suchungsrichter hat infolgedessen die deutsche Botschaft in Bern zur Vernehmung Lynars aufgefordert.
Genua, 13. Dezbr. Nach dem Sekolo wird König Eduard von England im Februar nächsten Jahres dem Balkan einen Besuch abstatten. Im Anschluß daran wird der König an der sizilianischen Küste kreuzen und dortselbst eine Zusammenkunft mit König Viktor Emanuel haben, welcher auch der aus Korfu heimkehrende deutsche Kaiser beiwohnen wird.
London, 14. Dezbr. Zu Anfang des neuen Jahres werden unter dem Oberkommando des Admirals Lord Beresford in der Nordsee kombinierte Flottenmanöver stattfinden, an denen 8 Admirale und über 100 Schisse teilnehmen werden.
Köln, 14. Dez. Der „Köln. Ztg." wird aus New-Iork gemeldet: Präsident Roosevelt erklärte dem deutschen Botschafter Speck v. Sternburg, daß er nach Ablauf seiner Präsidentschaft Deutschland besuchen werde, um eine Begegnung mit Kaiser Wilhelm zu erlangen. Er werde dann eine Weltreise unternehmen, um in Afrika und Indien auf Hochwild zu jagen.
Leipzig, 12. Dez. Vom Landgericht Stuttgart war am 10. Sept. die Dienstmagd Anna Knoblauch wegen Brandstiftung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Sie wollte, von Heimweh geplagt, gern aus ihrer Stellung gehen und hatte deshalb das Wohnhaus ihres Dienstherrn in Brand gesetzt. Ihre Revision gegen das Urteil wurde heute vom Reichsgericht verworfen.
Aus dem Zuchthause in Werden a. d. Ruhr wurde der frühere Landwirt Siefens entlassen, der seinerzeit wegen Ermordung seiner Geliebten zum Tode verurteilt, dann aber zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden war. Jetzt ist Stesens vollständig begnadigt worden, nachdem er 30 Jahre und 4 Monate im Zuchthaus gesessen hat. Er stammt aus der Gladbacher Gegend, wo seine Mutter noch lebt.
Die Morgenblätter melden aus Neisse: Drei Knaben, die auf das frische Eis sich gewagt haben, sind durch das Eis gebrochen. Einer konnte gerettet werden, die beiden anderen ertranken. — Die „Voss. Ztg." meldet aus Hannover: Das Dampfsägewerk Göricke in Nienburg ist vollständig niedergebrannt.
Vom Bodense?, 10. Dez. Einen gelungenen Trick hat in einer Nachbargemeinde von Bregenz ein Einbrecher angewandt, um seine Verfolger zu täuschen. Ein Gastwirt hörte nachts in seiner Wirtsstube Geräusch und schlich sich mit dem Hausknecht, den er rasch geweckt hatte, im Dunkeln an den Tatort, um den vermuteten Einbrecher zu überraschen. Als die beiden die Türe vorsichtig geöffnet hatten, erscholl hinter dem Buffet das Miauen einer Katze; der Wirt rief dem Tiere einige Schmeichelworte zu, welche Mietze durch wiederholtes Miauen beantwortete. Dann entfernte sich der Wirt mit seinem Begleiter in dem Glauben, Mietze sei der Ruhestörer gewesen. Am andern Morgen lehrte ihn das halbausgeräumte Buffet und die erbrochene Geldlade, daß ein menschlicher Marder im Schlag gewesen war. Ein mit Kreide an ein Täfelchen geschriebenes „Miau" zeigte ihm weiter, daß er nicht nur einem frechen Einbrecher, i
sondern auch einem boshaft veranlagten Tierstimmenimitator zum Opfer gefallen war.
Vom Bodensee, 13. Dezbr. Infolge der ergiebigen Niederschläge ist der Bodensee wieder um 22 cm gestiegen. Die Zuflüsse bringen immer noch reichlich Wasser und die im ganzen Gebiet beklagte Wassernot ist endlich gehoben.
