vermischtes.
Ein eigenartiger Bahnunfall ereignete sich am Samstag Morgen zwischen Obermesel und St. Goar. Unweit Oberwesel in einer Kurve entgleiste aus einem von Bingerbrück nach Koblenz fahrenden Güterzuge ein gedeckter Güterwagen. Der entgleiste Wagen lief etwa zwei Kilometer weit durch zwei Tunnels hindurch neben den Schienen her, bevor man den Unfall entdeckte und den Zug zum Stehen brachte. Auf der ganzen Strecke sind die Schwellen zum größten Teil beschädigt und müssen erneuert werden.
Der verlorene Sohn. Vor einigen Tagen passierte der „Elbinger Zeitung" zufolge in dem Kirchdrofe W. eine nette Taufgeschichte. Schon dreimal hatte der Ortsgeistliche den Glöckner ausgeschickt, um zu ermitteln, ob die angemeldete Taufgesellschaft aus dem fast zwei Meilen entfernt gelegenen Waldorte Sch. mit Täufling. Hebamme und weiblichen und männlichen Paten in dem bei der Kirche gelegenen Dorfkruge noch nicht angelangt sei. Der Ortsgeistliche in W. hatte die Taufe bereits für II Uhr vormittags festgesetzt, bekam jedoch die ganze Gesellschaft erst um 4 Uhr nachmittags zu Gesicht, aber auch nur zu Gesicht, in die Kirche trat keiner, trotz der energischen Aufforderung des Glöckners. Im Ortskruge angekommen, hatte die Gesellschaft nämlich die Wahrnehmung gemacht, daß die Hebamme, voll des süßen Weins auf dermWege eingeschlafen war und der Täufling irgendwo verloren gegangen war. Erst gegen Einbruch der Nacht fand man das Kind auf einer Wiese ruhig schlafend. Der Junge hat nun den Namen „Der verlorene Sohn". Die Taufe fand erst am andern Tage statt.
Unheimlicher Untergrund. Erdbewegungen in Staßfurt, hervorgerusen durch das sich unter den Straßen hinziehende Bergwerk, machen sich bemerkbar. So versank kürzlich nachts das Kellergewölbe eines Hauses in der Ritterstraße und riß den Dielenbelag eines darüber liegenden Zimmers mit sich. Personen sind zum Glück nicht zu Schaden gekommen. Die Polizei hat das Grundstück gesperrt.
Marokkanische Prophezeiungen. Die Ma- rabuts, wie die Heiligen des Islam in Nordafrika genannt werden, sind auch große Propheten vor dem Herrrn. Zu den bekanntesten „Meddahs" oder Prophezeiungen in Marokko gehören die des Sidi-el-Kahl, der vor etwa 180 Jahren lebte und behauptete, er wäre hinaufgestiegen über die sieben Himmel und habe gelesen, was auf der heiligen Tafel über die Geschicke der Menschen und der Nationen geschrieben war. Und unter seinen Prophezeiungen liest man auch die folgende: „Der Berg Kahr (ein Berg in der Nähe von Mers-el- Kebir) wird einen Schwarm von zahllosen Soldaten ausmarschieren sehen; sie werden sich von Tlemoen bis zu dem Hügel im Süden von Fez ausdehnen; ihre Abteilungen werden beim Angriff auf die Verschanzungen alles in Staub verwandeln; schwarze Schiffe werden am Ufer erscheinen, der erste Tag, an dem die Kämpfe beginnen werden, wird ein Sonntag sein. Zähle die Zahl deiner Finger, das ist die Zahl von Jahren, die der Krieg dauern wird I" Dies sind die eigenen Worte des Sidi-el- Kahl. Zehn Jahre — eine schöne Aussicht für die Franzosen. Die Prophezeiung war in Marokko wie in der Provinz Oran so allgemein bekannt, daß sich auch Abd-el-Kader höchst beunruhigt durch sie fühlte. So versicherten wenigstens Eingeborene, die den Emir gekannt haben, dem Mitarbeiter eines französischen Blattes.
