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^ 178.

Neuenbürg, Samstag den 9. November 1907.

65. Jahrgang.

«uMschau»

Kaiser Wilhelm hat zur Stunde seine an­gekündigte Reise nach England angetreten, die ihn mittels Sonderzuges zunächst nach Missingen und von diesem holländischen Hasenplatze aus zu Schiff weiter führt. Die Kaiserin begleitet ihren hohen Gemahl; zwar wollte sie, wie erst in den letzten Tagen bekannt geworden war, in Rücksicht auf die Erkrankung des Prinzen Oskar und ihrer künftigen Schwiegertochter, der Braut des Prinzen August Wilhelm, von der Teilnahme an der eng­lischen Fahrt absehen, aber infolge dringlichen tele­graphischen Ersuchens des englischen Königspaares hat sie sich nun doch entschlossen, die Fahrt über den Kanal mitzumachen. Der Besuch des deutschen Kaiserpaarss am englischen Königshofe ist vor allem unter dem Gesichtspunkte der nahen verwandschaft- lichen Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und London zu betrachten, daneben entbehrt er in­dessen auch des politischen Einschlages nicht, wie schon daraus hervorgeht, daß sich u. a. der Staats­sekretär des Auswärtigen Amtes v. Schön, der Botschaftsrat Graf Hatzfeld und der Kriegs­minister v. Einem im Reisegefolge des Kaisers befinden. Jedenfalls darf man wohl von dem Ereig­nisse eine weitere Förderung des nach einer längeren Periode von Mißverständnissen und Differenzen wiederhergestellten Einvernehmens zwischen Deutsch­land und England erwarten, gewiß nur zur Genug­tuung aller Freunde einer aufrichtigen deutsch-englischen Verständigung diesseits wie jenseits des Kanals. Ursprünglich war der Aufenthalt des Kaiserpaares in England auf eine Woche berechnet; wie man aber inzwischen erfahren hat, gedenkt der Kaiser infolge ernstlichen Ratens noch einige Zeit länger jenseits des Kanales zu verweilen und zwar auf der Insel Wight, um in deren mildem Seeklima sich völlig von den Nachwirkungen seines Halskatarrhes zu erholen. Was,die Kaiserin anbelangt, so dürfte sie eher als der Kaiser nach Deutschland zurückkehren. Die Flotille, welche die kaiserliche PachtHohen- zollern" nach England begleitet, besteht aus den KreuzernScharnhorst" undKönigsberg" und dem TorpedobooteSleipner."

London, 7. Nov. Es erregt nllgemeine Be­friedigung, daß die Kaiserin nachträglich auf be­sondere Vorstellungen von Seiten des englischen Königspaares doch noch beschlossen hat, den Kaiser nach England zu begleiten Einige Blätter scheinen dies allerdings noch anzuzweifeln, denn die Daily News melden noch am Mittwoch abend aus Berlin, daß die Kaiserin ihren Besuch hauptsächlich auf­gegeben habe, weil in jedem Augenblick die Nieder­kunft der Kronprinzessin zu erwarten sei. Während der Anwesenheit des Kaisers wird auch das nor­wegische Königspaar mit dem kleinen Kronprinzen Olaf in Windsor sein.

Berlin, 8. Nov. Staatssekretär Dernburg ist heute früh 6 Uhr 40 Min. hier eingetroffen.

Berlin, 8. Nov. Umfassende Revirements in den höheren Kommandostellen der Armee als eine Folge der Enthüllungen des Harden-Prozesses werden von verschiedenen Seiten für die nächste Zeit an­gekündigt. Wie dieWeser-Ztg." mitteilt, glaubt man im Regiment Garde du Korps in Potsdam ganz sicher, daß es einer Anzahl Vorgesetzter nicht gut gehen werde. Der Berliner Korrespondent der Dortmunder Ztg." macht darauf aufmerksam, daß die Einladung an den kommandierenden General des Gardekorps v. Kessel zur Teilnahme an der Kaiser­reise nach England inzwischen rückgängig gemacht worden ist, und schließt daraus, daß General v. Kessel einer der von den Folgen des Harden- Prozesses Mitbetroffenen, sein wird.

