mehr als verdoppelt: 1924 Hotels mit 124086 Betten und 9841 Reserve-Betten stehen den Fremden zur Verfügung. In ähnlichem Verhältnis ist das im Hotelwesen investierte Kapital gewachsen; 1880 arbeiten insgesamt 319 500000 Frs, 1894 ist die Summe aus 518927 000 Frs. angewachsen und im Jahre 1905 ist die Riesensumme von 777 500000 Franks schon überschritten. Trotz der verstärkten Konkurrenz sind auch die Gewinnquoten in gesunder Aufwärtsbewegung: 1880 bringt das arbeitende Kapital nach erfolgter Amortisation noch einen Rein­gewinn von 2,3 von Hundert, 1894 ist die Quote auf 3,2 gestiegen und 1905 wurden 4,7 erreicht. Als gutes Geschäftsjahr wird eine durchschnittliche Benutzung von 33 bis 36 von Hundert Betten dar­gestellt, das letzte sehr gute Jahr war 1895, 1899 war ein gutes, 1894, 1897, 1898, 1906 waren mittelmäßige Geschäftsjahre. Schlecht erwies sich 1900. Die Zeit 19011905 stand unter dem be­friedigenden Durchschnitt. Die Saison gesteigerten Verkehrs setzt regelmäßig mit dem Julimonat ein, erreicht im August den Höchstpunkt, und zeigt dann im September ein rasches Abflauen.

Württemberg.

(Amtliche Bekanntmachung.) Güter nach Italien werden wieder unbeschränkt zur Beförder­ung angenommen.

Stuttgart, 25. Okt. Dem Präsidenten von Buhl vom Finanzministerium ist der Titel eines Staatsrats verliehen worden. Herr v. Buhl ist derjenige, welcher die letzte große Vorlage der Be­amtenausbesserung ausgearbeitet hat.

Evangelische Landes synode. In der am 22. Oktober stattgefundenen 10. Sitzung wurde über den Bericht der Kommission für Lehre und Kultus zu dem Amrag Herzog und Genossen betreffend die Abänderung der Perikopenordnung verhandelt und beschlossen:die Oberkirchenbehörde zu ersuchen, sie möge einen Gesetzentwurf einbringen, wodurch den Geistlichen gestattet wird, alle 4 Jahre in den Episteljahrgängen freie Texte der hl. Schrift ihren Predigten zu Grunde zu legen mit der Maßgabe, daß auch in den gebundenen Jahren in einzelnen wohlbegründeten Füllen freie Textwahl nicht aus­geschlossen ist." Ferner wurde der weitere Antrag der Kommission zum Beschluß erhoben:die Ober­kirchenbehörde zu ersuchen, sie möge einen Gesetz­entwurf einbringen, wodurch den Geistlichen gestattet wird, in den Jahren, in denen die Leidensgeschichte nur in der Karwoche zu behandeln ist, die ent­sprechenden Ablchnitte eines der 4 Evangelien ihren Predigten zu Grunde zu legen." In der am 23. Oktober stattgehabten 11. Sitzung stand zunächst die Eingabe von Mitgliedern des Kirchengemeinderats in Neuenbürg betreffend Gestattung des Einzelkelches beim Abendmahl auf der Tagesordnung und es wurde der Antrag der Kommission, diese Eingabe der Oberkirchenbehörde zur Kenntnisnahme zu em­pfehlen, zum Beschluß erhoben und folgende Resolution hiezu angenommen:Die Synode hat von sich aus nichts zu erinnern, wenn ausnahmsweise in begründet erscheinenden Fällen einer Gemeinde auf die Bitte des Kirchengemeinderats unter Zustimmung des Vor­sitzenden die Abhaltung eines Abendmahls mit Einzel­kelch neben dem die Regel bildenden Abendmahl mit Gesamtkelch von der Oberkirchenbehörde ge­stattet würde. Die Synode setzt aber voraus und spricht es als ihre unbedingte Willensmeinung aus, daß im Allgemeinen die unserem Volke liebe und teure Feier des Abendmahls mit Gesamtkelch durch­aus aufrecht erhalten und gewahrt bleibt." Sodann wurde über den Antrag Franz und Genossen betreffend die Gewährung einer Aversalentschüdigung an die Geistlichen und Dekane für ihren Amtsaufwand (für Unterhaltung, Beleuchtung, Heizung und Reinigung des Amtszimmers) beraten und folgender Antrag Hieber hiezu angenommen:die Synode wolle 1) beschließen, an die Oberkirchenbehörde die Bitte zu richten, dafür zu wirken, daß im Falle einer staat­lichen Neuregelung der Aufwandsentschädigung für Unterhaltung, Beleuchtung, Heizung und Reinigung der Amtszimmer von Staatsdienern auch für die evangelischen Geistlichen einschließlich der Dekane eine entsprechende jährliche Aversalentschüdigung ge­währt werde, 2) den Antrag Franz und Genossen für erledigt zu erklären.

