Pischek gab zu, daß die Genehmigung oft erst nach längerer Zeit erfolgen kann; daran seien aber nicht die gesetzlichen Vorschriften, sondern die Einsprachen gegen die lästigen Anlagen schuld. Der Abgeordn. Kübel (D. P.) begründete einen Antrag auf Berück­sichtigung des Standes der kaufmännischen und technischen Angestellten bei Berufung der Beiräte für die Zentralstelle. (Forts, im nächsten Bl.)

Stuttgart, 25. Mai. Die Finanzkommis­sion der Zweiten Kammer, die gegenwärtig die Vorlage über den Umbau des Stuttgarter Bahn­hofes und die damit zusammenhängenden Erweiter­ungen der Bahnanlagen im Stuttgarter Verkehrs­rayon berät, beschäftigte sich gestern mit den grund­legenden Fragen der ganzen Vorlage. Die Kommission bejahte einstimmig das Bedürfnis einer Aenderung der jetzigen Bahnhofsanlage, verneinte einstimmig die Frage, ob eine Entlastung des Stutt­garter Hauptbahnhofes durch Umgehungsbahnen herbeigeführt werden könne, und verneinte mit 13 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen die Frage der Verlegung des Zentralbahnhofes ins Neckartal nach Cannstatt. In der heutigen Sitzung erklärte sich die Finanzkommission mit der Vorlage über den Umbau und die Erweiterung des Hauptbahnhofes Stuttgart einverstanden. Mit 12 gegen 2 Stimmen sprach man sich dabei für die Ausführung des^Pro- jektes aus, welches die Hinausverlegung des Bahn­hofes um etwa 400 Meter nach Nordosten an der Schillerstraße vorsteht. Mit 8 gegen 5 Stimmen wurde ferner beschlossen, die Erwartung auszusprechen, daß die Stadt Stuttgart aufgefordert wird, für die Ausführung der zugleich wesentlich in ihrem Inter­esse geplanten Anlagen einen angemessenen Beitrag zu den Kosten zu leisten und die in ihrem Besitz befindlichen Grundstücke, die zur Ausführung der Anlagen notwendig sind, um einen mäßigen Preis abzutreten. Die Kommission beantragte ferner, bei der Kammer die Erwartung auszusprechen, daß während der Ausführung der Bauten in dem Bau von Nebenbahnen kein Stillstand eintrete.

Stuttgart, 26. Mai. Zur Gründung eines Schreinermeisterverbandes für Württemberg und Hohenzollern fand gestern im Konzertsaal der Liederhalle eine von über 400 Personen besuchte Versammlung statt. Die Verhandlungen wurden durch eine Begrüßungsansprache des Vorsitzenden, Schreinermeister Uebel-Biberach eingeleitet, worauf Professor Dr. Zwiesele namens der Zentralstelle für Gewerbe und Handel den Verhandlungen besten Erfolg wünschte. Handwerkskammersekretär Freytag- Reutlingen sprach sodann überDie Notwendigkeit der Organisation des Schreinergewerbes". Redner verbreitete sich in längeren Ausführungen über den Wert und die Bedeutung des organisatorischen Zusammenschlusses. Verbandsrevisor Schumacher- Stuttgart referierte über den gemeinsamen Bezug von Rohmaterialien. Nach einer Ansprache des Reichstagsabgeordneten Wieland - Göppingen wurde sodann die Gründung einstimmig beschlossen. Der Verband bezweckt die Wahrung und Vertretung der gesamten Berufsinteressen der Mitglieder. Dies soll insbesondere erreicht werden durch Vertretung ded Standesinteressen gegenüber der Oeffentlichkeit dem Staat, den Gemeinden und anderen Körperschaften, Bekämpfung unlauterer Konkurrenz und Regelung der Preise für einheitliche Arbeitsleistungen innerhalb bestimmter Bezirke, gemeinsames Vorgehen bei Sub­missionen, Wege des Genossenschaftswesens. Der Verband hat seinen Sitz in Stuttgart. Zum Ver­bandsvorsitzenden wurde Kranz-Stuttgart gewählt. Reichstagsabgeordneter Wieland teilte zum Schlüsse mit, daß den Reichstagsabgeordneten der Gesetzent­wurf betr. Sicherstellung der Bauforderungen zuge­gangen sei.

