deshalb beibehalten werden müsse, weil es auch in dem Reichsapothekengesetzentwurs als das richtige anerkannt worden sei. Die Kommunalisierung würde, da Regiebetriebe immer teurer seien, keineswegs eine Besserung herbeiführen, sondern nur die Selbständig­keit eines Standes ausheben und wohlerworbene Rechte antasten. Die Erteilung neuer Konzessionen möge nur ersolgen, wenn ein wirkliches hygienisches Bedürfnis vorliege und eine genügende Rentabilität zu erwarten sei. Für die vom Verband konditio­nierenden Apotheker gewünschte Einführung einer von den Behörden anzuerkennenden Standesvertretung verlangte Hanser eine paritätische Zusammensetzung aus Vertretern der Besitzer und Pächter einerseits und der Angestellten andererseits. Um ^12 Uhr wurde die Sitzung abgebrochen und die Weiter­beratung auf Dienstag nachmittag vertagt.

Stuttgart, 16. Mai. Die Erste Kammer trat heute Vormittag nach längerer Pause zu ihrer 22. Sitzung zusammen. Den Vorsitz führte Präsi­dent Graf von Rechberg-Rothenlöwen. Längere Zeit beanspruchte die Verlesung der zahlreichen Ein­läufe. Präsident von Länderer erstattete sodann namens der Legitimationskommission Vortrag und beantragte, den Bevollmächtigten des Grafen Wil­helm von Schaesberg, Erbgrafen Joseph, sowie den neuen Vertreter der Universität Tübingen, Professor von Wendt, für legitimiert zu erklären. Gegen 12 Uhr wurde die Sitzung abgebrochen, die Mitglieder begaben sich zu einer gemeinschaftlichen Sitzung beider Kammern in das Landtagsgebäude.

Stuttgart, 15. Mai. DasRegierungsblatt" veröffentlicht heute die Verfügung des Ministeriums des Innern zum Vollzug des Vereinsgesetzes. Der Verfügung sind nachstehende Einzelheiten zu entnehmen: Gewerkschaftliche Vereine sind, soweit sie sich innerhalb des Rahmens des § 152 der Ge­werbeordnung halten, als politische Vereine nicht anzusehen. Die öffentliche Bekanntmachung einer öffentlichen politischen Versammlung muß, um die Anzeige zu ersetzen, in einer die amtlichen Bekannt­machungen des Ortsamts enthaltenden oder im Oberbezirksamt erschienenen, oder in einer sonstigen vom Bezirksrat zu bestimmenden Zeitung erfolgen, sie kann auch durch öffentliche in die Augen fallende Anschläge in der Gemeinde des Versammlungsortes oder durch öffentlichen Ausruf geschehen. Dies muß spätestens 24 Stunden vor Beginn der Versammlung erfolgt sein. Zur Genehmigung von Aufzügen und öffentlichen Versammlungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen innerhalb des geschlossenem Wohnungs­bezirks ist das Ortsamt beziehungsweise die Orts­polizeibehörde zuständig. Oeffentliche Versammlungen unter freiem Himmel, die nicht auf öffentlichen Straßen oder Plätzen innerhalb des geschlossenen Wohnungsbezirks erfolgen, bedürfen einer Genehmig­ung nicht, wenn sie bei der Ortsbehörde angemeldet sind. So lange nicht eine anderweitige, gesetzliche Regelung erfolgt, ist in den in Z 6 Absatz 3 be- zeichneten Versammlungen auch der Gebrauch einer nichtdeutschen Sprache zulässig. Ebenso ist in an­deren öffentlichen Versammlungen einzelnen Rednern der Gebrauch einer nichtdeutschen Sprache gestattet.

Wir waren unser vier.

Von A. v. Litiencron.

10) -(Nachdruck verboten.)

An einer kleinen Lichtung angelangt, ließ Stetten haltmachen, Feuer durfte nicht angezündet werden. Stumm wurde von dem mitgenommenen Proviant verzehrt, während die Pferde, die gesattelt blieben, die spärlichen Grasbüschel abrupften. Dann kam kurze Ruhe für den, der schlafen konnte. Stetten und Eckard hielten abwechselnd Wache mit einem der Reiter.

