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Neuenbürg, Samstag den 4. Januar 1968.

66. Jahrgang.

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Arbeiterwochenkarten.

Zur leichteren Bewältigung des Arbeiterverkehrs in Pforzheim hat die Württ. Eisenbahnverwalt­ung folgende Bestimmungen getroffen:

1. Von den Stationen Illingen, Oetisheim, Oel- bronn, Althengstett, Emmingen, TeinachDill- Weißenstein und WildbadBirkenfeld werden nach Pforzheim neben den jetzigen noch besondere Arbeiterwochenkarten ausgegeben, die nur ausnahmsweise gelocht werden.

2. Die besonderen Arbeiterwochenkarten bestehen aus zwei Sorten:

a) Sorte I in grauer Farbe zum gleichen Preis, wie die Arbeiterwochenkarten des allgemeinen Verkehrs. Diese Karten gelten für eine Ka­lenderwoche mit 6 Benützungstagen, d) Sorte II in grauer Farbe mit rotem Läna- streifen und einem Kontrollabschnitt. Diese Karten gelten für eine Kalenderwoche mit weniger als 6 Benützungstagen. Sie erhalten zweierlei mit a und d bezeichnete Preise auf­gedruckt.

Den Arbeitern, die an einem der im An­schlag über die Ausgabe von Arbeiterkarten bezeichnten Festtagen nicht arbeiten, werden Arbeiterwochenkarten der Sorte II unter Er­hebung des Fahrpreises a verabfolgt. Fallen zwei der Festtage in eine Kalender­woche (z. B. in der Weihnachtswoche), so er­halten die Arbeiter, die an diesen beiden Fest­tagen nicht arbeiten, Arbeiterwochenkarten der Sorte II nach Abtrennung des Kontroll­abschnittes und unter Erhebung des Fahrpreises b. Die Karten der Sorte II (mit rotem Längstreifen) gelten also an 5 Tagen, ist der Kontrollabschnitt abgetrennt, nur an 4 Tagen in der Woche.

Die Preise a der Karten der Sorte II be­tragen ö/s, die Preise d ffe des Preises der Karlen der Sorte 1, wobei Beträge unter 5 Pfg. auf 5 Pfg. aufgerundet sind.

3. Auf diese Wochenkarten finden die für die Ar­beiterwochenkarten des allgemeinen Verkehrs ge-

ebenen Bestimmungen Anwendung mit nachstehend ezeichneten Beschränkungen in der Benützbarkeit: Die besonderen Karten gelten nur von Montag bis Samstag einer Woche zu täglich je einer Hin- und Rückfahrt und sind nach Beendigung der letzten Fahrt am Samstag abend abzugeben. Zur Hinfahrt dürfen die Karten nur mit den vor 1 Uhr nachmittags und zur Rückfahrt nur mit den nach 1 Uhr nachmittags abgehenden Zügen, für welche Arbeiterwochenkarten gelten, benützt werden. In Ausnahmesällen können die Sta­tionen die Hinfahrt oder Rückfahrt nach Prüfung der Verhältnisse mit einem nach oder vor 1 Uhr nachmittags verkehrenden Zug gestatten. In solchen Fällen erhält der Karteninhaber eine Be­scheinigung über die Fahrberechtigung.

4. Zur Ermöglichung der Kontrolle an der Sperre werden die Karten in größerer Form mit leicht ersichtlichem Aufdruck hergestellt.

Die Karten sind beim Durchschreiten der Sperre so in der Hand zu halten, daß der Bahnsteig­schaffner rasch die aufgestempelte Nummer und Jahreszahl sowie die Abgang- und Zielstation prüfen kann.

5. Reisende, die sich den genannten Beschränkungen nicht unterwerfen wollen, können nach wie vor die Arbeiterwochenkarten des allgemeinen Verkehrs lösen. Diese Karten müssen aber beim Antritt jeder Fahrt an der Sperre gelocht werden.

6. Die neuen Arbeiterwochenkarten werden erstmals

für die Woche vom 6.11. Januar 1908 aus­gegeben. _

Alten steig, 2. Januar. In hiesiger Gegend sind die Futtervorräte, besonders in den Berg­gemeinden, knapp beisammen, was die Preise seit Oktober mehr und mehr steigerte. Es werden be­zahlt für Stroh 2 Mk. 50 Pfg. bis 2 Mk. 70 Pfg., für Heu 3 Mk. 50 Pfg. bis 3 Mk. 70 Pfg. per Zentner.

