vermischtes.
Berlin, 28. Jan. Eine Hofdame der russischen Kaiserin, Fräulein v. Bechtub, hat üble Erfahrungen während ihres Aufenthaltes in Berlin machen müssen. Es ist ihr hier ein Biberpelzjakett, das einen Wert von 6000 Rubel darstellt, abhanden gekommen. Fräulein v. Bechtub hatte ein Warenhaus ausgesucht und dort auf kurze Zeit das Jakett abgelegt. Als sie es später wieder an sich nehmen wollte, war es verschwunden. Es ist offenbar gestohlen worden.
Die eselreichste deutsche Stadt. Wie die neueste Statistik nachweist, verfügt die Stadt Wiesbaden über mehr als 800 Esel, die der Tierschutzverein an Stelle der Zughunde als Zugtiere eingeführt hat. Mit dieser Zahl ist Wiesbaden die eselreichste Stadt in ganz Deutschland geworden, denn keine andere deutsche Stadt besitzt einen so hohen Prozentsatz an diesen Tieren. Selbst Berlin ist es bis jetzt nicht gelungen, Wiesbaden auf diesem Gebiete zu Überholen.
100 Jahre alt. Dieser Tage wurde berichtet, daß im Oberamt Göppingen ein Privatier demnächst sein 100. Lebensjahr vollenden wird. Auch in den Mauern Heilbronns, so meldet die „Neck.-Ztg.", befindet sich eine aus Göppingen stammende Frau, welche ihre 99 Jahre hinter sich hat. Die Frau — es dürfte wohl die älteste Person des Oberamts Heilbronn sein — ist die Karoline Schäfer, geb. Bracher, Witwe des ff Orgelbaumeisters Jvh. Heinrich Schäfer hier; sie wohnt schon mehr als ein Menschenalter in Heilbronn und ist am 11. Septbr. 1809 in Göppingen geboren. Sie ist noch ziemlich rüstig, auch geistig regsam und es kann darum gehofft werden, daß die Greisin volle 100 Jahre alt wird. Frau Schäfer, die, wie sie selbst sagt, aus einer langlebigen Familie stammt, äußerte sich an ihrem 99. Geburtstage einem Herrn gegenüber, der sie besuchte und sie photographieren wollte, sie sei schon öfters photographiert worden, aber jetzt solle mans nur gehen lassen, etwas besonders Schönes sei doch nicht mehr an ihr.
Nach 35 Jahren wiedergefunden wurde von dem Landmann I. Greve in Neubörm bei Schleswig sein Trauring, den er im Jahre 1873 gleich nach seiner Verheiratung auf dem Felde verloren gehabt.
Pila Osorio. In der Reihe der Wunderkinder nimmt wohl die kleine Pila Osorio den ersten Platz ein. Sie ist erst 3 Jahre alt und spielt schon mit künstlerischem Feingefühl Lieder von Haydn, Mozart, Beethoven und Mendelssohn. Schon im Alter von Jahren entdeckte man ihr Talent, als sie frei nach dem Gehör das Lied „Kommt ein Vogel geflogen" auf dem Klavier nachspielte. Seitdem hat es die kleine Pianistin in ihrer Kunst so weit gebracht, daß sie die Aufmerksamkeit der musikalischen Welt auf sich zieht. Sie ist das Kind eines in Charlottenburg lebenden spanischen Arztes und die Stiefschwester des bekannten 9jährigen Musikvirtuosen Pepito Arriola, der es unter Nikischs Leitung schon zum Konzertmeister gebracht hat. Pila Osorio wird wie ihr Halbbruder demnächst auch im Kaiserlichen Schlosse konzertieren.
Eine Vogelscheuche als Bahnwächter. Einem die Strecke der ungarischen Staatsbahnen bereisenden Revisionsbeamten kam, wie ungarische Blätter melden, beim Passieren eines Nachtzuges die regungslos vor einem Wächterhause stehende Gestalt des Bahnwächters verdächtig vor. Der Beamte ließ den Zug kraft seiner dienstlichen Vollmacht halten und fand, daß der Bahnwächter seine Uniform einem Holzgerüst nach Art einer Vogelscheuche umgehängt und der Puppe auch die brennende Signallaterne angehängt hatte, während er selbst im warmen Zimmer in tiefem Schlafe lag. Der Beamte wurde sofort aus dem Dienste entlassen.
Als Entschuldigung wegen eines Schulversäumnisses schickte eine böhmische Mutter dem Lehrer folgende Zuschrift: Lenkäicte ten dum. Kristine Isdsdeli. (Zu deutsch: Benötigte den Buben. Christine Tshabek.)
Rätselhafte Inschrift.
Lrüsamus ^lasi
Auflösung der Dreisilbige« Charade i« Nr. 16.
