WaldteilDama" bei Stammheim, woselbst Bier­brauer Dreiß in Calw jagdberechtigt ist. Forstwart Katzmaier in Stammheim, welcher den Angeklagten schon längere Zeit im Verdacht hatte, daß er wil­dere, begab sich ebenfalls am gleichen Morgen, schon um 4 Uhr, in jenen Waldteil. Nach kurzem Auf­enthalt dort sah er einen Mann auf den Wald zu­kommen. Nach einiger Zeit bemerkte er in dem Föhrenwäldchen den Kopf eines Mannes, welcher einen schwarzen Hut trug und einen schwarzen Bart hatte. Um dessen Persönlichkeit festzustellen, eilte Katzmaier nach dem Wäldchen. Dort erblickte er den Mann, wie dieser eben mit schußbereitem Ge­wehr pirschte. Er rief ihn an mit:Halt! das Gewehr weg!" worauf jener aber sein Gewehr in Anschlag brachte und auf ihn anlegte. Katzmaier kam ihm jedoch zuvor und gab einen Schrotschuß auf ihn ab, welcher jedoch nicht traf. Der Wilderer eilte davon und konnte von Katzmaier nicht mehr eingeholt werden. Da er jedoch während der Ver­folgung sich einigemale nach diesem umwandte, so wurde er von ihm deutlich erkannt. Auf Veranlass­ung des Katzmaier wurde das Haus des Angeklagten von Forstwächtern umstellt und vom Stationskom- mandanten wurde eine Durchsuchung des Hauses vorgenommen, wobei sich herausstellte, daß Kirchherr nicht zu Hause war und wobei verschiedene Jagd­utensilien zutage gefördert wurden. Kirchherr kam erst um 9 Uhr nach Hause und wurde dann ver­haftet. Der Angeklagte leugnete rundweg alles ab. Der Gerichtshof sprach trotzdem einSchuldig" aus und verurteilte Kirchherr wegen Jagdvergehens und erschwerten Widerstands zu der Gefängnisstrafe von 9 Monaten. Das zur Tat benützte Gewehr wurde eingezogen.

Ulm, 16. Okt. Der Stadt Neu-Ulm ist vom bayerischen Finanzministerium auf ihr Gesuch ge­stattet worden, daß sie die in Neu-Ulm wohnenden württembergischen' Beamten und Offiziere von jeg­licher Gemeindeabgabe befreit. Dadurch wollte die Stadt Neu-Ulm einen vermehrten Zuzug von württ. Beamten und Offizieren erreichen. Die Stadt Ulm, die dieses Beginnen für unbillig hielt, zog hierauf die auf diese Weise begünstigten Personen ihrerseits zur Gemeindeeinkommen- und Kapitalsteuer heran, was zu einem Rechtsstreit führte, in dem die Stadt nach der Entscheidung der Regierung für den Donaukreis unterlag. Gestern beschloß der Ge­meinderat, gegen diese Entscheidung Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof zu erheben.

Ulm, 16. Okt. Nachdem der Fleischverbrauch hier in den letzten Jahren einen nicht unerheblichen Rückgang erfahren hat, ist seit einigen Monaten wieder eine Mehrung des Konsums festzustellen. Im September laufenden Jahres wurden 2720 Tiere mit 247 887 Kilo Fleischgsswicht gegen 2315 Tiere mit 211002 Kilo im September des ver­gangenen Jahres geschlachtet.

Weinsberg, 16. Oktbr. Gestern wurde das Kernerhaus mit allen vorhandenen Kunstgegen- ftänden, dem Denkmals- und dem Hausgarten an den Justinus Kerner-Verein um den Vorzugspreis von 50 000 verkauft. Der Verein will das

Die Geheimpapiere.

Novelle von S. Alwin.

3) - (Nachdruck verboten.)

Er war sich über einige Punkte noch nicht im reinen und gedachte dieselbe an der Hand der Schriftstücke klarzulegen.