Pforzheim, 3. Jan. Die Kriminalpolizei ver­haftete einen jungen Malergehilfen Heinrich Anthes, angeblich aus Kaiserslautern, der in Zuffenhausen bettelte und dabei in einer Backsteinfabrik aus dem Kontor ca. 1300 Mk. mitgehen ließ. Der Ver­haftete hatte nur wenige Mark verbraucht. Zu der vorstehenden:: Meldung schreibt derZuffenh. Anzeiger": Ein Einbruch wurde Montag nacht in einem Geschäftsgebäude des westlichen Stadtteils verübt. Der Dieb erbrach einen Schrank und ent­wendete 1400 Mk. bares Geld, mit dem er sich nach Korntal wandte. Dort spielte er den freigebigen Gast, und da er mit den Goldstücken renommierte und das Geld verschwenderisch ausgab, schöpfte man Verdacht und benachrichtigte die Behörden. Beim Eintreffen des hiesigen Oberlandjägers Heim war aber Hr. Anthes bereits verduftet. Er kam jedoch nicht weit, denn am selben Tage, nachmittags 4 Uhr, lud ihn in Pforzheim die Kriminalpolizei zum Mit­gehen ein, als er eben dem Zug entstiegen war. 1250 Mk. fand man noch in seinen neuen Kleidern.

Das Jahr 1908 ist ein Schaltjahr von 366 Tagen (das zweite Schaltjahr dieses Jahrhunderts.) Ostern fällt Heuer ziemlich spät, nämlich auf den 19. April; demgemäß wird das Himmelfahrtsfest am 28. Mai, das Pfingstfest am 7. Juni gefeiert werden. Im ganzen Jahr wird diesmal keine Mondsfinsternis auftreten, indem der Vollmond, von der Erde aus betrachtet, nie in den Erdschatten tritt. Dagegen sind die Neumonde im Januar, Juni und Dezember von Sonnenfinsternissen begleitet.

DermischrLs.

In Jo lach (Oberpfalz) hielten zwei Knaben eine Patrone über eine brennende Lampe. Das explodierende Geschoß riß einem Knaben sämtliche Finger weg, dem anderen drang eine Kugel in den Rücken und tötete ihn.

Ein heiterer Zwischenfall spielte sich auf einer Weihnachtsfeier in Kolmar ab. Ein kleiner Dreikäsehoch sagte von hoher Bühne herab sein Weihnachtssprüchlein her, so flink und sicher wie ein Phonograph. Plötzlich hält der kleine Mann inne, zeigt lächelnd ins Publikum herab, wo vorne zwei Kinder sitzen und ruft freudig:Salli zwei kenn ich; es esch 's Ueschenie un dr Scharala . . . ." Man kann sich die stürmische Heiterkeit der Ver­sammlung denken. Der Kleine aber sprach nun sein Sprüchlein weiter, als ob nichts vorgefallen sei. Glückliches Alter, das noch keinLampenfieber" kennt.

Die neueste Mode in London-Westend sind Damenmäntel mit einer Tasche im Aermel, die da­zu dienen soll, kleine Hunde aufzunehmen. Auch Muffe mit Taschen für diese kleinen Hündchen kommen in Gebrauch. Die Taschen sind mit Sammt und Pelz gefüttert.

Tenorstimmen im Keller. Eine seltsame Zeremonie ist vor einigen Tagen in den Kellerräumen der Großen Oper zu Paris vollzogen worden. Im Beisein von Vertretern des Unterrichtsministers und des Staatsekretärs der Schönen Künste ließ der Konservator des Opernmuseums, Malherbe, die grammophonischen Aufnahmen der Stimmen erster Sänger und Sängerinnen in doppeltem Verschluß begraben. Er hielt selbst die Grabrede, und der Regierungskommissar gab im Nämen der Republik uni) der künftigen Regierungen die ehrenwörtliche Versicherung ab, daß hundert Jahre lang nicht an diesen Kisten gerührt werde. Mit dem lebhaften Bedauern, der Ausgrabung nicht beiwohnen zu könnnen, zog sich die Trauerversammluug zurück. Und so liegen jetzt in den Kellern der Großen Oper die schönsten Sänge von Tamagno, Caruso, Affre, Notö, Alvarez Renaud, der Damen Schumann-Heink, Melba, Calvo und selbstverständlich der Patti.

Welche beißt an! In der Weihnachtsnummer eines württembergischen Blattes finden wir folgenden originellen Heiratsantrag:Baumensch, Werk­meister, grob und unfreundlich, den Mangels Bild­ung die Damen meiden, 34 Jahre alt, evangelisch, alleinstehend, mit etwas über 30000 Mark, sucht auf diesem letzten Wege mit nur einer unternehmend

couragierten und gesunden Dame aus solidem bürgerlichem Hause bekannt zu werden. Verständige liebevolle Schwiegermütter gerne gesehen. Lebens­täuschende Schreiberzeugnisse gefälligst unterlassen. Einer ehrlichen, offenen Unternehmung biete vollstes Vertrauen unter W. 1650 an Haasenstein und Vogler, A.G., Heidelberg."