In der Nähe der Bahnstation Sichow bei Lemberg ist auf den Schienen die Leiche eines jungen elegant gekleideten Mannes aufgefunden worden. Wie die Untersuchung ergab, ist derselbe während der Fahrt im Coups ermordet und die Leiche dann auf die Schienen geworfen worden.
Württemberg»
Stuttgart, 15. Dez. Der König begab sich heute abend 9 Uhr 25 Min. in Begleitung des Flügeladjutanten, Oberstleutnant Hofacker, zu mehrtägigem Besuch der fürstlich Wiedschen Familie nach Berlin. Von dort reist der König voraussichtlich am Freitag, einer Einladung des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz zur Jagd folgend, nach Neustrelitz. Kurz vor der Abreise begrüßte der König in herzlicher Weise einen ihn am Salonwagen erwartenden Herrn. Wenn wir nicht irren, handelte es sich um eine zufällige Begegnung des mit dem gleichen Zuge reisenden Fürsten Mar Egon zu Fürstenberg.
Stuttgart, 14. Dez. Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht eine Erklärung des Kultministeriums im Fall Günter und gelangt nach Darlegung des Sachverhaltes zu der Feststellung, daß die Pressemitteilung, in der behauptet wurde, der Bischof von Rottenburg habe vor Beginn des laufenden Semesters dem Historiker Günter verboten, seine Vorlesung über mittelalterliche Legendenbildung wiederaufzunehmen, und Günter habe diese Vorlesung auch tatsächlich eingestellt, in wesentlichen Punkten unrichtig und irreführend war. Mit der päpstlichen Encyklika stehe der Fall in keinem Zusammenhang, da diese erst geraume Zeit später erschien. Ein Verbot der Vorlesung sei überhaupt nicht erfolgt, und Professor Günter habe seine Vorlesung überhaupt nicht „eingestellt", sondern von vornherein auf ihre Abhaltung verzichtet. Dem Professor Günter hat das Kultministerium eröffnen lassen, es sei ausgefallen, daß er auf den ihm vom Bischof gegebenen Rat und auf die Drohung des Konvikt-Direktors sofort auf die Abhaltung der Vorlesung verzichtet habe, obwohl er verpflichtet gewesen wäre, von der Nichtabhaltung einer zuvor angekündigten Vorlesung der zuständigen amtlichen Stelle Anzeige zu erstatten.
Stut gart, 15. Dezbr. Heute abend geriet im Hoftheater während der Vorstellung auf der Bühne ein Stück Leinwand in Brand, doch gelang es, das Feuer sofort zu löschen. Die Feuerwehr, die sofort alarmiert worden war, konnte wieder abrücken. Eine Panik wurde dadurch vermieden, daß der Kapellmeister ruhig weiterspielen ließ.
Waiblingen. 12. Dez. Ein größerer Milch- pant scher Prozeß beschäftigte dieser Tage das hiesige Schöffengericht. Wegen Milchfälschung hatte i - sich der Milchhändler Mayer, sowie 10 Milchprodu- >
zenten zu verantworten. Milchhändler Mayer hatte in der Zeit vom Mai 1906 bis September 1907 täglich eine größere Anzahl von Kannen mit Milch nach Stuttgart geschickt. Die Untersuchungen des städt. chem. Laboratoriums in Stuttgart ergaben, daß die Kannen erheblich gewässerte Milch enthielten. Zur Aufklärung der Fälschungen begab sich der Stuttgarter Polizeiinspektor der Nahrungsmittelkontrolle Göz, an einem Morgen im Dezember nach Schwaikheim und nahm daselbst eine unvermutete Kontrolle bei den Lieferanten des Mayer vor. Hiebei ergaben sich verschiedene Anstände. Auf Grund der später zum Vergleich entnommenen Stallproben erfolgte bei 10 Produzenten eine Beanstandung der seinerzeit an Mayer abgelieferten Milch. Die Gesamtwasserzusätze der einzelnen Produzenten schwankten zwischen einem halben und 20- Liter in einem Milchquantum von 5-10 Litern, waren also recht erhebliche. Milchhändler Mayer war angeklagt, weil er durch Wägung der ihm von den Produzenten gelieferten Milch mit der Milchwage wohl diese Wasserzusätze hätte entdecken können. Die einzelnen Produzenten wurden zu Geldstrafen von je 20 Mk. eventl. 4 Tagen Gefängnis verurteilt. Milchhändler Mayer erhielt die gleiche Strafe. Ueberdies haben die Verurteilten die durch die häufigen Kontrollen und Untersuchungen entstandenen sehr hohen Kosten im Gesamtbetrag von 1300 Mk. zu tragen.