Mechanisch, mit der kühlen Gleichgültigkeit, seinen Wunsch sofort erfüllt zu sehen, handelnd, schloß er den gepanzerten Schrank auf.

Keinen Augenblick kam ihm der Gedanke, daß seinem Vorhaben die Papiere zu sehen, Hindernisse im Wege standen. Er betrachtete vielmehr die Ka- sette, in welche er den Umschlag gelegt, mit über­legener Ruhe: da hatte er ihn hineingetan und er mußte also noch dort sein.

Er öffnete die Kasette.

Sie war leer.

Mehr betäubt lächelnd als einen Schreck emp­findend, starrte er in die Kasette. Dann strich er sich über die Stirn und fühlte Mitleid mit seiner Nachlässigkeit.

Wie konnte das zugehen? Er hatte die Sachen in eine andere Kasette gelegt.

Sein Versehen war ihm rätselhaft. Er schloß eine zweite Kasette aus.

Auch nichts. Sie war ebenfalls leer.

Sein Gleichmut verließ ihn nicht.

Er öffnete die dritte Truhe.

Sie enthielt wohl Papiere, aber nicht die ge-

«

Kernerhaus zum Andenken an den deutschen Poeten offen halten. Privatier Erwin Hilt wi^d den Kernerpark erwerben, um ihn als Parkanlage samt derki Alexanderhäuschen seiner Vaterstadt zu erhalten.

Vaihingen a. E., 16. Okt. Zu dem Selbst­mord des Stadtschultheißen Bentel hier ist noch nachzutragen, daß bei demselben seine Visitenkarte gefunden wurde mit den Worten:Es ist jetzt 12 Uhr, es muß sein." Ein Beweis dafür, daß Bentel nicht gerne aus dem Leben geschieden ist. Die zu Gunsten der Witwe eingegangene Lebensversicherung wird dieselbe nun auch nicht erhalten, da Bentel die letzten zwei Beiträge nicht bezahlt hat.

Dürrmenz-Mühlacker, 16. Oktbr. Kaum haben sich die Gemüter über die Darlehenskassen­affäre wieder einigermaßen beruhigt, so tritt ein neuer Fall in die Erscheinung, der aber in seiner Tragik weit schrecklicher zu werden droht. Gestern vormittag fand man nämlich hier ein 12jähriges Mädchen erhängt vor, und man nahm an, es liege ein Selbstmord vor, ohne allerdings irgend einen Grund hierfür zu entdecken. Doch bald änderte sich die Sachlage. Es drang das Gerücht durch, das Mädchen sei ermordet und aufgehängt worden und zwar von dem eigenen Vater. Die Gen­darmerie verhaftete den Mann, und die Untersuch­ung soll bis jetzt ergeben haben, daß er die Tat auf Betreiben der Stiefmutter des armen Kindes be­gangen habe. Das nähere bleibt abzuwarten. Der Vater ist ein in den 40er Jahren stehender Land­wirt von hier. Nach demPforzh. Anz." waren die Verdachtsgründe derart, daß außer dem bereits verhafteten Vater, Gottlob Hasenauer, auch die Frau, die Stiefmutter der erhängten Sophie, nach erfolgter Sektion verhaftet wurde. Es bestätigte sich aber auch, daß das Kind für 1000 in einer Sterbekasse eingekauft war. Das Haus der Eheleute Hasenauer brannte vor 3 Jahren ab und wurde dann neu gebaut. Damals standen die Hasenauers im Verdacht, das Haus angezündet zu haben, um die Versicherungssumme zu gewinnen. Es ließ sich ihnen aber nichts Nachweisen.

Heilbronn, 16. Oktbr. Vor einigen Tagen wurde eine 23jährige Frau in einem hiesigen Hause infolge Gasvergiftung bewußtlos aufgefunden. Ob­gleich zwei Aerzte sofort zur Stelle waren, mußte die Bewußtlose doch dem Krankenhaus übergeben werden. Jetzt ist die junge Frau an den Folgen dieser Gasvergiftung gestorben.