Zuffenhausen, 25. Mai. Der vorgestern abend fällige V-Zug 43 durchschnitt bei seiner Durch­fahrt auf der Station einen großen Ballen mit Bettfedern. Diese, durch den Luftzug emporgewirbelt, hüllten Zug und Bahnhof in eine weiße Wolke ein, als herrsche das größte Schneegestöber. Das Ein­sammeln der zerstobenen Federn hatte natürlich seine Schwierigkeiten, und so hatten hiebei, namentlich die durchfahrenden Züge, einen ganzen Tag lang das Vergnügen, in eine weiße Federwolke gehüllt zu sein.

Tübingen, 29. Mai. Das große Unternehmen der elektrischen Kraftübertragung für den Bezirk Herrenberg und Umgebung geht nun rasch seiner Vollendung entgegen. Der größere Teil der An­lagen ist bereits im Betrieb, der Rest wird in Bälde folgen. Die Beteiligung der Einwohnerschaft der verschiedenen Orte ist zum Teil eine sehr gute.

Eßlingen, 28. Mai. Großen Schaden hat in der Umgebung von Eßlingen und der Filial- gemeinden der Raupenfraß an den Steinobst- und

insbesondere an den Kirschbäumen, deren schöner Fruchtansatz noch vor wenigen Tagen auf einen reichen Ertrag hoffen ließ, angerichtet. Die Bäume stehen teilweise fast völlig entlaubt da. Daß sich die Zahl der Singvögel, deren Vorhandensein dem Treiben der Schädlinge wenigstens einigermaßen ein Ziet setzte, von Jahr zu Jahr verringert, machte sich auch in hiesiger Gegend recht unangenehm fühlbar. (Anm. d. Red.) Gleiches ist leider auch aus unserem Bezirk zu berichten.)

Uhlbach, 27. Mai. Blühende Trauben um diese Zeit waren seit mehreren Jahren eine große Seltenheit. Solche sind seit einigen Tagen an der Kamerz eines hiesigen Weingärtners zu sehen.

Laichingen, 28. Mai. Gestern nachmittag zwischen 3^/- und 4 Uhr wurden hier bei einem heftigen Gewitter neun Frauen und Mädchen, die an einem Waldrand Schutz vor dem Unwetter suchten, vom Blitz getroffen. 2 Frauen sind tot, 2 Mädchen schwer, die übrigen Personen leichter verletzt. Ein Hund wurde ebenfalls getötet.

Stuttgart. ILandeSproduktenbörse.I (Bericht

vom 27. Mai.) Witterung und Temperatur waren in der abgelausenen Woche allenthalben der Jahreszeit entsprechend und der Vegetation sehr förderlich. Von den Weltmarkt- Handelsplätzen wird berichtet, daß die Preise abermals schwankend waren und eine einheitliche Richtung nicht er­kennen lassen. Sehr bezeichnend ist die Tatsache, daß auf den außereuropäischen Börsen die späteren Lieferfristen höher, auf den deutschen Handelsplätzen dagegen billiger notiert werden. Man schließt hieraus, daß drüben die zu erwartende Ernte ungünstig und herüben die vorhandenen Bestände als ungenügend angesehen werden. Es muß aber zur Kennzeichnung der Lage noch erwähnt werden, daß so­wohl die Verschiffungen von Argentinien nach Europa, wie auch die sichtbaren Vorräte in den Vereinigten Staaten von Nordamerika sich neuerdings ganz erheblich gesteigert und in Jahren nicht so groß waren wie in der abgelaufenen Woche. Für unseren internen Verkehr kommt noch der Umstand hinzu, daß unsere heimischen Mühlen unter dem Druck der rheinischen Konkurrenz und unter den belanglosen Zufuhren inländischer Produkte zu leiden hatte. Mehl­preise per 100 inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 31 Mk. 5V Psg. bis 32 Mk. Psg., Nr. 1: 30 Mk. - Psg. bis 30 Mk. 50 Psg., Nr. 2: 28 Mk. 50 Psg. bis 29 Mk. Psg., Nr. 3: 27 Mk. - Psg. bis 27 Mk. 50 Psg., Nr. 4: 25 Mk. Psg. bis 25 Mk. 50 Psg. Suppengries 31 Mk. 50 Psg. bis 82 Mk. Psg. Kleie 10 Mk. Psg. lohne Sack).

