Ein entsetzlicher Unfall, dem drei Personen zum Opfer fielen, hat sich am Sonntag in Paris ereignet. Ein achtjähriger Knabe spielte abends an der steilen Böschung des Bahneinschnitts der Pariser Ringbahn, dicht bei der Arbeitervorstadt Saint Quen, und suchte Maikäfer. Dabei kam er einem Stark­stromkabel zu nahe, das längs des Bahnkörpers läuft und die Stationen mit elektrischem Licht ver­sorgt. Kaum hatte der Knabe das Kabel mit dem Fuße berührt, als er einen Schrei ausstieß und tot zu Boden sank, wobei sein Körper dauernd mit der Leitung in Berührung blieb. Ein Mann hatte das gesehen und versuchte den Knaben zu retten, doch auch er fiel entseelt nieder, als er die Leitung be­rührte. Einem Arbeiter erging es nicht besser, so daß der Unfall drei Menschenleben gefordert hat. Endlich kam die Feuerwehr, durchschallt das Kabel und sorgte für die Bergung der drei Leichen.

Württemberg.

Stuttgart, 6. Mai. Die Zweite Kammer nahm heute einen Antrag betreffend Fürsorge für Gemeindebeamte, Unterbeamte und Privatpersonen für im Dienst oder bei Hilfeleistungen erlittene Unfälle, desgleichen einen Antrag des Zentrums betr. Einbringung eines Gesetzentwurfs, der nach dem Vorgang des Reichsgesetzes vom 15. März 1909 die Einwirkung der Armenunterstützung, auf öffent­liche Rechte regelt. Sehr lebhaft gestalten sich teil­weise die Erörterungen über die schon einmal besprochene Frage des künftigen Wegfalls von zwei Landjägerbezirkskommandeurstellen, wie ursprünglich von Graf (Z.) und heute von der Kommission beantragt wurde. Das Haus entschied sich nach allzu breitspuriger Debatte für den Wegfall zweier Stellen im Fall ihrer Erledigung.

Friedrichshafen, 5. Mai. Heute nachmittag 3 Uhr begann, unmittelbar nach dem der mittels Sonderzugs eingetroffene König von Württemberg das Trauerhaus betreten hatte, in der Villa des Verstorbenen die Tr au er fei er für den ehemaligen Ministerpräsidenten Frhr. v. Mittnacht. Mit dem König zusammen waren erschienen: Die Herzöge Albrecht, Robert und Ulrich von Württemberg, Generaladjutant Frhr. v. Bilfinger, der diensttuende Flügeladjutant und die Suite. Der König sprach zunächst mit herzlichen Worten der Witwe und den sonstigen Hinterbliebenen sein und der Königin Bei­leid aus. Die Feier war nach dem Wunsche des Verstorbenen schlicht und einfach. Der katholische Stadlpfarrer segnete die Leiche ein und sprach ein Gebet. Der Trauerzug setzte sich alsdann nach dem nahegelegenen alten Friedhof Hofen in Bewegung. Dem Sarge voraus schritten Vereine. Dem Leichen­wagen folgten die beiden Söhne und Töchter des Verstorbenen mit ihren Familien, der König mit dem als Vertreter des Kaisers erschienenen preußischen Gesandten am württ. Hofe, v. Below-Rutzau, der bayrische Gesandte, Frhr. v. Ritter zu Grünstem, die drei Herzöge von Württemberg, das Staats­ministerium, an seiner Spitze der Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker, die Präsidien, sowie eine Anzahl

Aus den Tagen des

Gefechts von Saarbrücken

und der Schlacht bei Spichern.

Erzählung von Ulrich Lörcher.

4) -(Nachdruck verdaten.)

VII.