— Februar. —
Richtig gelöst von Julius Böpple jr,, Karl Pfrommer, Sari Schönthaler und Wilhelmine Titelius in Neuenbürg, Friedrich Schönthaler, Max Schuhmacher, Hermann Schön- »Haler, August Bischer und Hermann Rapp in Conweiler.
Im Kampf mit dem Schicksal.
Roma» von Eugen Conrad.
(Nachdruck verboten.)
Eine unheimliche Ahnung erfaßte Frau Agnes. „Gertruds würde nicht schlafen, wenn Martha krank und in ihrem Gemache sei," murmelte sie halblaut.
Leise öffnete sie die Tür, ein leises Geräusch erschreckte sie — die Alte schlief.
Sie trat in das Wohngemach Martha's ein — es war leer, ebenso das angrenzende Schlafgemach. Auf dem Stuhl lag freilich Marthas Tüll-Mantille, welche sie im Saal getragen hatte — aber sie selbst war nicht da.
„Wo war sie?"
Alles Blut stieg Frau Agnes zu Kopf. Bis jetzt war sie dem Aufträge ihres Gatten, so weit es geschehen konnte, ohne Aufsehen zu erregen, Martha keinen Augenblick aus dem Auge zu lassen, streng nachgekommen — sie kannte ja selbst die Notwendigkeit, Martha jeden Verkehr mit der Außenwelt abzuschneiden, schon um ihre eigene Existenz willen — und jetzt —l
Die Angst hatte sie ergriffen, doch wußte sie sich noch so weit zu beherrschen, um sich nicht gleich zu verraten.
Vorsichtig schloß sie wieder die Türe, dann trat sie am ganzen Körper zitternd zu der schlafenden Dienerin, diese mit giftigen Blicken betrachtend.
„Gertrudel" schrie sie mit wutbebender Stimme, die Alte schüttelnd, als wollte sie die brave, treue Frau töten. „Wo ist Martha? Deine Herrin?"
Wie eine Spiralfeder schnellte diese erschreckt in die Höhe. Zitternd und bebend stand sie vor der zornigen Frau.
„Ich frage Dich nochmals: wo ist Martha?"
Ihre Stimme klang gellend und die Augen sprühten vernichtende Blitze.
Gertruds hatte sich gefaßt — sie konnte diese Frage nicht beantworten. Was sollte sie sagen? Daß Martha auf ein paar Stunden das Haus verlassen, wußte sie, aber wo sie hingegangen sei, wußte sie nicht.
„Seit einer halben Stunde habe ich sie nicht gesehen, Frau Agnes." erwiderte sie so ruhig als möglich.
„War Martha hier?"
„Ja, sie wechselte ihr Tüllluch mit dem Cache- mirshawl."
„Hat sie nichts gesagt?"
„Nein."
Frau Agnes atmete erleichtert auf.
„Du wirst nicht sagen, daß ich hier war," befahl sie in hartem Tone der alten Dienerin.
Letztere schritt, von einer wahren Todesangst gequält, im Zimmer auf und nieder, sich selbst mit Vorwürfen überhäufend, daß sie eingeschlummert war. Was war aber da zu verwundern — sie war alt und ihre schwachen Kräfte waren nicht hinreichend, um das zu leisten, was sie leisten sollte, und es gab so viele Nächte, wo sie kein Auge zu tat.
Drei Stunden waren vergangen nnd Martha noch nicht zurück „wenn sie doch käme!" seufzte die Alte.
Ach, es war ein unheimliches Haus, in dem sie sich befand. Das Kind, welches sie von seinen ersten Lebensjahren an gehegt und gepflegt, hatte keine frohe Stunde gesehen in diesem Hause — darum war es auch so ganz anders geworden wie andere Mädchen ...
Plötzlich fuhr die alte Dienerin aus ihrem Nachsinnen empor; sie hörte Schritte auf dem Korridor. Im nächsten Moment stieß sie einen lauten, innigste Freude verratenden Schrei aus.
Martha erschien, sie war zurückgekehrt.
„Hat man mich gesucht?" sagte sie, in das besorgte Antlitz der treuen Dienerin blickend.
„Frau Agnes war hier."
„Sie? Ich fürchte sie nicht."
Martha lachte so fröhlich und glücklich. In der nächsten Minute hatte sie ihre Arme um den Nacken der verwunderten Alten geschlungen und preßte sie an ihr Herz. „O Gertrude," jubelte sie, „nun ist Alles gut — die Angst ist von meinem Herzen genommen I" Dann neigte sie sich mit leisem, flüsterndem Tone zu der alten Dienerin ihrer Vertrauten.
Erschreckt fuhr Gertrude zurück, mit dem Ausdruck des Entsetzens blickte sie auf den goldenen Ring an Marthas Hand.
„Du Haft es gewagt?" fragte sie bebend vor Angst.
