Bern, 3. Sept. Der Kantonsrat hat die von Deutschland nachgesuchte Auslieferung des Raub­mörders Jansson bewilligt.

St. Petersburg, 2. Sept. Aus Charbin wird telegraphiert, daß Blättermeldungen zufolge bei der Station Nikolskaja an der chinesischen Ostbahn ein Personenzug böswillig zum Entgleisen ge­bracht worden sei. Zahlreiche Personen seien tot oder verwundet. Unter den letzteren befinde sich General Oserowski.

London, 3. Septbr. Aus New-Aork wird telegraphiert: Als gestern zu Waterville in Maine der Lustschiffer Jone vor 25000 Zuschauern einen Aufstieg mit einem Lenkballon ausführte, geriet der Ballon in einer Höhe von 500 Fuß zum Entsetzen der Menge in Brand. Der Luftschiffer stürzte mit furchtbarer Gewalt zur Erde; bis zur Un­kenntlichkeit verstümmelt, lebte der Verunglückte noch einige Minuten.

Paris, 3. Sept. Nach Privatdepeschen aus Lissabon ist die Militärschule niedergebrannt. Die Zahl der Verwundeten unter ihren Bewohnern, 900 Offizierseleven und Offizieren, die sich nur mit großer Mühe retten konnten, ist sehr groß. Das umfangreiche Gebäude ist völlig zerstört. Zum Glück konnte die Explosion eines dem Gebäude benach­barten Pulvermagazins verhindert werden.

New-Aork, 3. Sept. In Kalifornien steht ein mit vieler Sorgfalt erhaltener Forst von tausend­jährigen Riesenbäumen in Flammen. Der größte dieser Bäume, der 109 Fuß hoch und 29 Fuß im Umfang ist, brennt seit vorgestern.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Sept. Unser König, der sich im allgemeinen einer ausgezeichneten Gesundheit erfreut, ist in seiner Sommerresidenz Friedrichshafen vorige Woche von einem Hexenschuß getroffen worden. Der mehrtägige Stubenarrest, der damit verbunden war, hat unseren König um einige schöne Stunden militärischer und sportlicher Genugtuung gebracht, denn er hätte sonst bei der Kaiserparade in Straßburg, wo das württ. Regiment am besten und bei den Jffezheimer Rennen, wo das kgl. Privat­gestüt Weil überraschend gut abgeschnitten hat, seine Helle Freude erlebt. Namentlich letzterer Erfolg ist dem König um so ehrlicher zu gönnen, je größer die privaten Aufwendungen sind, die er zwecks Hebung unserer einheimischen Pferdezucht seit Jahr und Tag für sein Gestüt machen mußte, bevor es ihm gelang, in die erste Reihe der deutschen Züchter auch auf dem Turf zu gelangen. Man wird nun wohl die schwarzroten Farben öfters siegreich durchs Ziel gehen sehen.

Stuttgart, 2. Sept. Der am Sonntag ver­storbene Staatsrat a. D. Dr. v. Gaupp ist Diens­tag nachmittag auf dem Fangelsbachfriedhof von einem großen Gefolge zu Grabe geleitet worden. Amtsdekan Kopp hielt die Trauerrede, Regierungs­rat Kälber sprach im Namen des beurlaubten Vor­standes der Zentralstelle für Gewerbe und Handel und legte einen Lorbeerkranz nieder. Auch die Städte Reutlingen und Schwenningen, der württ. Kunstgewerbeverein, der Eßlinger Gewerbeverein, die Handwerkskammer des Landes und die Burschen­schaft Germania in Tübingen legten Kränze nieder.

Stuttgart, 2. Sept. Das deutsche Reichs­komitee hat Zeppelin durch Vermittlung der Allg. Rentenanstalt in Stuttgart wieder den Betrag von 100000 Mk. überwiesen. Bei der Allg. Renten­anstalt sind bisher für den Zeppelinfonds im ganzen 3 538451 Mk. eingegangen.

