Run-schau.

Karlsruhe, 20. Novbr. Gestern feierte im engeren Kreise ihrer Beamten und Arbeiterschaft die Wellfirma Fr. Wolfs u. Sohn erste Karlsruher Parfümerie- und Toilettenfabrik, das Fest ihres fünfzigjährigen Bestehens und mit ihr Kommerzien­rat Friedrich Wolfs, der vor jetzt 50 Jahren mit seinem Vater das Geschäft gründete, sein Teilhaber­jubiläum. Er hat dasselbe aus kleinen Verhältnissen und bescheidenen Anfängen zu einem Weltgeschäft emporgeführt, das seine Reisende in alle Weltteile hinaussendet und heute 800 Arbeiter beschäftigt. Der Firma Wolfs u. Sohn gebührt der Verdienst, daß die Parfumeriefabrikation ein deutscher Industrie­zweig geworden ist, so daß sich Deutschland getrost an die Seite Frankreichs stellen kann. Bis zum heutigen Tage steht Kommerzienrat Friedrich Wolfs an der Spitze des Geschäfts im rüstigen Alter von 74 Jahren, ihm vor Allem galt die Feier, die ein erfreu­liches Zeugnis ablegte von dem guten Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Nach einer Eröffnungsansprache einer der Herren Prinzipale, in welcher die Bedeutung des Tages gewürdigt und Allen für treue Mitarbeit und für das entgegen­gebrachte Vertrauen herzlicher Dank ausgesprochen wurde, folgte die Uebergabe der Jubiläumsgaben der einzelnen Abteilungen des Personals, die in sinnigen Geschenken, Adressen und Gedenkblättern bestanden. Kommerzienrat Wolfs hat den Wohl­fahrtseinrichtungen der Fabrik 50 000 Mk. gestiftet. Außerdem gelangten an sämtliches Personal 30 000 Mark zur Verteilung. Mit einem Hoch auf den Großherzog endigte die würdige Feier.

Vom bad. Schwarzwald, 21. Novbr. Auf den Höhen des Schwarzwaldes ist es letzter Tage recht frisch geworden. Von einigen Orten wird ge­meldet, daß das Thermometer bis 5 Grad kt. unter Null sank. Auf verschiedenen Höhen hat es auch geschneit, so daß von einem Winteranfang ge­sprochen werden kann.

Vom Odenwald, 22. Nov. Gestern abend hat sich der erste Schnee eingestellt.

Vom Rhein, 17. Nov. (Holzwochenbericht.) Bedarf an Bauholz durchschnittlich ziemlich schwach. Schwarzwälder Sägen soweit sie sich mit der Her­stellung von Bauholz befassen, mäßig beschäftigt; deshalb auch sehr billige Angebote auf dem Markt. Durchschnittliche Preise für das Festmeter mit üb­licher Waldkante geschnittener Tannen- und Fichten- kanthölzer beträgt heute -für regelmäßige Listen, Balken und Dachholz ineinander gerechnet, 4344 Mark frei Eisenbahnwagen Mannheim. Am rheini­schen Hobelholzmarkte Ruhe. Der süddeutsche Rund­holzmarkt lag weiter fest. Bei den letzten Ver­käufen wieder durchschnittlich hohe Preise für Rund­holz. Rundholzmarkt zur Zeit nur noch beschränkte Bestände.

