deutschen Werkmeister-Verbandes waren am Dienstag den 13. April Gäste der Aktiengesellschaft Friedrich Krupp in Essen-Ruhr. Sie besichtigten den Schmelzbau, die Kanonenwerkstatt, die mechanischen Werkstätten, das Martinwerk, den berühmten Hammer „Fritz", den Preßbau, den Schießstand und das Museum. Auf dem Schießstand wurden mehrere Geschütze, darunter auch das in den Kolonien gebrauchte Gebirgsgeschütz im Feuer vorgeführt. Nachmittags wurden die Wohlfahrtseinrichtungen in Augenschein genommen, darunter besonders das idyllische Jnvalidenheim der Firma, „der Altenhof" mit fast 250 Einfamilienhäusern für die Arbeitsinvaliden der Firma. Vor der Besichtigung wurden Kränze an den Denkmälern von Friedrich und Friedrich Alfred Krupp niedergelegt.
Aus Baden, 17. April. Die „Oberrheinische Korrespondenz" meldet: Die Verhandlungen zwischen der nationalliberalen, demokratischen und freisinnigen Partei bezüglich der bevorstehenden Landtagswahlen, haben zu einem Uebereinkommen geführt, wonach der Besitzstand in den Wahlkreisen der Städte Mannheim, Bruchsal, Karlsruhe, Baden-Baden, Lahr und Freiburg, sowie in Lahr-Land, Adelsheim- Borberg und Emmendingen gewahrt bleiben soll. Außerdem beabsichtigen die Demokraten und Freisinnigen nicht im ersten Wahlgange in den übrigen Wahlkreisen mit den anderen Parteien Abkommen zu treffen und erklären ihre Bereitwilligkeit, im Interesse einer möglichst starken Vertretung des Gesamtliberalismus in der Kammer für die Stichwahl unter Berücksichtigung der vorliegenden Ergebnisse mit den Nationalliberalen ein Abkommen zu treffen.
Berlin, 17. April. Aus Hamburg wird gemeldet: Gegen den Kaufmann Wichmann, der siebenfacher Millionär ist, wurde soeben das Be- trugsverfahren eingeleitet. Er wird beschuldigt, seit Jahren bis zu zwei Drittel mit Zucker verfälschten Honig in allen Teilen Deutschlands verkauft zu haben. Seit mehreren Jahren soll er bei seinen riesigen Umsätzen — er zählt zu den größten Honiglieferanten Deutschlands — nicht ein einziges Pfund reinen Honig verabfolgt haben.
In Berlin haben sich zwei kürzlich von Pankow bezw. Nauen nach hier gezogene Schwestern im Alter von 28 und 20 Jahren, die 3 Jahre bezw. 3 Monate verheiratet sind, aber ihre Männer verlassen hatten, in der vergangenen Nacht mit Lysol vergiftet, nachdem sie vorher weiße Kleider angelegt hatten. Das Motiv ist unbekannt.
Diebe stahlen aus dem Geldschrank einer Fabrik in der Köpeniker Straße in Berlin für 120000 Zinsscheine von preußischen Wertpapieren und 2500 Mark in bar.
Dem „Oberschles. Anz." zufolge wurde in der vergangenen Nacht in die Güterkasse des Bahnhofs Preiskretscham eingebrochen und der Geldschrank mit Dynamit gesprengt. In der Kasse befand sich ein Bestand von über 3500 -/A Drei Tage vorher hatte der Kassenbestand über 81000 betragen. Das Verbrechen wurde gegen 11 Uhr von einem vorübergehenden Hilfsweichensteller und einem Arbeiter entdeckt, die Licht in dem Kasernenraum sahen, den Verbrecher aber selbst nicht mehr vorfanden.
In Wiesbaden feierte gestern Gräfin Berta v. Keyserling geborene Gräfin Kasseler ihren 100. Geburtstag. Von den Angehörigen, die sich im Heim der Jubilarin versammelten, waren erschienen: ihr Neffe, Generalfeldmarschall Graf v. Kasseler, der Großneffe, Generalintendant Graf v. Hülsen- Haeseler u. a.
