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15V.

66. Jahrgang.

MtmSschau»

Hubertusstock, 22. Sept. Der Kaiser und die Kaiserin reisten heute abend um 6.40 Uhr nach Rominten.

Der Reichskanzler Fürst Bülow hatte am Freitag die Mitglieder des Interparlamentarischen Kongresses mit ihren Damen zu einem Gartenfest eingeladen. Außer an die Kongreßmitglieder und ihre Damen waren Einladungen ergangen an den Bundesrat, die Präsidenten des Reichstages und des Landtages, die inaktiven Staatsminister, das diplo­matische Korps, die Herren der Reichskanzlei, das Auswärtige Amt, das Staatsministerium, den Magist­rat von Berlin, an Gelehrte und Herren aus Finanz­kreisen, an die Presse usw., im ganzen an über 1600 Pex^nen; darunter an etwa 360 Damen. Der s^Reichskadr unterhielt sich mit den Anwesenden -eifrig.

Berlin, 21. Sept. DasMilitärwochenblatt" gibt die Ernennung der Generale der Infanterie v. Bock und Polach. v. Plessen und Frhr. v. d. Goltz zu Generalobersten.

Die Kronprinzessin des Deutschen Reiches ist anläßlich ihres 22. Geburtstages, welchen sie am Sonntag beging, durch kaiserliches Handschreiben zum Chef des Dragoner-Regiments Nr. 8 ernannt worden.

An das Fernbleiben des deutschen Kron­prinzen vom Turnfest in Frankfurt wurden aller­hand Kombinationen geknüpft. Jetzt ist, wie der Franks. Ztg." von gut unterrichteter Seite mit­geteilt wird, in einer Sitzung des geschästsführenden Ausschusses der deutschen Turnerschaft, die in Leipzig stattfand, festgestellt worden, daß dem Kronprinzen weder Programm noch Einladung zum Turn­fest zugeschickt wurde.

Berlin, 21. Sept. Auf Antrag des Vertei­digers Just^rat Wronker ist entgegen dem Antrag des Oberstaatsanwalts die Haft des Fürsten Eulen­burg gemäß dem medizinischen Gutachten auf­gehoben worden.

Berlin, 21. Sept. Die sozialdemokratischen Landesvereine Bayerns und Badens berufen für die kommenden Sonntage große Massenversamm­lungen der sozialdemokratischen Wähler ein behufs geschlossener Zustimmung zu dem Verhalten der süd­deutschen Abgeordneten auf dem Nürnberger Parteitag. Die süddeutschen Revisionisten betrachten sich trotz ihrer Niederlage auf dem Nürnberger Parteitage in der Frage der Budgetbewilligung offenbar noch keineswegs als definitiv geschlagen.

Brausschweig, 22. Sept. Bei der heutigen ReichstagS-Stichwahl im 2. braunschweigischen Wahlkreis wurden nach den bisher eingegangenen Meldungen für Kleye (Vereinigte nationale Parteien) 15427 und für Rieke (Soz.) 8894 Stimmen ab­gegeben. Die Wahl Kleyes ist somit gesichert.

Wie das Werk des Grafen Zeppelin selbst im äußersten Osten des Deutschen Reiches lebhafte Begeisterung weckt und opferfreudige Geber findet, zeigt der Umstand, daß dieDanziger Neuesten Nachrichten" aus ihrer Sammlung 5942,52 Mark der Allgemeinen Rentenanstalt überwiesen haben.

Straßburg, 22. Sept. Die Sammlungen für die Zeppelinspende sind hier mit 55 954,76 Mk. geschlossen worden.

Die Einnahmen der preußischen Staats­bahnen sind im August ds. Js. um 3', '2 Mill. Mark hinter den Einnahmen im August des vorigen Jahres zurückgeblieben. In den ersten 5 Monaten des laufenden Etatsjahres haben sie gegenüber den ersten 5 Monaten des Vorjahres eine Verminderung um nahezu 8 Millionen erfahren.

Kiel, 22. Septbr. Heute früh ist die einem Neubau zu liegende Seitenwand der alten Rats­apotheke, die anscheinend nicht genügend abgestützt

war, eingestürzt. Ein 12jähriges Mädchen wurde mit in die Tiefe gerissen und getötet.

