den Anfang der medizinischen Fakultät aufzuweisen hat. Dabei beträgt der Obolus, den die Patienten dem Wunderdoktor für eine Konsultation nebst Medikament zu entrichten pflegen nur 50 I.
In einer Hirtenschule, so wird dem „Baul. Boten" berichtet, kommt der gestrenge Herr Schulrat zur Prüfung. Der Verlauf derselben ist gar nicht befriedigend, namentlich mangelt es im Rechnen. Nicht die einfachsten Additionen im ersten Zehner können die Hirtenbuben. Der Lehrer soll Rechenschaft ablegen. Erbittert erklärt er, der schlechte Schulbefund rühre von der Jntereffenlosigkeit der Hirtenschüler für die Schule her. Dumme Streiche und „Sechsundsechzig"-Spielen seien ihre Hauptbeschäftigung. Der Herr Schulrat läßt eine Sechsundsechzig-Karte holen, hält einzelne Karten vor und fragt den Sepple: „Was ist das?" — „Eck Neuner!" — „Und das?" — „Kriz Aß!" — „Und das?" — „Schufte Dam!" — „Und das?" — „Schufte Kinig!" — Entrüstet über diese Kentnisse des Kartenspiels gegenüber denen im Rechnen gibt er dem Sepple eine Ohrfeige und fragt ihn: „Weißt du auch, warum du jetzt eins kriegt hast?" — Sepple: „Will i vergesse Hab', zwanzig z'meldel" Auch in unserer Gegend soll es Eltern geben, die sich das ganze Jahr nichts um die geistige Entwicklung ihrer Kinder kümmern.
In 14 Tagen ein Haus fix und fertig! Aus New-Aork wird berichtet: Es scheint in der Tat, als ob es Edison gelungen wäre, das Problem eines bequemen und billigen Wohnhauses für die ärmeren Klassen zu lösen. Seine Häuser werden in Eisenformen buchstäblich aus Zement gegossen und das Verfahren bietet die Möglichkeit, ein dreistöckiges, vollkommen feuerfestes Haus innerhalb 24 Stunden zu errichten. Die Gußform für ein Haus würde übrigens nur etwa 100 000, die übrige Maschinerie kaum 60 000 Mk. kosten und mit diesen Apparaten könnte eine unbeschränkte Zahl von Häusern errichtet werden. Inzwischen hat Edison einen interessanten Entschluß gefaßt: er plant, in diesem Winter die nötigen Gußformen und Apparate zu konstruieren, mit denen er nach einem bereits vorhandenen Modell ein großes Gebäude in 12 Stunden errichten will. Nach sechs Tagen werden
„Herr von Reichenstein hat seine Anstalten so gemacht, daß uns die Schurken nie überfallen können. Die Schwaben haben ihn noch vor ihrem Abzüge aus Baden mit Munition versehen und er hat fünfzig rüstige Burschen bewaffnet und auf Vorposten ausgestellt. Keine Katze kann sich durchschleichen, ohne daß wir sie gewahr werden."
„Gehört Ihr auch zu dem Korps?" fragte Jda.
„Allerdings! Wo man nach dem Pfiff der Kugeln tanzt, bin ich überall voran. Mein Auftrag ist", setzte er mit Schmunzeln und einem zärtlichen Blicke auf Klara hinzu, „bei Müllenbach und in der Gegend aufzupaffen."
Sie erreichten jetzt das Jägerhaus, wo Walter seinen Korb nebst einem Briefe von Herrn von Reichenstein an Frau von Sparre abgab und von der Dame eine gute Belohnung erhielt. In dem Briefe meldete der Kavalier: Die Franzosen würden in diesem Augenblicke bereits in Rastatt und Kuppenheim eingerückt sein, sie sollte jedoch den Mut nicht verlieren. Die Markgräfin sende ihren Beichtvater in das französische Hauptquartier, wo sich der Kardinal von Fürstenberg befinde, und sie hoffe, für die Stadt Baden-Baden und das Schloß Schonung und Sicherheit zu bewirken.
