waren, zeigte sich auch in der späten Anberaumung ihrer Vorführung, und nur der Umstand, daß die Italiener um 6 Uhr abends nicht antraten, bewahrte die Deutschen davor, vor einem leeren Stadion turnen zu müssen, denn von den wenigen tausend Personen, die in dem 80000 Zuschauer fassenden Raum anwesend waren, verschwand, nachdem sich die Musik entfernt hatte, der allergrößte Teil. Im Interesse der Würde der deutschen Turnerschaft werden in Zukunft gewisse Garantien für eine ihrer Bedeutung entsprechende Behandlung gefordert werden müssen.

Der deutsche MannergesangvereinArion" aus Brookyn hat auch in Leipzig, wo er vom Diens­tag nachmittag bis Mittwoch nachmittag weilte, eine überaus herzliche und gastliche Aufnahme gefunden. Von Leipzig reiste dann derArion" nach Dresden weiter.

Ein Großseuer wütete in der Schneidemühle der Firma Selig u. Salomon in Bromberg. Un­geheure Holzvorräte, 3000 Kubikmeter, liegen auf den Holzplätzen aufgestapelt und bilden ein Flammen­meer, dem gegenüber die Feuerwehr machtlos ist.

Hamburg, 17. Juli. Heute nacht brach in den OelwerkenTeutonia" in Hamburg Groß­serie r aus, das sich sehr schnell ausbreitete und das ganze Etablissement einäscherte. Die Feuerwehr mußte sich darauf beschränken, die umliegenden Fabriken, hauptsächlich die Harburger Salpeterwerke und die Thoelensche Oelfabcik, zu schützen. Bei den Löscharbeiten wurden drei Feuerwehrleute leicht verletzt. Es sind drei Fabrikgebäude und das Lagerhaus niedergebrannt. Das Kontor und das Wohnhaus wurden durch Wasser schwer beschä­digt. Die Fabrik gehörte einer dänischen Gesellschaft und beschäftigte hauptsächlich dänische Arbeiter.

München, 16. Juli. Hier brach am letzten Montag ein Hagelwetter los, wie es in gleicher Heftigkeit seit Jahren nicht zu verzeichnen war. Die Hagelkörner brausten in der Größe von Haselnüssen bis zu Taubeneiern in unverminderter Heftigkeit etwa acht Minuten lang hernieder, so daß die Straßen ein richtiges Winterbild zeigten. Das Thermometer sank binnen einer Stunde von 27 auf 10 Grad 6. Das Hagelwetter hat viele Tausende von Fenster­scheiben eingeschlagen. Die Gemüse- und Obstgärten, wie nicht minder die Getreidefelder gewähren einen traurigen Anblick. Durch die Hagelkörner, die stellen­weise 10 Zentimeter hoch lagen und ein Gewicht bis zu 42 Gramm erreichten, wurden mehrfach Per­sonen und besonders Kinder verletzt, die nicht recht­zeitig ein schützendes Obdach zu erreichen vermochten. Ebenso wurden durch stürzende Bäume und Aeste auch Personen verletzt. Auch scheuende Pferde richteten manches Unheil an. Ein ähnliches Unwetter suchte Augsburg heim, wo auf den Feldern durch den Hagel ein ebenfalls großer Schaden angerichtet wurde.

München, 17. Juli. Bei Großenhausen geriet ein lljähriges Mädchen unter einen Güter­zug. Alle 15 Wagen des Zuges gingen über das Kind hinweg, das außer einigen Hautabschürfungen keinerlei Verletzungen davontrug.

