13 Jahre alt, und stand gerade vor ihrer Konfirmation. Seitdem sie nach dem Erwachen wieder zu Kräften gekommen war, genoß die jetzt 45jährige Frau Unterricht in den elementaren Schulgegenständen und soll jetzt konfirmiert werden.
DasHunde-Hotel. Das amerikanische Hotelwesen hat eine neue Bereicherung erfahren. Emma Calv6, die berühmte Sängerin, war die indirekte Ursache, Auf ihrer letzten Tournee suchte sie, die eine leidenschaftliche Hundefreundin ist, mit ihren 6 Hunden Unterkunft in einem berühmten Hotel. Allein man bedeutete ihr, daß sie sich dann von ihren vierbeinigen Lieblingen trennen müßte, und so entschied sich die Sängerin schließlich für ein anderes kleineres Hotel. Das Ergebnis ward viel besprochen und bald fanden sich unternehmende Leute, die die Lehre aus dem Exempel zogen. Nun sind in den größten Städten der Union eine Reihe regelrechter Hundehotels entstanden, in denen die vierbeinigen Freunde der reisenden Millionäre standesgemäße Unterkunft finden können. Die eigenartigen Etablissements bieten den reisenden Hunden allen Komfort der Neuzeit, von luxuriös ausgestatteten Baderäumen bis zu einem Restaurant, einem Turnraum, einem Barbiersaal, und die Hunde, deren Gesundheit durch die Anstrengungen der Reise angegriffen ist, finden auch ihre Krankenzimmer und ihren eigenen Tierarzt. Ein in der Hundepflege besonders geschultes Dienstpersonal sorgt für die Bequemlichkeit der Gäste und vor allem dafür, daß sie ihre heimischen Gewohnheiten in Bezug auf die Nahrung, die Bäder usw. nicht zu ändern brauchen. In dem Saale des Hundebarbiers aber findet mau eine reichhaltige Sammlung kostbarer Essenzen und Seifen, mit denen den Hunden ihre Toilette gemacht wird.
jAm Telephon.) Chef (sich mit einem Geschäftsfreunde unterhaltend, der sehr durch die Nase spricht): „Ich verstehe kein Wort! . . Sie müssen die Nase etwas mehr an den Apparat halten!"
Wort-Rätsel.
Nennst du mein Wort, wie es ist, so kündet schwäbische Stadt dir's.
Die, vollen Rechtes, sich rühmt, daß sie ein Höchstes besitzt;
Fügst du dem Worte was vor, so führt's zu stolzerer Höhe,
Fügst du dem Worte was nach, hoch strebet immer es noch.
Auflösung der zweisilbigen Charade in Nr. 136. Steinmetz.
Richtig gelöst von Fritz Seeger in Neuenbürg, Karl Schaible in Dobel, Martha Keßler in Herrenalb, Adam Schmid, Taglöhner, in Höfen und Karl Wacker in Neusatz.
Frau Rat.
Goethe sagt bekanntlich einmal über den Einfluß seiner Eltern auf seine leibliche und geistige Entwickelung:
Vom Vater Hab' ich die Statur,
DeS Lebens ernstes Führen,
Von Mütterchen die Frohnatur,
Die Lust, zu sabulieren.