Berufs- und Betriebszählung. Nach den vorläufigen Ergebnissen der auf den 12. Juni 1907 im Lande angeordneten Berufs- und Betriebs­zählung wurden gezählt: 518 043 Haushaltungs­listen, 2 336 786 ortsanwesende Personen, 316 738 Land- und Forstwirtschaftskarten, 165 938 Gewerbe­papiere. Die Parallelzahlen der Berufszählung vom 14. Juni 1895 waren folgende: 450 531

2 070 662 309 303 und 176191. Die Zunahme betrug vom 1. Dezember 1905 bis zum 12. Juni 1907 im ganzen Lande 34607 Personen. Es kommt somit auf 1 Jahr durchschnittlich eine Zunahme von etwa 22 000 Personen.

Tübingen, 26. Okt. (Schwurgericht.) In der gestrigen Sitzung wurde die ledige Anna Schwarz von Reutlingen (geb. in Almannsdorf Amts Kon­stanz) von der Anklage, am 15. September ihr neu­geborenes Kind nach der Geburt mittelst einer Decke erstickt zu haben, freigesprochen. Staatsanwalt und Verteidiger wurden zum Teil persönlich gegen­einander, da sich letzterer über Aufrechterhaltung der Anklage wunderte. Am 24. d. M. wurde der ledige Weingärtner Karl Kehrer von hier wegen Anstiftung zum Falscheid zu 7 Monat Gefängnis verurteilt, als Folge einer Nachtruhestörung vom 25. Dez. 1906, weil er seinen Freund Brodbeck zur Leugnung einer Schutzmannsbeleidigung unter Eid veranlaßt hatte. Der Holzhändler Karl Wahl von Walddorf, OA. Nagold, betrieb seit 1904 in Altensteig einen Holzhandel. Er geriet aber wegen der im Geschäft erlittenen Verluste und anderer Um­stände im März 1906 in Konkurs. Hierbei zeigte es sich, daß Wahl keine Geschäftsbücher geführt und nie Bilanz gezogen hatte. In Kenntnis seiner Ueber- schuldung und Zahlungsunfähigkeit verließ Wahl Altensteig, kassierte ein Guthaben von 500 Mk. ein und verbrauchte dieses Geld für sich. Wahl war deshalb des betrügerischen Bankerotts, zusammen­treffend mit einfachem Bankerott, angeklagl. Die Konkursdividende betrug 39 Prozent. Wahl wurde wegen einfachen Bankerotts zu 5 Wochen Gefängnis verurteilt. Wegen vorsätzlicher Brandstiftung wurde der verheiratete Taglöhner Gustav Reichert in Feld- rennach auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen neben 5 Jahren Ehrenverlust zu 4 Jahren Zucht­haus verurteilt. Entgegen den anderen vielen Brand­stiftern im Bezirk Neuenbürg hat der Angeklagte ein unumwundenes Geständnis abgelegt, daß er in an­getrunkenem Zustande (er hatte im Laufe des Tags nicht weniger als 25 Glas Bier getrunken) am 20. September abends das Wohnhaus des Sägers Gänger in Feldrennach, seines Schwagers, angezündet habe, das dann mit einem Gebäude- und Mobiliar­schaden von 6000 Alk. bis auf den Grund nieder­brannte. Er sei einem inneren unwiderstehlichen Drange zur Tat unterlegen; ein anderes Motiv wußte er nicht anzugeben.

