Berlin, 11. Sept. Jn.der Koblenzer Hochverratsaffäre sind insgesamt 14 Verhaftungen vorgenommen worden. Zwei verhaftete Zivilpersonen sind inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Das gegen Schiawara eingeleitete Hochverratsverfahren ist auf vier Mitschuldige, welche nicht dem Soldatenstande angehören, ausgedehnt worden.
Berlin, 11. Septbr. Aus Halle a. d. S. meldet die „Voss. Ztg.: Der Kreisausschuß in Langensalza beschloß, sämtlichen beim Ausheb- ungsgeschüft als tuberkulös verdächtig ermittelten Gestellungspflichtigen auf Kosten des Kreises einem Lungenheilverfahren zu unterziehen. Die preußische Regierung, die von diesem Beschluß Kenntnis erhielt, will Maßnahmen ergreifen, um den Beschluß, der im Interesse der Volksgesundheit sehr zu begrüßen ist, zu verallgemeinern.
Ueber das schon gemeldete Großfeuer in der Dampfmühle von Back in der ungarischen Stadt Raab wird dem „Berl. Lok.-Anz." aus Pest noch berichtet: In der Mühle waren bei Ausbruch des Brandes im Parterre und im ersten Stock 200 Arbeiter beschäftigt, die sich zum größten Teil retteten, indem sie aus den Fenstern sprangen. Das Feuer wütete bereits eine Viertelstunde, als im vierten Stock zwei Fenster geöffnet wurden und nacheinander 30 Menschen herabsprangen. Die Feuerwehr und die freiwilligen Retter, die schon erschienen waren, spannten sofort Sprungtücher auf. Aber 10 Menschen sprangen fehl und 6 von ihnen starben sofort, während die übrigen schwer verletzt wurden. Aber auch von den in die Tücher Gefallenen trugen viele Verletzungen davon. Die Verwundeten werden ins Spital gebracht, doch ist dort bereits kein Platz mehr vorhanden. In der Stadt herrscht große Panik; die Familien der Arbeiter versammeln sich vor dem Spital, um sich nach vermißten Angehörigen zu erkundigen. Am Nachmittag wurden die Arbeiter versammelt, und dabei wurde festgestellt, daß noch etwa 50 Arbeiter fehlen; man befürchtet, daß von ihnen ein großer Teil den Tod in den Flammen gefunden hat. Vor der Brandstelle spielten sich schmerzliche Szenen ab; weinende Frauen suchen ihre Männer, schluchzende Kinder ihre Väter. Wie dem „Lok.-Anz." weiter telegraphiert wird, heißt es, daß das Feuer aus Rache angelegt worden sei. Vor drei Wochen traten nämlich 100 Arbeiter der Mühle in den Ausstand, von denen später 40 die Arbeit wieder aufnahmen, während 60 weiterstreikten. Man sagt nun, daß die Streikenden das Feuer angelegt hätten. Der Schaden beläuft sich nach bisheriger vorläufiger Schätzung auf eine Million Kronen.
Vom Rhein, 8. Sept. (Holzwochenbericht.) Der süddeutsche und rheinische Brettermarkt lag sehr ruhig. Geschnittene Tannen- und Fichtenkanthölzer zogen nur mäßig die Aufmerksamkeit auf sich. Der Markt für Hobelwaren zeigte verhältnismäßig bewegten Verkehr durch die großen Entnahmen des Baufachs, das die Bauten jetzt fertig stellt. Die Preise haben nicht mehr die frühere Festigkeit, was indes immer in dieser Jahreszeit der Fall ist. Vor-
Der Waffenschmied
oder
der Ratsherr vo« Ulm.
Historische Erzählung nach der Chronik der Stadt Ulm von Eugen Simson.
3) - (Nachdruck verboten.)