Genau nach Muster. Bekannt ist, mit welcher Sorgfalt der chinesische und japanische Handwerker das ihm vorliegende Modell nachzubilden versteht. Einen trefflichen Beweis dieser Nachahmungskunst erhielt einst der Vertreter einer europäischen Großmacht in der Residenz des Mikado. Vor seiner Rückkehr hatte der Gesandte in der kaiserlichen Porzellanmanufaktur zu Tokio ein wertvolles Service bestellt. Da er dies mit seinem Wappen geschmückt haben wollte, sandte er von Europa aus an die Fabrik eine farbige, kleine Lithographie des Wappens und schrieb darunter, um jedem Irrtum vorzubeugen, in Englisch die Notiz: „Dies ist mein Wappen!" Nach einem Vierteljahre traf das fertige Service in Europa ein. Groß war aber das Erstaunen, als auf jedem Teller unter dem schönfarbig ausgeführten Wappen in der Handschrift des Gesandten die Worte prangten: „Dies ist mein Wappen!" — Für die Festlichkeiten der gerade begonnenen Gesellschaftszeit soll, so sagt man,.dieses Service nicht benutzt worden sein. — Schade!_
Der Großschlächter Morris ff. Die Nachricht daß in Chicago Morris, der Besitzer einer der größten Schlächtereien, mit Hinterlassung eines Vermögens von 40 Millionen Dollars verstorben ist, ruft eine Schilderung ins Gedächtnis, die der jetzige Staatssekretär des Reichskolonialamtes, Dern- burg, von seinem Zusammentreffen mit dieser originellen Persönlichkeit gegeben hat. Dernburg erzählte: Als junger Bankkommis besuchte ich von New-Aork aus die industriellen Betriebe Chicagos und erhielt auch Zutritt zu der Großschlächterei von Morris. Ich hatte eine Empfehlung von Henry Billard mitgebracht, das war jedenfalls die Veranlassung, daß der große Mann einem unbedeutenden jungen Menschen sein riesiges Etablissement selbst vorwies. Nach der Art der Selfmademen lenkte Morrison die Rede alsbald auf seine eigenen Erlebnisse. Morris war damals, Ausgang der achtziger Jahre, ein kräftiger, untersetzter Mann mit klugen und jovialen Zügen. Er stammte, wie er erzählte, aus Hechingen (Hohenzollern) oder einem Orte in der Nähe davon; auch verriet seine Sprache noch deutlich seine Herkunft; es war eine Mischung von gutem Schwäbisch und Jankeedeutsch. Trotz seines langen Aufenthaltes in Amerika schien die ganze Figur wie aus einer Auerbachschen Dorfgeschichte ausgeschnitten, jedenfalls wäre sie ein unvergleichlicher Vorwurf für den schwäbischen Sittenschilderer gewesen. Sein Familienname, den er in Morris umgeändert hatte, mag wohl Moses gewesen sein. Er erzählte, wie er ganz mittellos in New-Uork an das Land gestiegen sei — nach jetzigen Grundsätzen hätte ihn die Einwanderungskommission nicht an das Land kommen lassen. Nach vergeblichen Versuchen, in New-Uork in seinem Geschäfte als gelernter Schlächtergeselle Arbeit zu bekommen, begab sich Morris auf die Wanderung in das Innere. Eine Eisenbahn nach Chicago gab es damals noch nicht. Morrris verdingte sich auf ein Schiff, das den Hudson hinauffuhr, und kam so zuerst nach Buffalo und dann über die Seen nach Chicago. Chicago war damals noch ziemlich unbedeutend, begann aber sich zu regen. Mit dieser Riesenstadt ist dann auch Morris in die Höhe gewachsen. Er wußte den Betrieb der Viehzucht in großen Herden mit der Schlächterei zu verbinden und hat auf diesem Weg sein ungeheures Vermögen erworben. Mit Wohlgefallen erzählte er von den riesigen Farmen, die er in den verschiedenen Teilen der Union, namentlich auch in Texas, besaß, von wo regelmäßige Viehzüge bei ihm einlangten. Auf dem Gegensatz seiner ersten Armut und seines jetzigen Besitzes verweilte er besonders gern. Auch auf seine Stellung als freier amerikanischer Bürger sah er mit Stolz. Nichtsdestoweniger fühlte er sich durch den Besuch eines deutschen Prinzen, den er vor einigen Tagen erhalten hatte, nicht wenig geehrt. Er zeigte mir den Platz auf der Galerie im Schlachtraum, wo der Prinz gestanden hatte. „Da stell'n Se sich awer net hin, sunst geht's Ihne gerade wie dem Prinz!" Der Prinz war nämlich trotz seiner Warnung zu weit vorgetreten; mit einem Male spritzte der Blutstrom aus dem durchschnittenen Hals eines Tieres über den blendend weißen Anzug des Prinzen. Seinen alten Vater hätte er gern herüberkommen lassen, dieser aber wollte die Heimat nicht verlassen. Er war gleichfalls Schlächter mit einem dorfmäßigen Betrieb. Als Morris's Geschäft in Schwung gekommen war, schrieb er im Triumph nach Hause, daß er jetzt schon wöchentlich 1800 Rinder schlachte. Von dieser Nachricht erwartete er eine zündende Wirkung in seiner Heimat. Im Gegenteil aber erhielt er von seinem Vater einen Jammerbrief. Er habe weder bei Tag noch bei Nacht mehr Ruhe. Immer müsse er an die 1800 Rinder denken. 1800 Rinder die Woche zu schlachten, das wäre ja der sichere Ruin, soviel könne man unmöglich verkaufen, oder wäre der arme Sohn vielleicht rappelig im Kopfe geworden? Schließlich schlachtete Morris fast die gleiche Zahl pro Tag.
