In der Zirkuswelt.

Es gibt wohl kaum ein zweites, dem Vergnügen geweihtes Unternehmen, das sich so des Zuspruchs und der Teilnahme aller Bevölkerungsschichten er­freuen darf, wie gerade der Zirkus. Der große Monarch der Manege, der seinen Tierpark aller Zonen der Erde entnimmt, in dessen Reich die Sprachen aller Länder gesprochen werden und der wie ein regierender Herrscher nur in Sonderzügen reist, und der kleine Zirkusdirektor, dessen traurige armselige Maringotte oder Wohnwagen von einigen dürren Kleppern auf sonnendurchglühter oder frost­erstarrter Landstraße von Dorf zu Dorf gezogen werden; ihnen beiden lacht die leuchtend goldene Sonne der Volksgunst.

Von der Größe und Bedeutung einzelner dieser Zirkusgeschäfte macht sich der Laie wohl schwerlich einen Begriff. In ihnen finden wir alle Fortschritte der modernsten Technik, der komfortabelsten Eleganz neben der durch Jahrtausende hindurch gepflegten Zirkuskunst aller Völker. Das bedeutendste euro­päische Wanderunternehmen dieser Art ist der Zirkus Sarrasani, dessen Direktor und Besitzer Hans Stosch, ein Deutscher, ist und der ja auch am 3. Juli zur Absolvierung eines kürzeren Gastspiels auf dem Turnplatz in Pforzheim eintreffen wird. Hans Stosch entstammt keiner alten Zirkusfamilie, sondern einem angesehenen Kaufmannsgeschlecht, dessen Ahne einst eine Kunstreiterin freite. Hans Stosch war ursprünglich von seinen Eltern für die Offizierslauf­bahn bestimmt worden, aber von dem Blut jener Kunstreiterin waren auch einige Tropfen in seine Adern gekommen. Eine unbezwingliche Neigung zum fahrenden Volke" packte ihn schon in seiner Jugend und ließ ihm keine Ruhe, bis er sich auch unter diesen seltsamen Gestalten, deren Heim die Welt ist, befand. Er wurde zunächst Clown mit dres­sierten Tieren und legte sich den Namen Sarrasani bei. Seine Engagements führten ihn in alle größeren Varietes und Zirkusunternehmen des In- und Aus­landes, deren Einrichtungen, Leitung und Erfolge er mit dem Hintergedanken, einmal selbst einen eigenen Zirkus zu gründen, sorgfältig studierte. Endlich war er soweit und der Erfolg ein glänzender, da er die alte Kaufmannsregel: Gute Ware billig verkaufen auch für sein Unternehmen zur Richtschnur nahm.

Heute steht Zirkus Sarrasani an der Spitze der europäischen Wanderzirkusse, und es vergeht wohl kein Monat, in dem nicht der eine oder andere Di­rektor ähnlicher Unternehmen nach der jeweiligen Stätte seines Gastspiels reist, um die großzügige Anlage und Organisation dieses deutschen Unter­nehmens zu studieren.

Auch wir wollen einmal einen, wenn auch nur flüchtigen Blick in dieses Riesenunternehmen werfen. Die Beförderung des Unternehmens geschieht durch ständige Wachsige Sonderzüge und 50 eigene Trans­portwagen von zum Teil 9 Meter Länge. Die modernste und der Allgemeinheit vertrauteste Er­rungenschaft der modernen Technik ist wohl das elektrische Licht. Zu seiner Erzeugung besitzt Zirkus Sarrasani zwei riesige Wolff'sche Lokomobile von je 130 Pferdekräften. Die eine Maschine ist eine Heißdampfmaschine allermodernster Konstruktion. Beide Maschinen speisen 40 Flammenbogenlampen, 3000 Glühlampen und einen Riesenscheinwerfer, die zusammen eine Lichtstärke von 22300 Kerzen, und deren Kabel und Zuführungsdrähte eine Länge von über 3 Kilometer haben.

Natürlich gehört zu einem solchen Unternehmen auch ein umfangreicher technischer Apparat, und alle Reparaturen und Arbeiten, bei denen es irgendwie angeht, werden in den eigenen Werkstätten ausge­führt. So hat Zirkus Sarrasani eine Feldschmiede für Hufbeschlag, Schlosser- und Jnstallationsarbeiten, eine Schneiderei, Sattlerei, Schreinerei und Stell­macherei. In diesem handwerksmäßig geschulten Zirkus kommen nun noch die vielen Requisiteure, die Stallmeister, die Feuerwehr und die Stallburschen, deren erste Vorgesetzte die zwei Regisseure sind. Das kaufmännische Personal gliedert sich in Rendantei, Korrespondenzabteilung und Preßbureau. Diese Wagen sind unter sich, mit den Stallungen und dem Salonwagen telephonisch verbunden und erhalten in jeder Stadt Anschluß an das Reichstelephon. Drei Schreibmaschinen reichen nicht aus, um die umfang­reiche Korrespondenz zu erledigen und die Buchhalt­ung arbeitet mit Zahlen, die manchen Großkaufmann neidisch machen können.

