Vorstand der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel ernannt. Während seiner Amtstätigkeit auf diesem Posten wurden ihm mannigfache Auszeich­nungen zuteil. 1893 wurde er vom König zum Mitglied der Ersten Kammer aus Lebenszeit ernannt. Am 24. Februar 1893 erfolgte seine Ernennung zum Präsidenten der Kgl. Zentralstelle, 1900 erhielt er den Titel Staatsrat und 1903 den Titel Exzellenz. Ein reich bewegtes verdienstvolles Leben hat seinen Abschluß gefunden und in den weitesten Kreisen des Landes wird der Hingang v. Gaupps lebhafteste Teilnahme erwecken. Die Verdienste, die er sich an der Spitze der Zentralstelle in den Jahren 1882 bis 1904 um Handel und Gewerbe im Lande er­worben hat, werden ihm unvergessen bleiben.

Stuttgart, 31. Aug. Am heutigen Todestag des Prinzen Hermann zu Sachsen-Weimar ließ das Präsidium des Württembergischen Kriegerbundes durch eine Abordnung einen Lorbeerkranz am Grabe des Prinzen auf dem Pragfriedhof niederlegen.

Stuttgart, 1. Sept. Während feierliche Glockenklänge von allen Kirchen heute abend der Stadt verkündeten, daß man auch in diesem Jahr des Tages von Sedan und damit zugleich der Helden von 1870/71 in Treue gedenke, bewegten sich die Teilnehmer an der Gedächtnisfeier in ge­schlossenem Zug vom Portal des Fangelsbachfried- hoss zur Ruhestätte der Krieger. In den Reihen des Zugs befanden sich aktive und inaktive Generale, das Offfzierkorps der Linie, der Reserve und der Landwehr. Als Vertreter der Stadt war Gemeinde­rat Dr. Mattes erschienen. Den den Zug eröffnen­den Krieger- und Militärvereinen des Stadtdirektions­bezirks schritten die Mitglieder des Präsidiums des württ. Kriegerbundes voraus. Auch die Stadtgarde und die freiwillige Sanitätskolonne nahmen am Zug teil. Als sich der Zug am wiederum hübsch ge­schmückten Denkmal aufgestellt hatte, eröffnete der SingchorHerzogin Wera" die Feier mit einem Choral, worauf Stadtpfarrer Vogt eine warm em­pfundene Ansprache hielt. Im Namen und Auftrag der Stadt legte sodann der Vorstand des Veteranen- vereins einen Lorbeerkranz am Grab nieder. Auch die militärischen Vereine widmeten durch Major v. Mauch ihren tapferen Kameraden einen Lorbeer­kranz. Mit einem Lied schloß die patriotische Feier.

Stuttgart, 31. August. Auf den diesjährigen Rennen zu Iffezheim bei Baden-Baden ist der Stall unseres K. Privatgestütes Weil außerordent­lich vom Glück begünstigt. So hat er auch bei dem gestrigen Schlußrennen einen glänzenden Erfolg davon getragen, indem der Weiler Fuchshengst Lawerna, die mit 16 000 Mk. dotierten Prinzen of Wales Stakes in einem Felde von 6 Pferden ge­wann, ein Erfolg, den der Totalisater mit der sensationellen Quote von 136 : 10 quittierte.

Stuttgart, 31. Aug. Wie in allen größeren Städten Deutschlands, so soll auch hier von einer Gesellschaft eine neue Einrichtung, die insbesondere in den von den Postämtern entfernter gelegenen Stadtteilen warm begrüßt werden wird, demnächst mit Genehmigung der Generaldirektion der Posten und Telegraphen und der städtischen Behörden zur Einführung gelangen. Sie betrifft die Aufstellung von Automaten zur Abgabe von staatlichen Brief­marken und Postkarten. Die Automaten werden meist in der Nähe der Postbriefkästen angebracht und werden zweifellos als praktisch vom Publikum erkannt und stark benützt werden. Wir wünschen dem Unternehmen unter der Direktion des Hrn. G. H. Kissel weitgehendste Unterstützung.

