wurde in derselben Nacht in Konty verübt, dem der Gastwirt Bieber und dessen Frau zum Opfer fielen. Von den Tätern fehlt auch hier jede Spur.

Paris, II. Dez. In einer Marseiller Irren­anstalt starb dieser Tage plötzlich der Komponist und früherere Kapellmeister Variete-Theaters Tailler. Infolge einer anonymen Anzeige wurde von der Staatsanwaltschaft eine Untersuchung angeordnet und festgestellt, daß Tailler von seinen Wärtern, als sie ihn binden wollten, erwürgt worden ist.

Am Sonntag werden in New-Aork alle Theater unbedingt geschlossen, auch das deut­sche. Auch sämtliche Konzerte sind abgesagt, da­runter alle deutschen Vereinskonzerte. Die Fremd­geborenen sind darüber sehr empört, indessen die dort Geborenen zum Teil die Polizei unterstützen, na­mentlich da die Staatsgesetze durchaus klar gegen irgendwelche Sonntagsveranstaltungen, außer den re­ligiösen, gerichtet sind. Bisher drückte die Polizei beide Augen zu, besonders weil eine Aenderung des betreffenden Gesetzes infolge der abweisenden Halt­ung der Farmer unmöglich war und mithin die New-Aorker Bürger nur durch politischen Druck auf die Lokalbehörden die Nichtdurchführung des Ge­setzes erzwingen konnten. Infolge der polizei­lichen Ankündigung, das Sonntagsgesetz werde streng durchgeführt werden, sagte die Sinfoniegesellschaft ihr beabsichtigtes Konzert ab; andere folgen. Sollte die Polizei auf dem Buchstaben des Gesetzes be­stehen, so ist das Deutsche Theater unmöglich, da für dieses die Einnahmen aus den Sonntagsvor- stellnngen unerläßlich sind.

Württemberg.

Von der geplanten Reform des Fernsprech- wesens, die für das ganze Reich einheitlich ge­schaffen werden soll, ist in neuerer Zeit viel die Rede. Es ist beabsichtigt, einen Einheitstarif zu schaffen, etwa derart, daß für den Fernsprechanschluß in großen Städten 90 Mk. und auf dem Lande 60 Mk. Grundgebühr, sowie für jedes einzelne Ge­spräch 5 Pfg. bezahlt werden sollen. Was dabei herauskommt, ist nichts weiter als eine fiskalische Mache, die nur zu deutlich den Stempel ihres Ber­liner Ursprungsorts trägt; denn in Stuttgart würde beispielsweise bei nur fünf Gesprächen pro Werktag der Anschluß für den einzelnen Teilnehmer auf 165 Mark kommen, für das Gastwirtsgewerbe aber und für zahlreiche andere Betriebe, für die der Fern­sprecher Existenzbedingung geworden ist, käme diese herrliche Reform unter Umständen auf einen Betrag bis zu 1000 Mk. jährlich zu stehen, eine Neuerung, die einen blutigen Hohn auf das schöne Schlagwort vom Zeitalter des Verkehrs bedeutet. Es ist deshalb sehr dankenswert, daß die Stuttgarter Handelskammer in ihrer letzten Sitzung gegen dieses neueste Erzeugnis des grünen Tisches energisch Stellung genommen hat.

Großen Segen für das ganze Land hat die eingetretene feuchte Witterung gebracht. Die Wassernot war nachgerade zu einer Kalamität ge­worden, da nicht bloß die mit Wasserkraft arbeitende Industrie, sondern selbst die Versorgung des Landes mit Trinkwasser und mehr natürlich der Schiffs­verkehr auf dem Neckar den größten Schwierigkeiten unterworfen war. Auch für die Wintersaaten, die infolge der Trockenheit stark unter dem Mäusefraß zu leiden hatten, ist der niedergegangene reichliche Regen von großer Wichtigkeit und damit ist eine wirtschaftliche Sorge geschwunden, die auch im ganzen Reich bitter empfunden wurde.