Reutlingen, 13. Dez. Eine Massenverhandlung vor dem Schöffengericht soll den hiesigen Geschäftsinhabern — man spricht von 80 bis 100 — wegen Verfehlung gegen das Gesetz über den Schutz der Kinderarbeit bevorstehen. Es handelt sich, wie wir bereits angedeutet haben, darum, daß Schulkinder mehr als 3 Stunden ohne die gesetzliche Ruhepause nach Beendigung der Schulzeit oder auch ohne Arbeitskarte beschäftigt worden sind.
Vaihingen a. E., 11. Dez. Dem Viehmarkt ist verhältnismäßig viel Vieh zugeführt worden: 130 Ochsen und 772 Stück sonstiges Vieh vcM auswärts, dazu von hier etwa 50 Stück, im ganzen 952 Stück. Gehandelt wurde ziemlich lebhaft, insbesondere war die Nachfrage nach fetter und gut angefleischter Ware ziemlich stark. — Nicht oft wird ein Paar Ochsen den Preis von 1950 .^I erreichen; dieses schöne Resultat erhielt Gutsbesitzer Schmied vom Hardt- und Schönbühlhof.
Slus ^tasr. Besitz uns rr-ngedung
Neuenbürg, 14. Dez. (Postalisches.) Am Sonntag den 22. Dezember wird der Postschalter außer von 11—12 auch von 3—5 Uhr nachmittags offen gehalten.
Herrenalb, 14. Dez. (Korr.) Die Befürchtung, wir könnten ohne ausreichende Niederschläge in die Frostperiode eintreten, ist nun zum Glücke gegenstandslos geworden, nachdem das ganze erste Drittel des Monats sehr ergiebigen Regen gebracht hat. Wir haben bis jetzt nur 3 regenfreie Tage (1., 7. und 12. Dez.), und die Nieder) chlagshöhe hat schon i die ansehnliche Zahl von 71,9 mm erreicht, d. h.
> beinahe 72 1 auf den qm. Der heutige Tag ha^
Eben kam einer, mit einem kostbaren priester- lichen Ornate beladen, aus der Sakristei. Der Offizier befahl ihm, den Raub abzulegen. Der Soldat weigerte sich und zog sein Seitengewehr, sank aber im Nu, vom Eisen des Offiziers durchbohrt, zur Erde. Das Blut sprang in Strömen aus seiner Wunde. Die Markgräfin verließ die Kirche, Berta hing sich in den Arm ihres Bruders; das Entsetzen hatte ihre Lebensgeister verwirrt, die Kraft war aus ihren Knien gewichen, und sie vermochte nicht mehr, sich aufrecht zu erhalten.
Sie waren noch nicht lange im Schlosse angelangt, als sich im Hofe eine kriegerische Musik vernehmen ließ. Le Tellier befand sich selbst dabei, und ließ einige lustige Märsche und Tänze aufspielen.
„Das ist noch Hohn zur Grausamkeit", sagten Anna und Berta. Die Fürstin lächelte. Nach beendeter Musik verlangte der Oberst Gehör. Die Markgräfin empfing ihn mit einer Ruhe und Hoheit, die ihn sichtbar in augenblickliche Verlegenheit setzten. „Ich komme", sagte er, „Eurer Durchlaucht einen Beweis meiner Aufmerksamkeit zu geben I"
„Ihr habt mir soeben einen durch diese Musik gegeben, Herr Oberst!"