Stuttgart, 31. Aug. Der BallonWürttem­berg" ist kurz nach 11 Uhr vormitags bei Frons­bach OA. Backnang gelandet. Infolge starker Belastung durch Regen war ihm vorzeitig der Ballast ausgegangen.

Ueber die Ausstellung der Schweine in der 22. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts­gesellschaft zu Stuttgart 1908 berichtet im Württ. Wochenblatt für Landwirtschaft vom 29. August Hr. R. Adlung, Sindlingen. Der Berichterstatter hebt hervor, daß es staunenerregend sei, zu welcher Blüte in den letzten sechs Jahren die deutsche Schweinezucht gelangte. Wenn es auch uns Württem- bergern nicht möglich gewesen sei, selbst als große Schweinezüchter zu glänzen, so könne uns doch das ein Trost sein, daß die Stuttgarter Ausstellung stets einen Markstein in der Geschichte der deutschen Schweinezucht bedeuten werde. Nach eingehender Besprechung der prämiierten Zuchten gibt der Be­richterstatter ein Gesamturteil ab und fügt noch folgende Worte über die Aussichten der württ. Schweinezüchter bei künftigen Ausstellungen an:Da es bei uns bis heute und wohl noch für lange Zeit an einer Mehrzahl größerer Züchter und noch mehr

an dem Zusammenstoß der kleinen Züchter, vielfach auch an der Unternehmungslust, wertvolles und des­halb teures Zuchtmaterial zu erwerben, fehlt, wird Württemberg wohl kaum in absehbarer Zeit eine Rolle in der deutschen Schweinezucht zu spielen vermögen. Es kann sich ja glücklicherweise heutzu­tage unsere Pferdezucht, wie die Rindvieh- und Schafzucht, neben derjenigen anderer Länder und Provinzen ruhig sehen lassen und es wäre deshalb sehr zu wünschen, wenn auch auf dem Gebiete der Schweinezucht die kommenden Jahre eine wesentliche Besserung bringen würden. Als erstes Erfordernis muß aber dann beachtet werden, daß ohne sehr reichliche Bewegung, ohne naturgemäße Fütterung und Haltung im Freien, die Erreichung des Zieles nie möglich ist. Auch eine gesetzliche Regelung der Eberhaltung muß als eines der ersten Mittel zur Hebung unserer Schweinezucht bezeichnet werden."

Stuttgart, 31. August. In neuerer Zeit sind vielfach Konfekte-Bonbons, Zuckerbohnen, Pralinees usw. in den Handel gekommen, die mit Schnaps verschiedener Art, darunter oft mit sehr minder­wertigem gefüllt sind. Angestellte Untersuchungen haben ergeben, daß der Alkoholgehalt in denselben oft ein sehr erheblicher ist. So enthielten 15 Stück eines solchen Konfekts, die etwa 100 Gramm wogen, zusammen ungefähr einen Eßlöffel voll Trinkbrannt­wein, bei einem Preise von 28 Pfennigen. Es sind auch bereits Fälle vorgekommen, in denen erwachsene Personen durch den Genuß eines solchen Konfekts berauscht worden sind. Umsomehr aber werden solche Konfekts den Kindern gefährlich, denen im Interesse ihrer Gesundheit der Genuß alkoholhaltiger Flüssigkeit in jeder Form untersagt werden sollte. Es wird insbesondere Aufgabe der Eltern und Er­zieher sein, den ihrer Obhut anvertrauten Kindern und Pfleglingen den Genuß solcher Konfekts zu verbieten.

Stuttgart, 31. Aug. Das hiesige Schöffen­gericht verurteilte heute den Milchhändler Johannes Kocher von Münchingen wegen Milchfälschung zu einer Woche Gefängnis.

Stuttgart, 31. August. Eine Aufsehen er­regende Verhaftung erfolgte am gestrigen Sonn­tag nachmittag 4 Uhr in der Königsstraße. Ein von auswärts kommendes Automobil wurde dort von Schutzleuten angehalten und mit den Insassen, einem Herrn, einer Dame, einem Knaben von 78 Jahren und dem Chauffeur der Stadtpolizei über­geben. Wie wir erfahren, handelt es sich um die Entführung eines Knaben, der bei seinem Vater, dem Lehrer einer höheren Lehranstalt, in einem kleinen Orte in Baden untergebracht war. Der Be­gleiter der Dame, die die Mutter des Kindes ist, war bei der Entführung behilflich, und es scheint, daß er sich dabei Tätlichkeiten gegen den Vater des Kindes zuschulden kommen ließ. Auf telegraphische Bitte der betreffenden Polizei hin ist dann hier die Verhaftung erfolgt.

