ausgeboten hat. Das Kammergericht hat mit dem Vorderrichter angenommen, daß eine solche Anzeige geeignet ist, die Ehre des betreffenden Schuldners zu verletzen. Wenn auch das Ausbieten von For­derungen in öffentlichen Blättern zum Verkauf als ein Akt der erlaubten Selbsthilfe nicht strafbar sei, so gehe doch aus der Form des Inserats hervor, daß es dem Angeklagten in erster Reihe nicht da­rauf angekommen sei, durch die Veröffentlichung den Verkauf seiner Forderung herbeizuführen, son­dern durch die öffentliche Bloßstellung einen nach dem Gesetz unzulässigen Zwang auf den Schuldner auszuüben, die bestehende Schuld zu bezahlen.

Eine seltsame Todesursache. Aus Turin wird geschrieben: Einem seltsamen Unfall ist in Rivoli die 16jährige Tochter des Gutsbesitzers Nei- rotti zum Opfer. Das junge Mädchen eine frischgepflückte Feige und verschluckte, ohne es zu be­merken, eine Wespe, die sich in der Frucht befand. Das Insekt stach die Unglückliche in die Kehle und verursachte hierdurch eine plötzliche Schwellung der Schleimhäute, die nicht schnell genug beseitigt werden konnte, sodaß das unglückliche Mädchen in wenigen Minuten unter gräßlichen Qualen erstickte.

König Eduards Geheimnis. Eduard VIl. bewahrt über sein Privatvermögen, so schreibt der Cri de Paris", strengstes Stillschweigen. Zwar haben einige Zeitungen versucht, es abzuschätzen, aber in Wirklichkeit weiß niemand etwas davon. Man hat von Besitzungen des Königs in West-End Londons und auch von zahlreichen Aktien amerika­nischer Eisenbahnen gesprochen. In Wahrheit jedoch legt der König seine Fonds nach reiflichster Ueber- legung an, und in vielen Fällen werden diese Ge­schäfte nicht auf seinen eigenen Namen ausgeführt, sondern durch die Vermittlung erprobter Ver­trauensmänner, die nach den Aufträgen und Befehlen des Herrschers die nach seiner Meinung günstigsten Operationen vornehmen müssen. Wie viele andere Staatsoberhäupter, so hat auch Eduard VII. einen großen Teil seiner Effekten in den Stahlkammern der sichersten Banken liegen, wo sie vor jeder Ge­fahr und jeder Indiskretion geschützt sind. Der König führt selbst eine kleine Aufstellung seines ge­samten Vermögens und hält sie in seinem Schreib­tisch verschlossen, der nur durch einen kleinen gol­denen Schlüssel geöffnet werden kann. Diesen Schlüssel trügt der Monarch an einer Kette von demselben Metall immer bei sich. Er allein kennt auch das Geheimnis des Schlosses, und von dem Schlüssel existiert kein zweites Exemplar. Wenn der König in seinem Arbeitszimmer" seine Geschäfte er­ledigt hat, so ist jedermann streng verboten, hier einzutreten, wenn er es verläßt. Das Recht dazu hat nur ein besonderer Sekretär, der gegenwärtig Lord Knollys ist. Er vernichtet alle in den Papier­korb geworfenen Papiere, indem er sie verbrennt.

Der Waffenschmied

oder

der Ratsherr von Mm.

Historische Erzählung nach der Chronik der Stadt Ulm von Eugen Simson.

7) -(Nachdruck verboten.)

Schluß.

Schon war das freudige Leben des Tages in voller Bewegung, als der Ratsbote wichtige Brief­schaften übergab, über die sogleich ein Beschluß zu ireffen war. Schnell hob der Bürgermeister des­halb die Tafel auf und mit dem vierten Glocken­schlage hatte er die Mitglieder des Rates versammelt; nur Harsdörfer's Stuhl war noch unbesetzt. Endlich erschien auch er, wild rollten seine Augen in ihren Kreisen, hörbar klopfte seine Brust, eine heftige Be­wegung seines Innern war nicht zu verkennen.