Gmünd, 17. Okt. Ein eigentümlicher Vorfall hält die Gemüter in Aufregung. Ein 16 jähriges Ladenmädchen ist gestern mittag plötzlich gestorben. Als Ursache für den raschen Tod des jungen Mäd­chens wird angegeben, daß sie zu viel Trauben genossen habe.

Geislingen, 15. Okt. Ein jüngerer Flaschner von hier wollte infolge einer Wette in 6 Stunden vom Geislinger Bahnhof bis zur Siegessäule auf dem Schloßplatz in Stuttgart laufen. Er legte um 5 Uhr in der Frühe los, brachte aber nur eine von einem Schutzmann geschriebene Bescheinigung zurück, daß er. um 12 Uhr in Berg angekommen sei. Trotz der guten Leistung ist die Wette also verloren.

wünschten. Jetzt wurde er ein klein wenig nervös; seine Hand zitterte etwas und in sein Gesicht trat die Spur einer Angst.

Alle Kasetten waren jetzt durchgesucht, nichts hatte sich gefunden.

Lord Mangdale lächelte wieder mitleidig; er gebot seiner zunehmenden Erregung halt und setzte sich auf einen Stuhl.

Etwas heiß zu Mute war ihm wohl geworden; ein paar kleine Schweißperlen, welche ihm auf die Stirne traten, wischte er mit einem seidenen Tuche ab.

Lange litt es ihn nicht auf dem Stuhle.

Törichtes Beginnen, alles nachzusehen! Er hatte mit Gewißheit die Papiere in die erste Kasette ge­legt, folglich mußten sie auch noch dort sein.

Er öffnete die erste Truhe wieder.

Sie war abermals leer.

Er blies, ungläubig erstaunt, hinein, ein paar Staubfäden flogen auf.

Jetzt ging er wieder die Reihe der Kasetten durch, mit hastiger Wut, von der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen überzeugt, sinnlos alles durchein- nanderwühlend, mit hochrotem Kopf.

Nichts fand sich.

Er durchsuchte jetzt den ganzen Schrank, stöberte in allen Winkeln und Ecken umher, indem er in der wahllosen Beschäftigung, das tobende Feuer, welches in ihm brannte, zu ersticken suchte; das Feuer züngelte aber in sein Denken über und brachte ihn einem Wahnsinnsanfall nahe.

Erschöpft, mit irren schreckentstellten Zügen schlug

Herb st Nachrichten.

(Preise für 3 Hektoliter.)

Erlenbach, IS. Okt. Rot- und Schillerweine bei steigenden Preisen alles verkauft. In Weißgemischt und Weißriesling noch ziemlich Vorrat. Haberschlacht, OA. Brackenheim, 14. Okt. Heute Verkauf lebhaft zu Mk. 168 bis 185. Immer noch ziemlich Vorrat sehr guter, nur in Berglagen erzeugter Rotweine. Sontheim a. N., 16. Okt. Rotweine ausverkauft zum Preis von Mk. 175, ^ 180- 182, v« 185. Schiller- und Weißweine nur noch kleine Reste. Preis 170 bis 175. Weißrißling noch zu haben zum Preis von 195 bis 200. Weinsberg. Lese geht diese Woche zu Ende. Verkauf leb­haft zu ^ 170 bis ^ 190. Noch schöne Reste seil in vor­züglichen Qualitäten. Die Weingärtner-Gesellschaft wird ihre Weine in kommender Woche versteigern und machen mir jetzt schon auf die vorzüglichen Clevner-, Trollinger-, Weißriesling- u. Weißweine aufmerksam. Eichelberg, OA. Weinsberg, 14. Okt. Käufe sind abgeschlossen zu ISO und 180 Quantität geht zurück. Heilbronn, 16. Oktober. Bei starker Nachfrage halten sich die Preise für Rotwein auf 195 ^ im Durchschnitt, bei Weißwein auf 175 «L Mit der Lese des Trollingers und Weißrieslings wird erst Ende der Woche begonnen. Bei dein letzteren ist an den Trauben da und dort schon Edelfäule zu bemerken. Der Wein dürste also ganz ausgezeichnet werden. Brackenheim, 16. Okt. Bei steigenden Preisen alles verkauft. Letzte Nachricht

