verunglückte ein Automobil. Seinem Besitzer, dem Lederfabrikanten Reinhardt aus Worms, wurde der Brustkorps eingedrückt. Ein anderer Herr aus Worms namens Trumpler murde schwer verletzt. Zwei Wiesbadener Damen wurden getötet. Her Chauffeur erlitt einen Armbruch. Nach Aussage des Chauffeurs fuhr das Automobil vor dem Wirts­haus zum Wandersmann plötzlich seitwärts und rannte gegen die Brüstung der Chausseebrücke.

Von dem Zuge, der um 6 Uhr 37 Minuten in Homburg v. d. H. eintrifft, wurde am Montag früh auf dem Bahnhof in Friedberg ein Post­hilfsschaffner, als er einen Postkarren über das Ge­leise drückte, erfaßt und auf die Seite geschleudert. Er blieb auf der Stelle tot, ohne daß eine äußere Verletzung an ihm wahrzunehmen war, er ist vor Schreck gestorben. Der Verunglückte hinterläßt Frau und sechs Kinder.

Württemberg.

Friedrichshasen. 2. Nov. (Telegramm au de» Enztäler, 3.15 Min. nachm.) Das Luftschiff ist heute mittag ff-3 Uhr bei schönem Wetter mit der Herzogin Wera und Graf Zeppelin aufgestiegen.

Friedrichshafen, 2. Novbr. Um 2 Uhr 30 Minuten wurde der Ballon aus der Halle gezogen. In den Gondeln hatten Platz genommen Graf Zeppelin, die Frau Herzogin Wera, die Tochter des Grafen Zeppelin, Gräfin Hella, der Hof­marschall der Frau Herzogin uud eine Hofdame. Kurz darauf erhob sich das Luftschiff, beschrieb zu­nächst einen Bogen, flog dann landeinwärts, kehrte wieder zurück und fuhr über das Schloß hinweg in der Richtung auf die Stadt Friedrichshafen zu. Bald darauf kam es wieder zurück, kreuzte über dem Schloß und über der Manzeller Werft und nahm seinen Kurs in der Richtung auf die Mainau zu. Um 3 Uhr erfolgte eine glatte Landung vor der Reichsballonhalle. Die heutige Probefahrt hat so­mit nur eine halbe Stunde gedauert. Sie mußte etwas bälder abgebrochen werden, weil die Herzogin Wera mit dem Zug 3 Uhr 45 Min. wieder nach Stuttgart zurückreiste. Am See herrscht trübes, nebeliges Wetter und die Herzogin dürste daher bei der heutigen Versuchsfahrt keinen so günstigen Ein­druck bekommen haben, wie es bei schöner Witterung der Fall gewesen wäre.

Stuttgart, 3. Nov. Die Arbeiten der Volks­schulkommission der Zweiten Kammer erfahren eine Unterbrechung. Schon die auf heute nachmittag anberaumt gewesene Sitzung ist abgesagt worden, weil der Vorsitzende, Abg. Hieb er, gezwungen ist, für einige Tage nach Berlin zu reisen.

Stuttgart, 3. Novbr. Von den am letzten Sonntag bei dem Aufstieg des BallonsWürttem­berg" mitgenommenen fünf Brieftauben sind am Montag zwei und am Dienstag eine weitere hier eingetroffen. Der Ballon ist in Lothringen gelandet. Die Tauben waren in einer Höhe von 800 bezw. 1200 und 1580 Meter abgelassen worden. Da die Tiere sich in einer ganz fremden Gegend befanden, sich erst durch den etwa 400 Meter hohen Nebel durcharbeiten mußten, darf dieses Ergebnis, zumal bei der jetzigen ungünstigen Jahreszeit, als sehr befriedigend betrachtet werden.