Das Notariatsfach weist zurzeit eine große Ueberfüllung auf. Von 156 Kandidaten, die sich der Vorprüfung zum Notariatskurs 1908/09 unter­zogen haben, sollen nur 70 zum Kurs zugelassen werden. Der derzeitige enorme Andrang hat seine Ursache der im Jahre 1899 vorübergehend bis zum Jahre 1903 erfolgten Aufhebung jener Verordnung, die die Annahme zweier Lehrlinge durch die Be­zirksnotare von der vorgängigen Genehmigung des Justizministeriums abhängig gemacht hatte. Durch Aufhebung dieser Verordnung wollte dem mit Ein­führung des B.G.B. und seiner Nebengesetze mut­maßlich eintretenden Mehrbedarf an Notariats­kandidaten begegnet werden. Die Folge aber war, daß die für die Bezirksnotare geschaffene Erleichter­ung von diesen nicht selten mißbraucht und eine Lehrlingszüchterei betrieben wurde, die mit Natur­notwendigkeit zu der jetzigen Ueberfüllung und ihren unheilvollen Folgen führen mußte.

Stuttgart, 31. Aüg. Im Schalterraum des Postamts I wurde heute vormittag ein Mann ver­haftet, der auf seine Frau einen Revolverschuß ab­feuern wollte. Die Frau wollte am Schalter post­lagernde Briefe in Empfang nehmen.

Stuttgart, 31. Aug. Am Samstag vormitag spielte vor einem Hause der Rotebühlstraße ein 14 Jahre alter Schüler mit einem geladenen Terzerol, wobei sich die Waffe entlud und das Geschoß dem Knaben durch die linke Hand drang.

Friedrichshafen, 31. Aug. Graf Zeppelin ist heute nachmittag mit dem Romanshorner Dampf­schiff von seiner Schweizerreise hierher wieder zurück­gekehrt. Die Firma Seebohm u. Dieckstahl, Mannheim-Stuttgart, hat den zum Bau des neuen Luftschiffes benötigten Werkzeugstahl kostenlos zur Verfügung gestellt und hat unter Annahme dieser

Spende schon Auftrag zur Lieferung eines namhaften Postens Stahl erhalten.

Friedrichshafen, 31. Aug. Graf Zeppelin hat bekanntlich auch in den Phonographen hinein­sprechen müssen. Ueber den Inhalt seiner Worte wird mitgeteilt, Zeppelin habe in dieser Rede die feste Ueberzeugung zum Ausdruck gebracht, sein System werde durch die in der Geschichte einzig dastehende Hilfe des ganzen deutschen Volkes in allernächster Zeit mit solcher Sicherheit dem Verkehr dienen, wie sie bei den Eisenbahnen nicht größer sein könne. Eine große Bedeutung werde sein Schiff zur Hebung der Wehrkraft und zur Erhaltung des Friedens bilden.

Eßlingen, 1. Sept. Die Zeppelinsammlung ist nunmehr geschlossen. Sie ergab hier im ganzen rund 7000 Mark.

Meimsheim, OA. Brackenheim, 31. August. Graf Zeppelin beabsichtigt am 14. September hier­herzukommen, um an der goldenen Hochzeit seines ehemaligen Lehrers, des pensionierten Pfarrers Moser, teilzunehmen.