Kaum, daß im Osten der erste bleiche Tages­schein aufdämmerte, so saßen schon alle wieder im Sattel. Noch eine kurze Strecke Busch. Darauf eine Art Hohlweg, Felsengeröll zur Rechten und Linken und vor sich eine kleine Höhe mit Stein­blöcken übersäet, aus denen Kandelaberkakteen ragten und rotgelbe, sowie grünbelaubte Büsche mit Aloe­stauden wechselten.

Da herauf wollen wir zwei und Umschau halten", raunte Stetten dem Unteroffizier zu.Die Reiter bleiben dort unten hart am Fuße des Hügels mit unseren Pferden."

So geschah es. In guter Deckung harrten die Mannschaften auf die Rückkehr ihres Vizeseldwebels und Unteroffiziers.

Die krochen unterdessen vorsichtig, mit schlangen­artigen Bewegungen den Hügel hinauf. Die Büsche rauschten, während sie sich hindurchdrückten, hier und

Weitere Ausnahmen können im Einzelfallt von dem Oberbezirksamt zugelassen werden. Die Ortspolizei­behörde hat die Befugnis, in die in den ZZ 5 bis 9 und § 12 des Reichsgesetzes aufgeführtm öffent­lichen Versammlungen einen Bevollmächtigten oder sonstigen Vertreter zu entsenden. Die Teilnrhme an den gewerkschaftlichen Vereinen und an den in § 6 Absatz 3 des Reichsgesetzes aufgeführten Versamm­lungen steht auch Personen, welche das 18. Lebens­jahr noch nicht vollendet haben, frei.

Zur Umgeldfrage wird geschrieben: Bei der Beratung der Denkschrift des Landesverbands der Wirte Württembergs im Landtag ließ bekannt­lich die Volkspartei durch den Abg. Liesching erklären, daß sie noch im Lauf dieser Etatsperiode der Re­gierung Vorschläge unterbreiten werde, wonach das Umgeld abgeschafft und dessen Ertrag anderweitig gewährleistet werden könne. Nun hat kürzlich der Vorstand des Reutlinger Wirtsvereins, Hotelier Haager, mit dem Abg. Liesching in einstündiger Unterredung über die Angelegenheit beraten. Beide waren der Ansicht, daß bei der jetzigen Finanzlage der Regierung ein Ersatz für den Ertrag des Um­gelds geboten werden müsse, der aber nur in Form einer jährlichen Wirtschaftssportel gefunden werden könne, wobei die im neuen Reichsweingesetz vor­gesehene Buchkontrolle einen Anhalt bei der Berech­nung bieten könne. Mit dem Vorschlag einer Ein­lagesteuer wäre deshalb nicht, weil eine solche die Gefahr einer allgemeinen Reichsweinsteuer näher rücken würde, wobei Württemberg den größten Schaden hätte, indem neben der Reichssteuer die Landesabgabe auf Wein wohl bestehen bliebe. Der Abg. Liesching will nun in diesem Sinn in der Kammer wirken.

Stuttgart, 14. Mai. Ueber die diesjährigen Manöver berichtet derSchwäb. Merkur": Das Manövergelände liegt in dem Raume: bayerische Grenze-Unterdeuffstetten-Mainhardt-Murrhardt-Uhin> gen-Breithülen-Ulm. Der 26. Division wird das nördliche, der 27. Division das südliche Gebiet zu­gewiesen. Die Brigadenmanöver finden vom 11. bis 14. September statt, mit Ausnahme der 52. Brigade, die ihre Manöver vom 10. bis 12. Sept. hält und anschließend daran am 14. Sept. einen Marschtag hat. Vom 15. *bis 19. September folgen die Divisionsmanöver, vom 21.23. September die Korpsmanöver. Am 23. September ist voraussicht­lich Manöver gegen einen markierten Feind, für das der König dem Armeekorps die Aufgabe stellen wird.

