geregnet, so durchbrach bei der Ankunft der Herr­schaften auf dem Ausstellungsplatz die Sonne sieg­reich durch das dunkle Gewölk und behauptete das Feld bis zum Abend. Nach der Begrüßung des Komites und nach einer Wagenrundfahrt durch das Ausstellungsterrain, auf dessen Wegen Krieger- und Bürgervereine Spalier bildeten, begann das Groß­herzogspaar den mehrstündigen Rundgang. Wie bei der Ankunft, so verließ das Großherzogspaar bei seiner Rückkehr in das Waldhotel unter Böllerschüssen, Glockengeläut und begeisterten Hochrufen den Fest­platz, den treuen Schwarzwäldern unermüdlich Grüße zuwinkend. Fast fünf Stunden hatte das Fürsten­paar auf dem Ausstellungsterrain geweilt, wohl der beste Beweis für die Rüstigkeit der greisen Herr­schaften.

Villingen, 29. August. Unter Teilnahme von 300 Schützen aus Baden, Württemberg, dem Elsaß, der Schweiz und Oesterreich fand in den Tagen vom 25. bis 28. August hier das 10. Schwarzwälder Schützenfest statt. Das Preisschießen begann unter Teilnahme des Fürsten von Fürstenberg. Den besten Schuß auf die GauscheibeSchwarzwald" tat Frank- Tübingen, den ersten Preis auf die Meisterscheibe Fürstenberg" erzielte Owart- Villingen und der Ehrenpreis der Stadt fiel auf der ScheibeVillingen" dem Fabrikanten Haas-St. Georgen zu. Zur Ver­teilung gelangten insgesamt 150 Geld- und Ehren­preise im Werte von über 3000

Vom oberen Neckar, 30. Aug. Die viel­berühmte Villinger Ausstellung ist von 118 württ. Ausstellern beschickt, welche sich auf 27 Orte verteilen.

Am 9. September wird in Straßburg der deutsche Forstverein tagen. Bei dieser Gelegen­heit soll eine der brennendsten forstlichen Fragen, die Forstunterrichtsfrage, verhandelt werden. Seit langer Zeit besteht nämlich in forstlichen Kreisen der Wunsch, die beiden in Preußen bestehenden Forst­akademien aufzuheben und den forstlichen Unterricht an die Universität zu verlegen. Es steht bereits fest, daß der deutsche Forstverein sich in Straßburg mit überwiegender Mehrheit für die Verlegung des forst­lichen Unterrichts auf die Universität aussprechen wird. Auch die Forstorganisationsfrage soll zur Er­örterung kommen.

Die Rückfahrkarten sollen demnächst auf den deutschen Eisenbahnen wieder eingeführt werden, weil die Schalter dem starken Andrange, der sich infolge des Verkaufs von Einzelkarten entwickelt hat, nicht gewachsen sind. Die Gültigkeit der Rückfahrkarten soll auf 45 Tage begrenzt werden, obwohl eine solche Begrenzung weder Sinn noch Zweck hat, da eine Preisvergünstigung mit den neuen Rückfahr­karten ja nicht verbunden ist. Je später die Rück­reise erfolgt, umso länger hat die Bahn das Geld für die schon bezahlte Rückfahrkarte in der Tasche.

Neue deutsche Postkarten werden mit dem ersten Oktober ausgegeben, da nach dem Beschluß des letzten Weltpost-Kongresses von dann ab allge­mein die linke Vorderseite vom Absender beschrieben werden kann. Bisher galt das nur für Ansichts­karten. Die württembergische Post führt zu gleicher Zeit Drei-Pfennigkarten (bisher immer noch 2 Pfen­nige) für den Ortsverkehr ein.

Der Pächter des Hauptrestaurants in der Jubiläumsausstellung und des Rosengarten-Restau­rants in Mannheim hat seine Zahlungen einge­stellt. Seine Passiva sollen sich auf etwa 140 000 Mark belaufen, denen nur ' geringfügige Aktiven gegenüberstehen. Die Geschädigten sind hauptsächlich Mannheimer Geschäftsleute. Das ist schon der zweite Zusammenbruch von Ausstellungs-Restaurants. Der Verbrauch in den Ausstellungs-Restaurants scheint also dem riesigen Besuch in keiner Weise zu entsprechen. Die Pachtpreise sind außerdem uner­schwinglich hoch.

In dem industriellen Stuhlweißenburg in Ungarn ist aus geringfügigen Ursachen ein großer Arbeiterstreik ausgebrochen, der bereits den Cha­rakter eines Generalstreiks angenommen hat. Sämt­liche Geschäfte sind geschlossen, die ganze Stadt ist militärisch besetzt.

Ottawa, 30. Aug. Die neue Quebecbrücke ist eingestürzt; 50 Personen sollen dabei ums Leben gekommen sein. Nach anderen Lesarten soll die Zahl der Umgekommenen 2 50 betragen.