„Ja, Gertrude, und dadurch aller Unruhe auf einmal ein Ende gemacht. Du weißt, ich kann ent-
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schlossen handeln in gefahrvollen Stunden. Ich fühle mich täglichen Quälereien sprach- und hilflos. Jetzt ist es vorbei — und wenn sie mir keine Ruhe lassen, werde ich ihnen den Trauschein entgegenhalten."
„Ah, Marthai" ertönte Frau Agnes Stimme da plötzlich auf der Schwelle. „Wir haben Dich überall gesucht."
„Ich werde noch kommen, Agnes, sogleich," sagte Martha mit so frisch und freiklingender Stimme, daß es ihrer Schwägerin auffallen mußte. Als sie eine Viertelstunde später den Ballsaal betrat, sah es ihr Niemand an, was während ihrer Abwesenheit geschehen.
Es war bereits gegen 4 Uhr, als die letzten Ballgäste den Saal verließen. Herr Conning war einer der letzten.
„Leben Sie wohl, teuere Schwägerin," wandte er sich in bester Laune zu Frau Agnes. „In aller nächster Zeit hoffe ich in Wirklichkeit, Sie so nennen zu können."
Frau Agnes zog ein verdrießliches Gesicht, stand sie doch vor einem Geheimnis, das zu ergründen ihr jeder Anhaltspunkt fehlte.
Herr Conning dagegen war fest überzeugt, am heutigen Tage um vieles in seinen Bewerbungen weiter gekommen zu sein.
Nachdem auch der letzte Gast verschwunden war, reichte ihr Frau Bartels mit steifer Förmlichkeit den Arm. An der Tür küßte er ihr die Hand und wollte sich verabschieden.
„Gerhard, ich habe noch ein paar Worte mit Dir zu sprechen," sprach Frau Agnes zu ihm.
„Sollte es nicht Zeit haben bis morgen?" erwiderte er.
„Nein es muß gleich sein."
„Was ist es? — Ich bin verteufelt müde, ich bitte Dich, halte mich nicht lange auf."
„Uns droht eine Gefahr. Martha hatte diese Nacht das Haus verlassen."
Diese wenigen Worte ließen Herrn Bartels die Sehnsucht nach Ruhe vergessen. „Martha?" kam es von seinen Lippen.
Frau Agnes zog ihren Gemahl in das Zimmer und teilte ihm mit fliegender Kürze mit, was sie heute nacht entdeckt.
Atemlos lauschte Herr Bartels, sein Gesicht färbte sich kreideweiß, seine Stirn legte sich in düstere Falten.
„Das fehlt mir noch!" brauste er auf. „Agnes, — das darf nicht sein! Der Eigensinn des Mädchens muß gebrochen werden.
Frau Agnes lachte höhnisch. „Wie willst Du sie zu dieser Heirat bringen? Du weißt, sie ist eigensinnig und starrköpfig."
„Das laß meine Sache sein. Herr Conning ist ein reicher Mann und eine ganz annehmbare Partie. Was kümmert es uns, daß über sein Herkommen ein Schleier schwebt?"
Mit glühenden Augen setzt er ihr dann auseinander, daß er seine Pläne schon längst entworfen und nicht ruhen werde, bis er sie durchgeführt. Bis zum 22. Lebensjahr hatte er unumschränkte Herrschaft über Martha, und bis dahin war noch lange Zeit. Und zudem verzichtet Conning auf ihr Vermögen," fügte er mit Nachdruck hinzu.
„Aber wenn sie vor dem Altar „Nein" sagt?"
Herr Bartels lächelte selbstbewußt. „So wird man das „Nein" nicht hören. Leider — oder besser gesagt: glücklicherweise besitze ich die Mittel, dieses zu erwirken."
„Du bist also sicher, daß uns dieses gelingen wird?"
„Es muß." — „Gut."
Das heißt, wenn Du der Meinung bist, daß sich die Sache nicht in die Länge dehnen soll.
„Je eher, desto lieber."
„Gut, so werde ich handeln."
Herr Hartmann ging im Zimmer erregt auf und nieder. Soeben hatte ihn einer seiner ärgsten Feinde verlassen — er hatte schwer gegen Gegner, die sein Verderben wollten, zu kämpfen.
Es war ein harter Schlag für ihn gewesen — viel büßte er mit diesem Verkauf ein — und das ging ihm noch im Kopf herum. „Wie wird das noch enden sprach er vor sich hin."
— Fortsetzung folgt. —
(Aus der Schule.j Professor: „Meier, sind sie nicht so wehleidig! Wie oft habe ich Kofschmerzen und spüre nichts!"
fUeble Folgen.) „Bei der Aufführung meines Lustspiels haben sich die Zuschauer krank gelacht." — „Darum wohl war 's bei der Wiederholung so leer."