London, 15. Nov. Die Art und Weise, wie bei dem herrschenden schweren Nebel die Einfahrt derHohenzollern" und des sie begleitenden Zer­störersSleipner" in den Hafen von Portsmouth bewerkstelligt wurde, hat, wie alle Blätter überein­stimmend melden, in den Kreisen der britischen Sach­verständigen die größte Bewunderung erregt. Der Standart" schreibt:Als der Kaiser vor sieben Jahren zum letzten Male nach Spithead kam, hat die Art und Weise der Handhabung desKaiser Friedrich" in Marinekreisen zu lebhaften Erörterungen geführt. Wer sich gestern vor dem Nebel nicht scheute, konnte abermals dieselbe Lektion lernen. DieHohen­zollern" fuhr von Southsea Castle nach der Clarence Mole, bei dem herrschenden Nebel mit einer Schnellig­keit, die großes nautisches Geschick erforderte. Knapp an ihrer Seite, nicht mehr als ein Dutzend Fuß ent­fernt, fuhr der ZerstörerSleipner", beständig in der absolut gleichen Entfernung. In einem gewissen Sinne war dies eine Schaustellung, aber zu einer Zeit, wo an gewissen Stellen keine Mühe gescheut wird, um Ersparnisse bei der Marine zu rechtfertigen, die Tüchtigkeit der deutschen Flotte herabzusetzen, verdient diese Leistung Beachtung. Mit einer einzigen Ausnahme, die den Flutverhältnissen im Hafen von Portsmouth zuzuschreiben ist, waren die Deutschen niemals hier, ohne ein höchst bemerkenswertes Ge­schick in der Handhabung ihrer Schiffe zu offenbaren. Im Hinblick auf die ganz merkwürdig optimistische Rede des Admirals Fischer beim Lordmayors-Bankett ist es geraten, sich zu erinnern, daß es eine andere Flotte gibt, deren Führer nicht ihre Zeit mit der Besprechung ihrer Tüchtigkeit und Macht zubringen. Sie handeln und schweigen. Es waren nicht die Deutschen, die sich vor Sedan der Haltbarkeit und der Stärke ihrer Gamaschenknöpfe rühmten. Der­jenige Teil unserer Flotte, dessen Pflichten in dem

Gebiete der seemännischen Arbeit und nicht auf dem Felde der Politik liegen, spricht rückhaltlos seine Bewunderung für die heute wieder dargetane Hand­habung der deutschen Schiffe aus und mit der Rede Adnnrall Fischers frisch im Gedächtnisse, überkommt uns das unangenehme Gefühl, daß es unsere Besucher sind, die wirklich den Namen der großen schweigsamen Flotte erworben haben. Die Leistung derHohen­zollern" und desSleipner" während der Ueberfahrt von Southsea Castle im Nebel sollte jenen die Augen öffnen, die glauben, daß der in einer Tischrede ge­machte Anspruch aufNulli Secundus" uns erlaubt. Halt zu machen.

Im Kampfe gegen den Theaterhut ist, wie aus Paris berichtet wird, ein dortiger Theater­direktor auf ein probates Mittel verfallen. An seiner Bühne soll ein neues Melodrama zur Aufführung gelangen und um allen Besuchern die Möglichkeit zu gewährleisten, das Stück auch wirklich zu sehen, setzt er einen Preis für die Dame aus, die mit dem kleinsten Hute zu seinem Theater kommt. Eine Jury wird an der Eingangstür Aufstellung nehmen und die Größe des Hutes bei jeder Dame genau prüfen. Die Trägerin des kleinsten Hutes wird nach Schluß der Vorstellung ein geschloffenes Kuvert erhalten. Ueber den Inhalt bewahrt der Theaterdirektor noch Schweigen, aber es soll eine höchst angenehme Ueber- raschung sein.

Paris, 19. Nov. Nachdem vorige Woche die Eidesleistung einer jungen Dame als Advokat die Zahl der Frauen, die in Paris zur Ausübung dieses Berufs zugelassen sind, auf acht gebracht hat, wird sestgestellt, daß sie allesamt vergeblich aus Praxis hoffen. Einige mögen vielleicht als Berater von Berufsvereinen von Frauen oder im Unterricht ihre Kenmisse betätigen, für die Hauptaufgabe, die Vertretung vor Gericht, findet sich jedoch keine Kundschaft. Die vorerwähnte junge Dame, die nach drei Tagen noch nicht ganz vergessen ist, soll einige wegen antimilitaristischer Kundgebungen angeklagte Personen verteidigen dürfen.

Fräulein Li-Tsu-Zung aus Shanghai stu­diert an der Berliner Universität Literaturgeschichte. Die Dame ist wohl die einzige Studentin aus China überhaupt.

VerMlschies.