Stuttgart, 7. Dez. Der Inhaber der Trocken­eierpulverfabrikPacific", der Chemiker Karl Schwim­mer, war vom Schöffengericht wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz und gegen das Gesetz betreffend den unlauteren Wettbewerb" zu fünfzig Mark Geldstrafe verurteilt worden. Beim Vertrieb des von ihm hergestellten Trockeneierpulvers hatte er in Inseraten und auf Prospekten die Behauptung ausgestellt, drei Gramm. des Trockeneierpulvers Pacific" vermöchten fünf natürliche Eidotter zu ersetzen. Sein Präparat war jedoch verschiedentlich im städtischen Laboratorium in polizeilichem Auftrag untersucht und dabei festgestellt worden, daß der Inhalt eines Pakets -mit drei Gramm, das zu zehn Pfennig verkauft wurde und das nach der Reklame fünf Eidotter ersetzen sollte nur die wertvollen Be­standteile von höchstens einem halben Ei enthielt. Außer getrocknetem Eigelb enthielt das Präparat einen ausgiebig färbenden, gelben Teerfarbstoff, so­wie noch andere für die Ernährung weniger wertvolle Produkte als sie das Eigelb in sich birgt. Nach dem Gutachten der Sachverständigen war der auf den Paketen nicht deklarierte Farbstoffzusatz geeignet, in den mit dem Pulver hergestellten Backwaren einen

größeren Eigehalt vorzutäuschen, als dieselben wirklich enthielten. Gegen das Urteil hatte der Angeklagte Berufung eingelegt, ebenso die Staatsanwaltschaft. Die Strafkammer hob das schöffengerichtliche Urteil auf und erkannte auf 150 Mk. Geldstrafe. Außer­dem wurde, wie vom Gericht erster Instanz, die öffentliche Bekanntmachung des Urteils angeordnet.

Stuttgart. Ein von seiner Frau getrennt lebender Mann, der in der Schwabstraße wohnte, hat in selbstmörderischer Absicht Tollkirschenwasser getrunken. Er wurde in das Katharinen-Hospital übergeführt, wo er totkrank darniederliegt. In der Böblingerstraße ist ein drei Jahre altes Mädchen in einem unbewachten Augenblick vom Fußboden zum Fenster emporgestiegen und vom dritten Stock auf den Gehweg herabgefallen. Das Kind war sofort tot.

Vorort Wangen, 11. Dezbr. Infolge Ge­schäftsstockung in der Daimler'schen Motoren­fabrik in Untertürkheim wurde am vergangenen Samstag wiederum 400 Arbeitern gekündigt. Weitere Entlassungen stehen noch bevor. In einer von den Gießern daselbst für heute anberaumten Versamm­lung wird die Frage erörtert werden, ob eine sieben- stündige Arbeitszeit eingeführt werden soll, um da­durch Entlassungen zu verhüten, da bis jetzt sich die Kündigung noch nicht auf Arbeiter aus der Gießerer erstreckt. Viele von den entlassenen Arbeitern suchen in Eßlingen, Stuttgart, Cannstatt usw. nach Arbeit.

Aus ScZtrkr uns Umgebung

Seine Majestät der König hat dem Eisen­bahnbetriebsinspektor Hindennach in Calw den Titel und Rang eines Finanzrats verliehen und den Eisenbahnpraktikanten I. Klaffe Fr. Wagner (Neuenbürg) zum Oberbahnassistenten in Rott­weil ernannt.

Neuenbürg, 13. Dezbr. Bei der gestrigen Gemeinderatswahl zeigte sich eine außerordentlich rege Beteiligung. Es waren nicht weniger als sieben Partieen Stimmzettel ausgegeben und an die Wähler­schaft verteilt worden. Da die Wahlhandlung erst abends 8 Uhr ihren Schluß fand, wurde das unter sotanen Umständen längere Zeit beanspruchende Zähl­geschäft erst heute vormittag vorgenommen. Von 357 Wahlberechtigten haben 286 abgestimmt. Ge­wählt wurden: 1) Oberamtspfleger Kübler mit 140 Stimmen, 2) Chrn. Bacher mit 138 Stimmen,

3) Wilh. Essig, Schreiner mit 136 Stimmen,

4) Emil Meisel, Kaufmann mit 131 Stimmen. Die nächsten in der Stimmenzahl sind: Gg. Kienzle mit 124 St., Jul. Baumann mit 99 St., Eugen Seeger mit 69 St., K. Mahler mit 65 Stimmen.