Slus StaSt. Bezirk uns Umgebung,

Seine Majestät der König hat dem Finanz­praktikanten Luz in Gaildorf (vorher in Neuenbürg) eine Finanzfekretärstelle bei dem Kameralamt Stuttgart übertragen.

Cnztaleifenbahn. Die Personenzüge 1160, 1190, 1178, 1189, 1191 und 1187 fallen am Donnerstag den 30. Mai (Fronleichnam) aus, dagegen verkehren die Sonn- und Feiertagszüge 1213, 1172 und 1181.

Neuenbürg. Laut Ausfertigung der Eintrag­ung in die Gebrauchsmusterrolle des Kaiserlichen Patentamts vom 2. Februar ds. Js. Aktenzeichen 6 16181" k ist Mar Genßle, mechan. Werk­stätte, Schmied und Windenmacher in Neuenbürg, unter Nr. 298 274 für eine Laterne mit in einem Wasserbehälter stehender Lampe zum Anlocken und Vernichten von Insekten an Obstbäumen und Garten­gewächsen ausgenommen worden. Diese Laterne wird in Eßlingen fabriziert. Den Alleinverkauf für den Bezirk Neuenbürg hat G. Lustnauer über­nommen.

Neuenbürg, 28. Mai. Wir erhalten heute aus dem oberen Tal folgende Einsendung:Die Bewohner des Christophshoses, der Kälbermühle und von Sprollenhaus usw. gestatten sich, für den Artikel gegen die Talsperre im Enztäler Nr. 59 vom 13. April ds. Js. ihren verbindlichsten Dank auszusprechen, denn diese Worte sind uns aus der Seele gesprochen. Wir sind froh, daß sich jemand gefunden hat, der unsere wirtschaftliche Lage kennt und der in jenem Artikel sie so trefflich ge­schildert hat. Von was wollten wir leben, wenn uns unsere unentbehrlichen Felder unter Wasser gesetzt werden und das Trinkwasser nach Stuttgart geleitet würde. Obige Bewohner werden sich noch durch Unterschriften gegen die Talsperre erklären.

Wildbad, 27. Mai. Der gestrige Abend brachte uns im Kurtheater eine Vorführung der Blumenthal'schen Schwarzwaldlichtbilder. Diese Bilder, welche bereits die Runde durch einen größeren Teil von Deutschland gemacht und ihrem Verfertiger schon viel Anerkennung, namentlich auch aus Künstler- krtzifen eingetragen haben, zeugen von durchaus künstlerischer Erfassung des richtigen Moments für die photographische Aufnahme der einzelnen Land­schaftsbilder. Ohne Zweifel werden sie auch, wo sie gezeigt werden, dem Schwarzwald neue Freunde ge­winnen, da sie die schönsten und interessantesten Teile desselben zur Anschauung bringen.

Feldrennach, 27. Mai.Wenn jemand eine Reise tut, so kann er 'was erzählen", dies kann der hiesige Männerverein mit seiner gestern ausge­führten Reise nach HeidelbergMannheim mit dem Bemerken, daß zwischen Staats- und Privatbahn eben doch ein Unterschied ist. Wohlgemut gingen wir Ittersbach zu, wo uns der Früh- resp. Leerzug bald nach Karlsruhe brachte; von dort aus ging es mittels Eilzug nach Heidelberg, wo nach eingenom­menem Frühstück die Bergbahn zum Schloß benützt und dasselbe, sowie das Faß und die Kunst- und Altertümer des Schlosses besichtigt wurden. Auf der Promenade hat man einen schönen Ueberblick über die Stadt Heidelberg, worauf uns die dort verheiratete Tochter des Fritz Merkte hier aufmerk­sam machte. Nun gings Mannheim zu, wo nach eingenommenem Mittagessen die Rheinbrücke besich­tigt und ein großer Schoppen in Ludwigshafen ge­trunken wurde, von da per Schiff nach Mannheim zurück, um so schnell als möglich in die Ausstellung zu gelangen. Kein Wunder wird solche viel besich­tigt, neben Industrie- und Gartenbau-Ausstellung war es hauptsächlich die Wafferrutschbahn, bei wel­cher wir länger verweilten. Nach Besichtigung der Neckarbrücke gings zurück zum Bahnhof und teils per Bahn, teils per Schusters Rappen der Heimat zu. Durch diesen Ausflug haben wir im Nachbar­lande Baden viel Schönes und Interessantes gesehen, so daß wir mit dem Dichter rufen:

