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Amts- und Arrzeigeölatt für den ZLezirk Halw.

78. Iahrgallg.

SrscheinungStage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. JnserttonSpretS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und BezirtSorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Samstag, den 30. Mar 1903.

AbonnemenlSpr. in d. Stadl pr. Diertelj. Mk. 1.10 incl. Trägerl. Vierteljährig Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar­ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche Aekarnrtmachrmgeir.

' Bekanntmachung.

Es wird hiemit bekannt gegeben, daß Herr Gemeindeoberförster Stahl in Teinach die staat­liche Ermächtigung zur vorläufigen Vertretung des Staatsforstbeamten bezüglich der Leitung der Löfcharbeite« bei Waldbränden in den Waldungen der Gemeinden bezw. Teilgemeinden:

Altburg, Breitenberg, Emberg, Ober- kollwangen, Röthenbach, Schmieh, Weltenschwann und Würzbach erteilt worden ist.

Von dem Ausbruch eines Brandes in den Gemeindewaldungen vorgenannter Orte ist daher stets dem K. Forstamt Hirsau und dem Hrn. Ge­meindeoberförster Stahl in Teinach schleunigst Mit­teilung zu machen.

Bei Privatwaldungen kommt die Leitung der Löscharbeiten nach wie vor dem Staatsforstbe­amten zu.

Bemerkt wird, daß nach Art. 9 der Wald­feuerlöschordnung vom 4. Juli 1900 den Anord­nungen des die Löschungsarbeiten leitenden Beamten, sowie der von diesem Beauftragten jeder auf dem Brandplatz Anwesende bei Strafvermeidung Folge zu leisten hat.

Hievon ist dem Waldmeister, dem Waldschützen und dem Feuerwehrkommandanten durch Eintrag in das Schulth.-Amtsprotokoll Eröffnung zu machen und Vollzugsbericht dem Oberamt vorzulegen.

K. Oberamt. K. Forstamt. Voelter. Eifert.

Tagesneuigkeiten.

Calw. (Egsdt.) Am kommenden Pfingst­fest wird wieder für arme deutsch-evang. Gemein­den des In- und Auslandes geopfert werden. Im vorigen Jahr erhielten 48 württ. Gemeinden Beiträge aus der Pfingstkollekte hauptsächlich zur Ausführung kirchlicher Bauwesen oder zur Tilgung von Bauschulden. Auch die Beiträge an deutsch-evang. Gemeinden im Ausland kommen einem dringenden Bedürfnis entgegen. Unsere deutschen Glaubens­brüder im heiligen Land, in Brasilien, in Spanien und an anderen Orten leiden oft unter recht küm­merlichen Verhältnissen und sind deshalb unserer tatkräftigen Unterstützung sehr bedürftig.

Calw, 27. Mai. Laut Bekanntmachung des Oberrekrutierungsrats findet die Aushebung der Militärpflichtigen im Bezirk Calw am 27. und 30. Juni statt.

Calw, 27. Mai. Letzten Montag Mittag wurde im Hause des Bauern Hammannin Alzen­berg eingebrochen und aus dessen Wohnung Bargeld entwendet. Der Dieb, der von Hammann bei seinem Austreten aus dem Hause überrascht wurde, hatte aus einem Revolver mehrere Schüsse auf denselben abgegeben, glücklicherweise ohne ihn zu treffen; da­gegen wurde der den Dieb angreifende Hofhund an einer Kopfseite getroffen. Durch die sofortigen Nach­stellungen der Landjägermannfchaft gelang es, des Einbrechers habhaft zu werden. Es ist der schon öfters mit Zuchthaus bestrafte 27 Jahre alte Ehr. Fr. Schray aus Simmozheim. Ein in seiner Be­gleitung befindliches Frauenzimmer, das sich bei der Tat in der Nähe aufhielt, konnte trotz angestellter Nachforschungen noch nicht ermittelt werden. (Nach­

träglich erfährt man, daß dasselbe in Leouberg ver­haftet worden sei.)

