errichten. Der Reichskanzler Fürst von Bülow hat die Stelle des Vorsitzenden mit folgendem Telegramm angenommen: Herrn Reichstagsabgeordneten Bassermann, Berlin. Euer Hochwohlgeboren danke ich für das freundliche Begrüßungstelegramm mit der Bitte, den Mitgliedern des Ausschusses zu wiederholen, wie ehrenhaft es für mich ist, an der Spitze der Vereinigung zu stehen. Möge das geplante Werk seiner Vollendung rasch entgegengehen am Ufer unseres Rheins als neuer Markstein großer Zeit, als Wahrzeichen unserer Einheit zum dauernden Gedächtnis für die kommenden Geschlechter.
Berlin, 14. Nov. Mit 190000 Mk. ist der Teilhaber und Geschäftsführer Wiesner von der Baufirma C. Leppin u. Co. in Spandau ausgerückt. Er hat das Geld, das einen großen Teil des Vermögens der Leppinschen Erben darstellt, wechselflüssig gemacht. Wohin sich der Flüchtling gewandt hat, ist bis jetzt noch nicht bekannt.
Mannheim, 12. Nov. Die Gründung einer Viehmarktbank, wie sie in mehreren deutschen Großstädten bereits besteht, ist von einigen kapitalkräftigen Mitgliedern der Fleischer-Innung beschlossen worden. Man gedenkt dafür die Form einer Aktiengesellschaft zu wählen, deren Grundkapital etwa 200 000 Mark betragen wird. Die Bank soll bei Schlachtviehkäufen am hiesigen Markt dem Verkäufer Barzahlungen leisten, wobei ein kleiner Diskont nebst Provision in Abzug käme und der Metzger hätte den Kaufpreis erst von Ablauf einer bestimmten Frist (etwa 3 Wochen) an zu verzinsen. Die Folge wäre, daß der weniger kapitalkräftige Metzger nicht mehr nötig hätte, den Kredit des Verkäufers in Anspruch zu nehmen und somit von letzterem unabhängig würde.
Leipzig, 12. Nov. Nach zehntägiger Verhandlung des Mordprozesses Göll-Schmidt wurde heute vom Schwurgericht Lina Göll wegen Totschlags, begangen an dem Buchhändler Arthur Giegler durch Beibringung von Gift, zu 14 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, und der Mitangeklagte, Buchdrucker Walter Schmidt wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. Der Staatsanwalt hatte die Verurteilung der Göll wegen Mordes beantragt.
Die Baden-Badener Fremdenliste zeigt bis jetzt für dieses Jahr 70 000 Fremde auf, 3000 weniger als im Vorjahre.
In Straßburg kam jüngst der merkwürdige Fall vor, daß eine Dame, und zwar den höheren Ständen angehörig, sich durch allzureichlichen Genuß von Pralines einen Rausch zuzog. Die süßen Dinger waren nämlich mit Likör gefüllt. Der Arzt wurde herbeigerufen und stellte die tragikomische Ursache der Erkrankung fest. Nachweislich enthielten 16 Stück Konfekt (etwa 100 Gramm schwer) einen Eßlöffel Trinkbranntwein. Und der Kostenpunkt? Nur 25 deutsche Reichspfennige. Man kann es deshalb nur billigen, wenn das preußische Kultusministerium auf diese Alkoholgefahr, namentlich auch für Kinder, die Regierungspräsidenten in einem Erlaß ausdrücklich aufmerksam machte.
Die Teufrlsuhr.
Original-Detektiv »Novelle von Paul Loos.
13) - (Nachdruck verboten.)
Der Forscher unterhielt sich darüber mit Weil. Letzterer sagte: „Den würgenden Geist kennen Sie ja und der Mann, der erwürgt ist, heißt — Schröder I"
Kramer sprang auf, als glühe der Boden unter ihm.
„Was? Schröder? Was ist passiert?"
„Setzen Sie sich bitte, aus dem Dunkel könnte eine Kugel kommen. Ja, Schröder. Er konnte es vor Ungewißheit nicht aushalten und wollte Sie diese Nacht suchen ... Er liegt unterm Schacht."
„Aber . . das ist ja . . . das ist ja fürchterlich ..! Der arme Mensch. So treu und gefällig! Und dann so ein grausiges Ende?
Wie leid mir das tut! umsomehr, als ich eine gewisse Mitschuld an seinem Tode trage . . . Wenn das arme Töchterchen die näheren Umstände erfährt! Nun ist mir die ganze Freude an der Arbeit verdorben. Bei allen kühnen Forschungen muß man natürlich mit derartigem rechnen. Aber mein Fall ist das nicht. Da komme ich nicht so leicht drüber weg. Dem Mädchen werde ich ja eine ausreichende Rente geben; aber was hilft das? Den Vater kann ich ihr nicht wiedergeben . . . Und die . . . die Sachen will ich gar nicht mehr sehen. Vor allem nicht die satanische Maschine, die ihren Namen mit vollem Rechte führt und ihm wieder einmal Ehre gemacht hat. Und eine Gerichtsverhandlung wird
Weisenbach i. Murgtal, 13. Nov. Infolge Unvorsichtigkeit beim Einfüllen von Benzin gerieten gestern abend zwei Last-Automobile der Firma E. Holtzmann u. Cie., Weisenbachfabrik, in Brand und wurden vollständig unbrauchbar. Auch der Schuppen, in welchem die Fahrzeuge untergebracht sind, ist stark beschädigt. Der Schaden ist durch Versicherung vollständig gedeckt.