Merxheim, 29. Aug. Der Landwirt Georg Groß kam beim Mähen auf dem Felde einem Wespenneste zu nahe; alsbald fiel ein ganzer Schwarm Wespen über ihn her und versetzte ihm mehrere Stiche in die Schläfengegend. Wenige Augenblicke nachher fühlte sich Groß unwohl und als man ihn auf seinem Fuhrwerk nach Hause bringen wollte, verschied er unterwegs plötzlich.

Württemberg.

Ravensburg, 30. Aug. Der König und die Königin sind gestern nachmittag im Automobil hierhergekommen und haben der hiesigen kunstgewerb­lichen Wander-Ausstellung einen Besuch abgestattet.

Stuttgart, 30. Aug. Auf der Strecke Alt- Hengstett-Calw ist in den letzten Tagen ein Post­beamter verunglückt. Derselbe hatte die seitwärts befindliche Tür seines Wagens geöffnet. Der Zug­führer bremste plötzlich stark auf der steil abfallenden Strecke, infolgedessen wurde die Tür mit Wucht zu­geschlagen. Dem jungen Mann wurde ein Finger der linken Hand glatt abgeschnitten. Der Finger konnte bis jetzt nicht wieder gefunden werden.

Stuttgart, 30. Aug. Nachdem die bayerische und die badische Eisenbahnverwaltung für die Abge­brannten in Darmsheim die frachtfreie Beför­derung von Sendungen in demselben Umfang be­willigten, wie sie auf den württ. Staatseisenbahnen gewährt ist, schließt sich dieser Maßnahme nach dem Staatsanzeiger" auch die kgl. preußische Eisen­bahnverwaltung an.

Darmsheim, 30. Aug. Der Stadtrat von Leipzig bewilligte 1000 für die beim Brande Geschädigten.

Am morgigen Sonntag wird von Stuttgart nach Freudenstadt ein Sonderzug ausgeführt, der in Stuttgart um 5.15 früh abgeht und Freuden­stadt abends 8.35 wieder verläßt.

Aichhalden, 25. August. Vergangene Woche fand ein hiesiger Bauer beim Getreidemähen in seinem Kornacker einen leeren Luftballon. Der an demselben befestigte Korb barg verschiedene Meß­instrumente, sowie ein Schreiben, worin der Finder ersucht wurde, den gemachten Fund an die meteoro­logische Station in Straßburg zu melden. Nachdem dies geschehen war, erschien andern Tags ein Herr von genannter Station. Derselbe war sehr erfreut über die Auffindung des Ballons und händigte dem Finder ein Geldgeschenk ein. Wie er mitteilte, war der Ballon vor ca. 3 Wochen zwecks wissenschaftlicher Beobachtung von Straßburg abgelassen worden und hat, wie die Meßinstrumente anzeigten, bis hieher 3 Stunden gebraucht. Auffallend ist, daß den 3 Meter im Durchmesser haltenden Ballon hier nie­mand niedergehen jah; dies legt die Vermutung nahe, daß dieses bei Nacht geschah.

Ravensburg, 29. Aug. Vorgestern vormittag fand das 2 Jahre alte Kind des Bauern Sebastian Bauhofer in Hasenwinkel, Gemeinde Schmalleg, auf seltsame Weise den Tod. Während seine Eltern auf dem Felde waren, lag es in seinem Bett, das an einem offenen Fenster stand. Bei ihrer Rückkehr fanden die Eltern das Kind an dem Birnbaum hängen, dessen Zweige an das Fenster reichten; es war erstickt, da es offenbar mit dem Hals zwischen den Aeste hängen geblieben war, als es nach einer Birne greisen wollte und dabei zum Fenster hin­aus fiel.

litten weiler, 30. August. Vorgestern nach­mittag wollte der 40 jährige verheiratete Oekonom Moll bei der Heimfahrt vom Feld an einem be­ladenen Garbenwagen das Spannseil anziehen, als die vorgespannten Ochsen scheuten und den Mann eine große Strecke schleiften, so daß er schwere Verletzungen davontrug. Die Kopfhaut wurde ihm förmlich abgerissen, ein Arm zerquetscht und schließ­lich ging ihm der schwere Wagen noch über den Leib, wodurch er erhebliche Quetschungen erlitt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

Aus Beginn uns Umgebung

Sedan.

Die Gedanken an einen der glorreichsten Tage deutscher Geschichte, den 2. September 1870, kreuzen sich dieses Mal mit der hundertjährigen Wiederkehr der tiefsten Erniedrigung unseres Vater­landes, wie sie in dem Frieden zu Tilsit am 7. und 9. Juli 1807 besiegelt wurde.

Es gibt zwei schlichte Bilder, die den Gegensatz von 1807 und 1870 in ergreifender Weise zum Ausdruck bringen. Das eine stellt die tiefgebeugte Königin Luise dar, wie sie sich am 6. Juli in Tilsit dem übermütigen Sieger mit rührender Bitte für ihr armes Land naht. Das andere zeigt die Unter­redung König Wilhelms mit dem gefangenen Napoleon III. vor Sedan um die Mittagsstunde des 2. September.

Wie das Wasser vom Wachstuch", so schrieb Bonaparte nach dem Gespräch mit der Königin, seien ihre Bitten an ihm abgeglitten. Und von dem schrecklichen Frieden, der Tags darauf geschlossen wurde, sagt sogar ein französischer Geschichtsschreiber,

nie habe die materielle Gewalt kecker über die Grund­sätze von Recht und Billigkeit verfügt.