-ä. Ostelsheim, 28. Mai. Gestern fand hier im Gasthauszum Adler" eine Wählerver­sammlung statt, welche trotz der ungünstigen Tages­stunde (nachmittags 4 Uhr) recht gut besucht war. Der Vertrauensmann der hiesigen Ortsabteilung des Bundes der Landwirte G. Schöffler sprach zuerst den Wählern für ihr zahlreiches Erscheinen seinen Dank aus und gab sodann seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß unser seitheriger, verehrter Reichstags­abgeordneter Herr Schrempf wieder bereit sei, die Würde, oder vielmehr die Bürde eines Mandats auf weitere 5 Jahre wieder zu übernehmen. Hier­auf ergriff Herr Schrempf das Wort und indem er seinen Wählern einigermaßen ein Bild seiner bis­herigen Tätigkeit im Reichstag entrollte, bedauerte er lebhaft, daß die gegenwärtige Reichsregierung sehr wenig Verständnis und Entgegenkommen für die In­teressen der Landwirtschaft zeige, hingegen die In­teressen der Großfinanz, der Großindustrie, einseilig bevorzuge. Namentlich der neue Zolltarif, welchen der verflossene Reichstag ausgearbeitct habe, biete der Landwirtschaft durchaus nicht den erforderlichen Schutz gegen die wachsende Konkurrenz des Aus­landes, weshalb er auch gegen denselben gestimmt habe. Ebenso sei es mit dem Fleischbeschaugesetz von dem es heiße:Meister, die Arbeit ist fertig, soll ich sie auch gleich flicken? Die Fleischbeschau werde im Inland sehr strenge durchgeführt, dagegen könne vom Ausland massenhaft Pöckelfieisch einge­führt werden, welches nach Aussage geprüfter Fach­leute niemand im Stande sei zu prüfen, ob es ge­sundes oder krankes Fleisch sei, oder ob es von einem krepierten Stück Vieh herrühre. Als Hauptfeindin des Bauernstandes bezeichnte Redner die Sozial­demokratie. Die Absicht derselben liege klar zu Tage. Der Bauernstand mit seinem Grundbesitz, seinem Familiensinn und seiner Heimatsliebe sei noch ein Hauptbollwerk gegen ihre umstürzlerischen Be­strebungen. Erst wenn der Bauernstand proletari- fiert (auf gut schwäbischverlumpt") sei, könne an die Errichtung des Zukunftstaates gedacht werden, von dem übrigens ein Mensch mit gesunden Sinnen sich keine richtige Vorstellung machen könne. Zum Schluß richtete Herr Schrempf noch die Mahnung an die Wähler, ja nicht zu denken:Ich will doch sehen, wer siegt, der Demokrat, oder der Bauern- bündler" nein, die Wähler sollen denken: Wir müssen siegen, unser Wohl steht auf dem Spiel. Das müsse die Parole jedes Wählers sein! (Anhaltender Bei­fall.) Herr Pfarrer Zeller von hier, welcher die Versammlung durch seine Gegenwart beehrte, brachte dem geehrten Herrn Redner den Dank der Versamm­lung in warmen Worten dar. Gewiß hat jeder an­wesende Wähler den Eindruck bekommen: wenn Hr. Schrempf wieder unser Reichstagsabgeordneter wird, ruht unsere Sache in guten Händen! Möge jeder Wähler am 16. Juni das Seinige dazu beitragen.