Daß der Dichter, eine wahre Apollogestalt von äußerem Ansehen, in der Tat einer ernsten, auf gründlichem Studium und unermüdlicher Arbeit bergenden Lebensauffassung huldigte, ist bekannt, und hierin ähnelte er ganz dem etwas pedantischen, strengen Vater. Aber was den Dichter in ihm ausmachte, die kühne, lebhafte Phantasie, dazu die beneidenswerte Gabe, in Worte zu fassen, was diese auf ihrem Fluge in das Reich der Ideale erschuf, das war ein Erbteil der Mutter, deren Einfluß auf den Sohn daher bei weitem nachhaltiger und maßgebender war als der des Vaters und bis an ihr vor nunmehr hundert Jahren erfolgtes Lebensende (13. Sept. 1808) fortdauerte. Goethes Mutter war die Tochter des Frankfurter Schultheißen Johann Wolfgang Textor und hieß mit ihrem vollem Namen Katharina Elisabeth. Getauft war sie am 19. Februar 1731; man darf also annehmen, daß sie auch an diesem oder am vorangehenden Tag geboren war. Denn damals kannte man die Unsitte der Gegenwart noch nicht, die Taufe lange hinauszuschieben» sondern ließ sie möglichst noch am Tage der Geburt oder am nächsten folgen (vgl. Luther u. a. m.). Bereits mit 17 Jahren (1748) reichte sie dem Kaiserlichen Rate und Rechtsgelehrten Johann Kaspar Goethe, der 21 Jahre älter war als sie (geb. 1710, gest. 1782), die Hand zum Ehebunde. Der älteste Sohn dieser Ehe war unser großer Dichter, der den vollen Namen des Großvaters mütterlicherseits (Johann Wolfgang) empfing.
Von mehreren nachgeborenen Geschwistern blieb nur die Tochter Cornelia Friederike Christiane, geb. 1750, am Leben. Sie vermählte sich im Jahre 1773 mit I. G. Schlosser, starb aber bereits vier Jahre später (1777). Goethe erzählt selbst Ln seiner Wahrheit und Dichtung, daß er „durch Ungeschicklichkeit der Hebamme für tot auf die Welt gekommen sei, und die Seinen ernstlich um das zarte Leben besorgt waren. Die Großmutter war aus das eifrigste um die kranke Wöchnerin und das dem Tode nahe Kindlein bemüht. Endlich konnte sie der elfteren hocherfreut zurufen: „Rätin, er lebt!" und „da erwachte", so erzählte diese noch als 75jährige Matrone, „mein mütterliches Herz und lebte seitdem in fortwährender Begeisterung bis zu dieser Stunde." So bewährte sich auch hier das alte Wort, daß Schmerzenskinder so recht zu Herzenskindern zu werden pflegen. Es entspann sich seitdem jenes innige Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, wie es zarter, heiliger nicht gedacht werden kann, und über das die „Frau Rat" selbst einmal sich in ihrer schlichten Weise äußerte: „Ich und mein Wolfgang haben uns halt immer verträglich zusammengehalten; das macht, weil wir beide jung und nit gar so weit als der Wolfgang und sein Vater auseinander gewesen sind" (sie war 18 Jahre, der Vater 39 Jahre älter als der Sohn).
Am stärksten zeigte sich diese Gleichartigkeit zwischen Mutter und Sohn im Fühlen und Denken. Ist der Einfluß der Mutter aus das Gemüt des Kindes an sich schon entscheidender als der des Vaters, der sich in der Regel auf das geistige und Verstandesleben desselben erstreckt, so zeigte sich dies ganz besonders in dem Verhältnis zwischen dem jungen Goethe und seiner Mutter, der „Frau Aja". Ersterer kannte in seiner frühesten Jugend keinen höheren Genuß, als sich der geliebten Mutter auf den Schoß oder zu Füßen zu setzen und andächtig ihren Geschichten zu lauschen.
„Frau Rat" war der gute Genius des Hauses. Von gleichmäßig heiterer Gemütsstimmung, überall versöhnend und mäßigend eingreifend, wo es gerade nötig war, von einem gutmütigen Humor beseelt, der, wie man sagt, „mit Tränen im Auge lächelt", verbreitete sie diese wohltuende Atmosphäre auch um sich herum, und wenn es galt, Schwierigkeiten zu beseitigen und Gegensätze auszugleichen, war gewiß die Mutter sofort zur Stelle und wußte mit zartem Sinn die gestörte Ruhe und Harmonie, auch äußerlich, wieder herzustellen, während der Vater in seinem strengen, pedantischen Eigensinn oft Gefahr lief, über die Familie das größte Unheil heraufzubeschwören.