Der Sieger von Sedan dagegen reichte dem Besiegten, ohne ihm wegen des so mutwillig herauf­beschworenen blutigen Krieges Vorwürfe zu machen, mit edler Großmut die Hand, nachdem er eine halbe Stunde vorher das berühmte Telegramm nach Berlin gesandt hatte, das mit den Worten schließt:Welch eine Wendung durch Gottes Führung!"

Die göttliche Führung unseres Volkes ist im letzten Jahrhundert durch Demütigung und Erniedrigung, durch innere und äußere Erhebung zur Höhe glän­zender Siege und Erfolge gegangen. Die Männer aber, die Gott als persönliche Werkzeuge dazu ge­brauchen konnte, tragen bei aller sonstigen Ver­schiedenartigkeit fast durchgängig den Stempel christ­licher Demut, von dem friedfertigen König Friedrich Wilhelm III. bis auf den großen Kaiser mit dem Kindessinn, vom willensstarken Freiherrn vom Stein bis zum eisernen Kanzler.

Es wird darauf ankommen, ob unser Volk diesen Geist seiner Väter, die es zur Größe geführt haben, in seiner Mehrheit bewahren wird. Tausend Zeichen weisen darauf hin, daß die umstürzlerischen Mächte der Selbstüberhebung gegen Gott und Menschen bei Hohen und Niedrigen wieder ihr stolzes Haupt er­heben.

Hochmut kommt vor dem Fall"; möchte das unser geeintes Vaterland nicht so bald wieder an sich selbst erfahren müssen. Es geht im Leben der einzelnen Menschen wie ganzer Völker dafür ist der kommende Sedantag ebenso wie die Zeit vor hundert Jahren ein deutlicher Beweis nach dem alten Spruch:

Gott widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade".

Zum Sedantagr.

Nun laßt die Feierglocken schallen Vom Alpenschnee zum Ostseestrand.

Im Sonnenglanz die Fahnen wallen Durchs weite deutsche Vaterland!

Stimmt an die weihevollsten Lieder Und rührt das goldne Saitenspiel:

Der große Tag, er kehrte wieder.

Da einst der ehrne Würfel fiel.

Nicht eitler Ruhm und gleißend Prangen Sind unsers Volkes Brauch und Art.

Wenn jubelnd seine Lieder klangen Rach sieggewohnter Kriegesfahrt:

Dem Herren aller Herren droben War unser erster Dank bereit.

Den die Gestirne wandelnd loben Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Und euch, ihr todesmut'gen Krieger.

Euch preist unsterblich unser Mund,

Ob beimgekehrt ihr einst als Sieger,

Ob fern ihr schlaft in fremdem Grund.

In Erz und Stein manch' Denkmal kündet Der Nachwelt euren stolzen Ruhm

Das herrlichste steht fest gegründet In unsrer Herzen Heiligtum.

Doch eines überragt sie olle:

Es ist das hehre deutsche Reich.

Das. eine stolze Ruhmeshalle.

Dem Heldensaal der Ahnen gleich.

Wie hier die goldnen Namen glänzen:

Vom Weisbart auf dem Kaiserthron,

Geschmückt mit nimmer welken Kränzen,

Bis zu der Witwe einz'gem Sohn!

Drum laßt die Feierglocken schallen Vom Fels bis an des Meeres Strand,

Im Sonnenglanz die Fahnen wallen Durchs weite deutsche Vaterland!

Den Vätern gleich mit Herz und Munde Weih'n Treue wir ihm bis zum Tod,

Und über unsrem Bruderbunds Tagt hell der Zukunft Morgenrot!

Neuenbürg, 30. Aug. (Postalisches.) Mit dem Wegfall der Züge 677 und 678 vom 1. Sept. an erfolgt wieder, wie früher, die erste Briefkasten­leerung in der inneren Stadt um 6'/s Uhr vorm., die 4. um 7Vs Uhr nachm. Von demselben Zeit­punkt an wird der Außenbezirk (Schloß, Windhof, Bahnhof, Sensenfabriken, Reute, Schleifmühle) mit Gang 1 wieder zwischen 9 und 11 Uhr bedient. Der 2. Bestellgang für die inneren Stadtteile wird um ','r Stunde hinausgerückt.

Neuenbürg, 30. August. Heute wurde Hr. Privatier Wilhelm Röck hier anläßlich seiner 25jährigen Tätigkeit als Agent der Württemb. Sparkasse von der Verwaltung mit einem schönem Diplom und silbernen Becher beschenkt. Die Ver­waltung drückte dem Jubilar für seine ersprießliche Mitarbeit bei der Förderung des Sparwesens ihre volle Anerkennung und Dank aus.

Wildbad, 28. Aug. Das wundervolle Wetter dauert an. Trotzdem stehen infolge starken Abgangs schon viele Wohnungen leer. Die Besuchsziffer hat 14013 (gegen 13 231 im Vorjahr) erreicht, von