vielleicht nicht jeder immer wird erfüllen können. Es befiehlt nämlich die betreffende Polizeiverordnung: „Ebenso haben Radfahrer auch in den Ortschaften beim Begegnen von Leuten sowohl als auch beim Vorbeifahren bei solchen von hinten ein Warnungssignal ertönen zu lassen. — Erst vormachen!
(Aus der guten alten Zeit.) Vor 50 Jahren erließ ein Gerichtsdirektor eines deutschen Bundesstaates an die Unterbeamten seiner „Direktor«" folgenden Ukas zur „Aufrechterhaltung der guten Ordnung: „Jeder der Beamten, welcher dem Direktor oder einem Herrn Richter begegnet, hat an demselben zur rechten Seite vorbeizugehen und in Entfernung von zwei Schritt vor dem Begegnenden eine Verbeugung zu machen und den Hut bis in die Gegend des Knies zu bringen." „Gegend des Knies" ist gut, dazu gehört auch die Fußsohle, die dem Verfasser dieses Ukases nach Chinesenart mit einer kleinen Bastonade beglückt gebührte.
(Parfüm wider Willen). Aus einem der Winterkurorte der Schweiz wird ein heiteres Histörchen berichtet. In einem der dort befindlichen Hotels hatte sich ein Mitglied der Pariser Familie Rothschild einquartiert. Als ihm das Fremdenbuch vorgelegt wurde, damit er seinen Namen eintrüge, erkundigte er sich beim Wirt, ob es nicht möglich wäre, in irgendeiner Form um diese Vorschrift herumzukommen, da er von einer Unzahl Leute überall da belästigt werde, wo sein Name in Kurlisten oder Fremdenbüchern verzeichnet wäre. — Der Wirt murmelte etwas von polizeilicher Vorschrift — erklärte sich aber schließlich dahin, daß es wohl genügen würde, wenn der reiche Gast sich als „R. de Paris" in das Fremdenbuch eintrüge. Und so geschah es. — Kurze Zeit darauf traf in demselben Hotel ein bekannter, schwerreicher Bankier aus Köln ein, dessen Namen den Anfangsbuchstaben O. hat. Als dieser beim Durchblättern des Fremdenbuchs auf die Eintragung „R. de Paris" stieß, beschloß er sogleich die praktische Sitte mitzumachen und schrieb stolz darunter: „O. de Cologne".
Die Knöpfe der Prinzessin Viktoria Luise. Der Berliner Korrespondent des „Piccolo" weiß eine kleine Geschichte aus dem Familienleben des Kaiserhauses zu berichten: Kurz vor der Abreise nach Korfu wurde für die junge Prinzessin, wahrscheinlich für die Reise ein neues Matrosenkleid bestellt. Die Tochter des Kaisers war über das neue Kleid entrückt; nur eines gefiel ihr nicht: die Knöpfe. „Könnte das nicht geändert werden?" — „Gewiß, Königliche Hoheit", erwiderte die Schneiderin, „nichts leichter als das; ich habe zu Hause eine reizende Garnitur Knöpfe, die ausgezeichnet passen würden." — „Ja, aber warum haben Sie die denn nicht gleich daran gemacht?" — „Warum? Ja, jeder Knopf kostet — eine Mark." — Die Prinzessin fand das im stillen sehr teuer. Aber die Versuchung war sehr stark, und nach einigem Zögern sagte sie: „Schön, ich werde Papa nach Tisch fragen und Ihnen dann Bescheid sagen." Nach Tisch erwartete die Schneiderin den Beschluß. Ein wenig niedergeschlagen er-
zusammen und futterte uns damit. Kommen Sie, setzen Sie sich hier an meine grüne Seite und verzehren Sie mit mir Ihren Mittagsschmaus. Den Schatten denken Sie sich dazu, dann kann man es sich wohl sein lassen."
So saßen sie nun nebeneinander, der Vizefeldwebel der 4. Kompagnie 2. Feldregiments und sein Unteroffizier, der Freiherr und der Kantorsohn in guter Kameradschaft, die die Knabenspiele angeknüpft hatten und die der Ernst des kriegerischen Lebens zu herrlicher Blüte heranreiste. Das Gespräch der beiden hatte sich sehr bald den brennenden Tagesfragen und den Nachrichten zugewandt, die durch die Erkundungspatrouillen über die Stellung der Herero den Abteilungen zugegangen waren. Die bestmöglichste Lösung der eigenen Aufgabe wurde dann nach jeder Richtung hin besprochen, und Stetten erklärte: „Unter jeder Bedingung müssen wir uns so nahe wie möglich an die Bande heranpirschen, um genaue Meldung zurückbringen zu können. Wird die Geschichte brenzlig, und wir haben Uebermacht vor uns, dann heißt die Parole: zurück, was die Pferde laufen können. Die Reiter sollen scharf auf die Pad passen, die wir jetzt Einschlägen. Ich werde ihnen das nachher sagen, und . Sie müssen es ihnen auch noch einschärsen, denn hier auf dieser Hochfläche wollen wir uns zusammen finden, wenn wir etwa auseinandergesprengt werden."