Natürlich verfolgte „Frau Rat" die spätere glänzende Laufbahn ihres großen Sohnes mit dem lebhaftesten Interesse, das weit über die bloße mütterliche Teilnahme hinausging. Sie stand, wie mit ihm selbst, so auch mit den Weimarer Größen, besonders aber mit der geistvollen Mutter Karl Augusts, der Herzogin Anna Amalia, in regstem Briefwechsel und zeigte sich da von einer Urteilsfähigkeit und einem Scharfsinn, die staunenswert sind. Aber in den köstlichen Briefen an den Sohn führt doch das Mutterherz das erste Wort. So z. B. am 16. Dezember 1799, in dem sie (wörtlich!) schreibt: „Lieber Sohn! Heute ist das Kistgen bepackt mit Christgeschenken an dich mit dem Postwagen abgegangen — wünsche, daß alles zum Vergnügen ausfallen möge — Auch hoffe ich, daß das Zeug zum Kleid meiner lieben Tochter (Goethes Frau) gefallen wird — ich habe alle Schubladen ausgelehrt um nur dein Begehren in etwas zu erfüllen. Vergangenen Freytag den 13ten ist auch ein Käsigen mit Maronen an dich abgegangen — ich hatte eine große Freude welche zu bekommen — die Castanien sind erbärmlich und nicht zu genießen, da lese ich im Anzeigs Blatt, daß Maronen zu haben wären, flugs schickte ich danach — kaufte und spedierte sie sogleich nach Weimar — wünsche daß sie dir behagen mögen" . . . Weiter schreibt sie, was sie über des Sohnes Einrichtung von einer Freundin erfahren: „Ei! Was hat die mir und allen deinen Freunden vor eine herrliche Beschreibung deines Hauses und deiner gantzen Einrichtung gemacht — das deliziese Gastmahl das du Ihr gegeben hast — das prächtige grüne. atlasne Zimmer
— der herrliche Vorhang — das Gemälde das dahinter war — Summa Summarum — einen gantzen Tag hat Sie mich davon unterhalten — was mir das vor ein Tag war kanst du leicht denken! !I Gott! Erhalte und Seegne dich, lasse dir es wohl gehen — und lange mögstes du Leben auf Erden
— und das wird geschehen, denn der Mutter Seegen baut den Kindern Hüusser Amen." . . . Aber auch von prächtigem Humor zeigen diese Briefe. So
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mußte sich Wieland wegen seines Kinderreichtums
— seine Gattin hatte ihm in 20 Jahren 14 Kinder geboren — seitens der Weimarer Großen manchen harmlosen Spott gefallen lassen. In einem Briefe an Herzogin Anna Amalia (vom 3. Sept. 1779) spielte die „Frau Rat" darauf an: „Merck ist ja an Wielands Kinderfabrik, sowahr ich lebe, viel schuld, wenigstens von 1776 an gerechnet. Hören Jhro Durchlaucht nur, so schreibt er dem guten Wieland:
Lieber Herr und Bruder mein.
Hier ein Stück ächten Rhein-Wein,
Ihr sollt dabei fröhlich zechen und lachen.
Kinder wohl — aber nicht Verse machen.
Das befolgt nun der gute Mann und er hat dabei keinen Arg in seinem Herzen, wohl bekomm es ihm."...
Am 13. September 1808 schlummerte die seltene Frau sanft hinüber. Sie war von einem leichten Unwohlsein befallen worden und hatte daher eine Einladung in eine Gesellschaft abgelehnt: „Die Frau Rat könne nicht kommen, denn sie müsse alleweile sterben", hatte sie vermelden lassen. Und nun ordnete sie bis ins kleinste an, wie es bei ihrem Leichenbegängnisse und beim — damals noch üblichen
— Totenschmause gehalten werden solle: sie bestimmte die Weinsorlen und die Größe der Kuchen und Brezeln und daß man ja nicht mit Rosinen und sonstigen Zutaten knausem solle. . . . Und dann entschlief sie ohne Todeskampf.