Eine geradezu ungeheuerliche Submissions- blüte ist nach einer Meldung aus Würzburg bei Vergebung der Bauarbeiten für den 3'/r Kilometer langen Tunnel zwischen Schlüchtern und Flieden zur Umgehung des Bahnhofes von Elm zutage getreten. Das niedrigste Angebot, welches eine Baufirma in Karlsruhe abgab, betrug 4385 000 Mk. und das höchste Angebot 14 900 000 Mk. Das ergibt also eine Differenz von 10 515000 Mk.
Lörrach, 13. Nov. Eine schöne Submissionsblüte hat die Vergebung der Verputz- und Stückarbeiten im Neubau der Eilguthalle des badischen Bahnhofs Basel gezeitigt. Es waren 12 Angebote eingelaufen, das höchste von der Firma Stöcklin und Brodmann in Basel mit 8390 Mk., das niederste von der Firma E. u. H. Allmendinger in Karlsruhe mit 3362,45 Mk.
Württemberg.
Stuttgart, 15. Novbr. Die württ. Post hat im Oktober ds. Js. an Invaliden-, Kranken- und Altersrenten, sowie an Beitragsrückerstattungen über 500 000 ausbezahlt.
Stuttgart, 12. Nov. Das hiesige Schwurgerichtverurteilte den 19jährigen Fabrikarbeiter Adam Siegle aus Plattenhardt wegen versuchten Mordes und Notzucht sowie räuberischer Erpressung zu zwölf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust. Der Angeklagte hat am 10. Juni 1908 bei Ruit (Oberamt Stuttgart) ein 23jähriges Mädchen durch Schläge mit einem Revolver auf den Kopf gezwungen, mit ihm in ein Kornfeld zu gehen, wo er sie dann vergewaltigte. Nach der Tat schoß der Unmensch dem am Boden liegenden Mädchen zwei Revolverkugeln in den Kopf und feuerte auf einen auf die Hilferufe des Mädchens herbeieilenden 18jährigen Burschen ebenfalls zwei Schüsse ab, durch die er ihn ziemlich schwer verletzte. Während des Zusammenstoßes zwischen den beiden jungen Burschen wollte das Mädchen die Flucht ergreifen, worauf Siegle ihm nachsprang und ihm noch zwei Kugeln in den Kopf schoß. Darauf verlangte er von dem Mädchen noch dessen Barschaft im Betrage von 18 Mk. die dieses ihm aus Furcht vor weiteren Mißhandlungen aushändigte.
Hall, 12. Novbr. Eine größere Sammlung prächtiger Münzen und Medaillen hatte der historische Verein von Württembergisch Franken in dem ihm durch die bürgerlichen Kollegien als Museum zur Verfügung gestellten sogenannten Färberhaus in der Heilbronnerstraße am Sonntag ausgestellt, was eine große Anziehungskraft auf die ganze Einwohnerschaft ausübte. Mit Recht, denn die Sammlung enthält wirklich prächtige und sehr seltene Stücke, die
das geben — na! Ich will aber nicht den geknickten Sünder spielen, ich mache mich fort, und das schleunigst. Meine Strafe habe ich ja doch weg. Die nehme ich mit, wohin ich auch fliehe ... Sie werden mir keine Schwierigkeiten machen, nicht wahr?"
„Durchaus nicht. Ich habe ja auch gar kein Recht dazu, mich in Ihre Privatangelegenheiten zu mischen."
Kramer verfiel in dumpfes Grübeln. Wohl eine Stunde lang fiel kein Wort zwischen den beiden. Da hörte man dumpfes Geräusch in der Tiefe.
Sie kamen. An der Spitze natürlich der erfolgreiche Detektiv, der übers ganze Gesicht strahlte. Dicht hinter ihm das Bureaupersonal mit Revolvern. Dann eine Schar kräftiger Arbeiter in blauen Blusen.
Weil winkte nur mit der Hand, und dann kam der ganze Schwarm herbei. Die Herren vom Bureau umringten Kramer beglückwünschend; er verzichtete auf eine Antwort. Es lag doch ein zu greller Gegensatz in dem Gedanken an die stille Leiche im schwarzen eisigen Wasser und den Redensarten dieser oberflächlichen jungen Leute, die das ganze mehr als eine Vergnügungstour auffaßten, nachdem ihnen vorher versichert war, daß keine Gefahr sei.
