sei, mit dem Preis der Milch in Stuttgart aufzu­schlagen.

Stuttgart, 12. Novbr. Welchen Wert alte württembergische Briefmarken besitzen, ersieht man aus einem neuesten Sammlerkatalog. Nach diesem gelten die Marken zu 70 Kreuzer 75 -4L, zu 18 Kreuzer vom, Jahre 1868 38 ebensoviel eine 18 Kreuzermarke vom Jahre 1857.

Tübingen, 9. Novbr. Hier wurde eine freie Wagnerinnung gegründet. Die hiesige Bezirks­krankenkasse trägt sich mit dem Gedanken der Er­bauung eines Bezirkskrankenhauses. Auch eine Erweiterung der Kassenleistungen für nichtverheiratete Mitglieder ist geplant. In der Tübinger Linden­allee werden altersgraue Bäume umgehauen, um der Bahntrace, die durch den Schloßtunnel über den Neckar nach dem Bahnhof geführt wird, Platz zu machen. Der vor kurzem hier gegründete Bau- techniker-Verein wird demnächst einen mehr­wöchigen Kurs über Belehrung in Betoneisen­konstruktionen hier abhalten.

Heidenheim, 10. Novbr. Der letzthin ver­storbene Direktor der hiesigen Kattunmanufaktur und Ehrenbürger hiesiger Stadt, Joseph Weiß, hat von seinem Nachlaß 50 000 Mk. für wohltätige Zwecke vermacht, darunter 20 000 Mk. für hilfsbedürftige würdige Arbeiter der Kattunmanufaktur, je 5000 Mk. der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde, 10 000 Mk. für die Armen der Stadt, 2000 Mk. der Kinderrettungsanstalt Herbrechtingen, je 2000 Mk. dem Krippverein und dem Kinderhort, 500 Mk. dem Tierschutzverein usw.

Heilbronn, 12. Nov. Gestern ist die Ver­einigung der fünf hier bestehenden Ortskrankenkafsen vollzogen worden.

Heilbronn, 8. Nov. Sein eigenes Kind ver­giftete der 27 Jahre alte verheiratete Maurer Gott­lieb Spengler von Vormberg OA. Oehringen, wohnhaft in Löwen st ein OA. Weinsberg, um die Kosten der Taufe zu sparen! Man möchte ein der­artiges Motiv kaum für möglich halten, aber durch die heutige Verhandlung wurde es in der Hauptsache bestätigt. Spengler wird als ein im allgemeinen braver, fleißiger, allerdings auch mehr als sparsamer Mann geschildert. Im Juni ds. Js. wurde seine Frau zum drittenmal entbunden und da es im Haus­halt gerade sehr knapp herging, suchte Spengler die Kosten einer Tauffeierlichkeit zu sparen. So verfiel er auf den Gedanken, wenn das Kind unwohl wäre, könnte man im Haus eine Nottaufe halten. Um dieses Unwohlsein hervorzurufen, gab Spengler den 23. Juni, als seine Frau mit einem der andern Kinder spazieren ging, 'dem Kleinsten eine Vitriol­lösung in Milch zu trinken. Die freilich unbeab­sichtigte, aber voraussehbare Folge davon war, daß der arme Wurm in der folgenden Nacht starb. Die Behauptung Spenglers, daß er den Tod des Kindes nicht gewollt habe, konnte nicht widerlegt werden und so bejahten die Geschworenen nur die Frage wegen Vergiftung mit Todeserfolg, nicht aber wegen Mordes. Das Urteil lautet auf 10 Jahre Zucht­haus, auf die 3 Monate der Untersuchungshaft an­gerechnet werden und auf zehnjährigen Ehrverlust, sowie Tragung der Kosten des Verfahrens.

Oberriexingen, 10. Nov. Gestern fand die feierliche Einweihung der von Herrn Fabrikant K a li­sch mid erbauten und gestifteten Turn- und Fest­halle mit Kleinkinderschule und Wohnung für die Kinderschwester enthaltendem Anbau statt.