Aus dem Hinteren Murgtal, 21. Nov. Es war am frostignaffen Kirchweihmontag abends, als ein Bursche feuchtfröhlich am Dorfbrunnen bei zwei Dorfschönen minniglich vorsprach. Bald aber sollte das allzuhitzige Blut eine Abkühlung erfahren. Um seine männliche Kraft hervorzuheben, ging er folgende sür ihn unselige Wette ein:Wenn ihr mich in den Brunnentrog legen könnt, bezahle ich 20 Liter Bier." Kaum warem dem frevelhalften Munde die Worte entquollen, so entstieg ein Bursche von Kopf zu Fuß tropfend dem nassen Elemente zum brausenden Ge­lächter aller Zuschauer. So hat in einem Orte des Hinteren Murgtales die Kirchweihe 1907 geendet.

Dresden, 22. Nov. In Bitterfeld brach im Wohnhaus des Fabrikarbeiters Sterl Feuer aus; dabei erstickten zwei Kinder, die sich allein in der Wohnung befanden und vermutlich mit Streich­hölzern gespielt halten.

Im Mühlenteich von Lauth bei Königsberg sind vorgestern vier Kinder beim Spielen auf der dünnen Eisdecke eingebrochen und ertrunken.

Der größte Absperrhahn der Welt. Eine grandiose Eisenkonstruktionsarbeit hat die Pratt u. Cady Co. in Hartford, Conn., im Aufträge der Niagara-Baugesellschaft zur Ausnützung der Wasser­kräfte des Niagaras bei Ontario, Kanada, geschaffen. Die genannte Eisengießerei war anfänglich im Zweifel, ob sie den Auftrag überhaupt annehmen solle, da ihre Werkzeugmaschinen sich als viel zu klein erwiesen. Doch die Aussicht auf den beträcht­lichen Gewinn eiferte Ingenieure und Arbeiter zu dem kühnen Experimente an. Der Durchmesser der Oeffnung des Riesenabsperrschiebers beträgt 9 Fuß, die Länge im ganzen 16 Fuß, die Breite 11 Fuß und die Höhe 7 Fuß 6 Zoll. Der Absperrhahn wird nach seiner Einbauung aufrecht wie die ge­wöhnlichen Wasserhähne innerhalb des zyklopenhasten Röhrensystems angebracht.

(Ein Hund für 200000 Mark.) Aus London wird geschrieben: Im Kristallpalast ist die 52. große Hundeausstellung eröffnet worden. Zu diesen Ausstellungen pflegen die reichsten und vornehmsten Kreise des Landes ihre Luxushunde zu senden, und es ist fast unglaublich, was für einen Wert der Hund ä tu Mode darstellt. Der am höchsten ge­schätzte Hund der diesmaligen Ausstellung ist ein kleiner Pekinger, den Lady Holland geschickt hat und

Redaktion. VeM »ntz Vertag »SW L. t« WmrMArg,

dessen Wert nicht weniger als auf 200 000 Mk. be­ziffert wird. Aus dem königlichen Hundestall sind im ganzen 50 Hunde zur Schau gestellt worden; derClou" darunter ist ein prachtvoller weißer Windhund aus dem Besitze der Königin Alexandra, ein Tier von ganz ungewöhnlichen Dimensionen und außerordentlich feiner Behaarung. Daneben steht ein wundervoller Bernhardiner aus dem Besitz des Mr. Wadman, der etwa 80 Kilogramm wiegt und einen Rassenkopf von vollendeter Schönheit besitzt. Unter den exotischen Hunden sind einige Exemplare samojedischer und afghanischer Rasse erwähnenswert, die, soviel bekannt, noch niemals in Europa zuvor auf Ausstellungen gezeigt worden sind.