„Hier oder bei unserer Abteilung, das muß wohl davon abhängen, welchen Punkt der Reiter am
zählte die Prinzessin: „Nein, Papa erlaubt es nicht. Er sagt, eine Mark für den Knopf sei zu teuer, so könne man das Geld nicht zum Fenster hinauswerfen."
Ein Eheklub ist die neueste Einrichtung, die man in England ins Leben gerufen hat. Der Begründer dieses Klubs ist der Reverend W. I. Commersell, der die an und für sich gewiß nicht zu verachtende Bestrebung hat, die Heiratsvermittlung auf ein höheres Niveau zu heben. „Es gibt", so sagt Reverend Commersell, „zahllose sympathische und interessante Menschen, die sich nur deswegen nicht verheiraten, weil es ihnen an der mangelnden Bekanntschaft fehlt." Um solche Leute aus der Einsamkeit und Langeweile herauszureißen, ist der Eheklub gegründet worden. Nach dem Bericht des Gründers hat er schon viele Erfolge gehabt. Unter den von ihm vermittelten wirklichen Ehen werden z. B. folgende aufgezählt: Ein verwitweter Großindustrieller lernte dort eine Lehrerin kennen; ein Missionar machte die Bekanntschaft einer Erzieherin, die ihm gefiel, und ein Seemann, der es müde war, die Welt zn durchreisen, fand dort ein für ihn passendes, häuslich veranlagtes Mädchen. Kurz und gut, Reverend Commersell ist von seinen bisherigen Erfolgen so befriedigt, daß er beabsichtigt, im nächsten Juni einen zweiten „Heiratszirkel" zu veranstalten.
Eine zoologische Seltenheit beherbergt seit kurzem der Zoologische Garten in London, nämlich ein Mittelding zwischen Löwe und Leopard. Das Tier ist im Kongogebiet eingefangen worden. Es ist kaum anzunehmen, daß es eine bisher unbekannte Katzenart darstellt, wenn auch vor einigen Jahren das merkwürdige Okapi den Glauben erschüttert hat, daß der Urwald, wenigstens in Bezug auf größere Tiere, für die moderne Forschung keine Geheimnisse mehr habe. Wahrscheinlich ist das Tier eine Kreuzung zwischen einer Löwin und einem Leoparden, aber auch solche Kreuzungen sind bei den frei lebenden Katzen eine sehr große Seltenheit. In seinem Körperbau, namentlich im Kopfe, gleicht es einer noch nicht völlig ausgewachsenen Löwin. Das Fell hat einen Stich ins Rötliche und zeigt dunkle Flecken; die Unterseite ist weißlich, der Schwanz hat nicht wie beim Löwen eine Quaste, sondern ist am unteren Teile weiß und schwarz geringelt. Wie bekannt, haben auch junge Löwen kein einfarbiges Fell, sondern dunkle Flecken, die sich namentlich bei weiblichen Tieren zuweilen für längere Zeit erhalten, aber die Zeichnung des in Rede stehenden Tieres ist durchaus verschieden von der der jungen Löwen.
Vorsicht im Maien. Leuchtend gelb blüht der Goldregen. Achtung auf die im Garten spielenden Kinder, welche die verlockenden Blütentrauben so gern abpflücken! Die Kleinen meinen, das hübsche Zeug sei etwas zum Essen, und stecken es in den Mund. Dann werden sie nach kurzer Zeit heimgebracht, krank, stöhnend, und niemand weiß, woher die Krankheit. Dem in seiner Schönheit prangenden Goldregen wird niemand schuld geben, und doch trägt er sie: die ganze Pflanze ist überaus giftig.
besten erreichen kann", meinte Eckard. „Wollen der Herr Vizefeldwebel den Leuten das freistellen?"
„Soll geschehen, Eckard, und ist ganz richtig", stimmte Stetten ihm bei. „Man muß hier zu Lande dem einzelnen Manne möglichst selbständige Bewegungsfreiheit lassen."
Sobald die größte Hitze vorüber war, brach die Patrouille auf. Sie mußte um den kleinen Water- berg herumreiten, um Omuweroumue zu erreichen, das Tal, durch das die Herero ihren etwaigen Abzug bewerkstelligen wollten.
Auf ausgeruhten Pferden und jetzt, wo die Sonne nicht mehr so brannte, konnte man in schlankem Trabe vorwärts kommen. Als der Tag zu schwinden begann, hatten sie den Rand einer freien Fläche erreicht.
Die Abendschatten senkten sich auf das Felsgestein des Waterbergs, an den sie jetzt immer näher herangekommen waren. Es sah aus, als wären sie von einem blauen Schmelz überhaucht. Zerissene Wolkenstriche standen am westlichen Himmel, und daraus schimmerte glutrot der untergehende Sonnenball, malte die Ränder der Wolkenschichten mit leuchtendem Gold und überschüttete die Welt zu seinen Füßen mit einem wechselnden, bunten Farbenspiel.