Der Ton der Hausglocke, die eben angezogen wurde, überhob den Gefragten einer Antwort. Regina eilte von dem Fenster schnell zu Werner zurück und trieb ihn mit den Worten fort: „Mein Vater kommt, begleitet von Harsdörfer und einem Fremden. Wichtige Geschäfte müssen ihn um diese Stunde nach Hause führen. Wenn Du ihm begegnest, so nimm Dich zusammen."
Werner ging; auf der Hausflur traf er mit den Angekommenen zusammen und wollte mit demütigem Bückling vorüber, als der Bürgermeister ihn zur Rede stellte und nach seinem Tun befragte. Ruhig brachte er vor, daß er als Geselle des Meisters Bprblinger, die Ehre gehabt Habe, einiges Bestellte herzutragen. Der Fremde blickte den Sprecher starr an und rief: „Alle Teufel, Rittmeister Barthold! Wie kommt Ihr hierher und in dieser Vermummung?"
Gefaßt blickte der Schneidergeselle den Fremden mit großen Augen an und sagte verwundert: „Es beliebt Euch, mit einem armen Menschen Euren Spaß zu treiben, habt doch die Güte, Euch an einen anderen zu wenden." Mit diesen Worten wollte er entschlüpfen, aber Harsdörfer hielt ihn auf, indem er lachend sagte:
rate sind genügend am Markte, und fortgesetzt > kommen noch neue Zufuhren bei. Weißholz nordischen Ursprungs ist in sehr beträchtlichen Mengen am Markte. Am rheinischen Rundholzmarkte fanden immerhin fortwährend Verkäufe statt. Was die Sägewerke von großen Einkäufen abhielt, war vor allem der hohe Wertstand des Rundholzes. Trotzdem behauptete sich aber der zuversichtliche Grundton am Markte. Der Vorrat ist an keinem, der in Betracht kommenden Floßholzhäfen so stattlich, daß man von einem Ueberangebot sprechen könnte, aber man zieht es doch vor, größere Zufuhren vom Markte fern zu halten; wie wir hören, hat man mit dem Aufpoltern von Rundholz auf das Land bereits begonnen. Auf dem Neckar, wie auch auf dem Maine sind neuerdings Zufuhren eingetroffen. Der Main wies den größten Floßverkehr auf. Am Mannheimer Markte sind in letzten Tagen einige Verkäufe zustande gekommen, wobei für Kleinholz 22,75 bis 23 Mk., für Mittelholz 24,75 bis 25 Mark, für Meßholz 26,75 bis 27 Mk. und für Holländerholz 28,75 bis 29 Mk. das Festmeter frei Mannheimer Floßholzhafen erzielt wurde. Mit der Verwendung des russischen Rundholzes am Niederrhein hat man, wie verlautet, günstige Erfahrungen gemacht; es ist anzunehmen, daß der Verbrauch darin für die Folge steigen wird.
New-Aork, 10. Sept. Nach einer Depesche aus San Antonio (Texas) ereignete sich in der Las Espernancas Mine eine schwere Explosion schlagender Wetter, durch die 27 Bergleute getötet und 130 verwundet wurden. Infolge der Explosion entstand eine Feuersbrunst, durch die 200 Arbeiter in der Grube eingeschlossen wurden. Die Rettungsarbeiten wurden sofort in Angriff genommen. Man fürchtet aber, daß es nicht möglich sein wird, die unter Tage Eingeschlossenen lebend zu bergen.
Württemberg.
Tübingen, 11. Sept. Seine Majestät der König wird gutem Vernehmen nach vom 20. Sept. an einige Tage wieder in Bebenhausen Aufenthalt nehmen, um im Schönbuch zu jagen. Zur Zeit ist es sehr still hier, da außer der Studentenschaft auch das Militär abwesend ist.
Lützenhardt, 12. Sept. Seine Majestät der König haben der Pfarrgemeinde Lützenhardt zum Kirchenbau daselbst einen Staatsbeitrag von 4500 ,/A verwilligt.