Aus der Vergnügungstour sollte etwas anderes werden. Aus dem Dunkel heraus krachten zwei.. . drei .... vier . . Revolverschüsse, durch den Widerhall tausendfach verstärkt. Es hätten auch wohl noch zwei weitere gekracht, wenn nicht auf
teils aus der Haller Münzstätte hervorgegangen, teils in Nürnberg, Augsburg und Stuttgart geprägt worden sind. Vom alten Heller (1000—1200) sind Münzen jeder Art und Größe in schüsfelförmiger, runder, eckiger und ovaler Form vertreten, fast durchweg vorzüglich erhalten und teilweise von hohem Wert. Nicht minder interessant waren auch die Medaillen, die den verschiedensten Zeiten und Anlässen ihre Entstehung verdankten. So waren zahlreiche Medaillen aus Anlaß des Reformationsjubiläums aus dem Jahre 1617 vertreten, ferner Medaillen aus Anlaß des großen Brandes im Jahre 1728, eine Denkmünze aus Anlaß des westfälischen Friedens, sowie Medaillen mit den Bildnissen der berühmtesten und mächtigsten Städtemeister: Büschler (1532), Michael Gräter (1574), Josef Seifferheldt (1585), Lorenz Drechsler (1591) usw. Interessant waren auch die Medaillen von Thomas Schweicker vom Jahr 1582, der, ohne Arme geboren, sitzend im Mantel und Pelzmütze und mit einer zwischen den Zehen gehaltenen Feder schreibend, ausgenommen ist. — Von dem Widerspruch, der sich anfangs gegen die Benützung des Färberhauses als Museum für den historischen Verein geltend gemacht hat, ist jetzt nicht mehr viel zu merken, da jedem Besucher zum Bewußtsein kommt, wie vorteilhaft die Sammlungen des historischen Vereins in diesem Gebäude zur Geltung kommen, im Gegensatz zu ihrem alten Aufbewahrungsort im Pulverturm.
Urach, 15. Nov. In der Groß'schen Spinnerei neckte der Arbeiter Schleiß die 20jährige Luise Haußmann, die ihm ein Schimpfwort gab. Der Arbeiter beging daraus die Roheit, das Mädchen die Treppe hinunterzuwerfen, an deren Fuße es bewußtlos' liegen blieb. Es wurde mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht.
(Eingesendet.)
Die Sinmltaufchule. m.
Den springenden Punkt in der ganzen Sache hat übrigens der Verfasser nicht bloß übersehen, sondern genau in sein Gegenteil verkehrt. Er spricht von Zwang zur Errichtung von Simultanschulen; man wolle den Eltern, den Gemeinden die gemischte Schule aufzwingen, während er genau wissen muß, daß die Simultanschulanhänger gar nichts anderes wollen als Freiheit für alle Richtungen. Sie sagen: wollen Eltern und Gemeinden mit teurem Geld entsprechend der fortschreitenden konfessionellen Bevölkerungsmischung konfessionelle Schulen errichten, gut, so mögen sie's tun, man soll aber andere, die das nicht wollen, nicht hindern, auch gemeinsame Schulen mit weniger Kosten zu unterhalten; man soll auch denen, die keiner Kirche angehören, ihr gleiches Bürgerrecht lassen. Der Verfasser jenes Artikels aber will alle ohne Ausnahme zwangsweise in die Konfessionsschule schicken und will von Staatswegen durch die Schule einen Kirchen- und Glaubenszwang ausüben lassen. Das hätte er offen und ehrlich sagen sollen.
Sodann bezweifelt der Verfasser den Wert der
dieser Seite ein Schuß gefallen wäre, der noch ganz anders knallte.
Die Einbrecher, die sich entdeckt sahen, wollten Verwirrung unter die Verfolger bringen, sie zurückschrecken und aufhalten. Sie griffen zum einfachsten Mittel und hatten auch teilweisen Erfolg. Einer der jungen Leute brach mit einem stöhnenden Wehrufe zusammen und ein anderer faßte nach seinem linken Oberarm; gleich darauf lief ihm das Blut auch schon über die Hand.
Ehe die anderen wußten, was sie tun sollten, hatte sich Weil zu Boden geworfen und steckte den Lauf seiner Automatpistole durch eine Spalte. Er war in Notwehr und vor ihm standen Verbrecher, die jetzt zu Zuchthauskandidaten geworden waren; — also Feuer!
Er zielte, so gut er es in dem Dämmerlicht vermochte, auf den Oberschenkel des Angreifers und drückte ab. Der Mann knickte zusammen.
„Drauf!"
Die Detektivs und Arbeiter stürmten. Man hatte Laternen mitgenommen und fürchtete sich trotzdem nicht vor weiteren Schüssen, so groß war die Erbitterung.
Der Verwundete richtete sich auf und fing an zu rennen, die Verfolger hintendrein. Schießen war untersagt. Wäre es eine Revolverkugel gewesen, die ihn getroffen hätte, so wäre jener kaum davongelaufen; denn die reißt, wo das Mantelgeschoß glatt durchschlägt.
„Nieder mit dem Halunken!"