Straßburg, 7. Sept. Im Dorfe Kaufe! bei Diedenhofen war ein angesehener Bürger be­erdigt worden. Während nun der Totengräber mit dem Zuschaufeln des Grabes beschäftigt war, hörte er plötzlich aus der Tiefe dumpfes Klopfen. Eilig lief er zum Bürgermeister. Der Sarg wurde im Beisein eines Arztes geöffnet, welcher feststellte, daß der Mann nur scheinbar tot war, im Sarge aber erstickte. Der Mann war ohne die gesetzliche Leichenschau beerdigt worden.

Württemberg.

Stuttgart, 5. Sept. Die evangelische Landessynode tritt nach dem „Schwäbischen Merk." in der zweiten Hälfte des Oktobers zu vierwöchiger Tagung zusammen.

Am Samstag begannen die Manöver der 52., 53. und 54. Infanterie-Brigade. Der komman­dierende General v. Fallois wohnte an diesem Tage dem Manöver der 53. Brigade bei.

Ulm, 7. Sept. Gestern sind hier 5 Extrazüge mit Truppen der 52. Jnfanteriebrigade durchgefahren. Die Züge beförderten 149 Offiziere, 3500 Mann, 241 Pferde, 14 Geschütze und 40000 Kilo Gepäck ins Manövergelünde bei Waldsee, bezw. Leutkirch und Blaubeuren.

Stuttgart, 7. Sept. Die Versteigerung der Plätze für Schaubuden, Karuffels usw. für das dies­jährige Volksfest fand gestern vormittag unter leb­hafter Beteiligung auf dem Wasen statt. Der Festplatz ist bedeutend vergrößert worden, so daß mehr Plätze versteigert werden konnten. Die Stadt­gemeinde hat im letzten Jahr mehrere Wiefenplütze um 250000 ^ angekauft; auch wurden zwei neue Straßen angelegt. Durchweg wurden höhere Preise erzielt als bei den letztjährigen Versteigerungen. Für den laufenden Meter wurden 20—83 erlöst,

gegen 20—60 ^ im Vorjahr. Für 20 Plätze auf der Neckarseite wurden allein über 19 000 -/-L erlöst. Insgesamt kamen über 70 Plätze zur Versteigerung.

Stuttgart, 7. Septbr. In letzter Nacht um 1 i/t Uhr gerieten in der Ludwigsburger Straße einige Personen in Streit, in dessen Verlauf der 30 Jahre alte Metzger Johann Maier von Dettingen, OA. Heidenheim, dem verheirateten Taglöhner Friedrich Maier einen Messerstich in den rechten und einen zweiten Beteiligten einen solchen in den linken Oberarm beigebracht hat. Dem Maier wurde die Hauptschlagader durchschnitten. Beide Verletzte kamen noch an das Haus eines Arztes. Maier brach dort zusammen und wurde auf Veranlassung des Arztes in die Pragpolizeistation verbracht, wo er alsbald gestorben ist. Die Verletzung des zweiten ist nicht lebensgefährlich. Der Täter ist festgenommen.

Weinsberg, 7. Septbr. Zur Erhaltung des Kernerhauses ist dem Justinus Kerner-Verein für das Jahr 1908 eine Kernerhauslotterie gestattet worden.

Schwenningen, 7. Sept. Nachdem auf der Ausstellung in Villingen eine zweite Gartenbau- Ausstellung eröffnet worden ist, fand eine aber­malige Prämierung für die sich beteiligende Mit­glieder der Gärtnervereinigung „Schwarzwald" statt.

Der Waffenschmied

oder

der Ratsherr von Ulm.

Historische Erzählung nach der Chronik der Stadt Ulm svon Eugen Simson.

1) - (Nachdruck verboten.;

Aus der alten Reichsstadt Ulm lagerte sich ein milder Herbstabend und der größte Teil der Be­völkerung strömte durch die Tore ins Freie hinaus. Nur Magdalena die Tochter des Waffenschmiedes Goldschlager, saß in ihrer Stube vor der Kunkel; allein die Spindel ruhte und mit sehnsüchtigem Blick sah sie auf die Straße hinab. Von unten herauf vernahm sie jedoch nichts, als die eintönigen Hammerschläge aus der Werkstätte ihres Vaters. Endlich blickte sie hinaus in die dunkle Nacht, ließ das Haupt auf die Brust herabsinken und stieß schwere Seufzer aus.