Horb, 29. Aug. Die Zeppelinbegeisterung ist bei uns noch lange nicht im Abflauen begriffen. Saßen da dieser Tage in einer Wirtschaft bierfeste Männer beisammen und disputierten über alle mög­lichen Systeme der modernen Luftfahrzeuge. Auch der Fallschirm kam zur Sprache und um seine Kenntnisse auf diesem Gebiete der animierten Tisch­gesellschaft praktisch vor Augen zu führen, ließ sich einer, der das große Wort führte, von seinen Kol­legen auf den fast drei Meter hohen Ofen lupfen und wollte mit einem Regenschirm Fallversuche vor­nehmen. Doch der Abstieg ging leider nicht so programmäßig vor sich. Der Luftschiffer blieb mit seinem Rocke am Ofenkranze hängen. Der Ofen fiel um und das Opfer der Wissenschaft trug noch eine blutende Wunde am Hinterkopf davon.

Friedrichshafen, 1. Sept. Am Samstag trat Stadtpfleger Horb hier seine Ferienreise nach Frankreich und Spanien an. Als sein Stellvertreter wurde vom Gemeinderat der 28jährige, ledige Hilfs­schreiber Ott von Welzheim, früher in Saulgau und Schorndorf, seit 1 . Juni auf hiesigem Rathaus be­schäftigt, aufgestellt. Als derselbe gestern morgen nicht zur üblichen Kanzleizeit erschien, und der Stadtvorstand nach ihm suchen ließ, wurde der Kassenschrank geöffnet. Es stellte sich nun heraus, daß 9500 Mk. an Bargeld fehlten. Etwa 3000 Mk. fanden sich noch im Schranke vor. Ott hat am Sonntag morgen das Geld entwendet und ist dann flüchtig geworden.

Von der Schwa rzwaldvorebene, 30. Aug. Durch das anhaltende Regenwetter erwächst der Landwirtschaft nicht unerheblicher Schaden. Das Erntegeschäft wird unliebsam hinausgezögert; die noch vielfach auf den Feldern liegenden Früchte beginnen auszuwachsen und werden qualitativ minder­wertiger, das teilweise schon abgemähte Oehmdgras verdirbt auf den Wiesen, und auch die Kartoffeln leiden unter der Nässe. Trockene und warme Wit­terung wäre deshalb für den Landwirt sehr vonnöten.

Stuttgart. sLandeSProduktenbörse.s (Bericht vom 3l. August.) Auf dem Weltmarlt standen die anhaltend großen Verschiffungen von Weizen und Mehl nach Europa im Vordergrund der Erwägungen und da gleichzeitig auch das Angebot in den heimischen Erzeugnissen sich belangreicher gestaltete, so hat sich die Tendenz auf fast allen Gebieten etwas abgeschwächt. Diese Stimmung kam auch auf allen süddeutschen Produktenbörsen und Getreidemärkten ausnahms­los zur Geltung und die heutige Börse schloß sich der­selben an. Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 33 Mk. - Pfg. bis 84 Mk. - Pfg., Nr. 1:32 Mk. Pfg. bis 33 Mk. Pfg., Nr. 2: 31 Mk. - Pfg. bis 32 Mk. - Psg., Nr. 3: 30 Mk. Pfg. bis 31 Mk. Pfg., Nr. 4: 27 Mk. so Pfg. bis 28 Mk. 50 Pfg. Kleie 10 Mk. Pfg. bis 10 Mk. 50 Pfg. (ohne Sack).

Neuenbürg, 30. Aug. Aus Lehrerkreisen er­halten wir zum Kapitel

Simultanschule

noch folgende Zuschrift:

Das Zentrum hat das ganze katholische Volk mit Hilfe der katholischen Geistlichkeit von Friedrichs­hafen bis Mergentheim gegen den neuen Schulgesetz­entwurf mobil gemacht. Mit Adressen und Unter­schriften soll die Regierung und der Landtag bestürmt werden. Die Schule soll nach dem Willen des Zentrums immer ein Anhängsel der Kirche bleiben. Alle politischen Parteien mit Ausnahme des Zen­trums sind für Fachschulaufsicht eingetreten. Wegen dieser Frage ist vor 4 Jahren die Verfassungs­revision in Fluß gekommen, weil die erste Kammer, die fast aus katholischen Standesherren zusammen­gesetzt war, eine frühere Schulgesetzvorlage ablehnte. Von dem ultramontanen Zentrum erwartet niemand, daß es sich zu andern Ansichten bekehrt. Nun soll