Herrenberg, 1. Nov. Heute nachm, erstattete Reichstagsabg. Schweickhardt aus Tübingen im Hotel zur Post seinen Wählern Bericht über seine bisherige Tätigkeit im Reichstag. Eingangs seiner Ausführungen bemerkte er, daß es unbedingte Pflicht des Reichstags sein werde, zu den neuesten eng­lischen Veröffentlichungen Stellung zu nehmen. So­dann entwickelte er die Gründe, die zur Gründung des Blocks geführt haben, und wie sich derselbe bisher bewährt habe, was besonders in der An­nahme des Vereins-, Börsen- und Zuckersteuergesetzes zu Tage getreten sei. Uebergehend zu den neuen Etatforderungen und zur Finanzreform ist er für größtmögliche Sparsamkeit und Einschränkung der Ausgaben. Notwendige Forderungen für Heer, Ma­rine und Kolonien seien jedoch unbedingt zu be­willigen. Bezüglich der letzteren gehe Dernburg von richtigen Gesichtspunkten aus und verdiene Unterstützung. Bei der Eröffnung neuer Steuer­quellen sei Vorsicht von nöten und der Regierung keinesfalls mehr zu gewähren, als unbedingt er­forderlich sei. Abzulehnen sei jedenfalls die Gas- und Elektrizitätssteuer, wodurch der hiesige Bezirk mit seiner gewaltigen Kraftanlage besonders schwer getroffen würde.

Die gefürchtete Simultanschule.

ii.

Wer fordert die Simultanschule? wird weiter gefragt und dabei werden Stimmen von Männern verschiedener Lager angeführt, die beweisen sollen, daß jeder Vernünftige für'diese Schulart sein müsse. Ach, wenn es nur nicht so leicht wäre, auch das Gegenteil zu beweisen! Wir begnügen uns heute damit, nur ein paar Stimmen anzuführen von Männern, die niemand im Lehrerstand der Rück­schrittlichkeit oder des Dunkelmännersinnes wird be­zichtigen wollen, sondern die durch ihren edlen Frei­sinn sich vor der ganzen deutschen Welt bekannt gemacht haben. Wilhelm Rein, der bekannte Führer der modernen Pädagogik, hat in seinem enzyklo­pädischen Handbuch der Pädagogik die Frage: Konfessions- oder Simultanschule von einem ganz entschiedenen Vertreter der ersteren bearbeiten lassen, der die Simultanschule auf allen Punkten widerlegt. Der berühmte Geschichtsschreiber Heinrich von Treitschke in Berlin sagte:Bewahre uns der Himmel vor jener unwahren Verschwommeneit, in die man jetzt so gern hineinkommen möchte, daß evangelische Kinder nichts mehr hören sollten von der grandiosen Herrlichkeit Martin Luthers, oder daß man gar aus Rücksicht auf einige Juden nicht mehr wahr und ehrlich von Jesus Christus reden darf. Daß gemischte Schulen den religiösen Frieden fördern, ist zwar oft behauptet worden, es ist aber das Gegenteil der Wahrheit. Simultanschulen er­regen den Konfessionshaß weit eher als konfessionelle." Der kürzlich verstorbene Philosoph Friedrich Paulsen in Berlin schrieb:Dem Lehrer der Volksschule den Religionsunterricht und die biblische Geschichte aus der Hand nehmen, das heißt: ihm die wichtigsten Mittel, an die Seele der Jugend heranzukommen, aus der Hand nehmen." Der Berliner Geschichts­schreiber Hans Delbrück erklärte im vorigen Jahr: Ein simultanes Schulwesen, das zwischen Protestan- rismus und Katholizismus einen neutralen Ausgleich oder eine prinzipielle Mittelstellung sucht, ist eine Verleugnung des Besten und Heiligsten, was das deutsche Glaubensleben heroorgebracht hat." Endlich der Kreisschulinspektor Friedrich Polack in Treffurt, einFachmann" durch und durch, schreibt:Die Erfahrung hat mich aus einem Freunde der Simultan­schule zu einem kühlen Beurteiler und endlich zu einem entschiedenen Freund und Verfechter der konfessionellen Schule gemacht. Mögen der Simultanschule allerlei Organisationsvorteile und Unterrichtsvorzüge nach­gerühmt werden, die liefere erziehliche Kraft und Wirkung hat die Konfessionsschule, denn sie erfordert den Einsatz einer ganzen, erziehlichen, christlichen Persönlichkeit auf allen Gebieten des Unterrichts. Mag sie schelten, wer will ich muß sie lieben und loben, muß sie segnen und kann's nicht wenden." Nicht wahr, das sind doch auch gewichtige Zeugnisse von Männern, die keine charakterlosen Dummköpfe sind, die man auch im Lehrerstand als gewichtige Kenner der Sache wird ansehen müssen?