In Wien-Neustadt ist gestern früh das 2000 Personen fassende Variäle-Theater samt Garderoben und Dekorationen infolge von Brandlegung zerstört worden. Der Brand wurde von entlassenen Arbeitern gelegt.
Wie die „Neue Freie Presse" berichtet, herrscht im Bezirk Zara eine förmliche Hungersnot. Ein junges Mädchen ist bereits gestorben.
Wie aus Parma verlautet, ist auf der Fahrt von Piacenza her zwei deutschen Reisenden, während sie im Speisewagen frühstückten, im Coupe das Gepäck mit Gegenständen im Werte von 400000 Lire gestohlen worden.
Steinamanger (Ungarn), 17. April. In dem Orte Paßtorhaza wurden durch eine Feuersbrunst 72 Häuser eingeäschert. Einige Personen erlitten schwere Verletzungen. Man befürchtet, daß mehrere Greise und Kinder in den Flammen umkamen.
Das neue Bürogebäude des Repräsentantenhauses in Washington, das 60 Mill. Mark gekostet hat, ist augenblicklich derartig von Mäusen überlaufen, daß die weiblichen Angestellten in steter Angst leben und mit dem Gedanken umgehen, den
Streik zu proklamieren. Jetzt hat man die Ursache dieser Mäuseplage entdeckt. Zehntausende von Paketen Sämereien, die jährlich den Repräsentanten zugesandt werden, sind in den Kellerräumlichkeiten aufgestapelt, ohne jemals verwendet worden zu sein.
San Franzisko, 17. April. Das nach dem Erdbeben neu erbaute Hotel „St. George" ist infolge Explosion eines Gasofens völlig niedergebrannt. Von 230 Gästen werden 55 vermißt. Sie sind wahrscheinlich verbrannt. Sechs Leichen sind geborgen, viele Personen verwundet.
Württemberg.
Stuttgart, 17. April. Die Zweite Kammer verwies heute einen Antrag des Abg. Graf (Z.), von den jetzigen drei Landjägerbezirkskommandeurstellen künftig zwei wegfallen zu lassen, an die Finanzkommission und erledigte Kapitel 26—28. Bei Kapitel 29 wurde von mehreren Rednern die ungenügende Aufnahmefähigkeit der Irrenanstalten beklagt und darauf hingewiesen, daß auf die Dauer ohne eine weitere Anstalt nicht auszukommen sein werde. Denselben Standpunkt vertrat auch Minister v. Pischek. Die Einnahmen der Anstalten wurden um insgesamt 30000 Mk. erhöht und das Kapitel sodann genehmigt. Dienstag Weiterberatung. Schluß ff-2 Uhr.
Stuttgart, 16. April. Der kurz vor Ostern den Ständen zugegangene Staatsvertrag zwischen Württemberg und Baden über die Herstellung weiterer Eisenbahnverbindungen zwischen den beiderseitigen Staatsgebieten betrifft die Herstellung von Verbindungen von Klosterreichenbach über Schön- münzach nach Weisenbach und von Breiten über Knittlingen und Derdingen nach Kürnbach. Die Bahnen sollen als Nebenbahnen mit voller Spurweite, und zwar von jedem Staat für sein Gebiet auf eigene Rechnung, gebaut werden. Unter der Voraussetzung, daß die beteiligten Gemeinden und die sonstigen Interessenten die ihnen angesonnenen Leistungen übernehmen, sollen die Bahnen innerhalb eines Zeitraums von 8 Jahren hergestellt werden. Der Ausbau der Murgbahn wird keine Vermehrung des Güterverkehrs zur Folge haben, wohl aber wird mit einer namhaften Steigerung des Personenverkehrs gerechnet, da gerade die noch zu erschließende Teilstrecke Klosterreichenbach—Weisenbach zu den interessantesten Partien des Schwarzwalds gehört. Andererseits wird sich durch die Fortsetzung der badischen Murgbahn bis Freudenstadt für die würt- tembergische Eisenbahn ein Frachtausfall ergeben. Die Strecke von Klosterreichenbach bis zur badischen Landesgrenze wird eine Länge von 11 km erhalten und, abgesehen von den seitens der Beteiligten zu übernehmenden Grunderwerbungskosten, einen Bauaufwand von über 3 Millionen erfordern. Die Bahn Breiten—Kürnach soll in die Linie Breiten— Eppingen bei der sogenannten Rehhütte, etwa zwei Kilometer von Breiten entfernt, eingeführt werden. Die Betriebslänge der Bahn Bretten-Kürnbach beträgt 15,66 km, wovon 10,49 km auf württem- bergisches Gebiet entfallen. Die Baukosten für die württembergische Strecke sind auf 1124000 Mk. veranschlagt, wovon rund 87 000 Mk. von den beteiligten Gemeinden zu übernehmen sind.