Aus Baden, 16. Juli. Die Reben ent­wickeln sich außerordentlich rasch. Die jungen Trauben haben schöne Fortschritte gemacht, der Be­hang ist durchweg reich. Bis vor kurzer Zeit waren die Reben von Pilzkrankheiten verschont geblieben, als plötzlich die Peronospora wieder auftrat, so daß überall nochmals gespritzt werden mußte. Der Heu­wurm hat stellenweise großen Schaden angerichtet, namentlich am Elbling, Ruländer und Burgunder. Nikotin und Clorbaryum wurden gegen ihn an­gewandt, auch durch das Abreiben der Stöcke wurde die Zahl der Heuwurmpuppen nur wenig vermindert. Im Handel herrschte in letzter Woche nur mäßiges Leben. Im Elsaß ist man mit dem Stand der Weinberge in allen Teilen recht zufrieden. Prächtiger Wuchs, viele dunkelgrüne Blätter und vor allem große, gleichmäßig dicht besetzte Träubchen mit hübsch entwickelten Beeren, das sind die Kennzeichen der meisten Weinberge. Die Peronospora, sowie das Oidium, die vereinzelt aufgetreten, wurden erfolg­reich bekämpft und haben diese Krankheiten in jüngster Zeit nicht weiter um sich gegriffen; der Heuwurm hat wenig Schaden angerichtet, da aber die Sauerwurmmotten jetzt schon fliegen, ist durch den Sauerwurm größerer Schaden zu befürchten. Im Weinhandel war es in letzter Zeit nur wenig belebt. Die Weinvorräte sind stark zusammen­geschmolzen.

Vom Rhein, 16. Juli. (Holzwochenbericht.) Während der jüngsten Zeit hat sich etwas bessere Nachfrage nach Rundholz an den oberrheinischen Märkten gezeigt, ohne daß jedoch der Handel große Ausdehnung hätte erfahren können. Für erstklassige

Ware wurde in Mannheim lose Floßhafen verlangt: für Kleinholz 23 Mk., für Mittelholz 25 Mk., für Meßholz 27 Mk. und für Holländerholz 29 Mk. das Festmeter. Die letzten Verkäufe erbrachten für Kleinholz 22,50 Mk., für Mittelholz 24,50 Mk., für Meßholz 26,50 und für Holländerholz 28,50 Mk. das Festmeter. Aus dem badischen Holzmarkt waren infolge der zur Zeit ungünstigen Lage des Holzhandels die Preise bei den letzten Versteiger­ungen in den Domünenwaldungen im allgemeinen flau, so daß die forstamtlichen Anschläge in mehreren Fällen nicht erreicht worden sind. Auch die Erlöse für Laubnutzholz leiden unter der allgemeinen Markt­lage. Papierholz fand guten Absatz. Die jüngsten Brennholzversteigerungen waren gut besucht; es herrschte dabei größtenteils rege Kauflust, so daß im allgemeinen ordentliche Preise erzielt wurden.

Nizza, 17. Juli. Der hiesige Bankier Vicario hat unter Hinterlassung bedeutender Schulden die Flucht ergriffen.

Buenos Aires, 17. Juli. Die Kriminal­polizei verhaftete die Diebe, die vor 14 Monaten die Deutsche überseeische Bank um 320 000 Mk. be­stohlen haben, 267 000 Mk. wurden für die Bank gerettet.

Paris, 17. Juli. In Papian bei Vergiers (Dep. Herault) wurde auf dem Markt ein Ball ab- gehalten, als plötzlich ein scheugewordenes Pferd mitten unter die Tänzer und Tänzerinnen sprang. Es entstand eine furchtbare Panik. Ueber ein Dutzend Personen wurden verletzt, darunter mehrere sehr schwer.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Juli. Laut Bekanntmachung des evangelischen Konsistorirums sind in der vom 30. Juni bis 11. Juli abgehaltenen zweiten Dienst­prüfung 55 Lehrer für befähigt zur Versetzung von Schulstellen erklärt worden.

Stuttgart, 17. Juli. Die von Dresden und Leipzig in Stuttgart und Friedrichhafen eingetroffenen Feriensonderzüge sind zusammen von 573 Personen benützt worden.

Friedrichshafen, 16. Juli. Der König hat heute nachmittag halb 4 Uhr dem Grafen Zeppelin vor seiner Wohnung im Deutschen Haus durch die Regimentsmusik Weingarten ein Ständchen bringen lassen.

