Höfen an jeweils geeigneten Plätzen aufgestellt werden und den Reisenden Gelegenheit geben, sich belegte Brötchen, verschiedene Biere und Weine schnellstens zu beschaffen. Die Automaten sind den in den Automatenrestaurants befindlichen ähnlich, nur werden die Brötchen nicht in drehbaren Glastrommeln auf­gestellt, sondern hierfür sind längliche Schächte vor­gesehen, worin die Brötchen über einander aus kleinen Regalen übersichtlich hinter Glas aufgestapelt werden. Nach Einwurf der Geldstücke senken sich die Regale vor eine Oeffnung, wo die Brötchen herausgenommen werden. Sie sind den seither gebräuchlichen offenen, allem Staub ausgesetzten Restaurationskarren ent­schieden vorzuziehen.

Friedrichshafen, 3. April. Der König hat an den Grafen Zeppelin ein Glückwunsch­telegramm gerichtet, worin es heißt, er könne es sich in Anbetracht der neuen, großartigen Leistungen des Luftschiffes nicht versagen, in alter Teilnahme an dem Lebenswerk des Grafen wiederum seinen herzlichsten Glückwunsch auszusprechen.

Friedrichshafen, 3. April. Die Ueberführ- ung des 2 I nach Metz ist bis auf weiteres ver­schoben worden, da die dort im Bau begriffene Halle noch nicht weit genug fertiggestellt ist.

Friedrichshafen, 3. April. Es muß noch­mals ganz besonders hervorgehoben werden, daß das Luftschiff ohne die allergeringste Beschä­digung von der kühnen Münchener Sturmfahrt zurückgekehrt ist. Wahrhaft herzerfreuend ist es auch, wie frisch und unberührt Graf Zeppelin selbst nach den mehr als 40stündigen Strapazen erscheint. Der Berichterstatter desSchw. Merk." hatte heute vormittag Gelegenheit, mit dem Grafen zu sprechen. Cr ist hoch befriedigt von dem Ver­lauf der Fahrt, betonte aber dabei, er habe nie daran gezweifelt, daß das Luftschiff auch einer solchen Probe gewachsen sein werde. Das entspricht voll­kommen seinem alten Lehr- und Grundsatz, daß das Luftschiff nirgends sicherer sei, als in der Luft. Der im Bau begriffene Luftkreuzer 2 II ist seiner Vollendung ziemlich nahe, und da auch die Zelthalle auf dem Zeppelingelände ihrer Vollendung entgegengeht, wird man für Anfang Mai mit den ersten Flügen des neuen Luftschiffes rechnen dürfen. 2 II wird in seinen Verhältnissen wie in seinen Organen ziemlich genau dem bei Echterdingen ver­unglückten Luftschiff entsprechen, von dem es auch die Motors (105 k.8.) übernehmen wird. Auch das große Hecksteuer ist für das neue Luftschiff wieder in Aussicht genommen. Der gleichfalls im Bau begriffene Luftkreuzer A III wird dagegen Motors von 150 ?.8. erhalten, was natürlich, wenn man bei einem Durchmesser von 13 w bleiben will, eine Verlängerung des Schiffskörpers bedeuten würde. Man hofft, mit dem 2 III eine Geschwindigkeit von 16 Sekundenmeter zu erzielen. Das würde be­deuten, daß 2 III einer Windstärke, wie die vom 1. April, ziemlich gewachsen wäre. Wie man ferner hört, sind ernsthafte Verhandlungen im Gang zur Einrichtung einer Luftschifflinie Düsseldorf Frankfurt a. M. Das wäre ein verheißungsvoller Anfang auf diesem Verkehrsgebiet der Zukunft.