Ihr großer Sohn hat recht, wenn er sie in einem Briefe an Zelter eine Frau nennt, die in „alttesta- mentlicher Gottesfurcht ein tüchtiges Leben voll Zuversicht auf den unwandelbaren Volks- und Familiengott zubrachte" ... Und darum auch aus diesem Grunde Ehre ihrem Andenken!
Der Kobold vom Naßkittel»)
Enztalsage.
Was rasselt so spät durch Nacht und Wind?
Der Wagen von Wildbad, — er fährt geschwind.
Er donnert durch's liebliche Calmbach herein,
Er hält an der Post beim Lampenschein.
Im engen Bureau wird dort numeriert,
Gepackt und gesiegelt und weiter spediert. —
Da schleicht durch die Nacht ein kleiner Kobold;
Eine Riesenschachtel zum Wagen er rollt.
Der Kondukteur reckt aus seinen Arm,
Er faßt sie sicher, er hält sie warm.
Er ahnt, daß innen ein kostbarer Schmuck,
Bewahrt sie drum sicher vor Nässe und Druck.
Nach Calw fährt der Wagen in lustigem Trab;
Dort gibt er die Schachtel im Bureau ab.
Adresse: Ballkleid; — Doch stille mein Lied Und lausch', was indessen in Calmbach geschieht:
„Mein Vater — welch Freuen — ein Ball — heisa! — Doch wehe! — der Ballschmuck ist noch nicht da."
„„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,
Die Schachtel kommt, eh' der Tanz beginnt.""
„Schon spielt ja Elmer, der Lustre flammt —
Und wir sind zu leidigem Warten verdammt."
„„Mein Kind, ach mein Kind, dir wird so bang:
Geduld — die Freude des Balls währt ja lang.""
„Mein Vater, hörest du nicht: hop, hop, hop —
Wie lustig ertönt der Schlittengalopp!"
„„Laß galoppieren herum im Saal:
Der Elmer spielt ihn noch manches Mal.""
„Mein Vater, mein Vater, gibst du nicht bald Die Schachtel uns willig — wir brauchen Gewalt!"
Nun Mt eS, wie Schuppen, ihm vom Gesicht:
Die Schachtel — die Schachtel — ich habe sie nicht.
„Der Naßkittelgeist, der tückische Zwerg,
Hat sicher verübt der Bosheit Werk;
„Der hat mir die Schachtel abgeführt
Und eiligst weiter nach Calw spediert." ,
„„Was kam doch den Geist vom Naßkittel an,
Daß er uns so großes Leid angetan."" —
Indessen verflog der Ball mit Glück:
Der Elmer spielte manch feines Stück.
Schon war die Mitteraachtstunde vorbei;
Es klang noch Helle Elmers Schalmey.
Es kräht der Hahn, der Morgenstern stimmt.
Das letzte Kerzenlicht noch glimmt;
Da schleppt ein riesiger Kondukteur Eine Riesenschachtel zum Ballsaal her.
Kaum kann sie umspannen sein langer Arm,
Er faßt sie sicher, er hält sie warm.
Er brachte von Calw zurück den Schmuck,
Bewahrte ihn sicher vor Nässe und Druck.
Er spricht: die Adresse besagt „Ballkleid" —
Und komm ich zu spät nun, so tut es mir leid. —
Er tanzt einen Schleifer zu gutem End,
Was man so gewöhnlich den Kehrab nennt.
Er schmunzelt und tut einen herzhaften Schluck:
„Das war einmal wieder ein Nahkittelspuck!"
*) Der Naßkittel, eine sagenreiche Waldabteilung im Forst Calmbach.