Stuttgart, 17. April. Die Deputation, die auf Antrag des Grafen v. Zeppelin die Resolution der Liederhalle-Versammlung in Sachen der Reichsfinanzreform am Dienstag dem Reichskanzler überreichen soll, besteht aus folgenden Herren: Graf Karl v. Linden, Prof. Dr. Kindermann-Hohenheim, Abg. Kübler-Cannstatt, Kommerzienrat Robert Franck- Ludwigsburg und Oberregierungsrat Rechtsanwalt Dr. Schmal. — fAnm. d. Red. Wir haben die am Samstag nachmittag aufgelegte Liste zur Unter- eichnung der Resolution mit zahlreichen Unter- chriften noch am Sonntag abend an Graf Karl v. Linden, Stuttgart abgesandt, damit sie mit den anderen Listen noch rechtzeitig in die Hände der obengen. Abordnung, welche ihre Reise nach Berlin am Montag mittag antritt und Dienstag schon vom Reichskanzler empfangen wird, gelangen kann.)
Stuttgart, 17. April. Nach Verfügung kommt von jetzt ab auf verschiedenen Bahnstationen der württ. Staatseisenbahnen das Abrufen auf die einzelnen Züge in den Wartesälen in Wegfall und wird nur noch auf den Bahnsteigen der betreffenden Stationen ausgeführt.
Anläßlich des am 19. und 20. April 1909 in Stuttgart stattfindenden Pferdemarkts wird für Pferdesendungen nach Stuttgart und Cannstatt in der Zeit vom 15.—20. April, von Stuttgart und Cannstatt in der Zeit vom 19.—24. April, und vom 26.-28. April 1909, je einschließlich, der
für Benützung von Personenzügen vorgesehene 50- prozentige Frachtzuschlag nicht berechnet. Die Beförderung von Pferden nach Stuttgart und Cannstatt wird auch am Sonntag, den 18. April 1909, gestattet.
Stuttgart, 18. April. Ein heftiges Gewitter mit Hagel und Regengüssen zog heute nachmittag über unsere Stadt und Umgebung. Auch aus dem Lande liegen Nachrichten von heftigen Gewittern und Niederschlägen vor.
Eßlingen, 17. April. Vorgestern wurden in Stuttgart an einem Tage 9 Fahrräder gestohlen.
Ulm, 17. April. Dem Vernehmen nach ist durch die städiischen Kollegien gestern dem Stadtvorstand eine Dotation von 50000 Mk. ausgesetzt worden, die als Anerkennung für die unermüdliche Arbeit zum Wohle der Stadt zu gelten hat.
Ulm, 17. April. Da der Reservefonds der gemeinsamen Ortskrankenkasse ein bedeutendes Defizit aufweist, das sich im Laufe des heurigen Jahres auf ungefähr 100 000 Mk. steigern dürfte, hat der Kassenvorstand beschlossen, bei der Generalversammlung eine Erhöhung der Beiträge von 3,3°/» auf 3,8°/» zu beantragen. Der Gemeinderat befaßte sich gestern mit diesem Antrag, dem er nicht grundsätzlich entgegen trat. Sein Erstaunen drückte er nur darüber aus, daß in zehn Jahren die Mitglieder nur um 40°/», die Verwaltungskosten dagegen um 158°/» zugenommen haben. Ueber dieses Mißverhältnis wünscht der Gemeinderat Aufklärung.
