vermischtes.
Morenga, der kürzlich im Kampfe mit den Engländern gefallene Bandenführer, war nicht nur ein beachtenswerter Gegner, sondern verfügte auch über einen guten Humor. Erinnerlich dürfte noch sein Schreiben an den Kommandanten eines deutschen Wachpostens sein, nachdem er sich durch einen kühnen Handstreich wieder einiger Pferde der Station zu bemächtigen gewußt hatte. Morenga schrieb dem Offizier nämlich, er solle künftig die Pferde besser füttern lassen, da er für solch abgemagerte Mähren keine Verwendung habe. Nicht weniger originell ist aber folgende als wahr verbürgte Geschichte: Eines Tages forderte Morenga einen Farmer, dem er all sein Hab und Gut bis aufs Hemd weggenommen, energisch auf, sofort das Land, in welches er widerrechtlich eingedrungen, wieder zu verlassen, wenn ihm sein Leben lieb wäre. Dieser erklärte sich dazu gern bereit, bedauerte aber, nicht heimkehren zu können, da ihm dazu alle Mittel fehlten. Da fragte ihn Morenga, wie viel Geld er denn nötig hätte. Auf die Antwort, daß eine Fahrkarte bis nach Hamburg 600 ^ koste, zahlte ihm Morenga sofort diese Snmme aus, aber befahl ihm zugleich drohend, auf der Stelle das Land zu verlassen und sich nicht wieder blicken zu lassen.
Rache ist süß. Auf ein angenehmes Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter läßt folgende Anzeige in einem Berliner Blatte schließen: „8 bis 10 lebende Ratten edelster Abstammung, vortreffliche Nager, ohne Scheu vor Menschen, suche als Ersatz für diejenigen, die ich in 14/s Jahren in meiner Wohnung im Schlossermeister W.'schen Hause gefangen habe, zum 1. Oktober 1907 zu kaufen, um die Wohnung bei meinem Auszuge wieder so instand zu fetzen, wie es der Hauswirt von mir verlangt."
Ei« neuer Schwabenstreich.
„Ihr, — ihr da draußen in der Welt, die Nasen eingespannt! „Auch manchen Mann, auch manchen Held,
„Im Frieden gut und stark im Feld,
Gebar das Schwabenland!"
Wie wahr durchhallt dies Dichterwort Die ganze Welt aus's neu',
Wenn jetzt am Schwäbischen Meere dort Der „Graf der Luft" von Sieg zu Sieg Sein Luftroß tummelt frei!.
Wie wurde er verhöhnt, verlacht,
Als ihm nicht gleich gelang Was er ersonnen und erdacht Aus stiller Forscherbahn! —
In starker zäher Schwabenart Gelangt' er doch zum Ziel;
Trotz Spott und Hohn und Nörgelei,
Worin man sich gefiel!
„Der wackre Schwabe sorcht sich nit,
»Zog seines Weges Schritt für Schritt,
„Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken „Und tät nur spöttisch um sich blicken!" —
Nun ist's erreicht das hohe Ziel,
Der Adler ist im Flug!
Was sagt ihr nun, ihr Zweifler dort,
Ist es Euch jetzt genug? —
Nicht mehr mit Auto oder Bahn,
Mit Wagen nicht noch Pferd, —
Nein, durch das Luftmeer schweben wir,
Wie's uns der Schwabe lehrt! —
Schwerfällig soll der Schwabe sein!?
Hat jetzt das Wort noch Sinn?
Wer fliegt wohl leichter durch die Luft Als unser Zeppelin? —
Und Uhland im Elysium Wird ganz gerührt und weich:
„So ist es recht, schon wieder mal
Ein neuer Schwabenstreich!!"
brecl. Mir: in der „W. Ztg."
Alte «nd neue Eß> und Speiseregeln.
Halte Maß in Speis' und Trank,
So wirst du alt und selten krank.
Wer will werden ein alter Mann,
Soll Maß in Speise und Tranke Han,
Man lebt nicht, um zu essen, sondern man ißt, um zu leben.
Besser einen Tag gefastet,
Als den Magen überlastet.
Die Diät ist die beste Apotheke.
Wer Aerzte vermeiden will, muß sich mit dem leeren Magen zu Tische fetzen und aufstehen, ehe er voll ist.
Ein Schwamm trinkt nicht länger, als bis er vyll ist. Die zu viel und zu gut essen, haben bald ausgegessen. Wer in Weinsucht lebt, stirbt an der Wassersucht.
Im Becher ertrinken mehr Leute als im Meere. Kostlieb läßt den Verstand brach liegen.
Gut gekaut ist halb verdaut.
Man lebt nicht von dem, was man ißt,
Sondern von dem, was man verdaut.
(Um Flaschen und Gefäße), in welchen stark riechende Flüssigkeiten (Spiritus, Rum usw.) aufbewahrt wurden, vollkommen geruchlos und rein zu machen, so daß man sie zum feinsten Wein und dergl. verwenden kann, nimmt man das schwarze
Senfmehl. Man schüttet ein wenig davon mit etwas lauwarmem Wasser in die betreffenden Gefäße, spült sie hierauf mit Wasser aus und wiederholt das Verfahren.