Hinter dem kaufmännischen und technischen Per­sonal steht das artistische nicht zurück. In der Ma­nege dieses großen Wanderzirkusses geben sich die einst so verachteten Fahrenden der ganzen Welt

Stelldichein und wetteifern miteinander um die Gunst der großen Menge. Japanische, chinesische und marokkanische Gaukler, Tscherkessen- und Kosaken­reiter, Seiltänzer, Jongleure, Akrobaten und Springer, Schulreiter, Parforce- und Voltige-Reiterinnen musi­kalische Clowns unddumme Auguste", Parterre- und Luftgymnastiker, Fahrradkünstler und Tier­bändiger, alle diese Künstler pflegten vertreten zu sein. Im großen und ganzen arbeiten Artisten nicht gern im Zirkus. Der größere Raum, der Umstand, daß sie einem Teil des Publikums, während sie sich produzieren, den Rücken zuwenden müssen, mag ihnen ihre Kunst erschweren, ihre Kunst, die nicht leicht ist, die vielleicht von allen Künsten, die sich öffentlich zeigen, die meiste Vorbereitung und Sorg­falt erfordert. Wegen dieser Abneigung zahlt auch der Zirkus seinen Artisten mehr, wie jedes andere Kunstinstitut. Künstler, die beim Varietö monatlich 1000 Mk. beziehen, erhalten beim Zirkus 1500 Mk., überhaupt werden alle Artisten anständig, ja glän­zend bezahlt, und ihr Monatsgehalt wird stets mit 3 Nullen geschrieben. Monatlich 1000 Mk. ist die kleinste Gage, soviel hat im Zirkus Sarrasani selbst der unterste Artist, d. h. er zählt immer noch zu den Artisten ersten Ranges, aber er bietet nur Gutes, nichts Außergewöhnliches; wer dieses kann, wird besser bezahlt. Sensationsnummern werden mit Gold ausgewogen oder spielen auf An­teil, aber solche Nummern füllen auch den Zirkus.

Natürlich sind Artisten, die derartige Gagen be­ziehen, ehrgeizige Leute, die sich selbst und anderen nie genug tun können. Artistenbrot ist ein schweres Brot, das mit unendlichem Fleiß, großer Mühe und nie vergehender Geduld erworben werden muß. Das Leben des Artisten besteht aus zwei Dingen: das Ausdenken neuer Tricks undüben", üben früh, mittags, abends, nachts; üben, üben, und immer wieder üben.

Es gibt wohl überhaupt keine Berufsklasse, deren Dasein von einem so romantischen Hauch umweht ist, wie das des Zirkuskünstlers. Rund wie das Gebäude und wie die Manege, ist auch die Welt des Zirkuskünstlers in sich abgeschlossen. Jede an­dere Kunst steht mehr mit dem Alltagsleben in Ver­bindung, jeder andere Künstler geht mehr im bürger­lichen Leben auf, der Sänger, der Schauspieler, der Tänzer, sie fassen Fuß in den Städten, die ihnen ein längeres Engagement bieten, werden selbst Bürger, häufig Philister. Der Artist niemals; ohne Heimat muß der Artist auf dem Erdboden flüchtig schweifen. Er hat nur eine Heimat, einen Herd, ein Vaterhaus: den Zirkus. Sie ist uralt und riesig groß, diese Heimat; ihr Alter läßt sich nur schätzen, nicht zählen. Und die Größe dieser Heimat? So weit der Himmel blaut, am Manzanares, wie an der Wolga, an der Seine, wie an der Donau, an der Spree, wie am Michigansee, am Darling, wie an: Nil, überall, wo ein Zirkus steht, ist die Heimat des Artisten.-

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Die Heilquelle von St. Moritz im Engadin ist schon in der Bronzezeit benutzt worden; dieses überraschende Ergebnis hatte neue Untersuchungen des Züricher Geologen Heim. Er entdeckt in einer Tiefe von 1,5 Meter eine alte, jetzt mit Lehm ge­füllte Quellenfassung: Holzröhren von mehr als 1 Meter Durchmesser. In ihnen fand man mehrere Bronzen, zwei Schwerter aus der jüngeren Bronze­zeit, Reifennadeln und einen Dolch, die man als Weihegaben an die Heilquelle auffaßt. Danach ist diese seit etwa 3000 Jahren von Menschen benutzt worden. Bemerkenswert ist auch die damit auf­gedeckte Tatsache, daß damals der Mensch schon so­weit (1775 Meter hoch) in das Hochgebirge vor­gedrungen war.