Mit Mühe und Not und auf großen Umwegen erreichte ich am 3. August gegen Abend unser Wald­schlößchen. Ich fragte nach meinem Vater, hörte aber zu meinem nicht geringen Schrecken, daß er seit dem Abend des 2. August nicht mehr gesehen worden fei. Da in den letzten Tagen eine Reihe von deutschen Grenzbewohnern, die die Franzosen als der Spionage verdächtig ansahen, kurzerhand nach Metz transportiert und in die dortigen Kase­matten eingesperrt wurden, fürchtete ich, meinen Vater habe dasselbe Schicksal ereilt. Bekümmert eilte ich nach meinem Zimmerchen, um den verwundeten Ulanen Martin Kraus zu begrüßen und ihn in meiner Angst um Rat zu fragen. Doch da wartete eine neue Ueberraschung meiner. An Stelle des Kranken saßen drei französische Offiziere in ihr Kartenspiel vertieft um mein chinesisches Arbeitstisch­chen, die dabei fleißig dem Champagner zusprachen. Und mein Unwille verstärkte sich, als ich in einem von ihnen den von mir bis vor wenigen Tagen ver­ehrten Kapitän de la Chazell erkennen mußte.

Ach, entschuldigen Sie bestens, Mademoiselle." rief mir dieser, ohne sich von meinem Arbeitsstuhle

Mitglieder der Ersten und Zweiten Kammer, Ver­treter der Herzogin Wera und des Herzogs von Urach, Vertreter des Korps Suevia, der Präsident der Generaldirektion v. Stieler, Graf Zeppelin, militärische Abordnungen, staatliche und städtische Behörden, besonders auch Vertreter der Stadt Stutt­gart, deren Ehrenbürger v. Mittnacht war, sowie ein außerordentlich zahlreiches Trauergefolge. Am Grabe sprach der Geistliche ein kurzes Gebet, worauf der Sarg in die Familiengruft gesenkt wurde. Die Feier wurde von Vorträgen des Gesangvereins Harmonia begleitet. Im Trauerhause hatte der König Kränze für sich und die Königin, der preußische Gesandte einen Kranz des Kaisers niedergelegt. Kranzspenden wurden ferner dargebracht vom Staatsministerium, sowie den Abordnungen und Vertretern der im Trauerzuge aufgezählten Behörden und Vereine. Um ff-5 Uhr reiste der König mit den Mitgliedern des königlichen Hauses im Sonderzug nach Stutt­gart zurück.

Stuttgart, 5. Mai. Die Kaiserparade findet dieses Jahr am Dienstag den 7. September auf dem Cannstatter Wasen statt.

Stuttgart, 1. Mai. Von Interesse für die Besucher des Festspiels, das aus Anlaß der Jahr­hundertfeier des Infanterie-Regiments Kaiser Friedrich (7. Württ.) Nr. 125 aufgeführt wird, dürfte es sein, daß zum Teil sehr viel historisches Material dazu verwendet worden ist. Das 2. Bild (Rekruten­einstellung vor König Friedrich in Ludwigsburg) wird auf Grund von Aufzeichnungen eines Ordonanz­offiziers des Königs Friedrichs gestellt werden. Die Gruppierung des 3. Bildes (Gefecht auf der Brücke von Montereau) geschieht in Anlehnung an ein Ge­mälde im hiesigen K. Residenzschloß. Im 5. Bilde kommen Episoden zur Darstellung, die auf münd­lichen Berichten ehemaliger Kriegsteilnehmer aus dem Jahre 1870 beruhen. Man ist auch bei der Zusammenstellung und Auswahl der Uniformen und Kostüme mit strenger Rücksicht auf die historische Treue verfahren. Kurz, es ist alles geschehen, um das Festspiel zu einer würdigen, stimmungsvollen Feier zu gestalten.