Friedrichshafen, 16. Juli. (Vom Zeppe- linschen Luftschiff). DemSchw. M." wird von hier noch geschrieben: Es ist dieTücke des Objekts" in ihrer ganzen Niedertracht, die hier einem siegreichen Werk des menschlichen Genius mit kleinlichen Nadel­stichen beizukommen vermeint. Es kann nur immer wieder darauf hingewiesen werden, daß all diese kleinen Mißgeschick-Intermezzi mit dem Zeppelinschen System als solchem nicht das allergeringste zu tun haben. Graf Zeppelin, der sich auch durch diesen neuesten Unfall nicht anfechten läßt, geht ruhig und sicher seinen Weg weiter, unbeirrt durch den Jubel wie durch den Mißmut der Menge, die sich vor­läufig um eine Sensation und einen Nervenkitzel be­trogen zu sehen vermeint. Dieser ganze große um­fangreiche Apparat, den er um sein Lebenswerk herum aufgeboten sieht, ist dem Grafen im Grunde zuwider. Er steht auch dem Plan der Automobilverfolgung vollständig fern und hat wohl einigermaßen gebangt für die Unfälle, die aus diesem großen und wohl auch etwas nervösem Automobils aufgebot möglicherweise entstehen und womöglich auf sein Konto geschrieben werden könnten. Schade ist es um die kostbare Gasfüllung, die nun zunächst ungenutzt bleibt. Die Friedrichshafener Telegraphen­ämtern mit ihrem Mangel an Draht haben nun auch wieder ein paar stillere Tage. Die Telephon- und Telegraphendamen haben schwere Stürme aus­zuhalten gehabt, aber der ärgste Nörgler wird ihnen zugestehen müssen, daß sie ihre Aufgabe mit Schneid und Grazie gelöst und mitunter eine bewunderns­werte Geduld an den Tag gelegt haben. Auf den Telephon- und Telegraphenämtern sind schwere Gelder liegen geblieben; denn es ging fast alles dringend". Tage goldener Ernte halten auch die Friedrichshafener Gastwirte, die im Grunde ihres Herzens wohl alle begeisterte Anhänger der Luft­schiffahrt geworden sind. Um nochmals auf den Unfall zurückzukommen, so hört man hier nur eine Stimme des aufrichtigen Bedauerns, daß solche nichtsnutzigen Kleinlichkeiten den Grafen gehindert haben, der Welt in diesen Tagen schon die volle, von niemanden mehr bezweifelte Sieghaftigkeit seines Systems vor Augen zu führen.

Ebingen, 14. Juli. Der um 6.50 früh von Tuttlingen abgegangene Extrazug blieb zwischen Stortzingen und Kaiseringen auf offener Strecke

stecken, die Dampfrosse waren nicht mehr imstande- die Sänger mit ihrenschweren" Chören weiterzu­führen, immer langsamer ging die Fahrt. Es war ein originelles Bild, als die Männer aus den 30 Personenwagen ausstiegen und an dem Zuge aus Leibeskräften vorwärts schoben, bis eine Maschine defekt wurde und der völlige Stillstand eintrat. Es mußte eine andere Lokomotive von der Station Ebingen geholt werden, was einen Aufenthalt von nicht weniger als iVr Stunden erforderte. Wäh­rend dieser Zeit machten die Insassen teils einen Abstecher in den nahen Wald, teils wurde in der nahen Schmicha ein erfrischendes Bad genommen, während andere Jagd auf Schmetterlinge machten, auch wurden Steine zur Errichtung eines Denkmals zusammengetragen. Das Denkmal erhielt die In­schrift:Sängerfest Ebingen, am 12. Juli bei 14/- Meter Schnee stecken geblieben." Die Ver­spätung hatte eine Verschiebung des ganzen Fest­programms zur Folge.