Aus dem Oberamt Brackenheim, 17. April. Die Zigarrenfabriken schießen bei uns wie Pilze aus dem Boden. Die Firma Mugler in Lauffen a. N. hat allein sechs Filialen in Cleebronn, Güglingen, Pfaffenhofen, Weiler, Leonbronn und Ochsenbach. Die Eppinger Zigarrenfabrik Oppenheimer gründete eine Filiale in Michelbach. In Massenbachhausen .'arbeitet die Firma Hochherr in Tabak und die Zigarrenfabrik von Weiß u. Eder in Heilbronn hat dort ebenfalls eine Filiale. Nun sollen noch zwei weitere Zigarrenfabriken gegründet werden, die eine von Buchhalter Rösinger, die andere in Zaberfeld von Werkführer Fillinger aus Reilingen in Baden. Auch Ochsenburg und Kleingartach sollen für Gründungen in Aussicht genommen sein. Kein Wunder, wenn die Bauern und Wingerter über Mangel an Arbeitskräften klagen.
Stetten i. R., 17. April. Seit gestern blühen die Frühkirschen. Während im vorigen Jahr die allgemeine Kirschenblüte in die erste Maiwoche fiel, werden bei günstiger Witterung auch die Knospen der späteren Sorten vollends rasch zur Entfaltung kommen. Infolge des ergiebigen Regens der letzten Tage stehen die Weinberge vor dem Austrieb.
Lustmannsschule. Das erste Ziel, das der neugegründete Luftflottenverein verfolgt, ist die Gründung einer „Luftmannsschule". Diese soll am 1. Oktober in Friedrichshafen ins Leben treten und die Mannschaft für die Kriegs- und Verkehrsluftflotte der Zukunft in dreijähriger ernster wissenschaftlicher Schulung und praktischer Unterweisung ausbilden. Die Leitung der Schule wird nach der „Augsb. Abendztg." in den Händen des Generalleutnants v. Nieber liegen. Die Zöglinge sollen nach abgeschlossener Mittelschulbildung und einjähriger praktischer Arbeit im Maschinen- und Schlofserfach in die Friedrichshafener Schule eintreten, im ersten Jahr theoretischen Unterricht erhalten, im zweiten Jahr in einer Luftschiffwerst arbeiten und im dritten Luftfahrten mit Motorluftschiffen und Flugapparaten unternehmen. Hieran wird sich die Ableistung der militärischen Dienstpflicht bei einer Lnftschiffertruppe anschließen, und nach dieser, seine weitere Ausbildung fördernden Zeit kann der fertige „Luftmann" in den Dienst des Verkehrsmittels der Zukunft treten.
Württemberg ist nächst Frankreich das trunk- freudigste Land der Welt. Der Alkoholverbrauch Frankreichs war (in reinem Alkohol ausgedrückt) 1905 16,1 Liter auf den Kops, der Württemberg mindestens 13 Liter. Im Bierverbrauch, der etwa zwei Drittel seines Gesamtverbrauchs an geistigen Getränken ausmacht, nimmt Württemberg innerhalb Deutschlands mit 170,5 Liter auf den Kopf die zweite Stelle ein; es kommt sofort nach Bayern. Der Geldwert, den diese Getränke darstellen, beträgt nicht weniger als rund 172 Millionen Mark im Jahr, auf den Kops rund 75, auf den Haushalt rund 340 Mk. (Reichsdurchschnitt nach Berechnung des Kais. Statist. Amts im Jahre 1906 auf den Kopf 47, auf den Haushalt ca. 210 Mk.) Bei diesen Ziffern sind Schaumwein, Beerenwein, Kunstmost u. dergl. noch nicht inbegriffen. Was die Wirkungen dieses Verbrauchs betrifft, so ergibt die Statistik, daß die Zahl der infolge von Alkoholis-