Ihr Vater, ein ernster Mann von sechzig Jahren, welcher jetzt das Zimmer betrat, weckte sie plötzlich aus ihren Träumereien. Sie blickte zu ihm auf und errötete, als er mit liebevoll ernstem Blick fragte:

„Worüber sinnst du wieder, mein Kind? Wa­rum ist Dir die Einsamkeit so teuer geworden?"

„Ich war nicht allein, Vater", erwiderte sie leise.

„Armes Mädchen", seufzte der Vater, „ich zürne Dir nicht, aber ich. Dein alter Vater, bitte Dich, verbanne eine Neigung aus Deinem Herzen, die Dich nie glücklich machen kann, die Dir Deine Ruhe,

An Gärtner aus Württemberg kamen dabei 6 Ehren­preise, 3 silberne, 6 bronzene Medaillen und 6 Di­plome zur Verteilung. Je 3 Ehrenpreise entfielen an Aussteller in Schwenningen und Rottweil, ehenso je 1 silberne und 2 bronzene Medaillen, eine silberne Medaille nach Tuttlingen, 1 bronzene Medaille und ein Diplom nach Sulz, je 2 Diplome nach Obern­dorf und Altoberndorf.

Freudenstadt, 7. Sept. Die neue Wasser­leitung hat sich schon vor der offiziellen Uebergabe, die am 13. September stattfinden wird, trefflich be­währt und hat der Waffernot, die sicher diesen Sommer während der Kurzeit in Aussicht gewesen wäre, vorgebeugt. Nächsten Freitag ist nun die öffentliche Uebergabe, die mit einer Feier und einem Kinderfest verbunden wird; zu letzterem haben die bürgerlichen Kollegien 1000 Mark verwilligt Das Festessen wird im Postsaale eingenommen.

Pinache, O.A. Maulbronn, 7. Septbr. Nach vorausgegangenen Sticheleien gerieten 2 Goldschmiede von hier aneinander. Peter Richardon wollte den verheirateten Karl Don im Gasthaus z. Löwen zum Fenster hinauswerfen, wobei dem Don durch Glas­scherben eine Niere zerschnitten wurde. Der Ver­letzte schwebt in Lebensgefahr.

Friedrichshafen, 8. Septbr. Von einem traurigen Unglücksfall wurde die Familie des Schneidermeisters Bausinger hier betroffen. Die 19jährige Tochter desselben, die in St. Gallen be­dienstet war, verbrannte sich am Spiritusapparat derart, daß sie gestern infolge der erhaltenen Wun­den ihr junges Leben lassen mußte. Vor 4 Jahren ist ein Sohn derselben Familie, als er in Immen­staad beim Hopfenbrocken war, im See ertrunken.

Reutlingen, 8. Septbr. Der erste Waggon ausländisches Mostobst wurde heute auf dem Güter­bahnhof zum Verkauf gestellt, pro Zentner zu 6 -//ä — Auf dem Kartoffelmarkt kostete der Zentner Kar­toffeln 3 ---/L — Filderkraut kostete das Hundert 20—25 ^

Stuttgart. 7. Sept. Wochenbericht der Zentral­vermittlungsstelle für Ob st Verwertung in Stutt­gart. — Obstpreise. Engros-Markt bei der Markt­halle am 7. Sept. Himbeeren 30—45 2 k, Preiselbeeren 23—28 Brombeeren 28—30 Mirabellen 14—15 2 k, Pfirsiche 20—35 - 1 , Aprikosen 25—30 Pfg., Reineclauden 6 —10 Zwetschgen 6—12 «s, Aepfel 10—18 -f, Birnen 8—26 -j, Nüsse 50 alles pro Kilogramm. — Most­obstmarkt auf dem Wilhelmsplatz am 7. Sept Zufuhr: 300 Zentner. Preis Mk. 6 bis 6,50 per 50 Kilogramm. Bei ziemlich starker Zufuhr rascher Absatz.

