16 217 gegen 6 923 Stimmen angenommen. Damit sind Neunstundentag und Minimallohn zum erstenmal in der Schweiz gesetzlich anerkannt worden.
Berlin, 9. Sept. Aus Hersfeld in Westfalen wird gemeldet: Im Hause des Eisenhändlers Baudeck sind bei Kanalisationsarbeiten 400 Silber- münzen in der Größe von Fünf-Markstücken, mit der Jahreszahl 1628 und 1632 versehen, aufgefunden worden, die im 30 jährigen Kriege dort vergraben wurden.
Leipzig, 9. Sept. Die Verhandlung über die Revision des zum Tode verurteilten Rechtsanwalts Hau wird am 12. Okt. vor dem Strafsenat des Reichsgerichts stattfinden.
Mannheim, 9. Septbr. Die Lohnbewegung unter den Arbeitern der Badischen Anilin- und Sodafabrik hat mit dem Abbruch der Verhandlungen seitens der Arbeiter geendet und der Streik wird dadurch vermieden.
In München ist gestern der 16. Internationale Friedenskongreß eröffnet worden. Alle bayerischen Ministerien außer dem Kriegsministerium hatten Vertreter entsandt, ebenso die preußische, die österreichische und die russische Gesandtschaft. Huldigungstelegramme wurden an den Prinzregenten und an den Kaiser abgesandt. Ferner wurde beschlossen, ein Telegramm an die Regierungs-Vertreter bei der Haager Konferenz abzusenden, in dem dem Wunsch Ausdruck gegeben wird, daß die Beratungen der Konferenz zu einem greifbaren Erfolg führen.
München, 9. Sept. Gestern nachmittag ist eine Gesellschaft von Münchener Herren in der Nähe von Blomberg bei Salzburg mit ihrem Automobil von einem Zug der Linie Salzburg- Ischl überfahren worden. Der Anprall war so heftig, daß die drei Insassen in weitem Bogen aus dem Kraftfahrzeug geschleudert wurden. Der Eigentümer wurde schwer verletzt. Er ist noch gestern abend gestorben.
Villingen, 8. Septbr. Einen wirkungsvollen Abschluß der in allen Teilen so wohlgelungenen Ausstellung bildete das heute mittag veranstaltete Schwarzwälder Trachtenfest, zu dem sich Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus ganz Oberbaden eingefunden hatten und dem die Mitwirkung der Hanauer Musik aus Dorf Kehl einen besonderen Reiz verlieh. Zu melden außerdem ist der heute erfolgte Eintritt des 200 000 Besuchers der Ausstellung (mit Tageskarten), dem wieder ein hübsches Geschenk überreicht wurde.
Hamburg, 9. Sept. Die Polizeibehörde teilt mit, daß an Bord des aus Santos hier eingetroffenen Dampfers „Cordoba" pestverdächtige Ratten gefunden worden seien. Das Schiff wird einer Ausgasung mit dem Rattentötungsapparat unterzogen. Die Weiterlöschung ist unter den üblichen Vorsichtsmaßregeln gestattet worden. Menschen sind nicht erkrankt.
Raab, 9. Sept. Eine 4stöckige Dampfmühle, in der 200 Arbeiter beschäftigt waren, ist vollständig niedergebrannt. Aus den oberen Stockwerken sprangen die Arbeiier in das Rettungstuch hinab, wobei viele verunglückten. Nach den bisherigen Feststellungen sind 8 Arbeiter tot und 4 schwer verletzt.
WürttLMbeng.
Stuttgart, 10. Septbr. Die Manöver der 52., 53. und 54. Brigade gingen heute zu Ende; morgen ist allgemein Ruhetag. Der kommandierende General v. Fallois wohnte heute in Begleitung des Generalstabschefs und 2 Offizieren des Stabs den Manövern der 54. Brigade an und ist in Biberach a. Riß abgestiegen.