Schweigend setzte er sich neben Besserer, das Haupt in die Hand stützend, und als dieser seinen Vortrag begann, warf der Kollege nur zuweilen einen stechenden Blick auf ihn I Der Gegenstand der Beratung war eine von den heftigsten Drohungen begleitete Aufforderung des Kurfürsten von Bayern, sich jetzt, nachdem der Schwedenkönig in das nörd­liche Deutschland zurückgekehrt war, von dem mit ihm geschlossenen Bündnisse loszusagen und zu der kaiserlichen Partei überzutreten. Groß war der Eindruck, den das Schreiben in der Ratsversamm­lung der freien Reichsstadt Ulm hervorbrachte; denn die in demselben enthaltene Drohung des Bayern­fürsten, daß, falls Ulm seiner Aufforderung kein Gehör gebe, ihre Reichsunmittelbarkeit auf dem Spiele stehe, konnte für vollkommen begründet an­genommen werden, da nach glaubwürdigen Nach­richten bedeutende bayerische Truppenabteilungen so-

selbst die Schreibunterlagen, die auf dem Tisch Zu­rückbleiben; ja sogar die Kreuzbandstreifen der Zeit­ungen, die Seine Majestät erhält. Keiner der Sek­retäre, die zu dem Arbeitszimmer des Königs Zutritt haben, darf ein Tagebuch führen; ebenso sind den Hofdamen der Königin alle persönlichen Aufzeich­nungen streng untersagt, und sie müssen mit einem Eide bekräftigen, daß sie sich diesem Verbot fügen wollen. Trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln ver­schwinden dennoch bisweilen Papiere, und dann ist der arme Lord Knollys in großen Aengsten und fast krank vor Aufregung; denn der König hat vor Klat­schereien den größten Abscheu.

Pech. Ein korpulenter Herr ries eine vorüber­fahrende Droschke an.Kutscher", sagte er,fünf Mark, wenn Sie mich in weniger als 15 Minuten zum Bahnhof fahren I" Er sprang hinein und die Droschke rasselte los. Der Kutscher war, als er den Bahnhof erreichte, erfreut, zu bemerken, daß es noch einige Minuten vor der Zeit war. Kaum war der Schlag geöffnet, als der Fahrgast keuchend ausstieg und sich stöhnend seine schweißtriefende Stirn wischte.Was ist denn passiert?" fragte der Kutscher.Passiert!" rief der korpulente Herr. Passiert! Puh! Können Sie nicht sehen, daß der Boden in der Droschke herausyefallen ist puh! Ich habe den ganzen Weg zum Bahnhof laufen müssen! Puh!" Dann blickte er sich um und sein purpurrotes Gesicht'erblaßte.Kutscher", brüllte er, Sie haben mich nach dem verkehrten Bahnhof ge­bracht und ich habe meinen Zug verpaßt!"

(Um frische Blumen), in Wasser gesteckt, lange schön zu behalten, setzt man demselben etwas Kampfer zu.

(Um Fleisch, Schinken oder Wurst usw., vor Schimmel zu bewahren), bestreicht man es mit Kognak oder mit gutem Kornspiritus. Wird der Schinken gekocht, so gießt man, besonders im Sommer, ein gutes Glas echten Korn hinzu. Dieser macht ^ das Fleisch saftig und zavt, ohne vorzuschmecken. Oder man rühre von Salz und Wasser einen Brei und reibe damit den ganzen Schinken ein, um ihn vor Schimmel zu bewahren. Ein anderes einfaches Verfahren ist dieses: Nachdem man vom Schinken oder von der Wurst abgeschnitten hat, bestreicht man die Schnittfläche leicht mit vom Schinken abgeschab­tem Fett, dann setzt sich kein Schimmel an.

