Gmünd, 16. April. In einem kleineren Orte unseres Oberamtsbezirks hob eine ältere Frauens­person Jahre hindurch ihre Ersparnisse lauter schwere, hart verdiente Taler zu Hause auf. Das war an sich schon ein Fehler, denn auf der Sparkasse hätte das Geld Zinsen getragen. Aber noch einen Vorteil hätte die Sparkasse gewährt, nämlich den, daß die Taler bezw. die Geldsumme, die sie repräsentieren, in ihrem Wert erhallen ge­blieben wären. Die Frau las nie eine Zeitung und so erfuhr sie nicht, daß die Taler am 1. Oktober 1907 aufhörten, Kurantgeld 3 Mk. zu sein. Sie wußte auch nicht, daß ,die Silberstücke nur bis 20. September 1908 von den öffentlichen Kassen umgetauscht werden konnten. So ist sie jetzt ziem­lich geschädigt, denn der Silberwert der Taler steht bekanntlich weit hinter ihrem ehemaligen Geldwert zurück. Möge dieser Fall beherzigt werden. Heut­zutage kann man eben eine Zeitung nicht entbehren, wenn man sich nicht selbst Schaden zufügen will.

Der aus Lind ach gebürtige vagabondierende Presser, der sich am Dienstag im Haselbacher Tal seiner Festnahme durch die Flucht entzogen hatte, ist Donnerstag vormittag durch die hiesige Polizei mit Hilfe des Besitzers des Rehnenhofes und seiner Hunde in der Nähe dieses Hofes ergriffen worden. Bei seiner Verbringung in den Gmünder Ortsarrest war eins der Handschließen fast durchgefeilt, was aufs Neue den starken Freiheitsdrang des Fest­genommenen bekundet. Infolge der verzweifelten Anstrengungen freizukommen, waren seine Hände stark angeschwollen. In Gmünd angekommen, unter­nahm er alsbald einen neuen Fluchtversuch und konnte erst in der Remsstraße wieder von dem ihn begleitenden Schutzmann eingeholt werden. Er hatte sich wochenlang im Freien umhergetrieben, in Heu­hütten übernachtet und seinen Lebensunterhalt durch Diebstähle von Lebensmitteln gefristet.

Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 15. April. (Auszug aus der Spruchliste der Geschworenen de,s Schwur­gerichts Tübingen für das 2. Quartal.) Zur Dienstleistung wurden u. a. durch das Los bestimmt: Karl Hebsacker, Verlagsbuchhändler in Reutlingen; Ulrich Holzäpfel, Bauer und Gemeinderat in Otten- bronn; Michael Schaible, Bauer und Gemeinderat in Breitenholz; Friedrich Ernst, Rotgerbermeister in Nürtingen; Wilhelm Jäckl, Holzhändler in Con­weiler; Samuel Roller, Bauer und Gemeinderat in Meistern OA. Calw; Wilh. Dengler, Oekonom in Calw; Dionys Nill, Gemeinderat in Bodelshausen; Paul Fischer, Photograph in Tübingen; Gottfried Ahr, Bauer in Gräfenhausen; Otto Paul Adolfs, Buchdruckereibesitzer in Calw; Christian Beck, Schmied ;,und Gemeinderat in Liebenzell; Christian Metzger, Rotgerbermeister in Neuen­bürg; Johann Georg Lutz, Bauer und Gemeinde­rat in Oberkollwangen.

Vom Albtal, 15. April. Das längst schwebende Projekt des Ausbaues der ganzen Strecke der Alb- talbahn für elektrischen Betrieb geht jetzt seiner Verwirklichung entgegen. Die Arbeiten sind von

Beileibe nicht. Du darfst sie auf keinen Fall j beunruhigen".

Nun, dann ist es wohl das beste, daß ich gehe."

Gewiß, das ist das einzige, was Du tun kannst. Geh' sofort und habe die Güte, nie wiederzukommen."

Er begann zu verschwinden, und ich atmete freier auf, als er plötzlich wieder vollständig sichtbar wurde so plötzlich, daß ich wie das erste Mal erschrak.

Ein Wort", mein Herr", sagte er.Ich fürchte, daß ich mich nicht gut aus der Affäre gezogen habe. Vielleicht kann ich Ihnen nützlich sein ich sage vielleicht. Es könnte sein, daß ich von einem Wrack hörte, oder von einem vergrabenen Schatze, einem Topfe mit Gold, von Münzen oder Statuen, und wenn ich dann käme und Ihnen davon Nachricht gäbe, könnte ich vielleicht wieder in Ihrer Achtung steigen?"

Nein", erwiderte ich.Ich brauchenichts, außer der Versicherung, daß Du Dich nie wieder vor mir sehen lassen willst".

Er seufzte.

Gut, mein Herr, ich sehe, daß ich Ihren Wunsch erfüllen muß und verspreche es Ihnen. Aber keinen Groll, eh? Ich hoffe, daß Sie, wenn wir uns ein­mal Wiedersehen, was immerhin möglich ist, keinen Groll gegen mich hegen werden."