Den Damen gab dieser Brief einige Beruhigung und sie sahen mit neuen Hoffnungen der Zukunft entgegen.
Der Herzog von Duras hatte sein Hauptquartier in Rastatt genommen. Er war der älteste Marschall von Frankreich und konnte in einem Alter von vierundsechzig Jahren auf eine ruhmvolle, vom Glück vielfach begünstigte Laufbahn mit Stolz zurückblicken. Die Dienste, welche er Ludwig XIV. geleistet, hatten ihm die Gunst seines Monarchen und die drei königlichen Orden erworben.
Als Soldat hing er mit außerordentlicher Strenge an den Pflichten seines Standes, aber auf den Schlachtfeldern vertrocknete allmählich in seiner Brust der Quell schöner Menschlichkeit und der Anblick des unendlichen Jammers, welchen der Ehrgeiz des „allerchristlichsten" Königs in einer langen Reihe von Jahren über Europa gebracht, verhärtete zuletzt das Herz des greisen Kriegers gegen die anklagende Stimme desselben und die stillen Mahnungen des Gewissens. Auf seinem schwarzbraunen, hagern Gesichte lag ein finsterer Ernst, den keine Freuden zu verscheuchen vermochten und nie bemerkte man ein
die Gußformen entfernt und das Haus wird fertig dastehen, mit Treppen, Bad usw.; nach 6 Tagen Trocknen kann das Haus bezogen werden. Die Kosten werden nur 4000 Mk. betragen.
Fast vier Milliarden Mitgift. Die Amerikaner in ihrer Geldkrisis, suchen jetzt ihren Trost darin, den Europäern immer wieder vorzurechnen, wie viel köstliche Millionen mitsamt den edelsten Töchtern ihres Landes den unwiderstehlichen fürstlichen, neun-, sieben- und auch sünfzackigen Freiern der alten Welt in die Arme gesunken sind. Vor einigen Tagen ging bereits eine Notiz durch die Blätter, die die Summe der nach Europa entführten Mitgiften auf mehr als eine Milliarde beziffert; die jetzt vorliegenden genaueren Berechnungen ergänzen diese Aufstellungen: Nicht weniger als 3780 Millionen Mark sind es, die die noblen amerikanischen Väter ihren europäischen Schwiegersöhnen als Barangebinde überreicht haben. Und diese Summen, so bemerken die amerikanischen Kritiker bitter, stellen bei weitem noch nicht den ganzen Verlust des Nationalvermögens dar, den Amerika die Aristokratie- manie seiner Töchter kostet, denn sie umfassen nur die Mitgiftbeträge, nicht aber die Millionen, die viele amerikanische Väter im Stillen ohne Klage aufwenden, um den künftigen Schwiegersohn erst zu sanieren und heiratsfähig zu machen. In einer bei weitem noch nicht erschöpfenden Liste führen die Amerikaner jetzt nicht weniger als 356 einstige ameriean Zirls an, die in der europäischen Aristokratie ihr Eheglück gesucht haben. May Goulet, spätere Herzogin von Roxbourghe entführte ihrem Vaterland 160000 000 Mk., Pauline Astor, nachmalige Mrs. Spender Clay, 80000000 Mk., Anna Gould brachte dem famosen Grafen Boni de Kastellane 68 000000 Mk., Sarah Phelps Stokes, spätere Baronin Halkett, verfügte über eine Barmitgift von 40 Millionen Mk., ebenso Consuela Vanderbilt, Herzogin von Marlborough, Mary, Nancy und Margaret Leiter. Belle Wilton und Karoline Astor brachten je 20 Millionen in die Ehe und Marie Satterfield, spätere Gräfin Larisch von Mönich, 16 Millionen Mk. Ueberblickt man die neuen Namen der einst bürgerlichen Mädchen der amerikanischen Republik, so muß man allerdings
. Lächeln auf seinen Lippen, außer in Augenblicken,
! wo das Schicksal eines Tages sich für seine Waffen entschied. Bei vorgerücktem Alter gab es jedoch Stunden, in denen er sich eines unerklärlichen Trübsinns und einer gänzlichen Mutlosigkeit nicht zu erwehren vermochte.