Dürrmenz-Mühlacker, 10. Novbr. Die bisher im Maulbronner Amtsgefängnis inhaftierenden Eheleute Hasenaue r, welche wegen Verdachts des Mordes an der 12 jährigen Tochter in Unter­suchung stehen, wurden jetzt nach beendigter Vor­untersuchung nach Heilbronn überführt, wo die Kgl. Staatsanwaltschaft jetzt die weitere Behandlung des Falles übernommen hat. Die hiesigen Einwohner wurden durch Anschlag und Verkündigung aufgefordert, etwaige Angaben zur Sache alsbald auf dem Rat­haus am letzten Freitag zu melden. Auch der frühere Kassier der Darlehenskasse befindet sich wegen der festgestellten Unterschlagungen jetzt in Heilbronn in Untersuchungshaft.

DemSchw. Merkur" wird geschrieben: Auf der schw. Alb gestaltet sich der Wassermangel zu immer größerem Notstand. In einzelnen Orten muß das Wasser für das Vieh stundenweit herbei­geführt werden. Der Wassermangel hat auch bereits zu schweren Schwierigkeiten zwischen einzelnen Ge­meinden geführt. Der Neckar bietet von Ploch­ingen an aufwärts einen geradezu trostlosen Anblick. Stellenweise ist das Wasser kaum noch 3 Meter breit und so seicht, daß es bei einem Durchschreiten kaum bis an die Knöchel gehen dürfte. Auch aus dem Schwarzwald laufen Meldungen über Wafser-

t

Mangel ein. Die Wasserwerke Elektrizitäts-, Säge- und Mühlenwerke, leiden ungemein darunter. Für die Bewohner der Orte, die nicht im Besitz einer Wasserversorgungsanlage sind, ist es kaum möglich, den täglichen Bedarf an Wasser zu beschaffen. Aus Bopfingen wird mitgeteilt: Seit einigen Wochen herrscht hier große Wassernot, so daß die Stadtverwaltung sich veranlaßt sah, die Wasserleitung tagsüber abzustellen und sie nur morgens und abends je eine Stunde zum allgemeinen Gebrauch zu öffnen. Die Gemüter der Bevölkerung sind ob diesem üblen Zustand sehr erregt; man erwartet mit Sehnsucht Regen.

Tuttlingen, 11. Novbr. Hier wurde ein Friseur wegen Abgabe eines Lotterieloses nach Achtuhrladenschluß polizeilich bestraft. Um zu rächen, sandte der Bestrafte sein Dienstmädchen an einem andern Tag nach Achtuhrladenschluß zu sieben anderen Friseuren und ließ je ein Los kaufen. Die Friseure, die zum Teil das Dienstmädchen kannten, glaubten, einem Kollegen aushelfen zu müssen und gaben die Lose her; sie sehen aber nun ebenfalls einer Bestrafung entgegen und sind äußerst ungehalten über ihren Kollegen.

Hall, 12. Nov. Letzten Samstag wurde ein Lehrling eines hiesigen Handlungshauses mit 850 ^ Papiergeld zur Bank geschickt, um Silber einwechseln zu lassen. Als der junge Mann das Papiergeld auf der Bank hervorholen wollte, zeigte es sich, daß die Geldsumme inzwischen verloren gegangen war. Der redliche Finder hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet.

Meimsheim, 9. Nov. Beim Hochzeitsschießen schwer verunglückt sind heute mittag der verheiratete Steinbrucharbeiter Ehr. HerrViann und der ca. 24 Jahre alte Steinbrucharbeiter Wilh. Neuschwander. Sie benützten zum Schießen einen Böller, der wahr­scheinlich durch Unvorsichtigkeit vorzeitig losging und dem Herrmann die rechte Hand zerschmetterte. Neu­schwander erhielt dagegen einen Teil des Schusses ins Gesicht, wobei er sich ein Auge schwer verletzte, so daß 'es herausgenommen werden mußte.

Pfullingen, 9. Novbr. Folgende heitere Geschichte wird von hier berichtet: Eine Ehefrau, deren Mann im Wald beschäftigt war, geriet in große Sorge, als der Mann zu später Nachtstunde noch nicht nach Hause gekommen war. Die Frau alarmierte schließlich einige Nachbarn und eine ganze Expedition machte sich auf die Suche nach dem an­geblich Verunglückten. Der Gesuchte saß indessen gemütlich bei einem Schoppen Neuen, während die Rettungsexpedition mit der besorgten Gattin an der Spitze die ganze Umgegend und namentlich den Wald absuchten. Um 4 Uhr morgens kam dann die tapfere Schar der auf der Suche gewesenen Nachbarn und Freunde des Vermißten nach Hause, wo der Ver­mißte und vergeblich Gesuchte in tiefstem Schlafe in seinem Bette lag.