Stuttgart, 9. Sept. Wie der „Staatsanz." meldet, soll das Hof- und Staatshandbuch in der beliebten kurzen und billigen Form zu Ende ds. Js. wieder ausgegeben werden. Es dürfte dies für weitere Kreise erwünscht sein, da im Laufe dieses Jahres und besonders auch mit der Verabschiedung des Etats größere Veränderungen in den Stellenbesetzungen eingetreten sind.
Stuttgart, 9. Septbr. Das Landesgewerbemuseum wurde im August von 11855 Personen besucht.
Stuttgart, 10. Sept. (Württ. Schwarzwaldverein.) Der Ausflug des hiesigen Bezirksvereins am letzten Sonntag war vom herrlichsten Wetter begünstigt. Mit dem Frühzug fuhr man nach Althengstett und wanderte durch die taufrischen, prächtig duftenden Gefilde nach Ottenbronn und von da über die Hummelberger Höhe am bewaldeten Hang des Nagoldtals hinab nach Liebenzell, wo im Oberen Bad das erste Vesper eingenommen wurde. Nachdem mit dem Eilzug noch einige Nach
zügler eingetroffen waren, gings in stattlichem Zug durchs entzückende Kollbachtal hinauf zum Bettelstock und an Zainen vorüber nach Schömberg, wo in der Linde die zweite Rast gehalten wurde. Von hier zog man über die aussichtsreichen Höhen nach Langenbrand. Dort wurden die Wanderer von Neuenbürger Freunden unter Führung ihres Vorstands, Apotheker Bozenhardt, begrüßt und zum Aussichtsturm geleitet, von dessen Höhe man die bewaldeten Berge des nördlichen Schwarzwalds und das von den Vogesen begrenzte Rheintal überschaute. Durch prächtige Wälder mit hübschen Ausblicken wanderte man hierauf am Rand des Enztals hinab zum Neuenbürger Schloß und in die Stadt hinunter, um sich im Bären gegen 5 Uhr zum Essen zu vereinigen. Nach einer herzlichen Begrüßungsansprache des Stadtschultheiß Stirn dankte der Vorstand der Stuttgarter, Prof, Dr. Endriß, für den freundlichen Empfang und die willkommene Spende eines trefflichen Führers durch Neuenbürg und Umgegend. Er schloß mit einem „Waldheil" auf Neuenbürg und seinen Bezirksverein. Bis zur Heimfahrt blieb man dann noch in fröhlichster, durch gemeinsame Gesänge und heitere Vorträge der HH. Bauer und Mezger belebter Unterhaltung beisammen.
Stuttgart, 8. Septbr. Einen interessanten Beitrag zu der Frage der Verbreitung der Tuberkulose enthält der von dem leitenden Arzt des Sanatoriums Schömberg bei Neuenbürg, Dr. Koch, erstattete Jahresbericht. Dr. Koch schreibt in demselben: Veranlaßt durch eine Rundfrage des Generalsekretärs des deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose, möchte ich wiederholt darauf Hinweisen, wie nötig es ist, alles Personal, welches in einer Lungenheilanstalt eingestellt wird, sofort bei der Einstellung genau zu untersuchen. Ich hatte dies seit Beginn meiner hiesigen Tätigkeit getan und habe in 9'/i Jahren 230 Personen beiderlei Geschlechts untersucht. Dabei ergab sich, daß bei 12 Prozent der Untersuchten sofort eine Lungentuberkulose nachgewiesen werden konnte, während weitere 13 Prozent schwer verdächtig waren; also 25 Prozent, das ist ein Viertel des neu eingestellten Personals waren lungenkrank! Darunter waren ganz blühend aussehende Burschen und Mädchen, die sich zum Teil gar nicht krank fühlten und sehr erstaunt waren, als ihnen eröffnet wurde, daß sie lungenkrank seien und daß ein Heilverfahren für sie beantragt werden würde. Naturgemäß melden sich aber auch viele zum Dienst in einer Lungenheilanstalt, weil sie wissen, daß sie lungenkrank sind, verheimlichen dies aber beim Diensteintritt und glauben von den günstigen klimatischen Verhältnissen und den hygienischen Einrichtungen der Anstalt profitieren zu können.