(Auch eine Ehrentafel.) Der Lehrer erzählt den Schülern den Lebenslauf eines großen Dichters und bemerkt zum Schluß, daß an dem Geburtshause desselben zu seinem Gedächtnis eine Ehrentafel angebracht sei. Da meldet sich der kleine Max und ruft freudestrahlend: „An unserm Hause ist auch eine Ehrentafel: — „So? was steht denn darauf?" Der stolze Max antwortet: „Maul- und Klauenseuche!"
(Benützte Gelegenheit.) Er (nach dem verpfuschten Mittagessen): „Gott sei Dank, einen Magen Hab' ich wie der Vogel Strauß!" „Sie: „Ach, Männchen, da hätt' ich doch vielleicht Aussicht, eine neue Straußenfeder für meinen Hut zu bekommen!"
(Vor dem Friedensrichter.) „,Kamel' will Sie der Angeklagte ganz bestimmt nicht geschimpft haben I" — „Es ist möglich, daß er ein anderes Schimpfwort gebraucht hat — gewöhnlich werde ich aber Kamel geschimpft!"
Anagramm.
Aus zwei gegebenen Wörtern ist durch Umstellung der Buchstaben ein neues Wort zu bilden. So entsteht z. B. Bulgarien aus: „Gaul" und „Birnen". In derselben Weise bilde man aus:
1. Sund, Thale eine Stadt in Schlesien.
2. Stamm, Rade eine Stadt in Holland.
3. Kur, Eli einen weiblichen Vornamen.
4. Ger, Brief eine Stadt im Königreich Sachsen.
5. Tief, Storch einen vorzüglichen Schwimmer.
Sind die richtigen Wörter gefunden, so ergeben
ihre Anfangsbuchstaben den Namen eines hervorragenden dramatischen Dichters unserer Zeit.
Auflösung des Rätsels in Nr. 156.
Haimburg — Hamburg.
Das falsche Modell.
- (Nachdruck verboten.
— Schluß. —
Börner hatte es, um nicht aufzufallen, vermieden, während des Tages an dem Hause vorüberzugehen, wo sie weilte und so hatte er die Ersehnte noch nicht zu sehen bekommen. Nach einigen Tagen jedoch zögerte er nicht länger.
Er ließ sich melden und wartete im Sprechzimmer.
Bald tat sich die Tür auf und herein trat eine Dame von etwa fünfundzwanzig Jahren, nicht auffallend hübsch und doch überaus anziehend durch den selbständigen und dabei so bescheidenen und sittsamen Blick, das ernste und doch so milde Wesen, wie es jene Mädchen besitzen, die sich ehrlich und kräftig durch den Kampf des Lebens durchgerungen haben.
Aber — das Original des Bildes war dies nicht I
Börner wurde hierdurch so verwirrt und betroffen, daß er kaum fragen konnte, ob er die Ehre habe, Fräulein Hedwig Merk vor sich zu sehen.
Als sie seine Frage bejahte, berichtete er, noch immer verlegen, er habe Grüße an sie auszurichten von ihrem Vetter, dem Maler Fritz Merk in Berlin.
„Ach, von Fritz, meinem Vetter Fritz!" rief sie erfreut. „Besten Dank! Ich habe ihn lange nicht gesehen, doch schrieb ich ihm meine Adresse. Kennen Sie ihn schon lange? Wohnen Sie auch in Berlin?"
„Nein, ich wohne in Magdeburg", erwiderte Börner, indem er sich etwas sammelte. „Ich lernte Ihren Herrn Netter erst vor kurzem kennen. Eins seiner Bilder, das ich in der Kunstausstellung sah, gefiel mir. Ich suchte ihn auf und — erwarb das Bild."
Es mochte der jungen Dame allerdings auffallen, daß ihr Besucher eine so einfache Sache mit so merkwürdiger Verlegenheit berichtete. Doch schob sie dies auf Schüchternheit und fuhr, da Börner schwieg, freundlich fort: „Ich glaube, Fritz ist ein tüchtiger Maler nach dem, waZ ich hörte."
„O, sehr tüchtig, sehr tüchtig!" rief Börner mit Hast und schwieg wieder.
„Und dabei ein ehrlicher und treuer Mensch. Wir schätzten ihn stets wegen seiner Wahrheitsliebe."
Der Gedanke, daß ihn die Wahrheitsliebe dieses ehrlichen und treuen' Menschen hierher nach Amerika verschlagen habe, war für Börner so überwältigend, daß er nur mühsam ein: „Was Sie sagen!" hervorbrachte.
Ihre Ueberraschung über den sonderbar verwirrten Gast verbergend, fuhr Fräulein Merk fort: „Es sind gewiß zwei Jahre, daß ich meinen Vetter nicht mehr gesehen habe. Ich bin nun schon seit fünf Monaten hier und doch, so angenehm meine Stell-
Redaktton, Druck uud verlaz ,s« L. M»«h tu Nrurutürg,
ung hier sein mag, ich kann mein liebes Deutschland nicht vergessen."