Oberndorf, 12. Nov. Der heutige Martini­markt war sehr gut besucht. Dem Viehmarkt waren zugetrieben: 170 Stück Ochsen, 132 Kühe, 106 Kalbinnen und 70 Stück Jungvieh. Der Handel ging sehr lebhaft. Für ein Paar Zugstiere wurden 780900 für trächtige Kühe und Kalbinnen

300500 bezahlt. Auf dem Schweinemarkt wurde für ein Paar Milchschweine 1830 -/A be­zahlt und beinahe die ganze Zufuhr von 217 Stück verkauft.

Horb, 12. Nov. Gestern war hier Jahrmarkt. Schweine notierten durchweg niederer. Der Vieh­markt war gut befahren, der Handel ging aber hierin flau. Am Krämermarkt waren nicht so viele Verkäufer erschienen. Der Handel ging flott, schon weil die Ehehalten (Knechte und Mägde) ihre Mar­tinilöhne bei sich hatten.

Stuttgart, lLandeSprodukteubörse.1 (Bericht vom II. November.) Auch in der abgelaufenen Woche hat die Witterung ihren bisherigen Charakter beibehalten, so daß jetzt ein ausgiebiger, durchdringender Regen sehr erwünscht wäre. Wohl geben die Herbstsaaten noch zu keiner Klage Veranlassung, allein der WasserstanL der Binnengewässer hat weiter etwas abgenommen, weshalb die Reedereien aus der Elbe ihren Betrieb eingestellt haben und die Rheinschiffahrt nur noch mühevoll und sehr^ langsam betrieben werden kann. Aus den Weltmarktplätzen steht die amerik. Finanzkrise immer noch im Vordergrund der Erwägungen. Eine fühlbare Kon­sequenz derselben bilden die Diskont, und Lombardzins­erhöhungen der Bank von England, sowie der deutschen Reichsbank. Heutige Börse verkehrte in abgeschwächter Ten­denz. Die Umsätze beschränkten sich auf den dringendsten Bedarf. Infolge des außergewöhnlich niederen Wasserstandes ist die Produktionsfähigkeit der heimischen Mühlen erheblich reduziert, weshalb eine Ermäßigung der Mehlpreise nicht festgestellt werden konnte. Mehlpreise per 100 Kilo- gramm inkl. Sack: Mehl Nr. l>: 37 Mark Pfg. bis 38 Mk. Pfg., Nr. 1: 38 Mk. - Pfg. bis 37 Mk. Pfg., Nr. 2: 35 Mk. - Pfg. bis 36 Mk. - Psg., Nr. 3 : 34 Mk. - Pfg. bis 35 Mi. - Pfg., Nr. 4: 32 Mk. 50 Pfg. bis 33 Mk. 50 Psg., Suppengries 37 Mk. Pfg. bis 38 Mk. Pfg., Kleie 12 Mk. Psg. (ohne Sackt.

aus TtaSt» uns Umgebung

* Neuenbürg, 12. Nov. Die Nikolauspflege für blinde Kinder in Stuttgart ist genötigt, ihr bis­heriges Anwesen zu verlassen und will nun ein neues Anstaltsgebäude mit Schul-, Schlaf- und Arbeitsräumen aus der Höhe gegen Botnang erstellen. Der entstehende Aufwand ist auf 600000 Mk. ver­anschlagt. Auf die Bitte des Vereins haben die hies. bürgerl. Kollegien in ihrer gestrigen Sitzung einen Beitrag von 100 Mk. aus der Stadtkasse verwilligt.

Wildbad, 12. Novbr. In der am letzten Samstag stattgehabten Sitzung des Gemeinderats wurde mit 7 von 9 abgegebenen Stimmen Bauamts­werkmeister Munk in Stuttgart als Stadtbau- meister hier gewählt. Der Jahresgehalt betrügt 3500 ^ neben den Gebühren als Vorstand der Bauschau und als Baukontrolleur. Die Uebernahme von Privatarbeiten ist jedoch nicht gestattet. Hr. Stadtbaumeister Weyhenmeyer wird aus Ge­sundheitsrücksichten anfang nächsten Jahres von seinem Amt zurücktreten.