Ulm, 3. April. Die heutige Nachwahl in der Stadt Ulm hat folgendes Ergebnis: Kom­merzienrat Wieland (D.P.) 3004, Postsekretür Münz (V.) 1365, Maler Göhring (Soz.) 2835 Stimmen. Kommerzienrat Wieland ist somit ge­wählt. Von 9406 Wahlberechtigten wurden 7225 Stimmen abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 76,8°/» gegen 73°/» bei der Wahl am 20. März entspricht, wobei zu beachten bleibt, daß das Zentrum die Parole Wahlenthaltung ausgegeben hat. Zum Vergleich führen wir nachstehend die Ergebnisse der letzten Wahl, derjenigen vom 5. Dezember 1906 und der Proporzwahl von 1906 an: Stimmen­zuwachs haben diesmal zu verzeichnen: Deutsche Partei 656 und Sozialdemokratie 934; Einbuße da­gegen Volkspartei 385 Stimmen.

Proporz

3. April 20. März 1906 1906

Deutsche Partei 3004 2348 1261 1039

Volkspartei 1365 1746 1885 1985

Zentrum 904 988 1102

Sozialdemokratie 2835 1901 1458 1215

Bei einer prozentualen Vergleichung ergibt sich folgendes Bild:

3. April 20. März 1906 Deutsche Partei 41,6 34 22,5

Volkspartei 18,9 25 34

Zentrum 13 17,5

Sozialdemokratie 39,3 28 26

Bei der Nachwahl im Jahre 1905 war bei einer Wahlbeteiligung von 61,6°/» der Volksparteiler (der

verstorbene Abgeordnete Mayer) mit Unterstützung der Sozialdemokraten mit 3359 Stimmen gegen den Deutschparteiler gewählt worden, der es mit Unter­stützung des Zentrums auf 2228 Stimmen brachte.

Tübingen, 2. April. Es ist im Frühjahr eine leidige Gewohnheit der Feldarbeiter, das dürre Gras und Gestrüpp kurzer Hand niederzu­brennen. Dadurch entstehen die vielen Wald­brände, die oft nicht ohne Gefahr für den Wald­bestand sind. So brannte es gestern in einem älteren Holzbestand bei der Rosenau. Aus dem Oberamt Herrenberg werden mehrere Waldbrände gemeldet, insbesondere aber auch auf der Alb in Willmann- dingen, Enningen-Metzingen usw.

Schwenningen, 4. April. Die Arbeiter der Schwenninger Filiale der Vereinigten Uhrenfabriken von Gebrüder Junghans u. Thomas Haller A.-G. in Schramberg werden dadurch beunruhigt, daß man ihnen einflüstert, die Gesellschaft beabsichtige, die Schwenninger Filiale aufzugeben. Die Gesellschaft erklärte die Ausstreuungen für unwahr und setzt jetzt in einer öffentlichen Bekanntmachung eine Belohnung von 100 Mk. aus für jedermann, der ihr behilflich ist, den Urheber der Gerüchte gerichtlich zur Rechenschaft zu ziehen.

Heidenheim, 4. April. Auf Antrag der Ortsschulbehörde wurde die Lernmittelfreiheit für den Zeichenunterricht an der evangelischen und katholischen Volksschule eingeführt.

Oberndorf, 3. April. Nach einem weniger ernstlichen Versuch am gestrigen Tage hat es auf den heutigen Tag ganz erklecklich geschneit. Die ganze Landschaft ist wieder weiß verhüllt und selbst in den Straßen der Stadt blieb der Schnee liegen. Die gleißnerische Aprilsonne bescheint zeitweise ein volles Winterbild.

Kleingartach, 3. April. Bei der Stadt- schultheißenwahl erhielt Schultheißenamtsverweser Rapp von Herbrechtingen 106 Stimmen, Schultheiß Bauer von Ochsenburg 94; elfterer ist somit gewühlt.

Schorndorf, 3. April. Gestern stand ein hiesiger Fuhrmann wegen eines Vergehens vor dem hiesigen Schöffengericht. Da die Strafe über seine Erwartung mild ausfiel, glaubte er sich aus Freude darüber im Wirtshaus gütlich tun zu müssen. Er tat dies so gründlich, daß er in der Dunkelheit abends vom Heuboden fiel und sich schwer verletzte. Am gleichen Nachmittag mußte sein Knecht, der auch nicht mehr nüchtern war, ins Bezirkskranken­haus verbracht werden, weil er sich ein Bein schwer verletzte.