Herzog von Duras stand nur noch wenige Schritte vom Grabe, und obgleich er den Tod im Schlachtgewühls nie gefürchtet hatte, so trat er ihm hier doch in einer anderen schrecklicheren Gestalt entgegen, denn in diesem Kampfe galt es keinen Widerstand und bei dem Gefühl menschlicher Ohnmacht und Hinfälligkeit schwanden die Träume des Ehrgeizes wie nichtige Schatten.
Es war um die zehnte Morgenstunde und der Marschall hatte eben mehrere Befehle ausgefertigt, als der Beichtvater der Markgräfin ihm gemeldet wurde. Er ließ ihn sogleich eintreten und der Geistliche überreichte ihm ein Schreiben von seiner Fürstin. Der Marschall durchsah das Papier erst flüchtig, dann überlas er es wieder aufmerksam und schien etwas verlegen auf eine Antwort. „Ihre Durchlaucht bitten mich", fing er endlich an, „der Stadt Baden-Baden oder wenigstens des Schlosses zu schonen, indem es unbefestigt sei und nicht verteidigt werden könne."
Er ging hierauf mit großen Schritten im Zimmer auf und ab und sagte dann: „Es tut mir leid, des Soldaten erste Pflicht ist Gehorsam."
„Des Menschen erste Pflicht ist Menschlichkeit und des Christen erste Pflicht Liebe", antwortete der Beichtvater mit einer Ruhe und Sanftmut, die nicht ohne Wirkung auf den Herzog blieben.
„Ich habe meinem Könige geschworen", murmelte er vor sich hin.
„Es ist einer, der auch die Könige richtet", versetzte der Geistliche.
„Mögen's die in Paris verantworten", rief der Marschall in sichtbarem Unmute.
Es entstand eine kleine Pause, welche der Beichtvater unterbrach: „Gnädiger Herr, Ihr gehört einem Geschlechts an, welches von jeher die Ehre als ein erstes Gut betrachtete. Denkt, was Eure Väter waren. So hätte der edelmütige Theodor von Duras nicht gehandelt. Ihr habt Euch Eurer Ahnen würdig gezeigt, soll aber der Ruhm eines langen Lebens erbleichen durch die letzten Taten, die Ihr in der Nähe des Grabes voll-
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einräumen, daß ihr Eroberungszug in die Adelswelt Europas an Siegen nichts zu wünschen übrig lasse. Neben altangesehenen britischen Aristokratenfamilien und klangvollen italienischen Fürstennamen figuriert auch eine lange Reihe bekannter deutscher Hochadelsfamilien, die den Amerikanerinnen gegenüber ihre Standesvorurteile einmal aufgaben.
Man kann nie wissen .... Mit welchen Zukunftsgedanken sich im schönen Frankreich oft die Minister beschäftigen, zeigt, der „Köln. Ztg." zufolge, eine Anekdote, die das Pariser Abendblatt „La Presse" von Herrn Clemenceau erzählt. Der vielvermögende Ministerpräsident besuchte kürzlich auf einer Inspektion das Gefängnis La Petite Roquette in Paris und )ieß sich die Einrichtungen zeigen. Er kümmerte sich besonders um die Gefängniskost und äußerte, obgleich in diesem Punkte schwer zufrieden zu stellen, in der Küche seine volle Anerkennung dem führenden Direktor des Gefängnisses gegenüber: „Ausgezeichnet, das alles! Die Nahrung scheint mir hier recht gut zu sein, meinen Glückwunsch dazu! Wissen Sie, darauf halte ich! Für den Augenblick bin ich es ja, der die Leute ins Gefängnis
steckt. Aber später stecken sie mich vielleicht hinein_
Und dann möchte ich doch gut verköstigt werden!"
