waren nach dem Einzug sofort in j das Haus zurückgekehrt. In der Zwischenzeit war ! der Diebstahl erfolgt. Der Täter mußte also mit! großer Geschwindigkeit gearbeitet haben, was — wie ^ auch andere Umstände — darauf schließen ließ, daß - er mit den Verhältnissen genau vertraut war.
Der Verdacht lenkte sich sofort auf die Dienerschaft. Kriminalkommissar Weiler, der die Unter- , suchung in die Hand genommen hatte, glaubte be- ) stimmt, den Täter unter dem Dienstpersonal zu i finden. Die Vernehmung aller Hausbewohner er- !
ung vereinfacht werden soll. Weiterhin wurde die Frage der Arbeiterfürsorge in Bezug auf Lohn und Arbeitszeit eingehend erörtert. Die Grundlage der Debatte bildete ein Antrag der Kommission auf Erhöhung der Löhne. Neuregelung der Akkordarbeit, Ausdehnung der Urlaubsgewährung und Belastung der bisher erfolgten Herabsetzung der Arbeitszeit auf 9 und 9'/r Stunden. In der Debatte wurde mehrfach betont, daß es bedenklich sei, wenn das Haus zu sehr in Verwaltungssachen eingreife und dadurch den Beamten die Verantwortung ablehne. Finanzminister v. Geßler erklärte eine Lohnerhöhung in dieser Etatsperiode für unmöglich und warnte vor übertriebener Agitation unter den Arbeitern. Von sozialdemokratischer Seite wurde ein besonderer Antrag auf Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen begründet. Verlangt wurde mehrfach, daß die Arbeiter ihre Wünsche zuerst der Verwaltung und dann erst dem Landtag vortragen. Liesching (Vp.) beantragte daher Rückgabe einer darauf bezüglichen Petition. Die Beratung dauerte bis gegen 3 Uhr. Das Haus leerte sich immer mehr und nahm schließlich den Kommissionsantrag und den Antrag Liesching an. Nächste Sitzung 8. Juni. Fortsetzung der Etatsberatung.
Stuttgart, 18. Mai. Gestern vormittag vollzog sich die 100jährige Feier der Standartenverleihung an das Dragoner-Regiment Nr. 26 „König." Die Standarte wurde dem Regiment für dessen — damals Louis-Jäger — kühnen Reiterangriff in der Schlacht bei Linz am 17. Mai 1809 verliehen. Die Ehrenstandarte und die Regimentsstandarte wurden vom Wilhelmspalast abgeholt und nach dem Kasernenhof gebracht, wo das Regiment in Paradeaufstellung unter dem Kommando des Herzogs Robert aufgestellt war. Auch der Fürst v. Wied, der ä la suits des Regiments steht und der Herzog von Urach waren anwesend. Um 10 Uhr erschien der kommandierende General Herzog Albrecht und ritt die Front des Regiments ab und hielt dann eine Ansprache, in welcher er die Glückwünsche des Königs überbrachte, dann die vom König verliehenen Säkularbänder, in welche der Name „Linz" eingestickt ist, an die Ehrenstandarte anheftete und ein Hoch auf das Regiment ausbrachte. Der Regimentskommandeur Herzog Robert dankte und schloß mit einem dreifachen Hurra auf den König, in das die Truppen begeistert einstimmten, während das Musikkorps die Königshymne intonierte. Die Feier fand ihren Abschluß mit einem Parademarsch des Regiments vor Herzog Albrecht. Später wurde den Eskadronen ein Festessen gereicht und die ehemaligen und jetzigen Regimeutsangehörigen hatten ein Frühstück im 'Hotel Marquardt. Abends war Festbankett im Königsbau. Heute vormittag fanden reiterliche Vorführungen auf dem Kasernenhof statt.
Reutlingen, 18. Mai. Die Sammlungen für das Lehrlingsheim, das zur Erinnerung an den 100. Geburtstag Gustav Werners in Reutlingen erstehen soll, haben bis Anfangs Mai 52 000 Mk. ergeben.
Ein Schwabe über Zeppelins nationales Werk. In Nürtingen sprach kürzlich in einer
folgte. Die Dienerschaft konnte sämtlich ihr Alibi Nachweisen. Die Herrschaft wiederum bestätigte, daß sie alle Angestellten aus Anlaß des Einzugs des Landesfürsten für die Zeit ihrer Abwesenheit beurlaubt hatte. Die Dienerschaft hatte davon scheinbar ausgiebigen Gebrauch gemacht und sei jedenfalls sofort nach der Abfahrt der Herrschaft aus der Villa gegangen. Nach der Vernehmung überdachte der Kriminalkommissar nochmals den ganzen Fall, kam aber immer wieder zu dem Ergebnis, daß der Dieb unter den Bewohnern des Hauses oder unter den Freunden desselben zu suchen sei.
