an und verpflichten sich, bei allen bei den Direktionen und den Angestellten auftauchenden Fragen mit diesem Syndikat zu verhandeln. Alle strittigen Fragen betr. Löhne und Arbeitszeit werden in Zuflucht einem Komitee der betr. Eisenbahngesellschaften zur Er­ledigung überwiesen.

In den Vereinigten Staaten dauert die wirtschaftliche Krise unverändert fort. Der Goldmangel ist so schlimm geworden, daß Banken, die an und für sich durchaus solvent sind, lediglich wegen Knappheit der Goldvorräte künstlich gehalten werden müssen. Man hat zu diesem Zweck das äußerst einfache Mittel ersonnen, Feiertage einzu­führen, die nicht im Kalender stehen, die aber den Bänken Zeit geben sollen, ohne Andrang ihrer Gläubiger Gold herbeizuschaffen.

Stockholm, 6. November. Der heutige 275. Todestag Gustav Adolfs wurde in Schweden durch Gottesdienste und Schulfeiern festlich begangen.

Ein interessantes französisches Urteil über die deutsche Luftschiffahrt ist imEcho de Paris" zu lesen:Einst waren wir die unbestrittenen Meister in der Luftschiffahrt, jetzt haben wir mäch­tige Nebenbuhler, die dahin zielen,^ uns aus unserer Stellung zu verdrängen. Die Höchstleistung für weite Entfernungen, Ausdauer und Schnelligkeit, die früher wir zu verzeichnen hatten und die wir stolz für immer für uns gesichert hielten, ist in allen Stücken auf den Grafen Zeppelin übergegangen."

Das Automobil der Prinzessin Luise von Belgien wurde in Genf beschlagnahmt. Sie hatte die monatlichen Abzahlungen des 40000 Francs kostenden Wagens bis auf 8000 Francs geleistet. Das Automobil kam ohne Rückvergütung an den Verkäufer zurück. Die Prinzessin reiste in Begleit­ung des Hauptmanns Matackich mit der Eisenbahn nach Paris.

Berlin, 6. Novbr. Durch Urteil des Reichs­gerichts ist nunmehr entgültig entschieden, daß es verboten ist, in öffentlichen Bekanntmachungen, an Türschildern, in Mitteilungen usw. die Bezeichnung Amerikanischer Zahnarzt",in Amerika staat­lich approbierter Zahnarzt" und gleichbedeutende Titel zu führen. Damit haben die deutschen Zahn­ärzte den Schutz des ihnen gebührenden Titels Zahnarzt erreicht.

Flensburg, 6. Nov. Heute früh kurz nach

9 Uhr ist auf dem bei Mürwick liegenden Schul­schiffBlücher" der Hilfsdampfkessel explodiert. Bisher sind acht Tote aufgefunden worden. Die Zahl der Verwundeten beträgt, soweit bisher fest­steht, 22. Alle verfügbaren Aerzte aus Flensburg haben sich nach der Unglücksstätte begeben.

Dülken (Reg.-Bez. Düsseldorf), 6. Nov., 6 Uhr 15 Mm. Heute früh geriet der von Brüggen kom­mende Zug bei der Einfahrt in den hiesigen Bahn­hof auf ein Nebengeleise und fuhr in das Sta­tionsgebäude. Die Lokomotive steht vollständig in dem Zimmer der Fahrkartenausgabe und der Stationstelegraphie. Von dem Zuge sind zwei Personenwagen gänzlich zertrümmert, die anderen Wagen sind stark beladene Güterwagen. Ueber die

stellen. So kam es wiederholt zu Konflikten zwischen den Habsburgern und den Waldstätten, so daß diese nach Rudolfs von Habsburg Tode (1291) ihr altes Bündnis auf ewige Zeit erneuerten (5. August 1291) und von Heinrich V1>. von Luxemburg (13081313), dem dritten Nachfolger Rudolfs, am 3. Juni 1309 förmlich für reichsfrei erklärt wurden. In dem Thronstreite zwischen Ludwig dem Bayern (1314 bis 1347) und Friedrich von Oesterreich standen die Waldstätten natürlich auf des elfteren Seite. Daher wollte sie Friedrichs Bruder, Leopold, gewaltsam unterwerfen, erlitt aber mit seinem stattlichem Ritter­heere am Morgarten (15. November 1315) eine blutige Niederlage, worauf die Waldstätten zu Brunnen den Ewigen Bund erneuerten(9.Dezem­ber 1315).