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,

Den schickt er in die weite Welt,

Dem will er seine Wunder weisen

In Berg und Wald und Strom und Feld". Q.

Pforzheim, 27. Mai. Der Jahresbericht der hiesigen Handelskammer für 1906 läßt erkennen, daß die hiesige, weltumspannende Bijouterieindustrie den Uebergang in die neuen Zollverhältniffe ohne besondere Störungen und Nachteile vollzogen hat. Auch im laufenden Jahre gehen, wie noch bemerkt sei, die Geschäfte hier gut und dieSaisonmorte" ist weniger fühlbar als je.

Pforzheim, 27. Mai. Ein 28 Jahre alter Arbeiter der Papierfabrik in Niefern lieh sich dieser Tage von seinem Hausgenossen, ebenfalls Papier­fabrikarbeiter, ein Fahrrad und fuhr nach Weißen­stein bei Pforzheim, wo seine ihm am Pfingstsams- tag angetraute Frau noch wohnt. Kaum zurückgekehrt, machte er zum Dank für den Leiher des Rades auf dessen Frau ein Sittlichkeitsattentat. Das Verbrechen ist zum Glück nicht vollendet. Der Mensch, der sich mit schwerer Betrunkenheit ausredete, wurde sofort in Nummer Sicher gebracht.

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Infolge zahlreicher Erkrankungen im Anschluß an eine Hochzeit in Gonterskirchen neigen die Laubacher und Schottener Aerzte, die mehrere Tage dort weilten, zu der Ansicht, daß irgend eine Speise oder ein Getränk die typhusartige Erkrankung her­vorgerufen haben. Eine Frau ist jetzt gestorben, andere Personen liegen noch darnieder.

Freiburg i. Br., 24. Mai. Zur Warnung! Wie ein Haushahn Kindern gefährlich werden kann, schreiben dieBreisg. Nachrichten", beweist ein dieser Tage in einem Hof in Emmendingen vorgekommener Fall. Ein zweijähriges Kind war auf die um den Hahn herum versammelte Hühnergruppe zugegangen und dies faßte der Hahn anscheinend als Angriff auf, dem er sofort begegnete; er brachte dem Kind mehrere Schnabelhiebe an Kopf und Backe bei, und daß das Kind keine Verletzung der Augen erlitt, ist nur dem Umstand zuzuschreiben, daß es zu Fall und auf das Gesicht zu liegen kam.

In Rotweil im Breisgau ging ein vor einen Wagen gespanntes Pferd durch und spang auf ein entgegenkommendes Automobil, welches in der engen Dorfstraße nicht ausweichen konnte. Durch den Anprall niedergeworfen, brach das Pferd das Rückgrat und war auf der Stelle tot.

Bei Schöppenstedt in Braunschweig ist eine Frau vom Blitz getötet, ihr 8jähriger Sohn ge­lähmt worden.

Die rankende Glockenblume ist in den Gärtnereien selten zu finden, viele Gärtner kennen sie nicht einmal und doch ist es eine der dankbarsten Zimmerpflanzen für den Blumenfreund. Die Pflanze braucht nahrhafte Erde, viel Sonne und viel Wasser, sonst ist sie sehr anspruchslos, darf im Sommer im Freien und das ganze Jahr hindurch im Wohn- zimmmer stehen. Die schönen Blütensterne erscheinen sehr zahlreich besonders im Sommer. Gartenfreunde, welche sich dafür interessieren, können eine Nummer vom Geschäftsamt des praktischen Ratgebers in Frankfurt a. O. kostenfrei erhalten.