Der Alkoholismus in Württemberg und seine Bekämpfung ist in den Württ. Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde, 1908, von Finanzrat Dr. Trüdinger in umfassender Weise beleuchtet worden. Die amtlichen Ziffern über den Alkohol­verbrauch (in Form von Bier, Obstmost, Wein, Branntwein) bestätigen die vor einigen Jahren schon von Lehrer Walter aufgestellte Behauptung, daß Württemberg nächst Frankreich das trunkfreudigste Land der Welt ist. Der Alkoholverbrauch Frank­reichs war (in reinem Alkohol ausgedrückt) 1905 16,1 Liter pro Kopf, der Württembergs mindestens 13 Liter. Im jBierverbrauch, der etwa ^/s seines Gesamtverbrauchs an geistigen Getränken ausmacht, nimmt Württemberg innerhalb Deutschlands mit ca. 170,5 Liter pro Kopf die zweite Stelle ein; es kommt sofort nach Bayern. Der Geldwert, den diese Getränke darstellen, beträgt nicht weniger als rund 172 Millionen Mark im Jahr, pro Kopf rund 75, pro Haushalt rund 340 Mk. (Reichs-Durchschnitt nach Berechnung des Kais. Statist. Amts i. I. 1906 pro Kopf 47, pro Haushalt ca. 210 Mk.) Bei diesen Ziffern sind Schaumwein, Beerenwein, Kunstmost u. dgl. noch nicht inbegriffen. Mas die Wirkungen dieses Verbrauchs betrifft, so ergibt die Statistik, daß die Zahl der infolge von Alkoholismus und Säufer­wahnsinn in die allgemeinen Krankenhäuser Auf­genommenen stetig zugenommen hat (wobei zudem anzunehmen ist, daß es sich nur um die aller­schwersten und direkten Fälle von Alkoholismus handelt.) Die Zahl der Aufnahmen in die Irren­anstalten infolge von Trunk weist sodann neuerdings im Verhältnis zur Gesamtzahl der Aufnahmen eine merkliche Steigerung auf. In der großen Anstalt für Schwachsinnige und Epileptische in Stetten war ferner in den Jahren 19041906 in 10°/» der Fälle Trunksucht der Eltern die Ursache der Krank­heit. Von den Selbstmorden war in den Jahren 18731903 über ff» auf Trunk u. a. Exzesse zu­rückzuführen. Endlich ist die starke Beteiligung des Alkohols an den Unglücksfällen, an der Kriminalität und Verarmung zwar neuerdings in Württemberg statistisch nicht gefaßt worden, aber notorisch und durch frühere bzw. anderweitige Erhebungen erwiesen.

Kus ^taSt» ÄLZlrk uns Umgebung

Zur Bewerbung ausgeschrieben: die 1. bezw. 2. Schulstelle in Höfen a. E. je mit dem Normal­gehalt und 200 Ortszulage mit freier Wohnung bezw. 300 Mietzinsentschädigung, bei der 1. Stelle 200 für den Organisten- und Kantoren­dienst, bei der 2. Stelle der gesetzlichen Belohnung für Abteilungsunterricht.

Nagold, 3. April. In einer am Donnerstag abend in derTraube" abgehaltenen Ausschußsitzung des Schwarzwaldvereins wurde Hr. Oberamts­pfleger Rapp einstimmig als Vorstand gewählt. Als Vizevorstand wurde Hr. G.-Oberförster Wein- land seine wertvollen Dienste dem Verein weiter widmen. Für das Himmelfahrtsfest ist bei gün­stiger Witterung ein Tagesausflug nach Wild­bad in Aussicht genommen.