Stuttgart, 12. Sept. (Zum Bahnhofumbau.) Der Ankauf des Anwesens der Freifrau Mathilde v. Entreß-Fürsteneck (Kriegsbergstraße 22) durch die Generaldirektion der württ. Staatseisenbahnen ist jetzt perfekt geworden. Der Kaufspreis beträgt über 1000000 '/L
Stuttgart, 10. Sept. Am 7, September erschien hier zum erstenmal eine neue Zeitung. Sie nennt sich „Württemberger Zeitung, Stuttgarter Nachrichten- und Handelsblatt". In einem heute ausgegebenen Prospekt sagt der Verleger und Herausgeber, er hoffe, daß das neue Zeitungsunternehmen eine Bereicherung der Presse darstelle,
„Nicht so empfindlich, Herr Kleiderkünstler, daß man Euch mit einem Kriegsmann verwechselte, kommt wohl von Eurem Schnurrbart her; sagt mir doch, warum Ihr einen solchen traget; etwa um der Allerliebsten besser zu gefallen, wenn Ihr Sonntags mit ihr zum Tanze geht?"
„Ich trage den Bart, weil es mir also gefällt", erwiderte der Angerufene keck, „wir Schneider sind durch unsere Nadel und Scheere, die ja auch von Stahl sind, den Kriegern mehr verwandt als mancher Tintenkleckser, der ebenfalls einen Schnurrbart trägt."
Der Schneider entfernte sich mit einer höhnischen Verbeugung, der Bürgermeister aber sagte lachend: „Merkt Euch dies, Freund Harsdörfer und spottet keines Schneiders mehr."
Zum Glück für Regina trat ihr Vater nicht in das Wohnzimmer, sondern führte seine Begleiter nach einem abgelegenen Gemach, dessen Tür er abschloß.
„Hier sind wir völlig unbelauscht", sagte er zu dem Fremden, „und Ihr mögt nun ganz unbesorgt mir Eure Botschaft eröffnen."
„Hier mein Beglaubigungsschreiben", sagte der Fremde, indem er ein Pergament aus dem Busen zog, der den Besitzer als den bayerischen Hauptmann Born und Bevollmächtigten des Kurfürsten von Bayern auswies. Hieraus fuhr er fort: „Es wird der Weisheit eines ehrsamen Rates der freien Reichsstadt Ulm nicht entgangen sein, daß ihre Neutralität in dem allgemeinen Kampfe nicht länger bestehen und daß es sich bloß noch fragen kann, für wen sich zu erklären das Vorteilhafteste sei, ob für
i nicht bloß für Stuttgart, sondern das ganze Land, und daß es eine Lücke ausfüllen solle, die sich bei der rapiden Entwicklung der schwäbischen Residenz zur Großstadt und bei der raschen Zunahme von Handel und Wandel im ganzen Königreich immer empfindlicher fühlbar gemacht habe. Die erste Nummer erscheint nach den Angaben der Zeitung selbst in einer Stärke von 32 Seiten und in einer Auflage von 120000 Exemplaren. „Das Papiergewicht betrügt 15 360 Kilogramm, gleich eineinhalb Eisenbahndoppelwaggons. Sämtliche Zeitungsblätter neben einander gelegt würden eine Bahn von 643 km Länge ergeben. Man könnte also mit ihr einen Weg von Stuttgart bis über Paris hinaus Herstellen, da die Entfernung von Stuttgart und Paris 599 Kilometer beträgt. Sämtliche Zeitungen aufeinander- gelegt, würden eine Papiersäule von 444 in Höhe darstellen, eine Höhe, die beinahe der dreifachen Höhe des Ulmer Münsters entspricht."
Nürtingen, 11. Septbr. Gestern abend erhängte sich der 35jährige Briefträger Schorr von hier aus unbekannter Ursache. Er hinterläßt eine Frau mit 4 kleinen Kindern.