Stuttgart, 4. Mai. LautSchwab. Merkur" feiert das Dragonerregiment König Nr. 26 in den Tagen vom 16.18. Mai die 100jährige Wieder­kehr des Tages des Gefechtes bei Linz. Am Sonntag, 16. Mai mit Gottesdienst und abends für die Offiziere Festmahl bei dem Regimentskommandeur Herzog Robert von Württemberg. Am Montag, 17. Mai, vormittags 11 Uhr findet eine Parade des Regiments statt und am 18. Mai ein Liebesmahl. Bekanntlich hat sich das Regiment in dem Treffen bei Linz am 17. Mai 1809 hervorragend aus­gezeichnet. wofür ihm eine Ehrenstandarte ver­liehen wurde.

Stuttgart, 6. Mai. Dr. Hermann Steiner, der Rechtsrat der Württembergischen Vereinsbank, ist heute früh im Alter von 55 Jahren an einem Herzschlag gestorben.

Stuttgart, 4. Mai. Ein Legat von 40000 > Mark hat eine kürzlich verstorbene Dame, deren

zu erheben, entgegen.Ich habe angenommen, daß ! Sie so bald nicht mehr zurückkehren würden. Da , General Bataille mit seinem Stab unterdessen im - Waldschlößchen Quartier genommen, blieb für uns ! drei Kapitäne kein Raum im ganzen Hause übrig, ! als dieses Zimmerchen."

!Und der schwerverwundete Ulan?" zAch, der Preuße," meinte der Franzose mit schwerer Zunge.Nun, der ist durchaus nicht schwer­verwundet! Unsere Aerzte erklärten ihn für trans­portfähig, und so habe ich ihn in das Militärlazarett nach Forbach bringen laffen!"

Aber wie garstig, wie unmenschlich!" rief ich erzürnt.Auf einen Schweroerwundeten so wenig Rücksicht zu nehmen!"

Der Preuße ist französischer Gefangener, und mir allein stand es zu, die mir in unserem Interesse nötigen Maßnahmen zu treffen. Der Bursche war nämlich nicht ungefährlich; es schien mir, als ob er Sie, Mademoiselle, dazu benutzte, Nachrichten über die Stärke unserer Truppenmacht nach Saarbrücken gelangen zu lassen!"

Das ist eine niederträchtige Verleumdung, mein Herr," rief ich bebend vor Zorn. Die drei Offi­ziere aber brachen in ein wieherndes Gelächter aus.

Ja, ja," fuhr der Kapitän fort,man kann hier niemand trauen. So fehlt auch Ihr Vater seit gestern. Offenbar ist er auch über die Saar geeilt, um sein französisches Vaterland den Preußen zu verraten. Ich werde ihn, so bald er zurückkehrt, in

Namen nicht genannt werden soll, dem Vereine Stuttgarter Homöopathisch. Krankenhaus" vermacht.

Der erste Mai ist im Lande völlig ruhig verlaufen. An den meisten Orten wurde die Arbeit gar nicht unterbrochen und nur an den abendlichen Versammlungen merkte man den Weltfeiertag der Sozialdemokratie, die nach süddeutscher, d. h. in diesem Falle sicherlich vernünftiger Manier die leeren Demonstrationen mit ihren unausbleiblichen wirt­schaftlichen Nachteilen beiseite läßt. Die wirklich arbeitende und darum auch ernst zu nehmende Arbeiterschaft, wie sie in den Gewerkschaften organi­siert ist, hat keine Lust, die Kosten der Aussperrung für die Demonstranten zu tragen. Und siehe da, es geht auch so!