Berlin, 7. Nov. Der ehemalige Oberst und Regimentskommandeur, jetzt militärischer Redakteur amBerl. Tagebl." Gädke wurde von der achten

Strafkammer des Landgerichts I in Berlin wegen unberechtigter Führung des Obersttitels zu der höchst zulässigen Geldstrafe von 150 ^ verurteilt.

Berlin, 8. Nov. Von dem preußischen Eisen­bahnminister Breitenbach ist, wie dieDeutsche Tagesztg." mitteilt, ven ihm unterstellten Beamten

revung zu Manila meinte Taft zwar, es sei noch unbestimmt, ob er seine Europareise aufgeben würde, aber er erklärte dann noch, er werde wahrscheinlich über San Francisko nach Washington zurückkehren. Er lehnte es ab, die Gründe eines etwaigen Ver­zichts auf die Reise nach Europa zu diskutieren.

In Italien ist zu dem Unglück, das die Natur­ereignisse über das Land gebracht haben, noch eine wirtschaftliche Krise getreten, ähnlich der vom Jahre 1883. Die italienische Rente ist prozentweise gefallen und der Kredit leidet im ganzen Lande not. Man macht hier die Wahrnehmung, daß die viel­gerühmte Entwicklung zu rasch emporgeschossen und infolgedessen nicht fest genug eingewurzelt ist. Die einst so blühende oberitalienische Industrie wird wohl Jahre brauchen, bis sie wieder auf den Standpunkt gelangt ist, den sie noch zu Beginn des Jahres ein­genommen hat. Dabei haben die neuen militärischen Forderungen, mit denen die Regierung demnächst hervortreten wird, ihre finanzielle Wirkung noch gar nicht geäußert. Es war Italien möglich, unter dem Schutze des Dreibundes sparsam zu wirtschaften und seinen Heeresetat bedeutend einzuschränken; sowie es sich aus dem alten Schutzverhältnis herauszubegeben anschickt, wird es durch die damit verbundenen Lasten wieder in seiner wirtschaftlichen Position zurückgedrängt.

In Italien ist das öffentliche Interesse einem Sensationsprozesse zugewendet, dem seit Diens­tag vor dem Senat als Staatsgerichtshofe spielenden Prozesse gegen den ehemaligen Unterrichtsminister Nasi, welcher bekanntlich unsauberer Handlungen während seiner Amtszeit beschuldigt wird. Der Pro­zeß Nasi dürfte sich sehr langwierig gestalten.

Haag, 7. Nov. Die Regierung hat den General­staaten ein Projekt betr. die teilweise Trockenlegung des Zuyder-Sees vorgelegt. Die Arbeiten sollen sieben Jahre dauern und dem Meere 16 500 bu fruchtbaren Landes entreißen.

Wien, 5. Nov. Die große Sensation des Tages ist die Mitteilung des Finänzministers Dr. v. Kory- towski, der heute sein Expose hielt, daß die Ge­barung des Jahres 1906 mit einem Ueberschusse von nicht weniger als 146 Millionen Kronen geschlossen habe. Das ist eine Rekordziffer, die auch nur annähernd bishör noch nicht erreicht worden ist, da selbst die größten Ueberschüsse der letzten Jahr­zehnte sich kaum um die Hälfte dieser Summe be­wegen. Da zeigen sich die Ergebnisse der wirtschaft­lichen Konjunktur in einem großartigen Konjunktur- Überschüsse. Dieses Plus von 146 Millionen Kronen oder von beiläufig sechs Millionen Pfund Sterling ist selbst in England selten vorgekommen. Oesterreich dürfte mit diesem Ueberschuß in den vordersten Reihen der europäischen Staaten sich befinden. Der starke Eindruck dieser Zahlen wird gewiß auch im Auslande einen großen Widerhall finden und nicht allein das Vertrauen in den österreichischen Kredit befestigen, sondern auch das Ansehen unseres Staates in der ganzen Welt erhöhen. Politisch, staatsfinan­ziell und wirtschaftlich ist dieser Ueberschuß ein wichtiges Ereignis.

Berlin, 8. Nov. Der Reichsbankdiskont ist auf 7'/s, der Lombardzinsfuß auf 8ffs Prozent erhöht worden.