Welche Vorteile bietet die Simultan­schule? so wird endlich gefragt und dabei wird hauptsächlich hingewiesen auf die finanziellen Erspar­nisse, welche sie manchen Gemeinden bringen würde und auf den Vorteil besseren inneren Ausbaus, den sie manchen Schulkomplexen ermöglichte. Nun, das mag ja da und dort richtig sein, daß bei Verteilung der wenigen Kinder einer einklassigen katholischen Schule auf einige evangelische Klassen die Kosten einer Lehrerbesoldung erspart, oder eine weitere Klasse errichtet und dadurch vielleicht an der Organi­sation der Schule eine Kleinigkeit geändert werden könnte. Viel wird's nie sein und gerade für solche Gemeinden, deren Stadtväter aus politischen Gründen für die Simultanschule sind, wie z. B. Stuttgart, könnte weder etwas erspart noch an der Organisation etwas gebessert werden. Stuttgart würde nach wie vor gerade so viel Lehrer brauchen und hat auf beiden Seiten so wohl ausgebaute Schulorganismen, daß hier nichts zu bessern ist. Aber die Hauptsache: ist es nicht eigentümlich, daß der Liberalismus Kulturgüter so sehr nach dem Geldbeutel mißt? Sonst wird man nicht müde mit der Versicherung, daß für Zwecke der öffentlichen Bildung nichts zu­viel sei und hier will man kleinlich sparen, wo es sich um die allerwichtigsten Kulturgüter handelt, und das in demselben Augenblick, wo man unbedenk­lich dem Staat die Kosten derfachmännischen" Schulaufsicht, die, sehr gering berechnet, auf jährlich 240000 Mk. sich belaufen, auferlegt? Ist man so sehr aufs sparen aus, wie man bei der Simultan­schulfrage so geflissentlich hervorhebt, dann lasse man doch diese schwere Ausgabe und behalte die geistliche Ortsschulaufsicht bei, die das muß doch auch

einmal gesagt werden ungeheuer billig ist, denn sie hat seit bald 400 Jahren das Land auch nicht einen Pfennig gekostet! .

Man behaupte auch nicht, der konfessionelle Friede werde durch die Simultanschule gesördert. Wie ist's denn in Baden oder Bayern oder Oesterreich, welche die Simultanschule schon jahrzehntelang haben? Nicht wahr, hier weiß man gar nichts mehr von einer Trennung der Konfessionen, Evangelische und Katholische leben wie Brüder zusammen und alles ist in schönster Harmonie? Ja wirklich? Wer das behaupten wollte, der hätte noch nie in eine Zeitung hineingesehen I Das müßte erst noch einmal an einem Musterland vordemonstriert werden, daß es bei der Simultanschule keine konfessionellen Gegensätze mehr gebe; so lange das nicht bewiesen ist, bleibt es eine jener theoretischen Behauptungen, an denen der Liberalismus so reich ist. Es kann ja auch gar nicht sein; denn gerade durch die Trennung im Religionsunterricht muß es ja den Kindern erst recht zum Bewußtsein gebracht werden: wir gehören eigentlich zusammen, aber die Religion scheidet uns. Oder sollten es die Verfechter der Simultanschule so meinen, daß die Religion ganz aus der Schule hinauskommen soll? Dann verlieren sie mit ihrer Agitation erst recht den Boden in unserem Volk, denn das will unser evangelisches und unser katho­lisches Volk, so wie es jetzt noch ist, nimmermehr haben. Auch wir sagen: wir könnten für die Kon­fessions- und gegen die Simultanschule noch vieles ins Feld führen; es sei aber für heute genug!