Herrenberg, 26. Mai. Auf den heutigen Jahrmarkt waren zugeführt: 66 Ochsen, 110 Kühe, 303 Stück Jungvieh, was gegen letzten Markt eine Mehrzufuhr von bedeutet bei den Ochsen von 40, den Kühen von 49, dem Jungvieh von 145 Stück. Von Händlern wurden zugeführt 128 Stück. Es waren viele Käufer am Platze. Der Verkauf ging gut bei gegen letzten Markt ziemlich gleich gebliebe­nen Preisen. Für ein paar Ochsen wurden bezahlt bis zu 1030 für nähige Kalbinnen bis zu 510 ^/L, für eine fette Kuh 390 Fettes und

trächtiges Vieh war gesucht, ebenso Milchkühe und Jungvieh. Mit Rücksicht auf die in Aussicht zu nehmende gute Heuernte war die Nachfrage nach Jungvieh namentlich groß, andererseits haben auch Besitzer von solchem, namentlich die Händler hierauf gerechnet und den Markt gehörig befahren. Auf den Schweinemarkt waren angeführt: 368 Stück Mtlchschweine und 211 Stück Läufer. Der Ver­kauf ging mittelmäßig. Preise 2036 ^ für ein Paar Milchschweine und für das Paar Läufer 4090 somit gegen letzten Markt ziemlich gleich­bleibend. Auf den Pferdemarkt waren ca. 30 Pferde zugeführt und wurde ziemlich lebhaft ge­handelt.

Stuttgart, 27. Mai. Die heute begon­nene Frühjahrsmöbelmesse in der Gewerbe­halle ist schwächer befahren, als im Vorjahre; auch hat der Verkauf bis jetzt zu wünschen übrig gelassen. Dagegen sind viel mehr Kübel- und Korbwaren, Leitern rc. zugeführt worden, als dies sonst der Fall war. Aber auch hier wird über Mangel an Käufern geklagt. Auch bei den gewöhnlichen Gebrauchs­möbeln macht sich der moderne Stil immer mehr geltend.

Ulm, 28. Mai. Heute früh 5 Uhr wurde das Mörderpaar, der Bauer Jakob Raach und die Maurerswitwe Magdalena Schenzle von Oberstetten, OA. Münsingen, welche am 16. April vom hiesigen Schwurgericht wegen gemeinsam ver­übten Mords des Ehemanns der Schenzle zum Tod verurteilt worden waren, mit dem Fallbeil hin gerichtet. Die ganze Handlung war in 10 Minuten vorüber.

Ravensburg, 27. Mai. Der Handels­schüler Josef Ritter von Au bei Bregenz sank gestern beim Baden in der Schüssen plötzlich unter und konnte trotz sofortiger Hilfsversuche nur als Leiche gehoben werden. Allem nach hat ein Schlagfluß dem erst 21jährigen jungen Mann das rasche Ende bereitet.

Vom Ries, 27. Mai. Vorgestern wurde die Leiche des Lokomotivführers Karl Moll von Nördlingen im Holheimer Wäldchen aufgefunden. Vor einigen Wochen hat der Verlebte ein Fuhrwerk überfahren, wobei der Lenker des Fuhrwerkes getötet wurde, und obwohl ihn an dem Vorfall keine Schuld trifft, nahm er sich dieses Vorkommnis doch so zu Herzen, daß er Hand an sich legte.

Pforzheim, 27. Mai. Lohnbewegung. Zwischen den Maurern und Bauherren sind Lohnstreitigkeiten ausgebrochen. Eine Maurerver­sammlung hat gestern abend beschlassen, die Arbeit noch bis zur nächsten Woche fortzusetzen und inzwi schen die Vermittlung des Gewerbegerichts anzurufen/ Falls eine Einigung nicht gelingt, soll in den Streik eingetreten werden.

Marburg, 28. Mai. Gestern fand hier in glanzvoller Weise die Grundsteinlegung der Bismarcksäule statt. Die gesammte Studenten­schaft veranstaltete aus diesem Anlaß nachmittags einen Festzug. Dem Festakte wohnte eine tausend­köpfige Menge bei. Ansprachen hielten Bürger­meister Stiebel und stud. Äöttger. Bei dem abends stattfindenden Commers hielt der Universitätsrektor Professor Birt die Festrede.

Köln a. Rh., 28. Mai. DieKölnische Zeitung" meldet aus Krakau: Auf der Eifenbahn- strecke Wien-Krakau wurden aus dem Gepäck der Gräfin Skarzinska Schmucksachen im Werte von