Stuttgart. 7. Sept. (Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz.). Zufuhr 600 Zir. Preis 2 ko ^ bis 4 Mk. per Zentner. — Krautmarkt auf dem Marktplatz. Zufuhr 700 Stück. Preis 20—22 ^ per 100 Stück.

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U.-L. Neuenbürg, 6. Septbr. Höhere Schulen im letzten Jahrzehnt. Eine Statistik über die höheren Schulen in den letzten 10 Jahren (1. Jan. 1898 bis 1. Jan. 1907) ergibt, daß in Württemberg die Zahl der Gymnasialschüler von 6687 auf 6737, der Realgymnasialschüler von 1651 auf 2827 und der Realschüler von 9412 aus 14438 j stieg; während also die Zahl der Gymnasialschäler !

und Deinen Frieden auf ewig rauben wird. Der Himmel wird Dir Kraft geben. Dich selbst zu be­zwingen und diesen Mann zu fliehen,,der nicht zu Deinem Glücke geboren ist, wenn Du nur ernstlich willst."

Magdalena erwiderte: „Ich weiß. Vater, daß Ihr es gut mit mir meint, aber ich kann nicht von Harsdörfer lassen, so gerne ich wollte. Ich gelobte ihm Treue und Gott läßt mit Schwüren kein frevel­haftes Spiel treiben. Die Zeit meiner Ruhe und meines Glückes ist dahin, aber ich möchte ihn doch um die ganze Welt nicht verlieren. In seine Hände habe ich mein Glück gelegt, und am Tage des Ge­richts wird er gewiß dereinst Rechenschaft darüber ablegen müssen, wie er das ihm anvertraute Gut verwaltet hat."

„Aber bedenke, liebe Magdalena", sprach der Waffenschmied, „wer wir sind und wer Harsdörfer ist; ich ein armer, schlichter Bürgersmann, er ein stolzer Patrizier, durch Ahnen und Güter groß. Wo­hin, sage mir, kann dieses Verhältnis führen? Willst Du, die Tochter eines ehrlichen Mannes, einem leichtfertigen Edelmanne Deine Ehre preisgeben?"

„Um Gotteswillen, Vater schweigt!" fiel ihm Magdalena erschreckt in die Rede. „Wie möget Ihr so von mir denken?"

Magdalena warf sich an die Brust ihres Vaters und weinte heftig. Dieser drückte sie sanft an sich, warf dann seinen Mantel um und ging hinaus.

Magdalena setzte sich an ihren Tisch, stützte den Kopf gedankenvoll in die Hand und sprach vor sich

annähernd gleich blieb (mehr 50 oder schwach 1"/»), stieg diejenige der Realschüler um über 5000 oder rund 53 Prozent. Jedoch stieg die Zahl der Real­gymnasialschüler verhältnismäßig noch mehr, nämlich um 71 Prozent und es ergibt sich hieraus, wie der Wert einer vereinigten humanistisch realistischen Ausbildung auch vielfach einer rein realistischen vorgezogen wird. Dem entspricht auch das merklich gesteigerte Streben mittlerer u. kleinerer Stätte, ihre Latein- und Realschulen zu Realgymnasien bezw. Realprogymnasien zu vereinigen, was auch finanziellen und sür die Schüler häufig den Vorteil hat, daß solche vereinigte Anstalten nach oben Klaffen an- gehüngt erhalten, wodurch der Schulbesuch am Orte länger möglich ist. In Neuenbürg stieg die Schülerzahl im letzten Jahrzehnt in der Realschule von 35 auf 55, in der Realschule von Wildbad von 44 aus 77.