Kus ^taSt» Besn'tr uns U^rgevung

G Neuenbürg, 3. Nov. (Korr.) Gestern abend hielt der Parteisekretär der Volkspartei, Hr. Stauden­mayer aus Untertürkheim, einen Vortrag über die wichtigsten Fragen der Reichs- und Landespolitik. Die Versammlung war ziemlich gut, etwa von 70 bis 80 Herrn der verschiedenen politischen Parteien, besucht. In ruhiger, sachlicher Weise wurden an­knüpfend an den Ausfall der Wahlen die verschie­denen zustandegekommenen Reichsgesetze besprochen und vor allem auf das vielbesprochene politische Ge­bilde,den Block," eingegangen. Zuerst erwähnte der Redner den bedauerlichen Fall des Verhaltens von Kaiser und Kanzler zu den aufsehenerregenden Veröffentlichungen in einem englischen Blatt, die seit einer Woche die ganze Welt in Atem halten und das Ansehen Deutschlands aufs höchste gefährden, daß sich sogar die rechtsstehenden Zeitungen hoch darüber entrüstet haben. Der Redner führte aus, daß für die Zukunft Garantieen gegeben werden müssen, daß so etwas nicht mehr Vorkommen dürfe, denn immer muß das deutsche Volk die Zeche zahlen, wenn irgend ein Unheil angestiftet worden ist. Als erstes Gesetz des Blockreichstags wurde das Vereins­gesetz behandelt, das allerdings der Volkspartei manche Feinde außerhalb und innerhalb der Partei zugezogen hat. Als ein Kompromißgesetz bezeichnet es die mittlere Linie. Die Volkspartei trieb hier die Politik des Erreichbaren. Den breitesten Raum in dem Vortrag nahm die Reichsfinanzreform ein, die seit einem halben Jahr auf der Tagesordnung steht und ganz Deutschland in Unruhe erhält. Vor 40 Jahren trat das Deutsche Reich mit 4 Milliarden Vermögen in das Dasein. Heute sind 4 Milliarden Schulden vorhanden. Der größte Teil derselben stamme von den letzten 10 Jahren, wo Zentrum und Konservative die deutsche Politik machten. Die kleine Reform vor 4 Jahren brachte nur etwa 100 Millionen ein, weil die Einnahmen weit hinter dem Voranschlag blieben. Nun werden aber dem Deutschen Reich auf einmal 500 Millionen neuer Steuern zugemutet, so groß ist das Finanzelend des Deutschen Reiches geworden. Für die Volkspartei gilt es zuerst zu prüfen, ob das Deutsche Reich auch mit weniger auskommen könnte, ob die Zahl von 500 Millionen aufs Abhandeln gestellt ist. Für die freisinnigen Parteien war der Augenblick zu ver­lockend, gegen alle Steuern zu stimmen und nachher die Schuld der Steuern auf andere zu schieben; aber die Volkspartei und die andern freisinnigen Parteien werden Mitarbeiten und auch neue nötige Steuern verwilligen, wird aber darauf dringen müssen, daß nicht alles auf den Massenkonsum ab­gewälzt wird sondern daß auch die größeren Ver­mögen, sei es durch Vermögens-, sei es durch Nach­laßsteuern, belastet werden. Vollständig zu ver­werfen ist eine Elektrizitätssteuer, die dem Hand­werkerstand, der ohnedies schwer zu ringen hat, schweren Schaden zufügen würde. Auch die Fahr­kartensteuer soll abgeschafft werden. Uebergehend auf die Landespolitik berührte der Redner die Ver­fassungsreform und die Arbeiten der reinen Volks-