Friedrichshasen, 3. Sept. In der gestrigen Stadtratssitzung wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht besser wäre, wenn die Stadt das Areal für die neuen Anlagen des Grafen Zeppelin aus eigenen Mitteln erwerben und an den Grafen ver­pachten würde, falls dieser seine Kaufsabsicht wegen der unverschämten Preise einzelner Besitzer aufgeben sollte. Eine Entscheidung wurde nicht getroffen, vielmehr soll der Vorschlag heute weiter diskutiert werden.

Friedrichshafsn, 3. Sept. In den alten Werkstätten Zeppelins herrscht großer Schaffens- eifer. Seit mehreren Tagen arbeiten Zeppelin und Baron Bassus unter Hinzuziehung des gesamten Jngenieurstabs an den Plänen für das neue Luft­schiff, das übrigens offiziell nicht2 V", sondern

III" genannt wird. Sehr eifrig wird an der Abänderung des Luftschiffes2 I" gearbeitet; es soll schon Anfang Oftober flugfertig sein und dürfte in der ersten Hälfte des gleichen Monats größere Fahrten unternehmen.

Friedrichshafen, 2. Sept. Der in München ansässige Bildhauer Bruno Diamant hat nun von der Stadt den Auftrag erhalten, einenZeppelin- Brunnen" zu schaffen. Das Modell zeigt einen aus einer Schale steigenden Sockel, auf dem ein Globus ruht. Aus diesem tritt eine Figur hervor, die triumphierend das Luftschiff des Grafen Zeppelin trägt.

Friedrichshafen, 1. Sept. Heute früh ist der Stadtpflegeassistent, der die Stadtkasse um etwa 9000 Mk. bestohlen hat, in Köln durch die Krimi­nalpolizei verhaftet worden.

Stuttgart, 2. Septbr. Ueber die gemeldete Entführung ist noch mitzuteilen, daß der Inhaber des DetektivbureausArgus", Adolf Maier, der hier verhaftet ist, 20000 Mk. Kaution für seine Freilassung anbot. Frau Fertig steht in ihrem Hotel unter polizeilicher Ueberwachung. Der Führer des Automobils, der bekannte Sportsmann Fritz Held, erklärt, daß er keine Kenntnis von dem Zweck der Fahrt hatte, zu welcher Frau Fertig bei ihm ein Automobil mietete. Es sei bei ihm nur von einer Fahrt durchs Bauland und von da nach der Schweiz gesprochen worden, wobei vielleicht unterwegs noch ein Kind mitgenommen würde. In Buchen ver­haftet wurde der Detektiv Kupferschmidt, der in der Eile nicht mehr mitgenommen werden konnte.

Tübingen, 2. Septbr. Am Montag fand im Museumssaal in Tübingen zu Ehren des in den Ruhestand getretenen Betriebsinspektors von hier, Hrn. Oberfinanzrat Schneider, eine sehr zahlreich besuchte Abschiedsfeier statt. 56 Jahre hindurch, davon die letzten 14 Jahre als Betüebsinspektor in Tübingen, hatte Hr. Oberfinanzrat Schneider dem Verkehrsanstaltendienst Württembergs in selbstloser Hingabe treue, ersprießliche Dienste geleistet; er nimmt dauernd seinen Wohnsitz in Tübingen. Als sein Nachfolger wird gerüchtweise Hr. Betriebs­inspektor Hindenach in Calw genannt.