Berlin, 8. Nov. Die schwierigen Verhältnisse am internationalen Geldmarkt haben zu dem geradezu sensationellen Ereignis geführt, daß das größte Geldinstitut der Welt, die Bank von Eng­land, ihren offiziellen Zinsfuß auf 7 Prozent er­höht hat. Nur im Jahre 1873, als Deutschland zur Goldwährung überging, hatte die Bank von Eng­land einen noch höheren Zinsfuß, nämlich 9 Prozent. Die deutsche Reichsbank ist dem Beispiele der Bank von England sehr bald gefolgt, indem sie den offi­ziellen Banksatz im Diskontverkehr auf 7 ff- Prozent, im Lombardverkehr auf 8V- Prozent erhöht hat.

New-Pork, 8. Novbr. Nach einem Privat­telegramm werden für tägliches Geld hier fast durchweg 20 Prozent gefordert.

Auszeichnungen für Veteranen. Dem Kaiser ist es ausgefallen, daß gelegentlich seiner Anwesenheit in den Provinzen und anläßlich des Krönungs- und Ordensfestes Auszeichnungen für Ver­dienste um das Kriegervereinswesen fast ausschließ­lich nur den Leitern dieser Vereinigungen zuteil werden, während in den Kriegervereinen, wie der Kaiser mehrfach bei Spalierbildungen, zuletzt in Tecklenburg, bemerkt hat, auch viele alte, mit Kriegs­dekorationen geschmückte Mitglieder vorhanden seien. Der Kaiser hat nun den Wunsch ausgesprochen, daß künftig auch solche Vereinsmitglieder, die durch ihre ganze Persönlichkeit und militärische Vergangenheit zur Hebung des Ansehens der Kriegervereine bei­trugen. bei den Vorschlägen zur Auszeichnung be­rücksichtigt werden. Der Kaiser ließ erklären, daß er gerne bereit sei, die erforderliche Anzahl von all­gemeinen Ehrenzeichen und Kreuzen zur Verfügung zu stellen. Der Kaiser sprach ferner den Wunsch aus, daß dieser Gesichtspunkt schon bei den Vor­schlägen zum nächstjährigen Krönungs- und Ordens­fest berücksichtigt werde.

Kiel, 8. Nov. Die amtliche Verlustliste vomBlücher" weist einschließlich 1 Vermißten 10 Tote, 3 Schwerverletzte, 21 minder Schwerverletzte und 3 Leichtverletzte auf.

Trier, 8. Nov. Durch Explosion eines Dampfrohres auf der Düdlinger Hütte wurden

8 Arbeiter schwer verletzt.

Der Vorsitzende des Verbandes der badischen Gewerbevereine, Niederbühl, veranstaltet zur Zeit eine Umfrage bei sämtlichen mehr als 500 Hand­werkervereinigungen des Landes, wie sie sich zur Einführung der 4. Wagenklasse stellen. Das Ergebnis soll dem Eisenbahnrat und dem Landtag vorgelegt werden.

Amsterdam, 7. Nov. In Koogkert, Provinz Groningen, fiel im Nebel der Wagen, in dem sich der Bürgermeister von Leek, Jonkheer van Pan- huis und der Staatsminister Jonkheer van Pa n- huis, der ehemalige Vizepräsident des Staatsrates, sowie deren Frauen befanden, in den Kanal. Alle vier sind ertrunken.

Washington, 7. Nov. Nach einem Bericht der Kommission für den zwischenstaatlichen Verkehr hat die Zahl der bei Eisenbahnzusammenstößen und Entgleisungen getöteten und verletzten Per­sonen eine beunruhigende Höhe erreicht. In dem am 30. Juni zu Ende gegangenen Jahr fanden 5000 Personen den Tod, 76 285 wurden verletzt. Die Zunahme gegen das Vorjahr beträgt 775 bezw.

9 577 Personen.

Ein nach Karatag abgereister Spezialbericht­erstatter der ZeitungRußkaja Ukraina" in Samar­kand meldet aus Derbent und Baisung in Buchara folgendes: Nach genauen Informationen ist Karatag vollständig zerstört, 3400 Menschen sind um­gekommen und nur 70 gerettet worden. Die um Karatag gelegenen Ansiedelungen sind ebenfalls durch das Erdbeben zerstört, auch da sind viele getötet.

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