Bei Kreuth (in der Nähe von Bromberg) über­fuhr ein in unsinnigem Tempo fahrendes Automobil zwei Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren, sowie einen älteren Knaben, der die beiden Kinder retten wollte. Alle drei wurden getötet.

Paris, 21. Sept. Eine große Feuersbrunst wütete am Sonntag früh in einem Pariser Waren­haus. In dem Faubourg Denis gelegenen Waren­hausVille de Saint Denis" brach früh um 8 Uhr Großfeuer aus, welches dieses Geschäftshaus, das hauptsächlich in den Arbeiterklassen seine Kundschaft hat, fast vollständig zerstörte. Das Feuer, das im Keller unter Abfällen und Papierhaufen reichliche Nahrung gefunden hat, verbreitete sich in 20 Minuten durch alle Stockwerke. Beim Retten der Geschäfts­bücher wurden zwei Feuerwehrleute verwundet. Der Schaden dürste 2 Millionen Franks betragen. Das Warenhaus beschäftigte etwa 600 Angestellte.

Paris ist von einer eigenartigen Katastrophe betroffen worden, dem Brande der dortigen Telephon­zentrale, die hierbei gänzlich vernichtet wurde. Es zeigt sich schon jetzt, daß die Katastrophe die gänz­liche Unterbrechung des Telephonverkehrs der fran­zösischen Hauptstadt mit der Provinz und dem Aus­lande zur Folge haben wird. Der Arbeitsminister Barthou besuchte die niedergebrannte Telephon- Zentrale und konstatierte, daß die innere Einrichtung völlig zerstört ist. Es besteht die Hoffnung, den Telephondienst für die Börse zwischen Paris und dem Ausland wieder herzustellen. Der Unterstaats- sekcetär für Posten und Telegraphen, der zur Zeit auf Urlaub weilt, ist sofort nach Paris zurückgekehrt. Der angerichtete Schaden wird auf 2530 Millionen Franks geschätzt.

Der Untersuchungsrichter in Kopenhagen kam nach Prüfung der Papiere Albertis zu dem Resultat, daß Albertis Verluste durch Spekulation an der Londoner Börse von 1891 bis September 1907 etwa 6 Millionen Kronen betragen. Alberti hat die Richtigkeit dieser Annahme bestätigt.

Württemberg.

Ulm, 21. Sept. Der König wohnte gestern, nachdem er um 6.20 Uhr aus Friedrichshafen hier angelangt und mit großem Jubel begrüßt worden war, im Saalbau einer von der hiesigen Ortsgruppe der deutschen Kolonialgesellschaft ver­anstalteten Versammlung bei, in der Landmesser Matte einen Lichtbildervortrag über Kriegsbilder aus Südwestafrika hielt. Graf Zeppelin mit Tochter ist gestern abend von Friedrichshafen hier eingetroffen und hat im Münsterhotel Wohnung genommen.

Langenau, 22. Sept. Die Manöver des ganzen XIV. Armeekorps nahmen gestern ihren An­fang. Für Montag und Dienstag war eine einheit­liche Kriegslage angesetzt, wonach rote Truppen bei Hochstadt, Lauingen und Ulm über die Donau zu gehen beabsichtigten und diese Absicht bei Ulm durch die 27. Division bereits durchgeführt haben. Diese Division erhielt dann den Auftrag, am 21. Sept. durch Vorgehen auf dem linken Donauufer das Armeekorps, das den Uebergang bei Lauingen er­zwingen sollte, zu unterstützen. Die blaue 26. Di­vision, die gestern bei Aalen stand, erhielt den Auf­trag, Flanke und Rücken des blauen Armeekorps, das den über die Donau gegangenen Feind an­greifen will, durch Verhinderung eines feindlichen Vorgehens über die Donau oberhalb der Brenz­mündung zu decken. Zur Erreichung dieses Zweckes war der 26. Division die Abteilung von Berrer bei­gegeben, die aus dem Infanterie-Regiment 180, dem Ulanen-Regiment 20 und einer Batterie zu­sammengesetzt war und das Vorrücken der 27. Di­vision gegen die blaue Armee möglichst zu verzögern hatte. Sie ging zu diesem Behufe früh 5 Uhr gegen Ulm vor und zwang die 27. Division bei Albeck