Die Sage erzählt nun, König Albrecht (1298 bis 1308) Rudolfs Sohn und zweiter Nachfolger, der Vorgänger Heinrichs von Luxemburg, habe ver­sucht, durch unmenschliche Landvögte (Geßler in Uri und Landenberg in Unterwalden) die Urkantone zur Unterwerfung zu zwingen. Daher hätten sich je

10 Landleute aus denselben unter Anführung Walter Fürsts (Uri), Werner Stauffachers (Schwyz) und Arnold Melchthals (Unterwalden) zu nächtlicher Weile auf einer von schroffen Felswänden und dichtem Gebüsch umgebenen Uferwiesedas Rütli heißt sie bei dem Volk der Hirten, weil dort die Waldung ausgereutet ward" Mittwoch vor Martini (7. Nov. 1307) zusammengefunden, um die nötigen Maßregeln zu beraten. Teil aus Bürgten fehlte, wie er selbst vorher angekündigt hatte:

Ursache ist Bestimmtes noch nicht zu erfahren, es scheint, daß der Zug bei dem starken Nebel, der die Schienen sehr schlüpferig machte, nicht rechtzeitig hat bremsen können, daß die Güterwagen mit voller Wucht nachdrängten und den Zug weitertrieben. Verletzt sind acht Personen, darunter einige sehr schwer. Unter den Verletzten befinden sich einige Schüler, die hier die Schule besuchen.

In Roßbach wurde am Dienstag am Herren­hause des Rittergutes eine Gedenktafel für Friedrich den Großen durch den Regierungspräsidenten Frhr. v. d. Recke enthüllt zur Erinnerung an den Aufent­halt des Königs vor der Schlacht bei Roßbach am 5. November 1757. Hieran anschließend fand bei dem Denkmal auf dem Schlachtfeld von Roßbach auf dem Janushügel aus Anlaß des 150 jährigen Jahrestages der Schlacht von Roßbach eine Feier statt.

Die Münchener Polizei geht den Gaunern energisch zu Leibe. Nachdem ihr erst kürzlich die Festnahme des famosen Barons Carlsson gelungen war, verhaftete sie jetzt ein anscheinend nicht min­der tüchtiges Jndividium. Es nennt sich vr. meä. Erich von Brandt, besitzt jedoch drei auf andere Namen lautende Pässe, fünf Sorten Visitenkarten mit klingenden Namen das Papier ist ja geduldig und das Publikum glaubt einemvon" unbedingt und in seiner Wohnung fanden sich eine Masse Damenphotographien. Also Spezialität: Heirats­schwindler. Der Verhaftete gibt sich für einen Ame­rikaner aus, ist aber anscheinend Nordösterreicher. Er scheint schon viele europäische und amerikanische Großstädtebereist" zu haben.

Der Bürgerausschuß von Karlsruhe hat am Montag in einer nur wenige Minuten dauernden Sitzung die Eingemeindung des Vorortes Grün- winkel beschlossen. Die Eingemeindung erfolgt zum 1. Januar 1908.

Sehr stürmisch ging es in der letzten General­versammlung der aufgelösten KrankenkasseEinig­keit" in Mannheim zu, deren Vorsitzender nach einer Unterschlagung von 2000 Mark verhaftet worden ist. Die versammelten ehemaligen Mit­glieder beschlossen mit großer Mehrheit, den ge­lamten Vorstand, besonders die Revisoren, welche schon lange von der Unterschlagung wußten, aber immer noch.Mitgliederbeiträge erheben ließen, wegen Betrugs bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen.