(Blutstillung.) Um Blutungen schnell zu stillen, nehme man Watte, tauche sie in heißes Wasser und lege sie dann auf die Wunde. Der Erfolg ist überraschend, selbst bei Verletzungen der Pulsadern. Bloße Watte auflegen oder Watte in kaltes Wasser getaucht soll nicht diese überraschende Wirkung äußern.
(Bei der Schießübung.) Unteroffizier: „Musketier Neumann, warum machen Sie beim Schießen immer die Augen zu?" — „Zu Befehl! Es soll ja doch nur blind gefeuert werden."
sgu gefährlich.) „Sie verkehren ja gar nicht mehr bei Geheimrats, Herr Assessor?" — „Ist mir zu gefährlich; die älteste Tochter hat mir nämlich im Vertrauen mitgeteilt, daß sie schon zweimal von mir geträumt hat!"
(Frech.) Gast: „Kellner, Sie haben mir statt einmal Suppe, zweimal Suppe berechnet," — Kellner: „Gewiß, gnädiger Herr! Die eine Suppe habe ich Ihnen doch auf die Beinkleider geschüttet."
bringt? Seht hinter Euch die rauchenden Brandstätten, hört den herzzerreißenden Jammer, die Flüche und Verwünschungen von Tausenden, die Ihr in wenigen Tagen dem Elende preisgegeben, denkt, daß es eine Vergeltung gibt."
Der Marschall war sichtbar bewegt, aber er schien unterdrücken zu wollen, was in seinem Innern vorging, stampfte zornig auf den Boden und rief:
„Man zwingt Frankreich zu solchen Handlungen. Haben sich nicht Oesterreich, Schweden, Spanien und die deutschen Fürsten gegen unsere Ehre verbündet und gegen unser Recht?"
„Wenn Frankreich die Pfalz für den Herzog von Orleans ansieht", fuhr der Geistliche fort, so mag er das Land besetzen und gegen fremden Angriff verteidigen; aber nie darf es zu Mitteln seine Zuflucht nehmen, die den Abscheu aller gesitteten Völker erregen müssen und seinen Namen auf ewig brandmarken. Der Krieg ist nicht gerichtet gegen die Fürstin, sondern gegen wehrlose Bürger und Bauern, gegen Weiber und Kinder!"
Der Marschall schwieg lange und schritt abermals im Zimmer auf und ab. „Ich kann meinen grauen Kopf nicht auf das Schaffott tragen", sagte er endlich.
„Ich will nicht sagen, Herr Marschall, was Ihr früher hättet tun müssen, in dem Augenblicke, da der mordbrennerische Befehl Euch zukam. Nur eine Bitte gewährt mir, die Ihr zugestehen könnt, ohne Euch der Verantwortlichkeit auszusetzen. Ich habe bereits mit dem Kardinal von Fürstenberg gesprochen ; er ist bereit, einen Eilboten nach Paris an den König abzuschicken und sein Mitleid für Baden-Baden zu erflehen. Schiebt die Vollziehung Eurer Befehle nur so lange auf, bis die Antwort des Königs eintrifft." Der Marschall willigte in den Vorschlag, zückte aber dabei die Schultern.
Der Geistliche deutete diese Bewegung falsch; er glaubte, der Feldherr bezweifle den Erfolg der Verwendung des Kardinals, während er bloß an den gebieterischen Zwang der Verhältnisse dabei dachte. Der Oberst Le Tellier, Sohn des Kriegsministers Louvois, befehligte eine Abteilung der Truppen und achtete sorgsam darauf, daß der Wille seines Vaters auch gegen die persönlichen Gesinnungen des Königs vollzogen würde.
— Fortsetzung folgt. —