Stuttgart, 16. Mai. Die Differenzen zwi­schen der städtischen Spitalverwaltung und den hiesigen Ortskrankenkassen führen nachgerade zu grotesken Verhältnissen. So berichtet dieSchwäb. Tagwacht", daß am Freitag vormittag in den städtischen Kranken­anstalten 298 Betten leer gestanden haben, dagegen in den privaten Pslegeanstalten Paulinenpflege nur 2, Wilhelmsspital 0, Karl-Olga-Krankenhaus 0, Ludwig- spital 2 und Marienspital 3. Das genannte Blatt fügt hinzu, die 298 unbenutzten Betten kosten die Stadt an dem einen Tag 250 Die Kosten des Krankenkassenkrieges in den 4ff? Monaten ds. Js. , sind auf 25 000 ^ zu schätzen, die der Stadtkasse >

da bröckelte ein loser Stein polternd herunter. Sonst i war alles still. Morgenfriede, Sonntagsruhe überall!

Es war hell geworden, als Stetten und Eckard die Spitze erreicht halten. Ein unvergleichlich schönes Landschaftsbild lag vor ihnen. Es war das Tal von Omuweroumue. Rechts der Abhang des kleinen Waterberges, dessen dunkelrote Felsenstationen im Glanze der ausgehenden Sonne glühend aus dem Grün und Braun des Abhanges hervorleuchteten, und dicht vor ihnen die schroffen Abhänge des großen Waterberges. Die letzten Schleier der Dämmerung breiteten hier und da noch ihre violetten Schatten darüber, während an anderen Stellen das Tages­gestirn seine wunderbaren Tinten über Fels und Busch malte.

Diesmal hatte Stetten kein Auge für die zauber­hafte Schönheit. Platt auf der Erde liegend, kroch er mit Eckard hart an den vorstehenden Felsrand des Hügels. Nicht um sich herum, nur hinab spähten die beiden. Den kleinen Waterberg entlang, quer durch die Bergpforte von Omuweroumue lagen hart nebeneinander die Werften der Herero. Die Feuer brannten und sie sahen, wie die braunen Ge­stalten sich in Menge dort bewegten. Stimmen­gewirr klang zu ihnen herauf.

Jeder Nerv der beiden Spähenden war ange­spannt, von Auge und Ohr wurde das Aeußerste verlangt. Sie machten sich einen Ueberschlag von der Stärke des Feindes, wollten alles erfassen, was da unten vorging und irgend von Wichtigkeit war.

Da lebhafte Bewegung in der einen Gruppe

entgangen sind. Dabei wird das Bett zu 75 ^ berechnet, bei einer Gesamtzahl von 250 Betten pro Tag. Diese Schätzung des sozialdemokratischen Blattes dürfte eher zu nieder als zu hoch sein. Die Ziffern selbst sprechen deutlich genug für den Starr­sinn, mit dem beide Parteien ihren Kampf weiter­führen und das ist umso unverständlicher, je ge­ringer die Differenz ist, um die sich der Streit dreht. Sie beträgt nämlich gerade noch 10 pro Tag.

Stuttgart, 15. Mai. DerSchwäb. Merk." schreibt: Auf der jüngst in Baden-Baden gehaltenen Feriensonderzugkonferenz wurde festgesetzt, daß für diesen Sommer 11 solcher Züge über die badischen und württembergischen Linien verkehren werden, darunter sind 4 Züge, die die württembergischen Bahnen auf längeren Strecken berühren bezw. zum Endziel haben und zwar: Am 8./9. Juli Hamburg- Würzburg - Osterburken - Heilbronn - Stuttgart, am 24./25. Juli Berlin Anh. Bhf.-Würzburg-Oster- burken-Heilbronn-Stuttgart, am 25./26. Juli Stutt­gart - Heilbronn - Osterburken - Würzburg - Berlin, am 7./8. Aug. Dortmund-Mannheim-Bretten-Mühlacker- Stuttgart-Friedrichshafen. Sämtliche Züge haben Fahrpreisermäßigung. ^