Können sich Pflanzen erkälten? Man lacht vielleicht bei dieser Frage, und doch ist sie be­rechtigt ; denn wenn Pflanzen durch hohe Kältegrade erfrieren können, so nehmen sie doch vielleicht auch schon bei geringer Kälte Schaden. Die Gärtner wissen es in der Tat, daß man bei Frost manche Pflanzen nicht einmal über die Straße tragen darf. Möbius hat dies für einige Pflanzen genauer unter­sucht. Es zeigte sich, daß bereits ein 12 Minuten langer Aufenthalt im Freien bei ca. 10 Grad C. Kälte eine schädliche Wirkung ausübte: die Pflanzen wurden welk und die Blätter erhielten braune und glasige Flecken und fielen ab. Bei 3 Grad Kälte trat dies nicht ein; bei ganz kurzem Aufenthalt in der Kälte erholten sich die Pflanzen wieder. Eine Erklärung dieser auffallenden Erscheinung haben wir noch nicht. Eisbildung kann in der kurzen Zeit nicht in der Pflanze eintreten, und die Oberhaut zeigte

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keine Aenderung. Es muß doch wohl eine noch un­aufgeklärte Aenderung des lebenden Teils der Pflanze, des sog. Protoplamas, eintreten. Ein neuer Beweis für die Eigenart der Lebenserscheinungen gegenüber den rein chemisch-physikalischen Erschein­ungen.

Wozu dienen Korkabfälle? Diese Frage beantwortet derKosmos", das Organ der gleich­namigen Gesellschaft der Naturfreunde, wie folgt: Es werden gegenwärtig jährlich etwa 6 Milliarden Flaschenkorke im Gewicht von 500- bis 600000 leg hergestellt, wobei aber gegen 65°/» Kork als Ab­gang wegfallen. Da unsere Technik und Industrie aber längst gelernt hat, auch scheinbar nutz- und wertlose Abfälle zu verwenden, so dienen auch jene Abfälle und ebenso die bereits gebrauchten Korke zu gar vielen Zwecken. Die dünnen Korkplatten, aus denen keine Pfropfen geschnitten werden können, geben ausgezeichnete Einlagesohlen, ferner benutzt man sie zur Wandverkleidung, zur Umhüllung von Dampfleitungen und -Zylindern und als Schwimmer (Rettungsringe, Korkwesten, Schwimmgürtel), end­lich zur Herstellung von Korkteppichen und Lino­leumbelag, wofür auch alle sonstigen Abfälle und die zerkleinerten alten Pfropfen benutzt werden. Das in kleine Stücke geschnittene Material eignet sich gut zur Füllung von Kopfkissen und Matratzen; ferner macht man aus zerkleinerten alten Korken und Kork- abfüllen mit Zement als Bindemittel sog. Korksteine, die wegen ihrer Leichtigkeit und als schlechte Wärme­leiter ein geschätztes Baumaterial für mancherlei Zwecke geben. Man hat sogar schon Pflastersteine aus grob gemahlenem Kork, gemischt mit Asphalt und dergl. gefertigt und in England mit günstigem Erfolge erprobt. Die 1860 von dem Engländer Walton erfundene Linoleum- oder Korkteppich­fabrikation hat sich zu einem blühenden Industrie­zweige entwickelt, der seit Jahren auch mit aus­gezeichnetem Erfolge in Deutschland gepflegt wird: das Linoleum besteht aus ganz fein gemahlenem Korkabfall, der mit oxidiertem Leinöl vermischt auf Juteleinwand aufgetragen wird und eine ausgezeich­nete Fußboden- und Wandbekleidung liefert.

sNa also!) Madame:Immer zwischen sieben und acht sitzt Ihr Bräutigam in der Küche; kann der denn keine andere Zeit wählen. Sie zu besuchen?" Köchin:Aber, Madam, eher ist doch das Abendessen nicht fertigt"

(Merkwürdig.) Besuch:Na, Kleiner, ist denn Deine Mutter nicht zu Hause?" Junge:Nein, sie ist vor zwei Stunden auf fünf Minuten zur Nachbarin 'rüber gegangen!"

(Abgewinkt.) Gattin (die gerne in ein Seebad möchte):Paul, mir träumte heute nacht von so vielem Wasser was das nur zu bedeuten haben mag?" Gatte:Das ist doch einfach! Wahr­scheinlich wird Dir etwas zu Wasser werden!"

Palindrom.

Ein Name klingt aus Sagen Der alten Fabelzeit.

Und die, so ihn getragen.

Hat Jupiter gefreit.

Das Weib, um dessen Schöne Ein blut'ger Krieg entbrannt.

Ein Paar der hehrnen Söhne HatMutter" sie genannt.

Doch wird das Wort gewendet.

So stellt's sich anders dar.

Wenn die Natur es spendet,

Jst's immer echt und wahr.

Wohl kann ein Fürst es geben.

Doch höchsten Wert verleiht Ihm doch nur Sinn und Leben:

So denket uns're Zeit.

Auflösung des Scherz-Rätsels in Nr. 98.

Pendel Ende.

Ohne Phosphor kein Gedanke: Die

Phosphorverbindungen dienen hauptsächlich dem Wachstum des Nervensystems, insbesondere des Gehirns, das mehr als achtmal soviel davon enthält, wie die Muskeln. Da nun gerade bei Kin­dern Gehirn und Nervensystem in starkem Wachs­tum begriffen sind, bedarf es in der Nahrung derselben einer ziemlich großen Menge von Phos­phorsalzen. Dr. Oetker s Puddingpulver enthalte« die genügende Menge Phos­phorfalze und sind daher ein ideales Nahrungs­mittel, besonders wenn für Kinder noch 12 Eier darunter gerührt werden.