Weiter ging der Ritt in den Busch hinein. Sie hatten ein Flußbett durchquert und ritten nun in tiefer Finsternis weiter. Der Mond war noch nicht aufgegangen, es wurde empfindlich kalt und der Busch immer dichter. Nur einzeln konnten sie auf
Es muß vor ihr um so mehr gewarnt werden, als sie sich nach der Blüte wie alle Schmetterlingsblütler, mit einer Menge von grünen Schroten bedeckt, welche die Kinder erst recht verführen. — Ein anderer Giftbaum, der unschuldig blühend vor vielen Häusern steht, ist der Oleander. Er gehört, der scheinbar so Unschuldige, einer Familie an, aus der das furchtbare Strychnin kommt. In Italien kommt es nicht selten vor, daß hungrige Tiere, Ziegen und Esel, sich an Oleanderblättern zu Tode fressen. — Und noch eine Blume, eine gar liebliche — aber an ihr Glöckchen müssen wir dennoch ein Warnungstäfelchen anhängen: das Maiglöckchen. Eine ganz bedenkliche Giftpflanze, die in allen ihren Teilen' -in böses Herzgift enthält! Glücklicherweise schmeat es rechtschaffen bitter und warnt so vor (sich selbst. — Sollen wir uns nun diese Blumen und Blüten verleiden lassen? Bewahre, wir freuen uns ihrer. Unser Auge dankt dem Oleander und dem Goldregen ihre Schönheit, und am Geruch eines holden Maiblümchens labt sich unser Geruchsorgan. ^,.er was darüber ist, das ist -vom Uebel und^ /stgt weder zum Kauen, noch zum Essen, Jhr^chs",
Und wenn es ein Esel frißt, so ist er c-Hec Hinmuß daran sterben. iflleu-ftlmer
- .lspr ds
(Ein liebes Weiberl.) „. . . AbM -Päunch- du bist doch wirklich nicht zu beklacsgut . . Äas
willst du denn noch mehr?! Du has we 'qs, was ich will!" ' .
(Erhöhter Genuß.) Kellnerin zu einem alten Stammgast: „Herr Kanzleirat, wie schmeckt Ihnen heule der Gansbraten?" — Kanzleirat: „Zöst, wenn's Ganserl so jung wär wie's Bier und 's Bier so alt wär wie 's Ganserl, — dann vorzüglich!"
(Diplomatisch.) Dame (ihre neueste Photographie betrachtend): „Findest du nicht auch, Ella, daß ich recht häßlich bin?" — Freundin: „Ich kann nur sagen: du bist vorzüglich getroffen."
(Gute Aussichten.) Patient: „Doktor, wenn nun aber die Operation nicht glücken sollte?" — Arzt: „Beruhigen Sie sich, Herr, wenn sie nicht glückt, werden Sie das nie gewahr werden."
Dreisilbige Charade.
Die Erste hat man in großer Zahl In vielen Schränken, auf manchem Regal.
Ein e noch am Schluß, und sie zeigt sich alsbald Dem suchenden Auge in manchem Wald.
Ist einmal mißraten das letzte Paar,
So gibt es ein schlechtes, ein teures Jahr.
Fragt ihr mich: was sagst du uns noch von dem Ganzen?
Es gehört, wie die Letzten, zum Reiche der Pflanzen.
Auflösung des Wechsel-Rätsels in Nr. 75.
Riga — Rega.
Richtig gelöst von Viktor Holzschuh in Mckenfeld, G. Wacker und Karl Schaible in Dobel und'^st ). Baier in Oberlengenhardt.
der schmalen Pad reiten, einer dicht hinter dem andern, immer besorgt, den Vordermann nicht aus dem Auge zu verlieren. Verschwand der im Dunkel, so blieb es mehr als fraglich, ob man sich wieder zusammenfand, denn jedes Rufen, ja selbst das Anzünden der Pfeife war streng untersagt. Stetten hatte den Befehl am Abend erteilt. Er wußte von den Erkundigungsritten, die in dieser Gegend schon stattgefunden hatten, daß Okambukanandja vom Feinde besetzt war, und daß sie sich, wenn die Herero nicht ihre Stellung geändert hatten, inmitten kampierender Hererowerften befanden.
Aeußerste Vorsicht war geboten, denn rechts und links von ihnen am Abhange der Berge mußten die Werften, wie Patrouillen berichtet hatten, geradezu gedrängt liegen. War der Feind noch da, oder war er abgezogen? Das galt nun festzestellt zu werden.
Schattenhaft, nächtlichen Spukgestalten gleich, zogen sie hin. Dornen zerrissen ihnen die Kleider, schrammten ihnen das Gesicht, so daß das Blut herunterlief, und stachen die Pferde, die rechts und links ausschlugen. Es war ein müheseliges Vorwärtsquälen. Die Tiere wurden immer unruhiger, die Reiter mußten sie führen. Aber das half wenig, Finsternis, Dornen und das heisere Bellen des Schakals regte sie derartig auf, daß sie immer ungebärdiger, das Schnauben und Wiehern immer lauter wurde.
— Fortsetzung folgt. —