Schramberg. 2. Sept. Unversönlich scheinen hier die Gegensätze zu sein, wo am 7. September eine abermalige Stadtschultheißenwahl bevor­steht. Die Schuld an den Gegensätzen trägt das muß einmal unzweideutig herausgesagt werden der bisherige Stadtschultheiß Harrer. Er hat einen Einbruch in die Ehre einer der angesehendsten Schramberger Familien verübt, hat sich als ver­heirateter Mann und Familienvater an einer ihrer Töchter, einem jungen unerfahrenen Mädchen nachdem er sein Glück bei der älteren Schwester vergeblich versucht hatte in einer unglaublichen Weise vergangen und das als anerkannter Freund des Hauses und der Familie! Unter solchen Um­ständen legt man sein Amt als Stadtschultheiß nieder und sucht von einem anderen Orte und Wirkungskreise aus sein Unrecht, so gut es geht, wieder gut zu machen. Statt dessen hat sich Harrer, als die Sache ruchbar und seine Amtsniederlegung unvermeidlich wurde, aufs neue zur Wahl gestellt und tut dies jetzt nochmals, obgleich seine Wieder­wahl kassiert wurde. Die Schramberger, die diesen sonst gewiß tüchtigen und geschäftsgewandten Mann auch jetzt noch an die Spitze ihres Gemeindewesens stellen wollen, verdienten beinahe eine Neuauflage seiner Hausfreundschaft und ihrer Folgen.

Ludwigsburg, 2. Sept. Heute nacht, ver­mutlich zwischen 2 und 3 Uhr, ist es drei Insassen des hiesigen Zuchthauses gelungen, zu entweichen, und trotz heute morgen sofort aufgenommener Streife des Zuchthauspersonals und der Landjägermannschaft ist es bis jetzt nicht möglich gewesen, eine Spur der Ausreißer zu entdecken. Zwei davon zählen zur Kategorie derschweren Jungen": der 28 Jahre alte, aus Speltdorf (Preußen) stammende Metzger Emil Rheinen, der seinerzeit wegen Beteiligung an der Englertschen Mordangelegenheit zu lebensläng­lichem Zuchthaus verurteilt wurde, und der 37 Jahre alte, aus Magstadt stammende Schneider August Reifer, der noch 13 Jahre zu verbüßen hatte; der dritte im Bunde ist der aus Zizishausen gebürtige 35 Jahre alte Heinr. Beutel. Darüber, wie die drei in die Freiheit gelangten, war näheres noch nicht zu erfahren. Ein Gerücht will wissen, daß die Ausreißer ihre Sträflingsanzüge schon in der Wasch­küche der Strafanstalt zurückließen, nachdem sie sie dort mit anderen vertauscht hatten.

Göppingen. Die Werkzeugmaschinenfabrik Gebr. Böhringer in Göppingen, die als Spezialität Drehbänke herstellt, hat dem Grafen Zeppelin die kostenfreie Lieferung einer modernen Drehbank für die Erweiterung der Werkstätte in Manzell an- geboten, welches Anerbieten der Graf dankend ak­zeptierte.

Laupheim, 2. Sept. Durch eine explodierende Petroleumlampe wurde Ende November v. Js.

der Eisenbahnanwärter Hch. Kaisel von hier im Bureau der Eisenbahnstation Schnaitheim auf der linken Körperhälfte so stark verbrannt, daß er nur durch Auftragung frischer lebender Haut gerettet werden konnte. Zu diesem Opfer ließ sich die 18jährige Schwester Kaisels bereit finden. Sie reiste vor einem Monat nach Heidenheim, wo sie im Krankenhaus das nötige Stück Haut sich abnehmen ließ. Der Bruder erscheint nun gerettet und auch die mutige Schwester konnte dieser Tage als geheilt entlassen werden.

Marbach, 1. Septbr. Einen gelungenen Streich führte in den letzten Wochen ein Schwindler im Bottwartal aus. Hier entlehnte er sich eine Bahnwärtersdienstmütze und eine Geometermeßstange; er gab an, er müsse die Bahn von Marbach bis Heilbronn vermessen, da die letztere normalspurig umgebaut werde. Mit Hilfe der Eisenbahnwärters­mütze und der Meßstange bestellte der Schwindler in mehreren Wirtschaften in Großbottwar Mittag­essen für sich und einen weiteren Kollegen und zechte außerdem noch stark, ohne etwas zu bezahlen, in­dem er überall vorschützte, sein Geld vergessen zu haben, er werde die Schuld aber bereinigen. In Hof erschwindelte er auf gleiche Weise in einigen Fällen Geld und ließ sich Essen und Trinken in der dortigen Wirtschaft recht gut schmecken. Außerdem kaufte der geriebene Gauner noch zwei Gänse. Das Geld hiezu erhielt er ohne Anstand, da niemand an der Echtheit dieses Hilfswärters zweifelte, da er ja eine Dienstmütze trug. Hier in Marbach soll der Schwindler die Gänse wieder verkauft haben. Seit­dem wird immer auf das Wiederkommen dieses Hilfswärters gewartet, der sich den ebenso schönen, wie überausseltenen" NamenMaier" bei­gelegt hatte.