(Obst auf einfache Art einzumachen.) Man nehme dazu große Einmacheglüser mit umgebogenem Rand, schwenke sie mit Rum aus und bestreue sie überall mit Zucker, fülle sie mit beliebiger Frucht, immer mit gestoßenem Zucker dazwischen und auch oben darüber und binde sie zu, vorerst mit Papier und dann noch mit Schweinsblase. Setze sie nun in ein nicht zu hohes, mit Wasser gefülltes Gefäß und mit diesem des Morgens in die Röhre,, ehe noch das Herdfeuer angezündet wird, damit die

wohl an der Donau herauf, als über das Lechfeld

her die Richtung gegen die Reichsstadt nahmen, wäh­rend die schwedische Besatzung ihrer Zahl nach wohl nicht im Stande war, einen länger dauernden Widerstand zu leisten. Ueberdies Halle das alte Verhältnis der Stadt zu der geheiligten Person des Reichsoberhauptes bei einem großen Teile von Ulms Einwohnern eine Anhänglichkeit an das Erzhaus zu­rückgelassen, welche den offenen Bruch mit der kaiser­lichen Sache nie hatte gutheißen können. Als Besserer nun seinen wohlerwogenen Antrag dahin­stellte, unter allen Umständen bei dem mit Gustav Adolph geschlossenen Freundschaftsbündnisse zu be­harren, mußte er zu seinem großen Befremden be­merken, daß ihm vielfach widersprochen wurde und seine Auffassung namentlich in Harsdörfer einen bitteren Gegner fand, der sich sogar beigehen ließ, ihm eigennützige Absichten und Wortbruch vorzuwerfen, obwohl die Ulmer ihr Bündnis mit den heiligsten Eidschwüren besiegelt hatten, welche jetzt wie Seifen­blasen zerstieben sollten. Zornglühend fiel ihm Besserer in die Rede:

Was, zum Teufel! erfrecht Ihr Euch? Wenn habe ich mein Wort nicht gehalten oder auf meine Seite gesprochen? Heda, frecher Bursche, wagst Du also meine grauen Haare zu schmähen?"

Die Beweise liegen am Tage, geehrtester wei­land Schwiegerpapa", erwiderte mit gezwungener Mäßigung der Andere.

Da lüuft's hinaus?" rief Besserer.Hört's Männer von Ulm! Euren Bürgermeister Besserer, der seit fünfundzwanzig Jahren für Euer Wohlsein Tage und Nächte geopfert hat, wagt ein Mensch wortbrüchig zu nennen, den gerade diese Stelle, auf ! der er gegenwärtig sitzt, an ein Wesen mahnen sollte, das vor wenigen Monaten sein gegebenes ' und nicht gehaltenes Wort auf das Schaffst gebracht

Redaktion. V>mS s»h Verlag »s« L. Meeh t« Nesen-Srg-

Gläser nur nach und nach erwärmt werden und lasse sie so bis den Nachmittag stehen, wonach man sie mit dem Gefäß herausnimmt und im Wasser er­kalten läßt. fZowie die Röhre aber recht heiß ge­worden ist, muß man ein mehrfach zusammengelegtes, mit Wasser befeuchtetes Tuch oben über die Gläser legen und stets feucht halten, weil sonst die Blase leicht reißt, auch muß man bisweilen Nachsehen, ob das Wasser nicht zu sehr einkocht und dann heißes nachfüllen. Den Zucker nimmt man nach Geschmack, je nachdem man das Süße liebt; auf ein Literglas etwa 125 Gramm.

(Ein Schlaumeier.) Der kleine Emil (als er seine Schwester mit einem Äpfel ins Zimmer treten sieht): Komm, Elli, wir spielen Adam und Eva!" Elli:Ja, wie denn?" Emil:Nun, Du ver­suchst mich mit dem Apfel, und ich esse ihn!"

Rätsel.

I» manchem Buch hast du gelesen Von jener frommen Brüderschar,

Die einst mit demutrcichem Wesen Tat, was besagt mein erstes Paar.