Ulm, 22. Oktbr. Ein Artikel in derUlmer Schnellpost":Nebenbahn oder Kraftwagenpost"?, macht den Vorschlag, anstatt der 800 km Neben­bahnen, die aus allen Gegenden des Landes zur Entscheidung der Regierung und Landstände gestellt seien und die eine Ausgabe von 80 Millionen Mark verursachen würden, Kraftwagenverbindungen zu schaffen. Es wird dabei berechnet, daß einem Kraftwagen eine durchschnittliche Tagesleistung von 100 km zugemutet werden könne, wobei (eingerechnet die Reservewagen) eine fünfmalige Hin- und Zu­rückfahrt von je 10 km angenommen wird. Dem­nach würden 80 Kraftwagen nötig fein, die bei einem Einheitspreis von 20 000 Mk. 1,6 Millionen kosten würden. Für Lastkraftwagen werden 0,9 Millionen berechnet, so daß mit 2,5 Millionen das gesamte Verkehrsbedürfnis von 800 km Nebenbahnen be­friedigt werden könnte. Der Artikel wendet sich gegen das beim Landvolk bestehende Mißtrauen gegen die Automobile und weist darauf hin, daß sich im letzten Winter in Berlin die Kraftwagen allein dem Schnee gewachsen zeigten, so daß auch im Winter eine geregelte Durchführung des Betriebs gesichert erscheine.

Tübingen, 24. Okt. Die Gemeinde Kuster­dingen begeht in diesem Jahre das 400jährige Jubiläum des Bestehens ihrer Dorfkirche. In feiner letztsonntäglichen Predigt nahm der Ortsgeist­liche Bezug auf die 400 jährige Wiederkehr des Einweihungstages. Charakteristisch ist der Turm mit dem achtseitigen, spitzigen Dach.

Heilbronn, 24. Okt. Die erste Mechanische Schuhfabrik Nordheim bei Heilbronn, G. m. b. H. hat nach demLedermarkt" ihre Zahlungen ein­gestellt und bietet 50°/o. Die Passiven betragen 158 000 Mk, gegen angeblich 108000 Mark Aktiven. Die Umwandlung in die heutige Gesellschaftsform erfolgte erst am 15. September ds. Js.

Neckarsulm, 25. Oktober. Bei der gestrigen Schultheißenwahl in unserem etwa 600 Ein­wohner zählenden Pfarrdorf Kochertürn wurde mit 68 Stimmen der seitherige Gemeinderat Heinrich Lang gewählt.

Herrenberg, 25. Oktbr. Hr. Joh. Oßwald, Bäcker, erntete von einem Traubenstock, den er an seinem Wohnhause angepflanzt hat, 800 Stück schöne.

gesunde Trauben, die ein Gewicht pro Stück von 300500 Gramm hatten.

Heilbronn, 25. Okt. Zur heutigen Versteigerung des Weinmosts der WeingLrtnerges. hatten sich zahlreiche Käufer eingefunden. Verkauft wurden 6 Hektol. Clevner zum Preis von 9l-99 >«-, 45 Hl. Schwarzriesling zu 8898 182 HI. Trollinger zu 93-97, 186 Hl. Weiß,

wein 1. Kl. mit Weißriesling zu 6475 «44 und 254 Hl. Weißriesling zu 73- 84 ^ das Hl.

Slus ^tasi» BLZtrir uns Umgebung,

Schömberg, 26. Okt. (Einges.) ^leu jaeta 68ll Trotz allen möglichen und unmöglichen Wahlmanövern ist heute der von der Bürgerschaft Schömbergs anfangs schon in Aussicht genommene Kandidat Herr Hermann, städt. Assistent in Stutt­gart zum Schultheißen mit 97 Stimmen bei 133 Abstimmenden gewählt worden. Die Bürger­schaft Schömbergs hat also gezeigt, daß sie auch einig sein kann und sich nicht von einigen Demagogen ins Schlepptau nehmen läßt. Bravo! Bürger Schöm­bergs, das habt Ihr gut gemacht. Vivat sequeim! (Der Gewählte ist, wie bekannt sein dürfte, gebürtig zu Rotenbach, also ein Bezirksangehöriger; er war vor seiner Stellung in Stuttgart Stadtschultheißenamts­assistent in Wildbad).