Kus ^taSt. Bezirk uns Umgebung

Neuenbürg, 30. Aug. Vom 1. September an mit dem Wegfall der Züge 677 (6.42 vorm.) und 678 (10.14 nachts) werden die Briefkästen in der inneren Stadt zu folgenden Zeiten geleert:

6.30 vorm. 1.00 nachm.

9.30 7.00

Seine Majestät der König hat die evange­lische Pfarrei Unterreichenbach, Dekanats Calw, dem Pfarrer Jlg in Waldtann, Dekanats Crails­heim, übertragen.

Eine Schulstelle in Calmbach ist dem Schul­lehrer Ackert in Münster, Bez. Eßlingen, die Schulstelle in Mangoldsall, Bez. Baumerlenbach (Oehrmgen), dem Schulamtsverweser Heinrich Schu­macher in Oberlengenhardt übertragen worden.

Neuenbürg, 3. Sept. Eine stattliche Anzahl patriotisch gesinnter Männer hatte sich am gestrigen Abend, im Restaurant Schumacher mit unseren Kriegs­veteranen zusammengefunden, um den nationalen Gedächtnistag von Sedan zu feiern. Den ersten mit großer Begeisterung aufgenommenen Trinkspruch brachte Hr. Major Göz auf Kaiser Wilhelm II. aus. Durch die herrlichen Siege im Jahre 1870/71, so führte der Redner aus, konnte das deutsche Reich von neuem in seiner alten Größe und Herrlichkeit erwachen, deutsche Kaiser traten an seine Spitze, welche im Verein mit treuen Ratgebern und zielbewuht des Reiches Geschicke lenkten, durch ein starkes Heer und die Bildung einer gutgeschulten Flotte dem Ausland Achtung aufdrängten, die uns gebührende Stellung unter den Völkern Europas trotz mancher Gegenströmungen und Hetzereien bis jetzt wahrten und sicherten. Welche Kraft noch dem deutschen Volke inne wohnt, hat uns in letzter Zeit die Begeisterung gezeigt, welche alle Schichten des Volkes ergriff, um die Nationalspende für den Grafen Zeppelin in Szene zu setzen. Das war ein­mal wieder ein deutsches Werk, welches aber nur entstehen und entspringen konnte aus der großen Idee der Zusammengehörigkeit unter deutschem Szepter und Krone. Welch' herrliche achtung­gebietende Worte hat jetzt unser Kaiser in Straßburg nach den großen Paraden von Metz und Straßburg mit seiner Friedenskundgebung gesprochen I Wo sich gutgesinnte deutsche Männer zusammenfinden, wo ruhmgekrönte alte Krieger tagen, sei es daher erste Pflicht, unseres obersten Kriegsherrn, des deutschen Kaisers zu gedenken. Was paßte auf diesen von lebhaftem Beifall begleiteten Trinkspruch besser als die Wacht am Rhein" undDeutschland, Deutschland über alles" erscholl es auch aus aller Munde. Hr. Stadtschultheiß Stirn hielt nun folgende An­sprache:Wir sind heute nicht zusammen gekommen, um ein Freudenfest zu feiern, sondern wir sind zu­sammen gekommen, um am heutigen Gedenktage der Schlacht von Sedan einige vergnügte Stunden mit