Börner raffte sich zu einem vortragsfähigen Gedanken auf.
„Es ist dies das Loos so vieler Deutschen", sagte er, „die ins Ausland gehen. Also es gefällt Ihnen in Ihrer hiesigen Stellung?"
„Mehr als ich erwartete. Der Herr und die Herrin dieses Hauses sind zwar auch Deutsche, doch hätte ich nicht vermutet, daß man mir mit dieser Freundlichkeit entgegen käme. Alle, auch die Kinder, die ich unterrichte, ja selbst das Dienstpersonal erweisen mir so viel Achtung, so viel Liebe, daß ich nicht weiß, wie ich dies verdient habe."
„Sie sind zu bescheiden, mein Fräulein! Wie man sich gibt, so wird man auch empfangen."
„Wie gefällt es Ihnen hier?" fragte sie ablehnend. „Die Umgebungen des Städtchens sind reizend, finden Sie es nicht auch?"
„Es ist recht hübsch hier. Also der Herr dieses Hauses ist ein Deutscher? Wäre es nicht möglich seine Bekanntschaft zu machen?"
„Gewiß! Er wird erfreut sein, einen Landsmann begrüßen zu können. Wenn es Ihnen lieb ist, werde ich ihn sogleich benachrichtigen."
Bald darauf trat der Herr des Hauses in das Zimmer, begrüßte seinen Gast freundlich, unterhielt sich lebhaft mit ihm und bat ihn endlich, wenn seine Zeit es gestattete, seinen Besuch zu wiederholen.
Und Börner kam öfters wieder, um mit seinem Landsmann und dessen Gemahlin von der fernen Heimat zu plaudern.
Daß Fräulein Merk mit ihren kleinen Schülern meist zugegen war, daß Herr Börner unruhig wurde, sobald sie einmal fern blieb, daß ihr weiblich anmutiges Wesen, ihre tiefe Herzensgüte ihn immer mehr bezauberten und fesselten — darf nicht verschwiegen werden.
Das Bild betrachtete er gar nicht mehr, es lag im Grunde seines Koffers verborgen.
Als er es dennoch zufällig einmal zu Gesichte bekam, sagte er zu sich: „Ein hübscher Mädchenkopf, sehr hübsch! Aber ich kenne noch ein lieberes Antlitz —." Und flugs packte er das Bild wieder fort.
Endlich aber — Börner weilte nun schon vierzehn Tage und ging seinen jedermann rätselhaften Geschäften nach — endlich aber mußte geschieden sein. Börner hatte sich entschlossen.
Als Hedwig mit ihren beiden Zöglingen eines Tages spazieren ging, folgte er ihr nach und fragte sie, ob sie nicht geneigt wäre, nach der Heimat zurückzukehren.
„Warum nach Deutschland zurück?" fragte sie in neckischem Tone. „Glauben Sie nicht, daß es mir hier gefüllt?"
„Möchten Sie nicht eine — Hochzeitsreise über den Ozean antreten?"
Das war deutlich. Hedwig errötete und — ein glückliches verlobtes Paar kehrte ins Haus zurück.
Aus der Hochzeitsreise über den Ozean wurde allerdings nichts. Die pflichttreue Hedwig wollte nicht eher ihre Stellung verlassen, als bis eine Nachfolgerin gefunden.
„Und dann", sagte sie lächelnd zu Börner, „und dann möchte ich Dir Gelegenheit geben, Dich auf dem Ozean anders zu besinnen."
„Weißt Du nicht", rief er lebhaft, daß es mit dem Fernsein und der Liebe so ist wie mit dem Sturmwind und dem Feuer, daß der Sturmwind die kleinen Flammen auslöscht und die großen verstärkt?"
Auch diesmal huldigte Börner auf der Reise einem eifrigen Bilderdienst, aber diesmal besann er sich nicht anders.
Kurze Zeit führte ihn eine geschäftliche Angelegenheit nach Berlin, und er benutzte die Gelegenheit den — wahrheitsliebenden Maler aufzusuchen.
Sollte ihm dieser doch ein Rätsel lösen!
„Ich spreche Ihnen meinen Dank aus", rief er ihm entgegen, „daß Sie mich nach Amerika gejagt haben. Ich bin der glückliche Bräutigam Ihrer Kousine."
„Meine herzlichen Glückwünsche!" erwiderte Fritz etwas verlegen und verwirrt.
„Aber sagen Sie mir um aller Welt, warum Sie meine Braut für das Original des Bildes ausgaben?"
„Nun, ich will es Ihnen gestehen. Als Modell saß mir eine hübsche Berlinerin, die ich unterdessen geheiratet habe. War es mir zu verargen, daß ich einen so gefährlichen Nebenbuhler, bis nach vollzogener Trauung — auf Reisen schickte?"
-Ein herzliches Lachen Börners zeigte an. daß er verziehen hatte.
Einige Wochen später fand in Hedwigs Heimat die Hochzeit statt.