Wie die Neujahrsstunde um die Erde wandelt schildert dieLeipz. Ztg." folgendermaßen: Wenn wir in Deutschland nach mitteleuropäischer Zeit Schlag 12 Uhr als den Wendepunkt des alten und des neuen Jahres betrachten und dasGlück zum Neujahr" durch die nächtlichen Straßen schallt, dann ist es in Warschau bereits ff-1 Uhr, in Mos­kau und Jerusalem bereits ff-2 Uhr, in Kalkutta und Bombay um 4 Uhr morgens. In Belgrad ist es zu derselben Zeit 12 Uhr 27 Min., in Ofen-Pest 12 Uhr 22 Min., in Wien 12 Uhr 12 Min., in Teheran 2 Uhr 35 Min. früh, in Jokohama 8 Uhr 27 Min. vormittags, in Peking 6 Uhr 54 Min. früh, in Melbourne 8 Uhr 45 Min. vormittags. In Mailand hingegen ist es erst 11 Uhr 42 Min. nachts, in Marseille 11 Uhr 27 Min. nachts, in Paris 11 Uhr 15 Min., in London 11 Uhr 6 Min., in Bern und Basel 11 Uhr 36 Min. nachts, in Madrid 10 Uhr 50 Min. abends, in Lissabon 10 Uhr 30 Min. abends, in Washington abends 6 Uhr, in Valparaiso 6 Uhr 20 Min. abends, in San Franzisco 3 Uhr nachmittags.

00. Berg an! Die Tageslänge, die am 1. Januar 7 Stunden 39 Minuten betrug, wächst zum Schluß des Monats auf 8 Stunden 52 Minuten an. Vom kürzesten Tage des Jahres, dem 22. De­zember an bis zu Ende Januar hat der Tag also bereits eine Stunde 18 Minuten zugenommen. Die Signatur der Witterung im Januar soll Kälte sein, sie ist dem Landmann hoch willkommen, denn: Januar muß vor Kälte knacken, wenn die Ernte soll gut sacken", dagegenJanuar warm, daß Gott erbarm I" Es entnnckelt sich das Pflanzenleben dann vorzeitig und der Nachwinter, besonders aber auch die gefürchteten Kälterückschläge im Mai, richten dann großen Schaden in Feld und Garten an.

Hühner, die jetzt gut gefüttert werden, legen bald und bringen schöne Einnahme, weil die Eier nun den höchsten Preis haben. Wenn es sehr kalt ist, müssen sie etwas erwärmtes Trinkwaffer haben, und die Ställe müssen oft gereinigt werden. Man bringt auch von Zeit zu Zeit etwas frischen Pferdedung in den Stall, ebenso schüttet man an eine Stelle trockenen Sand damit sich die Tiere da­rin baden können.

00. Bauernregeln für Januar. Tanzen im Januar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futter gucken. Januar naß, bleibt leer das Faß. Januar warm, daß Gott erbarm'. Ist der Januar hell und weiß, wird der Sommer sicher heiß. Wenn der Tag fängt an zu langen, kommt die Kälte angegangen. An Fabian und Bastian fängt der rechte Winter an. Viel Morgenrot im Januar, viel Ungewitter das ganze Jahr. Wenns Sankt Pauli regnet oder schneit, folget eine teure Zeit. An Sankt Vinzent Sonnenschein, bringt viel Korn und guten Wein.

jGutgesagt.j Bauer (als er dem Knecht ver­schiedene Stallarbeiten angewiesen hat, dieser aber Mist fährt):Dös gibt's net, du hast dös zu machen, was ich dir anschaffe ... dös glaube ich schon, dös pass't dir, 'n großen Herren spielen und Mist sahren I"

Dreisilbige Charade.

Mit H voran die erste jeder kennt Als Namen aus dem alten Testament.

Hat jeder von den andern man am Schluß Den rechten Laut noch angefügt als Fuß,

Entdeckt die zweite ihr am Firmament.

Die dritte Silbe euch ein Brettspiel nennt.

Wer Eins Zwei Drei als eine Stadt will sehn Mit eignen Augen, muß nach Holland gehn.

Auflösung der Aufgabe in Nr. 1.

Die Zahl 190.

Richtig gelöst von Theodor Schäfer in Birkenfeld.