Stuttgart, 10. Septbr. Der Ausschuß des Verbandes Württ. Gemeindeunterbeamtenvereine hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, an sämtliche wüM. Gemeinden und Oberämter eine Eingabe um Besserung der Einkommensverhältnisse zu richten.
Stuttgart, 9. Sept. Einer der bedeutendsten amerikanischen Sängerbünde, der Houstonsängerbund in Texas, feiert im kommenden Jahr das 25 jährige Bestehen. Unter den als Ehrengäste zu dem Fest Geladenen befindet sich auch der Stuttgarter Komponist Jul. Wengert. Eine Abordnung des teranischen Bundes, der die HH. Ditzschold und Theodor Miller angehörten, überbrachte an Wengert neben den Grüßen des Bundes eine sehr wertvolle Widmung als Anerkennung für seine von den amerikanischen Bundesvereinen mit großer Freude und Begeisterung gesungenen Männerchöre und stellte ihm zugleich den glänzendsten Empfang auf amerikanischem Boden in Aussicht.
Stuttgart, 9. Sept. Dem „Schw. Merk." wird geschrieben: Als wir gestern nachmittag den Höhenweg hinter Vaihingen kreuzten, genossen wir eine besonders klare Fernsicht auf die blaue Kette der Alb. Und, war's Täuschung oder Wirklichkeit? — dahinter zog sich in deutlichen Umrissen noch ein höheres Gebirge. Eine Wolkenbank, rieten die einen, die Alpen, sagten die andern. Wir schauten lange hin und immer klarer traten die Linien eines gewaltigen Gebirgszugs heraus; es war eine wirkliche Fata Morgana, die uns das ferne Alpengebiet in die schwäbische Heimat hereinspiegelte. Es fiel uns schwer, von dem seltenen Anblick Abschied zu nehmen.
Stuttgart, 6. Sept. (Die württembergische Schneckenindustrie.) Die in den letzten Jahren im oberen Donautal und in den angrenzenden Ortschaften ziemlich hoch gekommene Schneckenindustrie hat sich infolge der neuerlichen warmen Regenfälle zu ihrem Höhepunkt entwickelt. Hauptsächlich sind es die Ortschaften Nendingen und Gutenstein, ferner die seitwärts liegenden Orte Langenhart und Zezen- hausen, welche durch das Sammeln der Schnecken
jährlich nicht unbedeutenden Gewinn erzielen. An den Sammelstellen in Gutenstein wurden im vergangenen Jahre ca. 2 Millionen Stück lebende Weinbergschnecken abgeliefert, welche bis zu ihrer Eindeckelung im Spätherbst in sogen. Schneckengärten gehegt und mit Gemüseabfällen und Kleie gefüttert werden. Das Einsammeln wird an regnerischen Tagen in der Morgenfrühe hauptsächlich von Kindern und älteren Personen betrieben, wobei für 100 Stück ca. 25—50 bezahlt werden. Der nach Elsaß, Frankreich und Schweiz gehende Versand liegt in den Händen einiger Großhändler, welche die Schnecken in Eisenbahnwagenladungen in Fässern zu je 5000 Stück im Spätherbst nach der Eindeckelung verschicken. Der Hauptabsatzplatz ist Paris in der Zeit zwischen Fastnacht und Ostern. Der Verkaufspreis schwankt zwischen 12—14 pro 1000 Stück.