* Neuenbürg, 10. Dez. Seit Februar des Jahres 1906 sind für den hiesigen Vereinshaus­fonds, dessen Gründung der Kirchengemeinderat vor 3^-2 Jahren beschlossen hat (mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden), an Beiträgen gespendet worden 1570 Mk., darunter 500 Mk. von den HH. CH. und Const. Kraft, 100 Mk. von Hrn. Const. Kraft, 350 Mk. aus einem Wohltätigkeitsbazar, 300 Mk. vom Jünglingsverein, 100 Mk. von einem st Mit­glied des Jünglingsvereins, 70 Mk. vom hiesigen Frauenverein. Die Entwicklung des Gemeindelebens drängt immer mehr zu dem Wunsche, es möge sich die Absicht auf Erstellung eines Vereinshauses in absehbarer Zeit verwirklichen. Namentlich sind auch die Verhältnisse unserer Kinderpflege derart, daß die Schaffung weiteren Raumes und die An­stellung einer zweiten Kinderschwester offensichtliches Bedürfnis ist. Unsere Kinderpflege sollte, was neuer­dings wieder sehr betont werden mußte, nicht mehr als höchstens 80 Kinder fassen; statt dessen sind es seit geraumer Zeit nahezu 100 geworden und wie schwer finden sich Eltern und Mütter darein, wenn ihr Begehen um Aufnahme weiterer Kinder eine Ablehnung erfährt! Darum vorwärts in dem Bemühen um einVereinshaus!" Der Dank der Zeitgenossen und der Nachwelt wird sicher sein.

Li eben zell, 10. Dez. In den letzten Jahren haben die Waldorte Jgelsloch, Maisenbach und Ober­reichenbach zur Erbauung von Schulhäusern große Opfer gebracht; nun wollen auch Beinberg und Ober­lengenhardt neue Schulhäuser erstellen.

Nagold, 10. Dez. Der Handel mit Weihnachts­bäumen nimmt wie bekannt von Jahr zu Jahr eine größere Ausdehnung an. Er hat für den diesjährigen Bedarf bereits wieder eingesetzt. Gegenwärtig werden aus Privatwaldungen mit der Bahn ganze Wagen­ladungen befördert.

Pforzheim, 9. Dez. Gegenwärtig zeigt sich hier eine Hochflut von Veranstaltungen, die sogar in größeren Städten ihresgleichen nicht hat. Konzerte, Theater, Vereinsvorstellungen, populäre Vorlesungen,

Kinematographen u. dergl. -häufen sich dermaßen und sind meistens so gut besucht, daß man geradezu staunen muß, wo viele Leute das Geld und die Zeit zum Besuch dieser Veranstaltungen hernehmen, deren am Freitag allein 4 größere stattfanden: im Saalbau spielte eine Berliner Gesellschaft denHund von Baskerville"; im Viktoriatheater trat die Barfuß­tänzerin Villany auf;, von zwei Vorträgen behandelte einer das ThemaEhe und freie Liebe", der andere war religiöser Natur. Ueberall war es voll. Aus­wärts gilt Pforzheim mit Recht als am Platz, den abzugrasen sich für jedmögliche Gesellschaft lohnt.

Pforzheim, 10. Dezember. Im Hofe einer Bijouteriefabrik wurde von einem Unbekannten dem Dienstmädchen eines Fabrikanten ein Packet mit 60 bis 70 halbfertigen Anhängern im Werte von 200 Mk. uud 27 Mk. Bargeld abgenommen. Das Dienst­mädchen sollte einer Polisseuse das Paket überbringen. Auf dem Hofe begegnete dem Dienstmädchen ein mit Arbeitsbluse bekleideter Mann, erkundigte sich, wo­hin das Mädchen wolle und erklärte sich bereit, das Paket der Polisseuse zu übergeben. Da das Mädchen annahm, daß der Mann in derselben Fabrik be­schäftigt sei, überließ es ihm das Paket. Der Fremde aber hatte die Anhänger nicht abgeliefert und die Nachforschungen darnach hatten bisher keinen Erfolg.