und nordwestlich Langenau zur Entwicklung und ging dann nördlich Setzingen in Stellung, um sich gegen den rechten Flügel von Rot zu wenden. Von diesem verdrängt, vereinigte sie sich bei Bissingen mit der von der 26. Division vorausgesandten Kavallerie­division und bot dann aufs neue dem Gegner Wider­stand. Nachdem die 54. Brigade den Loneabschnitt erstiegen und die Abteilung gegen Eselsburg abge­drängt hatte, kamen Verstärkungen von der 26. Di­vision. Mit Hilfe dieser und durch Einwirkung der 51. Brigade von Dettingen her, wurde dann die 27. Division zum Rückzug über das Lonetal ge­zwungen. Die 27. Division bezog Biwak bei Langenau, die 26. bei Heuchlingen. Der König wohnte von 11 Uhr an der Uebung an. Auch Armeeinspekteur Generaloberst vonBocku. Polach nahm daran teil.

Seine Majestät der König hat dem Fahr­meister Christ. Lautenschlager bei der Daimler- Motoren-Gesellschaft A.-G. in Untertürkheim die silberne Verdienstmedaille verliehen. Lautenschlager ist bekanntlich der Sieger im Großen Preis von Dieppe.

Stuttgart, 21. Sept. Die Verkehrseinahmen der württ. Staatseisenbahnen im Monat August ds. Js. betrugen aus dem Personenverkehr

2 799000 Mk., aus dem Güterverkehr 3 708000 Mk., aus sonstigen Quellen 347 000 Mk., insgesamt 6 854000 Mk.. also 137 000 Mk. mehr als im gleichen Monat des Vorjahrs. Die Steigerung ent­fällt ausschließlich auf den Personenverkehr (-j- 157000 Mk.), der Güterverkehr brachte einen Ausfall von 20 000 Mk.

Stuttgart, 21. Sept. Die Bauausstellung erfreute sich gestern wieder eines außerordentlich zahlreichen Besuches. In einzelnen Gebäuden war vie Fülle fast beängstigend. Sehr wirkungsvoll war das Konzert der Pforzheimer Stadtkapelle unter Leitung von Musikdirektor Ruscheweyh. Eingeleitet wurde es durch einen flotten Zeppelin-MarschDurch die Lüfte", der den Dirigenten selbst zum Verfasser hat.

Stuttgart. Wie derSchw. Merk." erfährt, hat der verstorbene Verlagsbuchhändler Hermann Schön lein sein Anwesen am Urbansplatz den

3 Söhnen seines intimsten Freundes, Verlagsbuch­händler Eugen Ulmer sen., vermacht.

Stuttgart, 21. Sept. Die Fürsorge, welche der verstorbene Verlagsbuchhändler Hermann Schön­lein durch die wegen der in Betracht kommenden hohen Summen bisher einzig in Deutschland da­stehenden Vermächtnisse für öffentliche Zwecke geübt hat, dehnt sich auch auf einen Kreis von Personen aus, die ihm im Leben nahestanden. Hierbei ist das großartigste Vermächtnis seinem Freunde, dem Verlagsbuchhändler Ulmer sen., zuteil geworden, der das herrliche, sich über dem Urbqnsplatz und dem Museum der bildenden Künste erhebende, schloßartige, mit prachtvollem Garten umgebene Anwesen erbt, das sich Schönlein, nachdem er sich von den Ge­schäften zurückgezogen, hatte erbauen lassen.

Eßlingen, 21. Sept. Bei der zahlreich be­suchten Landesversammlung des Württ. Haupt­vereins des Evangelischen Bundes bemerkte u. a. der Vorsitzende Prof. Dr. Hieb er: Die neu­lich in Berlin abgehaltene interparlamentarische Friedenskonferenz, der er anzuwohnen Gelegenheit hatte, hübe in ihm den Gedanken wachgerusen, ob nicht als Gegenstück ein interkonfessioneller Friedens­kongreß abgehalten werden könnte, als eine Ver­sammlung, in welcher Männer der verschiedenen christlichen Kirchen und Konfessionen über die Grund­lagen eines interkonfessionellen Friedens Beratungen pflegen könnten. Wenn nun auch einem solchen Kongreß noch erheblich schwierigere, um nicht zu sagen, unlösbare Fragen gestellt werden müßten als einem Friedenskongreß, weil es sich hier um die Gegen­sätze des Glaubens und der Weltanschauung handelt, so wäre die Erörterung über eine Herbeiführung eines interkonfessionellen Friedens doch nicht von