Neuenbürg. 8. Sept. Der ledige 32 Jahre alte Fuhrmann Otto Aldinger von Schwann ist am letzten Donnerstag gegen 12 Uhr auf der Landstraße von Calmbach, in der Nähe der Säg­mühle von Keller, schwer verunglückt. Er wollte seine Pferde, die scheuten und durchgehen wollten, am Halse festhalten, kam jedoch dabei zu Fall und geriet unter die Pferde und den Wagen. Aldinger, welcher sehr schwere äußerliche und innerliche Ver­letzungen davontrug, erlag denselben am Freitag nacht im Krankenhause in Pforzheim, wohin er überführt worden war. Der auf so schreckliche Weise jäh ums Leben gekommene junge Mann wollte sich in nächster Zeit verheiraten und wie man hört, sollte heute die Verlobung stattfinden.

ft Birkenfeld. Anläßlich der badischen Herbst- Übungen erhält die Gemeinde Einquartierung vom 7.—12. September von 1 Maschinengewehr-Kom­pagnie, 2 Eskadronen Dragonern, 3 Batterien Feld­artillerie nebst einem Stab mit zus. 34 Offizieren, 83 Unteroffizieren, 548 Mann und 477 Pferde, so daß militärische Unterhaltung und Abwechslung zur Genüge geboten ist.

Pforzheim. Das Viktoria-Theater unter der Direktion von Hrn. Otto Reuß hält am Samstag den 22. September ds. Js. seine Eröffnungs-Vor­stellung. Beginn der 15. Spielzeit. Orcyestermit- glieder 15 Mann. Als Novitäten in Operetten werden „Die lustige Witwe" von Lehaar, „Der blaue Club" von Horst-Engel, „Künstlerblut" von EySler, „Ein Walzertraum" von Strauß rc. angezeigt.

Pforzheim, 7. Sept. Der heutige Schweine­markt war mit 206 Stück Milchschweinen befahren, von denen 100 Stück das Paar zu 23 bis 33 verkauft wurden.

vermischtes.

Kürzlich hat der hl. Bürokratius in der Schweiz eine Gastrolle gegeben. In dem kleinen Bahnhof von Glovelier hatte der Beamte vergessen, die Weichen zu stellen. Ein paar Augenblicke vor An­kunft der Züge bemerkte zufällig ein junger Commis den Fehler und machte ihn wieder gut, was zwar einen Zusammenstoß verhinderte, ihm aber zwei

hin: „Ach guter Vater, wüßtest Du, was dieses Herz bewegt. Es ist zu spät, ich habe nur eine Wahl; nie von ihm zu lassen oder zu sterben. Al- brechl wird mich nicht verlassen, er ist treu, wie Gold. Täte er das, so müßte ich ja wahnsinnig werden."

Still und ernst trat indeß ein junger Mann in die Stube, legte seinen Mantel ab und zeigte eine männlich schöne Gestalt und ein edelgeformtes Ge­sicht. Es war Harsdörfer, der Geliebte Magdalena's. Ihm entgegeneilend rief sie im Tone des Vorwurfes:

„Kommst Du endlich. Böser? Wie lange hast Du mich warten lassen!"

Harsdörfer, auf dessen Stirn es wie ein Schatten lag, erwiderte kühl: „Dringende Ratsgeschäfte hielten mich; die Pflicht geht allem vor."

„Du hast ja sonst Deine Pflicht auch erfüllt", warf das Mädchen ein. „und Du kamst doch zu mir."

„Wüßtet ihr Weiber", sagte der Ratsherr un­willig, „was uns Männern oft im Kopfe herumgeht l Wer Ehre und Ruhm zu erlangen strebt, kann nicht immer an die Liebe denken."

„Weh mir", sagte Magdalena, durch den Ge­danken an ihres Vaters Worte geängstigt, „wie sprichst Du, Lieber? Wirst Du, wenn Du dem Schatten von Ehre und Ruhm nachjagst, auch Deiner wahren Ehre gedenken? Albrecht, eine namenlose Angst befällt mich, mein ahnungsloses Herz sagt mir, daß uns auf diesem Wege kein Heil erblühen wird. Bedenke, ob der Ruhm nach dem Du trach­test, auch zum Glücke führt."

„Dich", tröstete Harsdörfer mit bitterem Lächeln,