Wildbad , 26. Okt. Die heutige Etatsberatung für 1907/08 brachte gegen der vorjährigen keine nennenswerte Neuerung. Die Gesamt-Einnahmen der Stadtpflege sind festgesetzt auf 256757 (gegen 243 961 im Vorjahre). Demgegenüber stehen Ausgaben 335 275 (gegen 330558 im Vor­jahr). Das Defizit von 78 598 wird wie voriges Jahr mit 7°/° aus der Gemeindesteuer und 50°/o aus der staatlichen Einkommensteuer gedeckt. Das Holzgeld beträgt Heuer 100,03 -/-L (gegen 118,72 im Vorjahr). Der Rückgang des Holzgeldes war voriges Jahr schon ersichtlich durch Erhöhung der Holzhauerlöhne usw. Der Armenetat sieht eine Ein­nahme von 3177 vor. Dagegen stehen an Aus­gaben 10 695 «VL Das Defizit ist bereits im Stadt­pflegeetat ausgenommen mit 7500 Hr. Stadt­schultheiß Bätzner gab bekannt, daß nach der neuen Gemeindeordnung der Etat den bürgerlichen Kolle­gien auf Wunsch acht Tage vorher ausgehändigt werden müsse. Es entspreche dieses seinem schon längst gehegten Wunsche, daß es auch den Bürgern ermöglicht würde, den Etat gegen Bezahlung der Druckkosten zu erhalten.

Conweiler, 25. Okt. In verschiedenen Zeit­ungen ist in den letzten Tagen eine Notiz erschienen, wonach der Sägewerksbesitzer L. Jäck VI. ver­schwunden sei und ca. 3540 000 mitgenommen habe; beides ist unrichtig. Es existiert, wie dem M. C." geschrieben wird, in Holzbach eine Firma L. Jäck VI. u. Sohn. Der Vater L. Jäck Vl. ist nach wie vor in Conweiler, dagegen ist der Sohn verschwunden. Es erscheint nach den Geschäfts­büchern vollständig ausgeschlossen, daß letzterer die horrende Summe von 3540 000 «-/L einkassiert habe, es kann sich höchstens um einige tausend Mark handeln.

** Pforzheim, 27. Oktbr. Heute nachmittag 3 Uhr wollte der noch junge verheiratete Chemiker Ernst Strauß mit seiner Frau die Junggeflügel­ausstellung im Brauhauskeller besuchen. Beim Ein­tritt in den Saal erlitt er einen Herzschlag, an dem er unmittelbar darauf verschied.

Pforzheim, 25. Oktbr. Zu einem besonders stark betriebenen Sport scheint sich hier der Hasen­diebstahl ausgebildet zu haben. Keine Woche ver­geht, ohne daß nicht einige Male von der Entwend­ung zahmer Stallhasen berichtet werden muß. So wird auch jetzt wieder gemeldet daß aus einer Wasch­küche in einem Haus der Calwerstraße 4 Stallhasen geraubt wurden.

Pforzheim, 26. Okt. Der heutige Schweine­markt war mit 104 Stück Milchschweinen befahren, von denen 100 Stück, das Paar zu 1123 verkauft wurden.

Vermischtes.

Welche Portobegünstigungen genießen die Soldaten? Die Beantwortung dieser Frage wird allen denen willkommen sein, aus deren Kreis jetzt ein Angehöriger oder Freund zur Ableistung der Militärdienstpflicht herangezogen ist. Sendungen an Soldaten genießen die Begünstigung in folgendem Umfange: gewöhnliche Briefe bis 60 Gramm und Postkarten werden ganz frei befördert, Postanweis­ungen bis 15 Mk. kosten 10 Pfg., Pakete ohne Wertangabe bis 3 Kilogramm kosten 20 Pfg. Porto. Die Sendungen müssen stets die Aufschrift:Sol­datenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" tragen. Auch bei Postanweisungen und bei Paketen,