Pforzheim, 11. Dez. Der heutige Schweine­markt war mit 71 Stück Milchschweinen befahren, von denen 45 Stück, das Paar zu 1021 verkauft wurden.

Calw, 11. Dez. (Viehmarkt.) Zufuhr 389 Stück Großvieh. Preise für 1 Paar Ochsen 7001050 Mk., für Stiere 200320 Mk., Kühe 200450 Mk., Kalbeln 300450 Mk., Schmalvieh 100120 Mk., Handel stau bei gleichbleibenden Preisen. Auf dem Schweinemarkt waren zugebracht: 200 Stück Milch­schweine, 151 Läufer. Erlöster Preis für erstere 1828 Mk., für Läufer 3290 Mk. pro Paar. Handel lebhaft.

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Dmuiden (Holland), 12. Dezbr. Die Jacht Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ist heute nachmittag 4^4 Uhr hier eingetroffen.

Köln, 12. Dezbr. DieKöln. Ztg." meldet: aus Amuiden: Heute nachmittag verkündeten die Signallichter an der Küste die Ankunft der Hohen­zollern. Eine Viertelstunde später begann die kaiserliche Jacht vor der großen Schleuse anzulegen. Als sie an dem holländischen KriegsschiffFries­land" vorüberfuhr, wurden die Trommeln gerührt und die Schiffskapelle spielteHeil dir im Sieger­kranz". DieHohenzollern" war in den Kajüten­fenstern hell erleuchtet, so daß sie weithin sichtbar war. Eine ungeheure Menschenmenge hatte sich an dem Ufer des Kanals eingefunden und harrte trotz des beginnenden Regens aus. Unmittelbar nach der Hohenzollern" liefen auch dieKönigsberg" und Sleipner" in den Kanal. Da der Kaiser bis zur Ankunft in Amsterdam sein Inkognito bewahrt, fand keinerlei amtliche Begrüßung statt. Die holländischen Blätter bringen Begrüßungsartikel in denen sie dem Kaiser besonders als Friedens-' fürsten huldigen und die zwischen Deutschland und den Niederlanden bestehende gute Nachbarschaft betonen.

Berlin, 12. Dez. Zum Harden-Prozeß sollen entgegen den bisherigen Meldungen insgesamt 28 Zeugen geladen worden sein. Dazu kommen noch 3 Sachverständige.

Berlin, 12. Dez. Eine hiesige Papier- und Spielwarenhandlung hatte angekündigt, daß in ihrem Schaufenster eine Kasperltheater-Vorstellung stattfinde. Schon lange vor Beginn der Reklame­veranstaltung hatten sich mehrere hundert Kinder vor dem Schaufenster der Firma postiert. Die Hinteren Reihen drängten nach und die vorne stehenden Kinder wurden gegen die Glasscheibe gepreßt, die unter dem großen Druck zerbarst. Die in vorderer Reihe stehenden Kinder wurden in die Splitter gestoßen und dabei 12 der Kleinen zum Teil schwer verletzt.

Heinrichswalde, 12. Dez. Heute vormittag IO'/? Uhr entgleiste, denKreisnachrichten" zufolge, ein Zug der Niederunger Kleinbahn, als er die Brücke bei Wolssberg passierte. Die Lokomotive sprang aus dem Geleise und stürzte in den Wolfs­berger Kanal. Dem Lokomotivführer gelang es, rechtzeitig abzuspringen. Der Heizer stürzte mit der Lokomotive in den Kanal, lebt aber noch. Die anderen Wagen stehen auf dem Geleise, ein Hilfs­zug ist bereits nach Neukirchen abgegangen. Passa­giere sind nicht verletzt. Die Ursache ist* unbekannt.