Döttingen, 12. Sept. Vorgestern nacht 11 Uhr ist in dem Hause des Kaufmanns Strähl Feuer ausgebrochen, das den Dachstuhl vollständig einäscherte, während der erste und zweite Stock gerettet werden konnten. Gegen früh 3 Uhr wurde die Frau des Abgebrannten neben dem Kamin liegend vollständig verkohlt aufgefunden.
Bernhausen a. d. F., 11. Septbr. Einem Manne, der am letzten Donnerstag Hochzeit hatte, wurde am folgenden Tag der Betrag seiner Hochzeitsgeschenke von 305 samt seiner neuen Hose gestohlen. Dem Täter ist man auf der Spur.
Horb, 11. Sept. Die Hopfenernte.ist hier und in der Umgegend nahezu beendet und befriedigt im großen und ganzen die Produzenten. In Nordstetten soll nahezu alles verkauft sein um den Preis von 70 -E per 50 Kilo. *
Friedrichshafen, 7. Sept. Dem gestrigen Markt war viel Frühobst zugeführt. Mostobst kostete 4—4.50 ^ Tafelobst: 10 konnte aber zu diesem Preise nicht alles gekauft werden.
Stuttgart, 12. Sept. (Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz.) Zufuhr 400 Ztr. Preis 2 30 ^ bis
4 Mk. per Zentner. — Krautmarkt auf dem Marktplatz. Zufuhr 1000 Stück. Preis 18—20 ^ per 100 Stück. — Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr 400 Ztr. Preis 5 80 ^ bis 6 30 per Zentner.
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* Neuenbürg, 12. Septbr. In der Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 9. ds. Mts. fand die Beratung des Etats der Stadtpslege 1907/08 statt. Die mutmaßlichen Einnahmen wurden zu 67 300 -/E, die Ausgaben zu 93 300 veranschlagt, somit wäre ein Defizit von 26 000 ^ zu decken. Da nach der angeftellten Berechnung an Gemeindeeinkommensteuern 43"/<> des staatlichen Einheitsgesetzes von 21350 <^ü, somit also 9180 ^ zu erheben sind, so beträgt die noch durch Umlage auf das Gebäude-, Grund-, Gefäll- und Gewerbe- Kataster aufzubringende Summe rund 16 900
die Sache des Kaisers, oder für die des Schwedenkönigs. Daß die Religion aus dem Spiele bleiben muß, ist den Ulmern wohl nicht entgangen; die Maske eines Beschützers der evangelischen Glaubensfreiheit, die dieser Schwedenkönig vorgesteckt hatte, um seine Glaubensgenossen für sich zu gewinnen, ist ihm längst abgezogen und er steht da als der freche Ausländer, der seine wilden Scharen von dem Marke der Deutschen zu füttern versteht und sich eine bleibende Stätte in unserem schönen Vaterlande bereiten möchte. Vom Rhein her, wo seine Banden sich durch ihre Grausamkeit ein bleibendes Denkmal errichtet haben, hat er die ganze Pfalz durchzogen, hat einem Teil von Schwaben eben auch keinen Respekt vor seiner Kriegszucht eingeflößt, und schließen sich die bedeutenderen Städte, wie Augsburg, Ulm rc. an ihn an, so hat er für längere Zeit festen Fuß in diesen Gegenden gefaßt und verloren ist die Selbstständigkeit der angesehensten Reichsstädte Süddeutschlands. Darum gilt es, daß diese sich für die Sache des Kaisers, für unsere Sache erklären, und ihr eigener Vorteil, dessen Bedeutung erst die Zukunft klar machen wird, gebietet eine schnelle Entschließung.
„Und was wird die nächste Folge sein, wenn wir uns für den Kurfürsten entscheiden?" fragte der Bürgermeister.
„Zwei Regimenter bayerischen Fußvolkes werden zum Schutze der Stadt ausbrechen und sie besetzen; ihre Verköstigung wird vom Kurfürsten haar vergütet", antwortete der Unterhändler. Der Bayer