Dann verschwand er endlich, und ich habe seit­dem nichts wieder vyn ihm gesehen; aber ich habe oft darüber nachgedacht, wer und wo Joseph Mosing wohl ist und was er wohl meinem Geist zuleide getan haben mag.

der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Angriff genommen und sollen so gefördert werden, daß bis Spätjahr der Betrieb bis Herrenalb eingerichtet ist und die Pforzheimer Strecke bis nächstes Früh­jahr. Die Elektrizitätszentrale bei Rüppur wird ausgebaut und mit wesentlich stärkeren Maschinen ausgestattet, so daß die Talstrecke eine Spannung des elektrischen Stromes auf 7000 Volt erhält. Auch das gesamte Wagenmaterial wird erneuert. Motorwagen mit 86 Sitzplätzen werden den reicheren Verkehr nach Herrenalb vermitteln.

Calw, 16. April. Der Dienstknecht Dengler von Liebelsberg drängle sich auf dem Heimweg von der Hochzeit an ein Mädchen, das nichts von ihm wissen wollte. Im Aerger hierüber schnitt er dem Mädchen auf einem Fußpfad den Weg ab und paßte vor dem Haus mit dem Revolver auf die Spröde. Der erste Schuß versagte. Das Mädchen flüchtete ins Haus und in ihre Kammer. Der zweite Schuß des rabiaten Liebhabers zertrümmerte wohl das Fenster, verletzte aber niemand.

Pforzheim, 16. April. Ueber Ostern wurden hier 33 000 Fahrkarten für ca. 32 000 Mk. verkauft. Ankommende Reisende waren es etwa 40000. Am hiesigen Amtsgericht ist ein Jugendgerichtshof errichtet worden, der gestern zum ersten Male ver­handelte.

Pforzheim, 16. April. Gestern abend 9 Uhr ereignete sich im Jspringer Eisenbahntunnel ein Unglück. Der 48 Jahre alte verheiratete Wein­händler A. Schön von Baden-Baden verließ während der Fahrt den Durchgangswagen, anscheinend wegen Unwohlsein, stürzte vom Wagen ab und wurde über­fahren. Der Bahnbedienstete fand ihn tot. Er hatte vor seiner Abreise seine Angehörigen benachrichtigt, daß er wegen Unwohlsein seine Reise unterbreche. In Dillstein machte sich bei einer vor 14 Tagen im Hause des Goldarbeiters Kalmbacher hier abgehaltenen Konfirmationsfeier ein lOjähriges Nachbarkind den Scherz, dem ebenso alten Sohn des Kalmbacher, dessen Tochter konfirmiert wurde, den Stuhl wegzuziehen. Der Knabe schlug dabei den Kopf an, doch schenkte man dem Vorfall keine Bedeutung. Am nächsten Tag aber klagte der Junge über Schmerzen und es stellte sich bei der Unter­suchung mit Röntgenstrahlen ein Schädelbruch heraus, dem der Knabe gestern erlegen ist.

** Feldrennach. Der nächste Viehmarkt findet hier statt am Dienstag den 20. ds. Mts.

Calw, 14. April. Auf den heutigen Vieh- markt waren 246 Stück Rindvieh, 2 Pferde, 224 Stück Milchschweine und 70 Läuferschweine zugeführt. Der Handel in Großvieh ging flau; es kamen zum Verkauf: 24 Paar Ochsen zu Preisen von 860 bis 1060 -/A, 38 Kühe zu 220470 32 Kalbeln

und Schmalvieh zu 150440 7 Kälber zu 67

bis 110 Auf dem Schweinemarkt wurde die gesamte Zufuhr verkauft. Milchschweine lösten 30 bis 45 Läufer 5090 pro Paar.

Neuenbürg, 17. April. Auf dem heutigen Schweinemarkt, welchem 10 Stück Milchschweine zugeführt waren, kostete das Paar 3840 Mk.

Das seltsamste bei dem ganzen Abenteuer ist jedoch, daß meine Braut, jetzt meine Frau, das Er­lebnis im Garten schon am folgenden Tage völlig vergessen hatte. Sie behaupte!, wir hätten uns am vorigen Tage überhaupt nicht gesehen, ja, es wäre noch gar nicht Freitag, sondern erst Donnerstag, und die ganze Geschichte hätte sich wohl nur in meiner Einbildung im Alpdrücken nach dem großen Hummer zugetragen. Ja, ja, es ist schlimm mit den Frauen.

Keine Mückenplage mehrl Die Mücken­plage ist von jeher eine der unangenehmsten Seiten des Landlebens gewesen. Dank zahlreicher behörd­licher Verordnungen ist dies in den letzten Jahren ein wenig anders geworden. Neuerdings gelangt von privater Seite ein neues Zirkular zur Verteil­ung, aus dem wir die folgenden gut gemeinten und hoffentlich auch vom Erfolg gekrönten Auszuge bringen wollen: Man suche mit möglichst peinlichster Sorgfalt alle sich im Keller ec. aufhaltenden, über­winternden Mücken einzufangen. Dieses Einfangen, das freilich eine beträchtliche Zeitdauer in Anspruch nehmen dürfte, geschieht am besten mit leicht ge­krümmter Hand ähnlich wie beim Fliegenfangen. Hat man ein Mückentier eingefangen, dann nimmt man es zwischen Daumen und Zeigefinger, achtet aber darauf, daß es nicht fortfliegt, und zerdrückt es. Die völlige Leblosigkeit des Tieres kann man am besten daran konstatieren, daß es sich 6 Stundet, nach erfolgtem Fangen und Zerdrücken nicht mehr

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vermischres.