Ludwigsburg, 3. Mai. Am Sonntag vor­mittag fand hier die Einweihung desKönig- Wilhelm-Hauses", eines großen Soldatenheims statt, welches der Christliche Soldatenbund in schönster, zentraler Lage, an der sogen. Seewiese erbaut hat. Zahlreiche hohe Offiziere, darunter Herzog Ulrich, Vertreter der staatlichen, kirchlichen und städtischen Behörden, sowie viele Förderer und Freunde der Soldatenfürsorge aus dem ganzen Lande waren er­schienen, um der feierlichen Eröffnung dieses vierten Soldatenheims in Württemberg beizuwohnen. Als auch König und Königin, Herzogin Wera, Prinzessin Max und Gefolge erschienen, stimmte die Kapelle des Feld-Art.-Reg. Nr. 29 die Beethoven'sche Hymne Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" an und hielt Stadtpfarrer Dipper-Stuttgarl das Weihegebet und begrüßte die erschienenen allerhöchsten Herr­schaften und Vertreter. Darauf berichtete Jnstituts- norsteher Stäbler-Stuttgart, Vorsitzender des Christ­lichen Soldatenbundes, über Grundsätze und Ziele des Bundes. Am Nachmittag versammelten sich ca. 300 Mannschaften und abends eine große Zahl Unteroffiziere mit ihren Frauen zu besonderen Feiern.

Zuffenhausen, 4. Mai. Am Samstagabend leisteten sich in einer hiesigen Wirtschaft einige Gäste, die das Telephon benützt hatten dasVergnügen", die Leitungsdrähte zu durchschneide n. Die Täter sind ermittelt. Der Spaß dürfte teuer werden.

Heilbronn, 5. Mai. Auf dem Evangelisch- Sozialen Kongreß, der im Juni hier stattfindet, wird als erster Redner Graf Posadowsky-Wehner überLuxus und Sparsamkeit" sprechen, ferner über Geistige Strömungen in der deutfchen Gewerkschafts­bewegung" Lic. W. Schneemelcher und Lic. Gott­fried Traub aus Dortmund. Am zweiten Tage, dem 3. Juni, wird Professor Paul Drews das ThemaDie Kirche und der Arbeiter" behandeln. Den Vorsitz des Kongresses führt seit einigen Jahren Professor A. Harnack.

Vom Zabergäu, 5. Mai. Bei vollständig klarem Himmel und Ostwind machte sich gestern eine bedeutende Kühle die Nacht durch bemerk- lich, die gegen Morgen in Frost überging. Die Weinberge in den unteren Lagen mit ihren kurzen Schößlingen haben Schaden gelitten, auch die Birnen­blüte der besseren Sorte sieht etwas verblüht aus. Die Aepfel sind noch glücklicherweise in der Entwick-

Haft nehmen lassen, und wenn er der Spionage überwiesen ist, sofort standrechtlich erschießen laffen."

Wenn Sie das tun, sind Sie ein ehrloser Böse­wicht," rief ich. in meiner Aufregung jede Vorsicht vergessend.Sie selbst wissen am besten, daß mein Vater beim Ausbruche des Krieges ein begeisterter Franzosenfreund war."

Er war es," rief der Kapitän.Sie verraten sich selbst, Mademoiselle!"

Wenn er es jetzt nicht mehr ist," entgegnete ich unerfchrocken.so trägt daran nur das schmähliche Verhalten Ihrer Truppen die Schuld, die uns in schamloser Weise ausplünderten I"

Mademoiselle," rief da der Franzose zornig. Nehmen Sie sich in Acht, daß ich Sie nicht auf der Stelle als Spionin verhaften lasse. Wir sind hier die Sieger, und uns steht Ihr Eigentum recht­mäßig zu!"

Mit Nichten, Herr Kapitän," ließ sich in diesem Augenblick eine tiefe Baßstimme vernehmen und vor mir stand wie aus dem Boden gewachsen eine unter­setzte Gestalt mit martialistischem Schnurrbarts, einen wollenen Burnus über die Schulter gehängt.Wir Franzosen waren als Kavalliere gerühmt, und ich hoffe, die Herren werden das Zimmer diefes jungen Mädchens sofort räumen, nachdem sie Mademoiselle wegen ihres unziemlichen Benehmens um Verzeihung gebeten haben."

General Bataille, der in unserem ersten Stocke Wohnung genommen, war verschwunden, ehe die Offiziere ihrem Führer irgendwelche Antwort geben