(:) Dobel, 13. Nov. Schon wieder wurden wir durch Feuerlärm erschreckt; es ist dies in diesem Jahr das viertemal, daß man auf so un­liebsame Weise aus dem besten Schlaf gerissen wurde. Etwa 10 Minuten vor 11 Uhr brach in dem Hause des Steinhauers Burkhardt Feuer aus, das so um sich griff, daß die Bewohner kaum das nackte Leben retten konnten. Die Witwe Pfeiffer, die bei Burkhardt in Miete war, kam bei dem großen Brand am 11. Februar d. I. um ihre Habe; sie mußte diesmal, weil sie nicht mehr die Stiege herab konnte, zum Fenster herausgelassen werden. Auch das angebaute Haus des Wilh. Ruff, Holzh., bei dem seine Mutter und noch eine Familie in Miete war, wurde ein Raub der Flammen; da­gegen konnte das gegenüberliegende Haus der Witwe Maulbetsch, das in großer Gefahr stand, durch die hiesige Feuerwehr, der auch die von Neusatz zu Hilfe kam, gerettet werden. Die Abgebrannten sind versichert. Entstehungsursache bis jetzt unbekannt.

Neuenbürg, 13. Novbr. An das K. Amts­gericht ist heute Rosa Karcher, geb. Kämmerer von Gräfenhausen wegen am väterlichen Testament begangener Urkundenfälschung eingeliefert worden.

Liebenzell, 9. Nov. Am vergangenen Mitt­woch versammelten sich die Ortsvorsteher von Engels­brand, Schwarzenberg, Schömberg und Oberreichen­bach imOberen Bad" hier, um über den Anschluß an die WasserversorgungsgruppeKälber­mühle" zu beraten. Anwesend waren auch die Landtagsabgeordneten des Nagold- und Enztales. Im Falle der Unzulänglichkeit sol?eine beim Lauten­hof, 400600 m unterhalb der Kälbermühle ent­springende Quelle, beigezogen werden, die eine Mächtigkeit von 8 Sekundenliter hat. Dabei wären dann, so nach und nach alle diesbezüglichen Wünsche im vorderen Schwarzwald befriedigt. (C. W.) ^ Calw, 11. Novbr. Die Waldensergemeinde N euben astett leidet hauptsächlich Heuer an großem Wassermangel. Die Bewohner sind genötigt, ihren Wasserbedarf faßweise in dem nahen Althengstett zu decken. Die Gemeinde, die zu den wenigen Orten im Bezirk zählt, die noch keine Wasserleitung besitzen, beabsichtigt, sich an die große Schwarzwaldwasser­versorgungsgruppe anzuschließen. 47, 4'

Pforzheim. In den oberen Sälen des Mu­seums findet vom 15. bis 21. November incl. täglich von 10 bis fl-5 Uhr die II. Wander- Ausstellung Münchener Künstler statt. Es sind 9 Kollektionen hervorragender Meister mit ca. 160 teils sehr umfangreichen und erstklassigen Ge­mälden. Die Ausstellung wurde seither in verschie­denen Städten mit großem Beifall ausgenommen.

Bayer. Brauhaus Pforzheim, Akt.-Ges. Der Reingewinn geht um 13 509 Mark über den vorjährigen hinaus, die Dividende beträgt wieder 6'/s Prozent wie seit einer Reihe von Jahren.

Leiste Nachrichten u. Telegramme

München,- 12. Nov. Prinz Arnulf von Bayern ist heute abend 8 Uhr der schweren Lungenentzündung, an der er auf seiner Rück­kehr von einer Orientreise in Venedig erkrankt war, erlegen. Prinz Arnulf, der jüngste Sohn des Prinz­regenten, Generaloberst der Infanterie mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls, stand im 56. Lebens­jahre. Der Prinz hatte im April ds. Js. München verlassen, um eine Forschungsreise Fach Kleinasien und Kaschmir anzutreten, von der ihm keine Rück­kehr mehr beschieden sein sollte.

I

!