Älus ^tülöt. uns U^igLvung

Calw, 17. Okt. Die neugegründete Genossen­schaft für Gewinnung und Verwertung von elektri­scher Kraft im hiesigen Bezirk liegt mit der Kent- heimer Fabrik im Prozeß wegen Erwerbs einer Wasserkraft. Auf den Ausgang des Prozesses ist man allgemein gespannt.

Nagold, 13. Okt. Mit gemeinsamen Gesängen und einer Ansprache des Dekans Römer fand heute nachmittag unter sehr zahlreicher Beteiligung die Einweihung des Friedhofdenkmals für die Opfer der Hirschkatastrophe statt. Den ganzen Nachmittag über war der Besuch der blumenge- schmückten Gräber sehr groß. Das nunmehr fertig gestellte Denkmal, auf Kosten der Stadt nach dem Entwürfe des Regierungsbaumeisters Schuster (eines gebürtigen Nagolder) ausgeführt, ist schlicht und einfach gehalten, ganz dem Zweck und der Um­gebung angepaßt. Eine niedrige Sandsteinmauer mit schmiedeifernem Geländer umrahmt das ganze Gräberfeld, das in mehrere, stufenweise abfallende Abteilungen zerfällt. Die einzelnen Abteilungen sind mit Rasen angelegt, auf dessen grünem Teppich die einzelnen Grabplatten ruhen. Diese, nach Form und Größe völlig gleich, tragen nur den Namen und das Geburtsdatum der Verstorbenen. Sie gruppieren sich um das eigentliche Denkmal, eine kleine Feldkapelle, aus rauh verputztem Mauerwerk erstellt und von einem steinernen Kreuz gekrönt. An der inneren Rückwand der Kapelle befindet sich die Tafel mit den Namen der 53 Getöteten, über dem Eingang die Widmungdem Andenken an die Opfer des 5. April 1906".

Pforzheim, 16. Oktbr. DerGeneral-Anz." schreibt: Hr. Apotheker Dr. C. Hof hier hat, der Oberrhein. Korr." zufolge, die Hofapotheke in Heidelberg um den Preis von 850000 ge­kauft. Auch vor 15 Jahren hat dieselbe Apotheke

er schließlich auf einen Stuhl nieder. Die Stirn grub sich in die Hand und die Glieder zuckten konvulsivisch.

So saß er eine Zeitlang da, eine Beute der heftigsten Erschütterungen, welche ein Mensch nur haben kann.

Das Ungeheuerliche, kaum zu Fassende, trat vor seinen Geist.

Wenn die Papiere in fremde Hände geraten waren, was dann!

Sie durften aber nicht in fremde Hände ge­raten! Lord Mangdale stöhnte empört auf. Es war eine Widersinnigkeit, wie es nur irgend eine geben konnte!

Unermeßliche Folgen mußte der Diebstahl der Papiere nach sich ziehen.

Seine Existenz war rettungslos ruiniert. Schlim­mer als das war aber: die Bekanntgabe der ge­heimen Dokumente mußte internationale Verwick­lungen schlimmster Art zur Folge haben, ja, es konnte zum Weltkrieg darüber kommen.

Lord Mangdale verhehlte sich das keineswegs. Gleichsam erstarrt von der schrecklichen Perspektive, die sich seinem gereizten Hirn tausendfach vergrößert zeigte, blieb er wie gebannt auf seinem Stuhl sitzen.

Rußland hatte großes Interesse daran, die Schriftstücke zu erhalten, Frankreich aber nicht minder, da es dessen Verbündeter war, und sich die Spitze der Koalition daher auch gegen dieses Land richten follte.

Der Gesandte gab sich plötzlich einen Ruck.