Kus ^taSt. Bezirk uns U-ngeoung

Neuenbürg, 17. Juli. Von der General­direktion der Staatseisenbahnen sind bei dem Mini­sterium der auswärtigen Angelegenheiten, Verkehrs­abteilung, u. a. folgende Fahrplanänderungen für den Winterdienst 1908/09 beantragt worden:

PforzheimWildbad Die Züge 677, 660, 661, 669, 664, 674, 667 und 678, lowie die Sonn- und Feiertagszüge sollen wie im vorigen Winter in Wegfall kommen. Der haupt­sächlich der Arbeiterbeförderung dienende Personen­zug 1160

Wildbad.ab 4°° V.

Pforzheim .... an 5^'

soll wie im vorigen Winter als entbehrlich in Weg­fall kommen.

Infolge der vom 30. Juni bis 11. Juli d. I. abgehaltenen zweiten Dienstprüfung sind u. a. nachstehende Lehrer für befähigt zur Versehung von Schulstellen erklärt worden: Adolf Kochen­dörfer (von Bernhardsweiler OA. Crailsheim) in Neuenbürg, August Bachteler von Gräfenhausen und Heinrich Schumacher von Gechingen OA. Ealw.

Neuenbürg, 15. Juli. In unserem Bezirk ist der Honigertrag bis jetzt sehr gering. Imunteren Amt" konnten zwar einige Bienenzüchter ihren stärk­sten Stöcken etwas Honig entnehmen, aber in den übrigen Gegenden, besonders im Enztal, war die Honigernte seither gleich Null. Dagegen sind die Stöcke fast durchweg reich bevölkert. (W. Z.)

Neuenbürg, 18. Juli. Wir haben heute wieder einmal einenkleinen Wettersturz" zu ver­zeichnen. Während es am letzten Samstag und Sonntag die heißesten und schwülsten Tage in diesem Sommer waren mit der anständigen Wärme bis zu 27 Grad U im Schatten, haben wir am heutigen Samstag kühles, regnerisches Wetter bei knapp 12° U über Null. Die vorhergehenden Tage in dieser Zeppelinwoche, besonders der gestrige, brachten schon eine schneidige aus Nordwest kommende Brise. Es scheint, daß wir uns auf eine Reihe von un­freundlichen, wenig sommerlichen Tagen, in der Art wie der heutige, gefaßt machen müssen. Die Wetter­prognose desStaatsanzeigers" für heute lautet wörtlich:Der neue gestern in Westen erschienene Luft­wirbel dringt gegen Polen vor und führt bei uns südwestliche Luftströmungen herbei, welche allmählich in West übergehen und stark bewölktes, mäßig kühles Weiter und Regen bringen werden." Ob unter sothanen Aussichten die für Sonntag abend geplante Große Enzpromenaden-Beleuchtung mit großem Feuerwerk in Wildbad stattfinden kann, ist augenblicklich noch eine offene Frage.

* Neuenbürg, 18.Juli. Beim Futterschneiden im Bayerischen Brauhaus stürzte gestern abend der Säger Chr. Müller ein ca. 7 Meter hohes Heu­loch herunter, wobei er sich an einem Nagel riß und eine lange Rißwunde am Schienbein davontrug. Glücklicherweise erhielt er sonst keine Verletzungen.

Nagold, 17. Juli. Der von Bondorf hierher versetzte Bezirksnotar Scheytt sollte gestern hier sein neues Amt antreten; vor der Uebernahme erlitt er einen Lungenschlag und starb.

Pforzheim, 17. Juli. Zum zweitenmal er­eignete sich hier der Diebstahl eines ganzen Wiesenertrags. Das einem Arzt gehörige Areal von 19 Ar wurde von Unbekannten abgemäht und der Heuertrag heimlich fortgeschafft.

Neuenbürg,18. Juli. Dem heutigen Schweine­markt zugesührte 43 Stück Milchschweine wurden zu 2836 das Paar verkauft. Handel flau.

LM- Hiezu zweites Blatt. "MU