VomWalde, 15. April. Ein Schweizer Hotelier sucht durch Inserate in Schwarzwaldblättern für den Sommer 5000 Kilo Forellen. Das macht, aufs Kilo 8 Portionsforellen gerechnet, 40000 Por­tionen. Soll man da den Appetit der Gäste, oder den Riesenbetrieb des Hotels mehr anstaunen? meint der Schwarzwälder.

Otto Weber's Trauer-Magazin, Ber­lin^., schreibt für die beste, in Feuilletonform (200250 Druckzeilen) gehaltene Geschichte der Trauer, einen Preis von 300 Mark aus. Die Auffassung und Behandlung des Themas ist ganz dem Autor überlassen. Die Preisarbeit ist mit einem Nennworte oder Motto zu versehen. Name und Adresse des Autors sind auf einem besonderen Blatte zu verzeichnen und im verschlossenen Couvert, das die Aufschrift: PreisarbeitDie Geschichte der Trauer" und das Motto oder Nennwort trägt, mit der Preisarbeit bis spätestens 15. August 1909 ein­zusenden an die Adresse: Otto Weber's Trauer- Magazin, Berlin IV., Mohrenstraße 45 (Gendarmen­markt).

Zum Sonntage Qnaflmodogeniti.

Text: Sirach 30, 2: Wer sein Kind in der Zucht hält, der wird sich sein freuen und darf sich sein bei den Bekannten nicht schämen.

Der Name des morgigen Sonntages ist ent­nommen aus 1. Petri 2, 2:Und seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch, als die jetzt ge­borenen Kindlein", d. i. lateinisch quasimodogeniti,auf daß ihr durch dieselbige zunehmet." Das führt uns daraus, heute von den Kindern zu reden. Und da­rin bestärkt uns noch die jetzige Schulzeit. In dieser Woche beginnt ein neues Schuljahr. Tausende A-B-C-Schützen sind mit Segenswünschen der Obhut der Lehrer übergeben worden, und frohe Hoffnung erfüllt Tausende von Elternherzen. Andere Schüler, die in eine höhere Klasse versetzt sind, gehen mit neuer Freudigkeit an die Arbeit. Es gibt wohl kaum eine kostbarere Gabe, die dem Menschen an­vertraut werden kann als ein Kind. Es ist ein scheinbar geringes, unbedeutendes Geschöpf, aber es gleicht einer Knospe, die sich zu einer Blüte von edelster Schöne und Reinheit erschließen kann und soll. Und darum ist kein Amt so hehr und groß als das Erzieheramt, dessen heilige Aufgabe es ist, die Seele, die vom Himmel stammt, dem Himmel zu erziehen". Erzieher sind aber nicht nur die Lehrer, sondern vor allem die Eltern. Wer es nun ernst nimmt mit diesem Amte und wehe dem, der es nicht tut!, der wird gleichsam erbeben in seinem Innern vor der hohen Verantwortlichkeit, die auf ihm ruht; er wird gern sein Bestes tun wollen, um seiner Aufgabe gerecht zu werden; er wird sinnen nach den Wegen, die ihn das Ziel am sichersten erreichen lassen. Gesegnet sei auch all das Streben, die Mühe, der Fleiß, die selbstauferlegten Entbehrungen bei solcher Erziehung!

bewegt. Auf diese Art kann man die nötige Uebung eignet man sich bei einigem Eifer verhältnis­mäßig rasch an sich von der lästigen, sommer­lichen Mückenplage so gut wie fast gänzlich auf das gründlichste befreien.

Edelsteine werden geputzt entweder durch Bestreichen mit in Weingeist angefeuchteter Schwefel­milch und Abbürsten mittelst eines Sammetbürstchens oder durch Putzen derselben mittelst Leder, zartem Bürstchen mit einem Gemenge von 15 Gramm ausgewaschener Schwefelblüte und 30 Gramm fein- geschlemmptem Trippelpulver.

Wechsel-Rätsel.

Ich fuhr durch's grüne Thüringer Land:

Auf dem Berg hellschimmernd die eins-zwei stand; Da dacht' ich im stillen bei mir allein:

Auf der eins-zwei möchte ich zwei-eins sein."

Rätsel.

Verächtlich, wer mit meinem Wort Den Gegner zu bekämpfen strebt Und feig vor offnem Streite bebt. Streicht man das letzte Zeichen fort Und stellt die andern um sodann.

So nennt es, was eben jetzt Den lieben Leser wohl ergötzt:

Nun rate, wer da raten kann!

Auflösung des Rätsels in Nr. 60 ds. Bl. Manzel, Manzell.