Die letzte überall man findet,

Der Städte festen Bau gegründet;

Sie pranget in der Fürstenkrone

Und ward auch dem Verdienst zum Lohne.

Mein ganzes aus der Menschheit Hvh'n Einst war in blut'ger Pracht zu seh'n;

Sein Stern erblich, noch eh' er schied,

Doch lebt sein Nam' in manchem Lied.

Und seiner Heldentaten Preis Verkündet dreier Dramen Kreis;

Von Dichtermund uns so verklärt,

Des Ruhmeskranz bleibt unzerstört.

Auflösung der Charade i» Nr. 148.

Uebermut.

Wohltäter der Menschheit! Auch während der langen Friedenszeit, seit den Kriegen 1868 und 1870/71, in denen der württ. Landesverein vom Roten Kreuz sich bleibende Verdienste um das Wohl unserer Vaterlands- Verteidiger erwerben konnte, war ihm schon so manches mal Gelegenheit geboten, bei Unglückssällen aller Art zum Heile leidender und bedürftiger Mitmenschen tätig zu sein. Reiche Erfahrungen wurden allenthalben nutzbringend an­gewendet, den erhöhten Anforderungen an das freiwill.ige Sanitätswesen mußte entsprochen, für eine vollkommene Ausbildung des zahlreichen notwendigen Personals, für Beschaffung der notwendigen Lehr- und Lernmittel, Appa­rate, Gerätschaften, Instrumente, Verbandsstoffe u. v. a. m. mußte gesorgt werden. Die eigenen Mittel des Vereins reichten zur Bewältigung solch durchgreifender Ausgaben nicht aus; es wurde ihm daher staatlicherseits wieder eine Lotterie bewilligt, deren Ziehung schon am 9. Oktober stattfindet. Die Lose L Mk. 1. sind in den bekannten Verkaufsstellen zu haben.

hat! Geist der unglücklichen Magdalena Gold­schlager, tritt auf in sichtbarer Gestalt und zeuge mir, daß ich Wahrheit gesprochen Habel"

Das Maß ist voll!" rief Harsdörfer nun, er­hob sich, riß aus dem Koller eine Pistole, und von zwei Kugeln durchbohrt, stürzte der Bürgermeister von Besserer leblos in seinen Sessel zurück.

In gräßlicher Erstarrung waren die Anwesenden, und noch erhob sich keine Hand, den Verbrecher zu fassen; er hätte fliehen können und kein Hindernis gefunden; aber es war ihm darum nicht zu tun.

Die Sache ist abgemacht zwischen mir und diesem Graukopf da", sprach er,wir werden in keinen Streit miteinander mehr geraten, und gleich­gültig kann es uns sein, ob Ulm es mit dem Kaiser oder mit den Schweden hält. Aber redlich habe ich es mit meiner Stadt gemeint, an ihre Spitze gestellt, wollte ich sie groß und mächtig machen; darum opferte ich, um dieses Ziel zu erreichen, ein heiliges Verhältnis und brach meinen Schwur. Doch mein fließend Herzblut soll sie bald versöhnen! Ein­spännige", ries er, die Tür öffnendherbei ich bin Euer Gefangener!"

Harsdörfer's Loos war schon nach einigen Mo­naten entschieden; die Todesstrafe ward gegen ihn erkannt, doch wurde er, wie der richterliche Ausspruch besagte, auf flehentliches Bitten seiner Anverwandten, mit der ordentlichen Strafe des Rades verschont und in Anbetracht seiner adeligen Geburt zurArque- busade" (Erschießung) verurteilt, auch dieses Urteil imneuen Bau" in früher Morgenstunde vor einer

Deputation des Rats vollstreckt.-

Besserer und Harsdörfer ruhen neben einander. Das Grab des Letzteren deckt ein glatter Stein, Besseres Monument aber ist noch heute in der Münsterkirche zu Ulm zu schauen.