Ulm, 18. Mai. Einen in wirtschaftlicher Hin­sicht bemerkenswerten Schritt hat der Neu-Ulmer Distriktsrat (der württ. Amtsversammlung evffpr^chenJ getan. Er hat für 93000 Mk. das schön gelegene und 63 ka Grundstück Umfassende Hoffut Luippen angekauft und dortselbst eine Jungviehweide ein­gerichtet, die vorerst von 40 Rindern bezogen, später aber bedeutend erweitert wird. Nebenher werden auf dem Besitztum noch 2000 Apfelbäume in 4 Sorten gepflanzt, deren Anlage, Unterhaltung und Verwertung mustergültig für den ganzen Betrieb werden soll. Die Distriktsvertretung erhofft von dem Unternehmen nicht nur eine gute Rente, sondern auch eine erzieherische Rückwirkung auf den ganzen Betrieb.

Aus dem Bezirk Ravensburg, 15. Mai. Dieser Tage war Herzog Al brecht von Württem­berg in Begleitung des Divisions- und Brigade­kommandeurs zu den Bataillonsbesichtigungen des Weingarter Infanterie-Regiments erschienen. Am Donnerstag und Freitag fanden die Uebungen auf dem Baumgarter Uebungsplatz statt. Am Donners­tag nachmittag war festlicher Empfang durch die bürgerlichen Kollegien in Weingarten und abends Zapfenstreich, der nach dem Zug' durch die Stadt vor der Kaserne seinen Abschluß fand.

Ravensburg, 16. Mai. Die Zivilkammer des Landgerichtes hat in dem bekannten Prozesse des Grafen Maximilian von Wald bürg-Zeil gegen den Fürsten Georg Waldburg-Zeil-Trauchburg letzteren verurteilt, dem Kläger das Fürstlich Wald­burg - Zeil - Wurzach'sche Stammgut herauszugeben und die Kosten des Rechtsstreites zu tragen. Der Wert des Streitobjektes ist auf 2 Millionen festge­setzt worden. Fürst Waldburg-Zeil-Trauchburg hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Der Streit , um das Stammgut kommt sonach jetzt vor das ? Oberlandesgericht Stuttgart.

i ein Schreien und Rufen, braune Arme reckten

sich nach der Höhe.

Stetten hatte es sofort erfaßt, sie sind entdeckt.

Zurück!" ruft er Eckard'zu und sieht noch, wie braune Gestalten, mit Gewehr und Kirn be­waffnet, fortstürzen.

Wohin diese schreienden Feinde wollten, das war den beiden klar, die wie gejagt, halb springend, halb rutschend, die Höhe hinabeilten. Wer würde zuerst das Ziel, den Hohlweg, erreichen! Konnten sie sich noch auf die Pferde werfen, dann war Hoff­nung, daß sie ihnen entrannen, wenn nicht, nun, dann lieber sterben, als lebend in die Hände dieser Bestien fallen.

Die harrenden Reiter haben die Gefahr erkannt, sie haben die Pferde dicht an die Stelle gedrängt, wo Stetten und Eckard atemlos anlangen. Dem vorher erteilten Befehle gemäß, jagten die ersten Reiter bereits davon.

Gott sei Dank, nun saßen sie alle wieder auf den Gäulen, jetzt fort, was die Pferde winden können. Aber da zwischen dem Klippengeröll der Seitenwände tauchten sie schon auf, die schwarzen Gestalten. Schüsse prasselten über die Davonjagenden, und den Kirri schwingend, sprangen etliche der Schwarzen über das Steingeröll in den Hohlweg.

Eckards Pferd scheute und stieg. In demselben Augenblicke traf ein Schuß seinen Arm. Einer der Schwarzen hatte ihn erreicht, hatte das bäumende Tier in die Zügel gepackt und schwang den Kirri gegen Eckard. Der aber verlor keinen Augenblick