So vergingen die Tage, ohne daß das geringste Licht in die dunkle Angelegenheit gebracht werden konnte. Wie sehr Weiler auch grübelte und forschte, es wollte ihm nicht gelingen, den Schlüssel zu der mysteriösen Diebstahlsgeschichte zu finden. Für heute abend aber wollte er nun alle Nachforschungen aufgeben. Er hatte diesen Abend seit langer Zeit seiner Braut versprochen. Bald befand er sich denn auch im Hause seiner zukünftigen Schwiegereltern. Er ! traf die Eltern allein an, seine Braut sei gerade ! ausgegangen, bemerkte die Mutter, müsse aber bald ! wiederkommen. So unterhielt sich denn Weiler zu- ! nächst mit den Schwiegereltern, denen er, so weit es sein Dienstgeheimnis zuließ, von den neuesten ! Seiten der Diebstahlsgeschichte erzählte. Plötzlich kam ; die Tochter des Hauses ins Zimmer gestürzt, ein > Zeitungsblatt in der Hand schwingend.
„Schatz, jetzt werden wir bald heiraten können," rief sie ihrem Bräutigam zu, „lies doch mal, bitte l"
von Nationalliberalen und Linksliberalen gut besuchten Versammlung Reichstagsabg. Prof. Wetze! über die Lage im Reich und Reichstag. Einmütig erklärte sich die Versammlung einverstanden damit, daß mindestens 100 Millionen auf dem Wege der direkten Steuer, wenn irgend möglich durch eine Erbanfallsteuer, aufgebracht werden. Bemerkenswert war, daß die Versammlung ihr besonders lebhaftes Einverständnis mit den Schlußworten des Redners erklärte, die sich auf Zeppelins Lebenswerk bezogen: Unbeschadet der wünschenswerten freien Konkurrenz der verschiedenen Systeme unserer Luftschiffahrt, unbeschadet auch der international-kulturellen Bedeutung dieses neuesten Verkehrsmittels mögen die entscheidenden Faktoren der Reichsregierung, namentlich der Militärverwaltung, ihr ernstliches Augenmerk darauf richten, daß das nationale Werk Zeppelins auch in seiner jetzigen geschäftlichen Form nicht am Ende dem Auslands und fremden Interessen diene oder dienen müsse, sondern durch jedes Entgegenkommen und jede Förderung dieser Bestrebungen der deutschen Nation und der deutschen Wehrkraft in erster Linie zu Nutz und Ehr' erhalten bleibe. Das sei der Wille des deutschen Volkes und gewiß einer überwältigenden Mehrheit im deutschen Reichstage.
Kus ^taSt, Brztrkc uns A^igedvng»
* Neuenbürg, 19. Mai. Auf dem Turnplatz hier wurde heute die staatliche Bezirksrindviehschau abgehalten, bei der als Preisrichter fungierten die HH. Oekonomierat Fecht-Stuttgart, Schultheiß Walter-Aach und Oekonom Link-Nagold. Zugeführt waren 9 Farren und 14 Kühe, durchaus rotes und Fleckvieh. An Prämien wurden zuerkannt:
a) für Farren:
III. Preise: Phil. Neuweiler, Waldrennach,
Ernst Kull, Neusatz,
Gottlieb Seybold, Maisenbach,
IV. Preise: Karl Adam, Loffenau,
Jakob Stahl, Langenbrand;
b) für Kühe:
II. Preis: Karl Schumacher, Zieflensberg,
III. Preise: Joh. Fr. Rentschler, Langenbrand.
Friedr. Wolfinger, Neuenbürg,
IV. Preise: Karl Fr. König, Dobel,
Gottlieb Lörcher, Salmbach,
Jak. Lörcher, Bieselsberg,
Friedr. Keller, Kapfenhardt.
Der Gesamtbetrag der Prämien belauft sich auf 720 gegenüber 800 ^.'im Vorjahr.
G Neuenbürg, 21. Mai. (Theater.) Es soll hiemit das hiesige kunstverständige Publikum auf die heutige Aufführung von Anzengrubers bestem Volksstück „Der Pfarrer von Kirchfeld" hingewiesen werden. Es ist ein ernstes Stück voll tiefer Tragik. Es sind hier keine sozialen Probleme wie in den Sudermannschen Stücken, mit denen sich der Dichter und mit ihm das Publikum auseinandersetzt, die von außen an den Menschen herantreten.
Und damit faltete Marie die neueste Ausgabe des Tageblattes auseinander. „Das Blatt ist noch warm, eben aus der Maschine gekommen; ich habe es gerade auf der Zeitungsexpedition in Empfang genommen. Hier steht:
Auf die Ermittlung des Diebes oder auf Grund von Angaben, die zur Ergreifung des Täters, der am Tage der Anwesenheit des Landesfürsten in meiner Villa den in der Tagespresse besprochenen Diebstahl ausgeführt hat, führen, setze ich eine Belohnung von 5000 Mark aus.
Alfred Ellen, Bankier.
Nun, was sagst du jetzt? Du leitest die Untersuchung und wirst den Täter ermitteln. Die 5000 Mark sind dann dein und wir können an die Gründung unseres Hausstandes denken."
„Ich glaube kaum," sagte Weiler mit einer abwehrenden Handbewegung, „daß mir das gelingen wird. Es scheint, als ob der Einbruch überhaupt unaufgeklärt bleiben sollte."
Marie war traurig geworden, daß ihr Zukünftiger ihre optimistischen Anschauungen nicht teilen wollte, und die Unterhaltung wollte nicht mehr recht in Fluß kommen.
— Schluß folgt. —
(Er weiß Bescheid.) „Wollen Sie eine gute Geschichte hören, die Sie Ihrer Frau erzählen können, wenn Sie spät nach Hause kommen?" — „Hat keinen Wert. Ich komme doch nicht zu Worte."