VermDchtLZI

Der Preis des Wasserstoffgases hat sich neuestens wesentlich erniedrigt. Bisher waren die Luftschiffer auf den Wasserstoff angewiesen, der als Nebenprodukt chemischer Fabriken oder bei der elek­trolytischen Sauerstofferzeugung entstand und der in Behältern ähnlich den Kohlensäureflaschen versandt wurde; wenn man nicht vorzog, Leuchtgas zu be­nutzen, das in allen Städten billig zu haben ist, aber den Nachteil hat, bedeutend schwerer zu sein als Wasserstoff und darum wohl für Freiballons, nicht aber für die Motorluftschiffahrt in Betracht kommen kann. Durch den Transport des Wasser­stoffs bis an seinen Bestimmungsort wird in den meisten Fällen das Gas sehr verteuert, so daß der Preis für 1 Kubikmeter Gas in Friedrichshafen mit 50 Pfg. anzunehmen ist. Eine Stahlflasche enthält gewöhnlich 5 Kubikmeter Gas; für die Füllung des Luftschiffes2 II", das einen Inhalt von 15000 Kubikmeter haben wird, sind also 3000 Behälter notwendig, die Kosten des Gases belaufen sich dem­nach auf 7500 Mark. Nach den neuerdings bekannt gewordenen Verfahren zur Herstellung von Wasser­stoff wird nun, wie derKöln. Ztg." von sachver­ständiger Seite geschrieben wird, der Preis des Gases für den Kubikmeter in Zukunft mit 20 Pfg. anzunehmen sein; eine Füllung würde also nur noch 3000 Mk. kosten, und nach den allerneuesten Nach­richten ist zu erwarten, daß der Preis unter 10 Pfg. sinken wird, wobei angenommen ist, daß die Schiffe von einem Gasometer aus gefüllt werden. Das würde für die Luftschiffahrt ein sehr großer Fort­schritt sein, die Kosten des Gases würden nicht mehr wie bisher den gewichtigsten Faktor in der Berech­nung der Fahrkosten bilden. Angenommen, ein Zeppelin-Schiff macht regelmäßige Fahrten von 810 Stunden mit 20 Fahrgästen an Bord, so würden die Gaskosten für eine Fahrt höchstens 25 Mk. für jede Person ausmachen, wozu noch der Verbrauch an Benzin und Oel käme, der mit 10 Mk. für einen Fahrgast reichlich angesetzt ist.

1000 ungültige Ehen. In einer merk­würdigen Lage sind etwa 1000 englische Ehepaare, die sich in Stantonbury, einem Dorfe in der Graf­schaft Bucks haben trauen lassen. Es hat sich soeben herausgestellt, daß diese Ehen ungesetzlich sind, weil die Kirche von Saint James, wo die Trauungen stattgefunden haben, niemals eine sogenannte Lizenz besaß. Der jetzige Pfarrer machte zufällig bei der Durchsicht des Archives die Entdeckung, daß keine Urkunden vorhanden waren, die der Kirche das Recht, Trauungen vorzunehmen, zuerkannten. Auf seine Anfragen bei den Behörden der englischen Hochkirche ergab sich, daß Stantonbury allerdings kein solches Recht besaß. Der Pfarrer kündigte nun letzten Sonntag von der Kanzel seiner hochaufhören- den Gemeinde an, daß alle seit fünfzig Jahren in der Kirche vorgenommenen Trauungen, etwa 1000, ungültig seien. Es heißt, die braven Eheleute von Stanbonbury und Umgebung wären zwar überrascht, aber nicht alle unangenehm überrascht gewesen durch diese urplötzliche Ankündigung, daß sie vor dem Gesetze ledige Leute seien, doch der Pfarrer setzte noch hinzu, es seien bereits Verhandlungen einge­leitet worden, um die tausend ungültigen Ehen als gesetzlich anzuerkennen.

Fidele Gefängnisse. In verschiedenen Städten des brasilianischen Bundesstaates Minas Geraes haben zu Weihnachten Speisungen der Gefangenen stattgefunden, bei denen es nach den Berichten der Blätter hoch hergegangen ist, so daß man an die Saturnalien im alten Rom erinnert wird. In Sete Lagoas gab man den Gefangenen im Schwurgerichtssaal ein lukullisches Frühstück, nach­dem zuvor eine Messe mit Musikaufführungen ge-