— Fortsetzung folgt. —
(Ausreden lassen.) „Sagen Sie mal, was tun Sie eigentlich, Frau Borsdorfer, daß Sie so vor Gesundheit strotzen?" — „Ich genieße täglich eine halbe Mandel —" — „Ach, ist nicht möglich!" — „— eine halbe Mandel frischer Eier!"
erblicke. Gleich daraus brachte ein Diener die Nachricht, daß die Franzosen eben daran seien, die Palisaden um die Stadt Baden zu verbrennen, die Gräben auszufüllen und die Böschungen dem Boden gleich zu machen. Dies konnte allerdings aus militärischen Gründen geschehen und die Markgräfin hoffte immer noch auf günstige Entscheidungen aus Versailles.
Der Tag verfloß ruhig, aber die Nacht ging für die Markgräfin fast schlaflos hin; sie wurde von ängstlichen Träumen gequält und verließ mit der Morgendämmerung ihr Lager. Als sie an die ^ Fenster trat, welche nach Süden gingen, wurde sie ^ durch eine dunkle Röte erschreckt, welche, in der j Richtung der Iburg, wie ein drohendes Meteor in ! der Luft zu hängen schien. Sie konnte keinen ! Augenblick zweifeln, daß es der Widerschein eines j großen Brandes und das Los der Zerstörung wahr- j fcheinlich für Steinbach und Bühl gefallen sei. Sie ließ Schauenburg wecken und ging mit ihm in die nordwestlichen Zimmer des Schlosses, wo sich neue Szenen des Schreckens noch deutlicher zeigten. Die Rheindörfer standen in Flammen, die zitternd auf den Wellen des Stromes Hinzugleiten schienen. Bald ! erschienen auch Anna und Berta, welche der Lärm ! geweckt hatte und deren Angst die nachlässig umge- j worfene Kleiduug auch ohne Worte verraten haben j würde. Sie wollten die Markgräfin zur Flucht be- ! wegen, aber ihr Mut wankte nicht und Schauenburg meinte, die Ehre der Fürstin erfordere, das Aeußerste abzuwarten, zumal da der Kardinal von Fürstenberg, der am Hofe Ludwigs des Vierzehnten
Ansehen und Einfluß besaß, noch immer im französischen Hauptquartier gegenwärtig war.
Nach dem Frühstück beschloß die Markgräfin, das Grab ihres Gemahls in der Stiftskirche zu besuchen und dort ihre Andacht zu verrichten. Schauenburg, seine Schwester und einige Bedienten folgten ihr. Diese Kirche war im siebenten Jahrhundert von den Mönchen in Weißenburg errichtet worden, denen König Dagobert Baden geschenkt hatte. Später wurde sie erweitert und mit Chorherren besetzt. Als die Markgräfin in das Gotteshaus trat, bot sich ihr ein empörender Anblick dar.
Die Altäre waren ihres Schmuckes beraubt, die Gräber der Fürsten erbrochen und ihre Gebeine wurden von Soldaten, die nach Schützen suchten, unter höllischem Gelächter und ruchlosen Scherzen herausgeworfen. Sie heftete einen langen, fchmerz- lichen Blick auf die erschütternde Szene, aber ihr Schmerz machte bald einer edlen Entrüstung Platz. Eben trat ein französischer Offizier in die Kirche; es war der nämliche, welcher die Frau von Sparre dem Schutz des Herrn von Reichenstein übergeben hatte.
„Vollziehen Eure Leute hier die Befehle des „allerchristlichen" Königs?" fragte die Fürstin mit unaussprechlicher Würde und deutete auf die Gräber hin.
Der Offizier glühte vor Zorn und Scham. Er murmelte einige unverständliche Worte, zog seinen Säbel und stürzte auf die Frevler los, und schlug mit der flachen Klinge unbarmherzig auf ihre Rücken. Alle eilten nun, teils fluchend, teils lachend aus der Kirche.