Blinddarmoperationen. Die Zahl der Blinddarmentzündungen und auch die der Todes­fälle, trotz operativer Eingriffe, hat in den letzten beiden Jahren zugenommen. Dr. Schönwarth, der die Krankheit zum Gegenstand seiner Studien gemacht hat, veröffentlicht deren Ergebnisse in der Münchener Medizinischen Wochenschrift. Als Ursache der Erkrankung wurde in den meisten Fällen Er­kältung und Diätstörung angegeben, nur einmal Ver­letzung. Schönwarth beobachtete und operierte 100 Blinddarmkranke und zwar 23 im Frühstadium, 21 nach bereits eingetretener Eiterbildung, 7 im Zwi­schenstadium, 6 bei Bauchfellentzündung, 3 unter irriger Diagnose und 40 im gewöhnlichen Verlauf. Unter Frühoperationen versteht Schönwarth solche, die innerhalb der ersten 48 Stunden vorgenommen werden. In den 23 Fällen zeigte sich bei den Kranken heftiger Schüttelfrost, veränderte Temperatur, erhöhter Puls und Druckempfindung in der Blind­darmgegend, die oft auch auf die rechte Bauchseite übergeht. Bei diesen Kranken war auch eine Spann­ung der Bauchdecke auffällig. Schönwarth glaubt, daß es an der Hand der bekannten Erscheinungen immer möglich sei, den richtigen Zeitpunkt für die Operation zu wählen, und daß die Krankenhaus­behandlung viel besser sei, weil sie es dem Arzt er­mögliche durch ständige Ueberwachung des Kranken den Verlauf bezw. den besten Zeitpunkt für die Operation abzuwarten, während in der Privat­praxis in der Regel sofort zur Operation ge­schritten wird.

Heilung von Geschwüren durch Röntgen­strahlen. Die Röntgentheorie hat in der kurzen Zeit ihres Bestehens ungeahnte Erfolge, besonders auf dem großen Gebiet der Chirurgie zu verzeichnen, so daß der Kliniker ohne die geheimnisvollen Strahlen bald nicht mehr auskommt. BaclLre in Paris hat neuerdings Versuche mit Röntgenlicht bei bösartigen Geschwüren gemacht und damit, wie die Klinisch-Therapeutische Wochenschrift mitteilt, beach­tenswerte Erfolge erzielt. Er konnte überall da eine Heilung zu stände bringen, wo es sich um Geschwüre im Zellgewebe der Haut und der Drüsen handelte. Bei eitrigen Formen beobachtete er unter Anwend­ung der Röntgenstrahlen eine völlige Vernarbung der erkrankten Stelle. Bei Hautgeschwüren im Ge­sicht aber versagte die Röntgenbehandlung, wenn die Erkrankung die tiefe Schicht der Lederhaut bereits überschritten hatte. Bei den Epitheliomen der Schleimhäute hatte die Röntgenbehandlung gleich­falls gute Wirkungen zur Folge. Perthes heilte auf diesem Wege Geschwüre an der Unterlippe einer Frau nach einer einzigen Bestrahlung. Auch bei Epitheliomen auf der Zunge wurden Heilungen mit Rtzntgenlicht erzielt. Bösartige Geschwüre an den weiblichen Brüsten wurden durch Röntgenlicht gut beeinflußt, wenn sie noch unter der Haut beweglich waren; sie vergingen dann häufig schnell und dauernd. Ein Erfolg blieb aber aus, wenn die Erkrankung schon auf den Brustkorb und die Rippen übergetreten war. Böclere nennt die Röntgenstrahlen ein vor­läufig noch zweischneidiges Schwert. Eine ihrer größten Gefahren sei die Ueberschreitung der Dosis, und hier könne jeder Arzt irren, ohne daß er sich dessen bewußt sei. Die nützliche Dosis sei nicht nur nach dem Alter des Patienten verschieden, sondern es müsse auch mit dem wichtigen Faktor gerechnet werden, daß gewisse Organe gleichsam eine Jdion- synkrasie gegen die Nöntgenstrahlen besitzen.

Gleichklang.

Ich bin es jüngst durch diesen Wald

Allein in dunkler Nacht.

Und sie, vor denen ich gewarnt,

Hab' ich nur still belacht.

Auflösung der Aufgabe in Nr. 184.

729 und 972.

Richtig gelöst von Otto Haizmann in Neuenbürg und Frau Lehrer Majer in Loffenau.