Ludwigs bürg, 9. Sept. Gestern abend kurz vor 7 Uhr wurde der 71 Jahre alte Anlageportier Dambach von einem bis jetzt Unbekannten erschossen. Dambach hatte eben die Emichsburg geschlossen und war im Begriff wegzugehen, als 2 Revolverschüsse aus nächster Nähe auf ihn abgegeben wurden. Der Täter, nach dem eifrig geforscht wird, soll ein Mann Mitte der 30 er Jahre fein. — Als vermutlicher Mörder des Schloßportiers Dambach wurde hier heute vormittag lO^/'s Uhr der Inhaber einer Privatirrenanstalt, Herm. Krauß, iu einer Wirtschaft fest genommen. Ein Schutzmann in Zivil betrat das Lokal und riß dem vermutlichen Täter den einen Arm nach rückwärts. In demselben Augenblick fuhr Krauß mit der andern Hand in die Tasche, in der er einen geladenen 6läufigen Revolver hatte. Durch einen gewandten Griff hielt der Schutzmann auch diese Hand mit dem Revolver in der Tasche fest, bis weitere Schutzleute hinzusprangen und den kräftigen Mann fesseln und dem Amtsgericht abliesern halfen. Als Grund der Tat wird vermutet, daß Krauß, dessen Anwesen an die Anlagen anstößt, mit Dambach, der als heftig bekannt war, des öflern Streit hatte. Ob er, der selbst schon in einer Anstalt untergebracht war, die Tat in geistiger Umnachtung vollbracht hat oder ob es, wie berichtet wird, nach einem heftigen Wortwechsel geschah, wird die Untersuchung lehren.
Böblingen, 9. Sept. In der letzten Nacht wurde in Altdorf die 86jährige Witwe Eitel, die ein kleines Haus allein bewohnt, erdrosselt. Die Aufregung im Ort ist eine große. Das Gericht begab sich heute an Ort und Stelle. Verdächtig find 2 Personen.
Altdorf, OA. Böblingen, 10. Septbr. Der Mörder der Witwe Eitel wurde nunmehr verhaftet. Es ist der 20jährige Wilh. Zipperer. Er stieg in das von der 86 Jahre alten Frau allein bewohnte Haus ein und vergewaltigte sie. Als sie um Hilfe rief, würgte er sie so lange, bis sie tot war. Auch hat der Unhold der Frau sämtliche Rippen eingetreten. Der Mörder hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er will betrunken gewesen sein.
Ulm, 10. Sept. In Senden bei Neu-Ulm sind mehrere Fülle von Typhus vorgekommen.
Söflingen, 7. Septbr. (Auszeichnung.) Die Kassenfabrik M. Frank, Kgl. Hoflieferant in Söflingen-Ulm a. D., welche bereits mehrfach für ihre hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Geldschrankfabrikation und des Tresorbaues durch gold. Medaillen und Ehrenkreuze des In- und Auslandes ausgezeichnet ist, hat auf der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung des badischen und würt- tembergischen Schwarzwaldes zu Villingen für ihre ausgestellten fall-, feuer- und einbruchsicheren Kassenschränke die goldene Medaille, als höchste Auszeichnung, zuerkannt erhalten. Ein wiederholter Beweis für die Güte und tatsächliche Widerstandsfähigkeit dieses soliden und erstklassigen Erzeugnisses, welches exakte und zweckentsprechende Konstruktion mit der Verwendung der besten Materialien vereinigt.
Rottweil, 9. Sept. Von hier haben 111 Geschäftsinhaber die Einführung des 8 Uhr Ladenschlusses beantragt und ist von der Kreisregierung ein Kommissar bestellt worden, behufs Feststellung der für den Antrag erforderlichen Majorität.
Sulz a. N., 8. Sept. Hier droht ein kleiner Milchkrieg auszubrechen. In Nr. 102 der „Sulzer Chronik" veröffentlichten 10 Milchlieferanten, daß sie vom 1. Sept. ab den Milchpreis auf 18 Pfg. pro Liter erhöhen. Gestern abend versammelten sich nun auf ergangene Einladung über 100 Milchabnehmer im Gasthaus zum „Engel," um über die geschaffene Lage zu beraten. In einer einstimmig angenommenen Resolution kam zum Ausdruck, daß ein Preis von 18 Pfg. pro Liter für hiesige Verhältnisse nicht gerechtfertigt erscheine. Es wurde die