Paris, 14. Juni. Der Abgeordnete Jaures hielt gestern Abend im Trianonteater einen Vortrag über die Dreyfus-Angelegenheit. Die Ver­sammlung war so stark besucht, daß viele keinen Zu­tritt erhalten konnten. Der Redner stellte fest, daß nach dem Geständnis des Obersten Henry das Kriegs­ministerium Schliche gebraucht habe, um zu ver­hindern, daß die Wahrheit mit ihren Folgen an den Tag komme. Der Brief des Generals Pellieux, welcher von Leuten ohne Ehre spricht, richte sich nicht nur gegen den Obersten Henry, sondern auch gegen den Gencralstab. Außerdem lenkte der Redner die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf die wichtige Stell­ung, welche das falsche Bordereau in der Angele­genheit gespielt hat. Jaures erklärte, eS bestehe ebenfalls als neue Tatsache die Aussage des Grafen Münster in einem Brief an Reinach. Dieses sowie das falsche Bordereau zogen in ihren Folgen die Revision von Rennes nach sich. Außerdem sei die Zeugenaussage Merciers vorzüglich, da Mercier der Hauptmann war, welcher die Legende des falschen Kaiserbriefes verbreitete. Auch diese Tatsache er­heische eine Revision des Prozesses.

Belgrad, 14. Juni. Hier herrscht eine förmliche Schreckensherrschaft. Alle Leute, welche verdächtig sind, mit der Aenderung der Dinge nicht einverstanden zu sein, werden entweder verhaftet oder polizeilich überwacht. Weiter soll das Mini­sterium beschlossen haben, vor dem Zusammentritt der Skuptschina alle Studenten und deren Führer zu internieren, weil befürchtet wird, daß dieselben vor der Skuptschina demonstrieren könnten.

KerrniWes.

Ansichtskarten im Wahlkampfe. Ansichtskarten mit dem Bildnis des Kandidaten spielten schon bei den letzten Rcichstagswahlen eine Rolle; jetzt geht man noch weiter. Es werden den Wählern nicht nur die Kandidaten der fraglichen Partei im Bilde, sondern auch, wie aus verschiedenen Wahl­kreisen miigeteilt wird, die Gegenkandidaten in Kari­katuren vorgeführt. In mehreren Fällen sollen diese wenig schmeichelhaften Bilder Witzblättern entlehnt sein. Auch an Spottversen unter dem gegnerischen Konterfei fehlt es nicht.

E in w e i b li ch erR e k r u t". Die Mo­

natsschriftDer Türmer" teilt in einer Zusammen­stellung behördlicher Zopfgeschichten folgenden Vor­fall mit: Der Fabrikant L. in der Turmstraße zu Berlin ist der Vater zweier Töchter, von denen die älteste, ein 21jähr. Mädchen, den Vornamen Henny führt. Infolge eines amtlichen Versehens wurde in dem polizeilichen Personenregister der Name Henny inHarry umgewandelt und auf Grund dieses Vor­namens wurde Fräulein Henny schon im vorigen Jahre aufgefordert, sich zur Eintragung in die mili­tärische Stammrolle auf dem Polizeibureau zu melden. Von einer zwangsweisen Vorführung der Dame wurde jedoch abgesehen, nachdem sich ein Schutz­mann bei wiederholten Besuchen (!) in der Wohnung des Herrn L. überzeugt hatte, daß hier ein amt­liches Versehen vorliegen müsse. Die Militärbehörde scheint jedoch auf den aktiven Dienst des Fräulein Henny L. nicht verzichten zu wollen, denn dieser Tage erschien wieder ein Schutzmann in der Wohnung des Fabrikanten, um den weiblichen Rekruten zu stellen. Herr L. weigert sich jedoch entschieden, seine Tochter dienen zu lassen.

Die U e b e r tr a g b a r k e i t der R in d er t u b er k u lo s e auf den Menschen, die, wie bekannt, Robert Koch in London auf dem Aerztekongrcß bestritten hatte, bezeugte ein Fall, den ein Chirurg in Braunschweig, vr. wsä. Troje, in der letzten Sitzung des Vereins für Natur­wissenschaft in einem Vortrage erläuterte. Dr. Troje stellte der Versammlung einen jungen Mann von blühendem Aussehen vor, der Schlächterlehrling ist und als solcher die Weisung erhalten hatte, von einem geschlachteten Rinde (das tuberkulös war) die Haut abzuziehcn. Er ritzte sich dabei an einem Knochen des geschildeten TiereS den Unterarm auf; es entstand eine taschenartige Hautwunde. Die Wunde verheilte zwar, aber später bildeten sich Lupusknötchen, die eine Operation erforderlich machten. Am 19. Dezember 1900 wurde der Mann als geheilt entlassen. Am 9. Juni 1902 fühlte er plötzlich einen dumpfen Schmerz am linken Oberarm; eine Untersuchung ergab, daß sich dort Lupusknötchen gebildet hatten. Diese wurden ebenfalls operativ entfernt, und am 7. September 1902 wurde noch­mals die Achselhöhle von Tuberkeln geräumt. Der junge Mann stammt von einer durchaus gesunden Familie.