Baden-Baden, 6. Nov. Heute war es ein Jahr, daß auf der Kaiser Wilhelmstraße nahe den Lindenstaffeln Frau Medizinalrat Molitor er­mordet wurde.

Vom Rhein, 3. Septbr. (Holzwochenbericht.) Stimmung an den oberrheinischen Rundholzmärkten hat sich abermals befestigen können, obgleich Geschäft allmählich abflaut. Am rheinischen Brettermarkt hat sich trotz der Ruhe im Baufach bessere Stimmung herausbilden können, sei es infolge der festeren Haltung der süddeutschen Schnittwarenhersteller, sei es infolge regeren Begehrs. Hand in Hand mit der besseren Verkehrsbewegung konnte sich aber auch der Preisstand namentlich für breite Schnittwaren bessern.

<Was Ihr auch tut, laßt mich aus Eurem Rat,

Ich kann nicht lange prüfen oder wählen:

Bedürft Ihr meiner zur enischloss'nen Tat,

Dann ruft den Tell es soll an mir nicht fehlen!"

Die Verschworenen kamen überein, am kommen­den Neujahrstag die Vögte zu verjagen und so die drei Länder gegen die Habsucht des habsburgischen Hauses zu schützen. Diesen Entschluß bekräftigen sie durch einen dreifachen feierlichen Eidschwur:

Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,

In keiner Not uns trennen und Gefahr;

Wir wollen frei fein, wie die Väter waren,

Eher den Tod als in der Knechtschaft leben;

Wir wollen trauen auf den höchsten Gott

Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen!"

Nachdem dann, wie die Sage weiter erzählt, der Landvogt Geßler sein unmenschliches Verhalten gegen Tell (Äpfelschuß) mit dem Tode in derhohlen Gasse" bei Küßnacht gebüßt (18. November 1307) und die nötigen Vorbereitungen getroffen waren, erfolgte zur gegebenen Zeit die Abschüttlung des ver­haßten Joches. König Albrecht wurde kurze Zeit später von einem jähen Tode ereilt, indem er auf Anstiften seines Neffen Johann Parricida, dem er sein mütterliches Erbteil vorenthielt, auf einer Fahrt über die Reuß^niedergestoßen wurde. Dies geschah am 1. Mai 1308, während Schiller die grausige Tat mit dem Stürze der habsburgischen Herrschaft in den Urkantonen zusammengelegt, um durch Ein­führung des flüchtigen Mörders den Unterschied zwischen dessen Tat und Teils Handlungsweise ins rechte Licht zu setzen.

Gehört nun auch der Rütlibund mit all den

Württemberg.

Stuttgart, 6. November. Im Namen des Königs sind an die besten Schützen des Armeekorps während des verflossenen Schießjahres Ehrenpreise verliehen worden und zwar: ein Jnfanterie-Offizier- degen dem Leutnant v. Hartlieb im Jnf.-Regt. 127, je eine silberne Taschenuhr dem Vizefeldwebel Ott im Grenadierregt. 119 und dem Feldwebel Bonhard im Grenadierregt. 123.

Stuttgart, 5. Nov. Die deutsche Landwirt­schaftsgesellschaft hielt heute im hiesigen Rathaus eine vorbereitende Versammlung für die im nächsten Jahre vom 25. bis 30. Juni hier stattfindende 22. deutsche landwirtschaftliche Wanderausstellung ab.