Rockefellers Leibwache. John D. Rocke- feller hat, wie alle Könige, auch seine Leibwache und seine Agenten, die ihn und sein Heim vor Einbrechern und Attentätern sichern. Denn das elektrische Alarmsystem, das Rockefeller in seinem Hause in Cleveland hat installieren lassen, genügte seinem sorglichen Sinne nicht. Sein Schlafgemach ist nun so eingerichtet, daß man eine ganze Zimmerflucht passieren muß, um in das Allerheiligste zu gelangen, und in diesen Vorgemüchern hat Rockefeller seine treuesten Beamten, seine „Leutnants" stationiert. Mit Einbruch der Dunkelheit erleuchten große Bogenlampen die Umgebung des Hauses und mehrere Sicherheitswächter umkreisen patrouillierend das Gebäude. Seine bevorzugten Leibgardisten sind
Redaktion, Vnuk »nd Verlag »»» L. vlreh t« Nenendürg,
übrigens ein Ire und ein Schweizer und diese beiden weichen nie aus der Nähe des Petroleummonarchen.
„Wenn die Schwalben heimwärts zieh»".
Der 8. September ist der Tag „Mariä Geburt", und eine alte Bauernregel sagt:
An dem Tag Mariä Geburt Nimmt die Schwalbe den Reisegurt.
So genau binden sich nun freilich diese leichtbeschwingten Segler nicht an den Kalendertermin; hleiben die Tage freundlich, und finden die zierlichen Vögel noch genügende Nahrung, so werden wir sie wohl noch einige Zeit bei uns sehen. Aber mit ihrer Liebe zum heimatlichen Hause, wo sie ihr Nest gebaut oder das Tageslicht erblickt haben, ist es vorüber. An den Gewässern, an größeren Gebäuden, auf den zum ruhen so bequemen Telegra- phendrühten haben sie sich bereits gesammelt, halten fortwährend Flugübungen ab, um die weite Reise über das Mittelmeer nach dem fernen Süden auszuhalten, und zeigen jene Erregtheit, die den Zugvögeln eigentümlich ist, wenn die Zeit ihrer Wanderung nahe gekommen ist. Die Schwalben ziehen nicht gerne von uns; denn sie verlassen, nur dem Zwange der Nahrungssorgen folgend, ihre eigentliche Heimat. Brehm wird wohl recht haben, wenn er sagt, daß die Schwalbe nur notgedrungen die Wanderung nach dem Süden antritt, sonst bliebe sie wohl gern für immer bei uns. Der Wegzug der Schwalben ist ein deutliches Zeichen, daß es mit der Herrschaft des Sommers zu Ende geht, und das empfängliche Gemüt vermag sich angesichts der da- hinschwindenen Schönheit des Sommers der Herbstesstimmung nicht zu entziehen, es betrachtet im Gedanken an die eigene Vergänglichkeit die letzten blühenden Rosen, und die ziehenden Schwalben Fragt das Herz In bangem Schmerz;
Ob ich euch einst wiederseh'?
Scheiden, scheiden tut weh.
Gedanken am Herdsener.
Jeder Fehler des Vaters erwächst dem Kindlein zum Wurme, der in dem zarten Baum Mark und Rinde zerfrißt.
Will der Vater hierhin, die Mutter dorthin erziehen, krumm wird das Bäumlein und dürr, nimmer ein blühender Stamm.
Tadeln und zanken die Gatten, vor ihren Kindern sich schamlos, ach, wie bald erstickt Liebe und Ehrfurcht im Sohn.
Tändelnder Liebe sollen die Gatten sich sittsam enthalten; denn der Kinder Gemüt sammelt jed' sinnliches Wort.
Auf die Erziehung der Erstgebornen wende die größte Sorgfalt, damit sie einst Lehrer der Kleineren sei'n.
Lohne das Kind nie unmittelbar nach vollzogenem Gutem, Arbeiter wird es sonst, welcher Löhnung verlangt.
(Kind erspiel.s Mutter: „Warum heulst Du denn so fürchterlich, mein Junge?" — Emil: „Ja, wir haben Kaufmann gespielt und der Max brennt mir jetzt mit der Kasse durch!"
(Technische Unmöglichkeit^ „Warum sind die Fische stumm?" fragt der Lehrer den kleinen Moritz Bernstein. — „Heißt ä Frag, Herr Lehrer", antwortet Moritz, „probier'n Sie unter dem Wasser zu reden!"
(Feine Anspielung.j Er: „Findest du nicht, Thekla, daß unsere Liebe ganz einem Roman gleicht?" — Sie: „Aber Ferdinand, soll denn dieser Roman ewig ungebunden bleiben?"
Charade.
Vorteil bringt die erste keiner Lage Und der Rede sie die Würde nimmt.
Doch beim Spiele mahnt sie an die Tage Wie sie frohe Kindheit uns bestimmt.
Was die zweite birgt vor unfern Blicken, Ob sie noch so leuchtend hell erscheint.
Kann es zu erforschen jemals glücken Eh' dem Urquell wir des Lichts vereint?
Nimmer wird das ganze neu geboren.
Ohne Wiederkehr ist es dahin.
Und damit es nicht für dich verloren.
Zieh' aus jedem neuen Tag Gewinn.
Auflösung des Silben-Rätsels in Nr. 140. Admiral General Parade Kolonie Regierung
Mineralogie.