Nichts zieht so leicht gute oder schlechte Gerüche an als die Milch. Versuche haben ergeben, daß Milch im Topf neben Gefässen mit riechenden Substanzen schon nach acht Stunden den Geschmack der betreffenden Substanz hat und ihn über 40 Stunden festhält. Leuchtgas giebt der Milch einen sehr ausgesprochenen Geruch, Terpentin einen sehr starken, ebenso Zwiebeln, dann der Tabakdampf, ferner Paraffinöl, faulende Fische rufen einen sehr schlechten Geschmack der Milch hervor, auch Kampfer wirkt auf die Milch sehr stark, ebenso wie Naphthalin. Darum soll man die Milch möglichst fern von üblen Gerüchen halten. Die Milch wird aber ebenso leicht beeinflußt, wenn die Kühe irgendwelche schlechte oder starke Gerüche einatmen. So wurde die Milch einer Anzahl Kühe dadurch verdorben, daß die Kühe täglich, wenn sie zur Weide mußten, an einem faulenden Pferde­kadaver vorbeigetrieben wurden und nur für wenige Minuten die miasmatische Luft eiuatmeten. Auch die Milch der Kühe, die mit ihnen zu­sammen gemolken wurden, nahm den fauligen Geruch an. Ebenso erhielt die Milch von Kühen einen stinkenden Geruch, welche iu der Nähe eines Gehölzes weideten, in dem ein Pferdekadaver im Frühjahr verscharrt worden war. Erst nachdem er richtig vergraben worden war, verlor die Milch ihren penetranten Geruch. Häufig bekommt auch die Milch einen Karbolgeruch, wenn milchende Kühe in einem mit Karbol desinfizierten Stall unterge­bracht werden, ehe derselbe genügend gelüftet ist. Diese Milch ruft beim Menschen Uebelkeit und Er­brechen hervor. Auch das Fleisch solcher Tiere be­sitzt einen starken Karbolgeruch.

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Amtliche lind Dmatanzrigk».

Im Wege der

Zwangsversteigerung

kommen im öffentl. Aufstreich gegen sofortige Barzahlung am 17. Juni ds. Js. zum Verkauf:

1 Einspänner-Chaise, 1 unauf- gerichteter Wa gen, 1 eiserner Karrenpflug, 1 FutterschNeiV- maschine, s Rübenmühlen, 10bst­mühle, 1 Tafelwage, IS Stück leere Kastenbienen-Woh-. nungen, 5 Bienenvölker samt Wohnungen,

1 Pferdegeschirr, ca. IVO Meter schönes beschlagenes Bauholz, ea. SO Meter Giebelholz und der Ertrag von V- Morgen Wiesen­futter.

Beginn nachmittags 1 Uhr. Zusam­menkunft am Rathaus.

Gerichtsvollzieheramt Simmozheim:

Wolfs.

Je« G«rtr«z

(l. und II. Schnitt) von 15 Morgen Wiesen in beliebigen Parzellen von 1 Morgen an verkaufe ich sehr billig.

Ebenso verkaufe ich den Ertrag von 2'/» Morgen

ewigen Klee

<2 Jahr) auf Wunsch mit dem Acker. Zahlungsbedingungen ganz nach Wunsch des Käufers.

Lpüknen, Bahnhofstr.

Danksagung.

Für die während des längeren Krankseins und nach dem Tode meiner lieben Frau und mir so vielseitig bewiesene herzliche Teilnahme sage ich hiemit nur auf diesem Wege meinen aufrichtigsten, innigsten Tank.

Krautz, Baurat a. D.

Calw, 14. Juni 1903.

Allgemeines Kinderfest.

Die Verlosung der angemcldrtrn Fomilientische

findet am

Dienstag abends 6 Uhr in der Turnhalle

statt.

Nachträgliche Anmeldungen für Familientische wollen bis spätestens Dienstag mittags 18 Uhr unter Entrichtung von 1 80 A pr. Tisch

bei Herrn Enge« Dreist erfolgen.

Der Ausschuß f. d. allgem. Kinderfest.

empfiehlt billigst

Emil Georgii.

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Kleine

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D. Herion.

Ein Laufmädchen

wird zu sofortigem Eintritt gesucht. Zu erfragen bei der Red. ds. Bl.

Ein jüngeres

Laufmädchen

wird auf 1. Juli gesucht.

Zu erfr. auf dem Compt. ds. Bl.

kui» ilss bvvonslskenele Kinelei'kesl emxftzlltz iest mein auf äsm Lrüfil erriesttstes

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Mädchen-Gesuch.

Ein fleißiges kräftiges Mädchen, nicht unter 20 Jahren, das sich willig allen Häusl. Arbeiten unterzieht, findet per sofort oder auf 1. Juli Stelle bei hohem Lohn.

^sleob Kugsle,

Hildastr. 6, Pforzheim.

Daselbst wird auch auf 1. Juli ein jüngeres Mädchen, welches etwas nähen und bügeln kann, gesucht.