Stuttgart, 7. Novbr. Heute früh zwischen 8 und 9 Uhr fand auf dem Pragfriedhof die Be­erdigung ver Familie Raith statt. Zuerst wurde in einem besonderen Grabe die Geliebte des Raith, Mathilde Baun beigesetzt. Stadtpfarrer Jahn sprach an ihrem Grabe ein ernstes Gebet, in welchem er vor der Sünde und ihren Folgen warnte. Dann wurde die Frau Raith mit ihren 3 Kindern in einem Grabe gemeinsam beigesetzt, wobei der Geistliche über Psalm 143, Vers 2 sprach und von dem Erbarmen, das einen ergreife, wenn man an das Schicksal der Frau und der 3 hingemordeten Kinder denke. Zum Schluffe wurde, abseits in einem besonderem Grabe, Raith selbst beigesetzt, wobei der Geistliche ein Vaterunser betete. Trotz der ab­sichtlich gewählten frühen Stunde waren zahlreiche Neugierige erschienen. Als der Sarg des Raith an ihnen vorbeigetragen wurde, war zu bemerken, wie die meisten instinktiv zurückwichen.

Heilbronn, 6. Nov. Im großen Rathaus­saale hielt gestern abend Herr Oberbürgermeister Dr. Göbel vor den bürgerlichen Kollegien und der gesamten städtischen Beamtenschaft einen zweistündigen Vortrag über die Aenderungen, die die neue Gemeindeordnung hervorruft, insbesondere in den mittleren Städten, zu denen auch Heilbronn gehört.

Crailsheim, 5. Nov. Im Alter von 60 Jahren ist der seit 1885 hier tätige Oberamtsarzt Dr. Mülberger gestorben. 1870 war er Assi­stent an der inneren Klinik in Tübingen; nach dem Feldzug war er von 18731885 Distriktsarzt in Herren alb. Der Verstorbene ist vielfach literarisch hervorgetreten. So hat er sich insbesondere verkehrs­politischen Fragen eifrig gewidmet; eine Broschüre über die Eisenbahnreform wurde seinerzeit viel besprochen.

Nattheim O.A. Heidenheim, 6. Nov. In der Nacht vom letzten Sonntag auf Montag wurden dem gegenwärtig in Disziplinaruntersuchung stehenden Schultheißen Steck mittelst Ziegelsteinen die Fenster des Schlafzimmers eingeworfen. Es ist ein wahres Wunder, daß Steck oder eines seiner Angehörigen hiebei nicht verletzt wurden.

Vom Bodensee, 7. Nov. Graf Zeppelin hatte letzte Woche in Berlin in Angelegenheit seines Luftschiffes Konferenzen mit den maßgebenden Stellen des Reichsamts des Innern, sowie mit dem Staats­erwähnten Nebenumständen der Sage an, so ist das doch keineswegs ein Grund, über dieselben als belang­los und nebensächlich hinwegzugehen. Gerade in solchen Heldensagen spiegelt sich der innerste Volks­charakter wieder, der in der Dichtung seine Ver­klärung, seine Weihe erhielt. Und niemand wird leugnen können, daß das, was die Männer auf dem Rütli schwören, ebenso treu den Charakter der echten Schweizerbürger widerspiegelt, wie die Handlungs­weise Teils und der Eidgenossen jener Zeit den geschichtlich beglaubigten Heldentaten dieses kleinen, gerade durch despotischen Druck zum Bewußtsein seiner Stärke gelangten Volkes entspricht. Aus diesem Grunde ist es durchaus begreiflich und ver­ständlich, wenn das Schweizervolk trotz aller wissen­schaftlichen Forschungsresultate treu an seinen ehr­würdigen Traditionen hängt. In manchem dort noch viel gesungenen Liede lebt die Erinnerung an den Rütlibund fort z. B.:

Von ferne sei herzlich gegrüßet,

Du stilles Gelände am See.

Wo spielend die Welle zerfließet,

Genähret vom ewigen Schnee."

und durch eine patriotische Subskription der Schweizer Schuljugend ist das geweihte Fleckchen ewig unantast­bares Nationaleigentum geworden. In seinem treuen Festhalten an der Tellsage setzte das Schweizervolk seinem Nationalcharakter das idealste Denkmal, das die Dichtung, zumal Schillers unsterbliches Schauspiel, auf ewige Zeiten verklärt und geweiht hat.