Mk. entgangen, sondern er hat auch sonstige Verdrießlichkeiten, da einige Uebereifrige gleich den Staatsanwalt in Kenntnis setzten. Die eingezahlten Gelder sind jedoch intakt.
Württemberg.
Stuttgart, 22. Mai. Der Entwurf eines Gesetzes betr. die Aenderung einiger Schulgesetze ist nunmehr im Druck erschienen. Er ist bedingt durch die Novelle zum Beamtengesetz, unternimmt eine Revision der Rechtsverhältnisse der Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen und höheren Mädchenschulen und beschränkt sich im wesentlichen auf die Verbesserung der personal-rechtlichen Verhältnisse. Infolge der verwickelten Schulgesetzgebung sind, um Klarheit zu schaffen, einige Bestimmungen in der Hauptsache formaler Natur, aufgestellt worden, die mit dem eigentlichen Zweck des Entwurfes, der Regelung der personenrechtlichen Verhältnisse, nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehen.
Stuttgart, 22. Mai. Der württ. Volksschullehrerverein hielt gestern im Festsaal der Liederhalle seine jährliche Hauptversammlung, die namens der Stuttgarter Ortsschulbehörde von Schulrat Mosapp begrüßt wurde. Im Anschluß an die Mitteilung der Beschlüsse der tags zuvor stattgehabten Vertreterversammlung wurde folgende Erklärung zum Beschluß erhoben: „Die Versammlung begrüßt dankbar die in Aussicht gestellte Aufhebung der Beiträge zur Pensionskasse und die Verbesserung der Pensionsverhältnisse der Volksschullehrer; sie erklärt es aber als einen einmütigen und dringenden Wunsch der Lehrerschaft, daß unter Aufhebung aller seitherigen Ausnahmebestimmungen das allgemeine Beamtengesetz auf die Volksschullehrer in gleicher Weise Anwendung finden möchte, wie auf die seminaristisch gebildeten Lehrer derübrigen Lehranstalten. Hinsichtlich des zu erwartend-, Schulgesetzes wünscht die Versammlung, daß das.^amte Schulunterrichtswesen des Landes nach einheitlichen Grundsätzen und modernen Gesichtspunkten geregelt werde und daß zur Vorbereitung des Gesetzes auch gewählte Vertrauensmänner der- Lehrerschaft beigezogen werden." Sodann folgte ein Vortrag von Mittelschullehrer Baß-Stuttgart über: Welche Forderungen ergeben sich aus der Neuorganisation der gewerblichen Fortbildungsschulen für eine zeitgemäße Reform des Volksschulwesens?" In der ausgedehnten Erörterung, welche diesem Referat folgte, wurde einerseits hervorgehoben, daß die Schule die Bedürfnisse des praktischen Lebens in erster Linie zu berücksichtigen habe, während andererseits geltend gemacht wurde, daß man die Schule vor allem als Stätte der Geistes- und Menschenbildung zu betrachten habe. Die Versammlung stimmte diesen Leitsätzen mit einigen von Lehrer Stettner in Heilbronn einge- brachten Abänderungsanträgen dem Sinne nach zu. Gewerbelehrer Frank-Heilbronn bemängelte, daß in dem neuen Lehrplan der Volksschule die seitherige religiöse Stoffmenge beibehalten, die Zahl der Religionsstunden dagegen eingeschränkt worden sei; es sei unbegreiflich, daß die Kirche ihre Ziele dadurch zu erreichen suche, daß sie die Schüler mit der Menge des Stoffes förmlich erdrücke. Die Volksschule in ihrer jetzigen Gestalt sei ein durchaus ungenügender Unterbau für die neuen Gewerbeschulen; die Leistungen der Volksschulen seien, wenn man von den Stadtschulen absehen wolle, quantitativ und qualitativ unzulänglich. So müsse, wie die in Heilbronn gemachten Erfahrungen zeigen, das erste Fortbildungsschuljahr fast vollständig dazu verwendet werden, um die Lücken und Mängel des Volksschulunterrichts auszufüllen und zu beseitigen, und in diesem Umstand haben auch die Klagen der Handwerker und Gewerbetreibenden über unser Fortbildungsschulwesen ihren Grund, dem man eine Berechtigung nicht absagen könne. Der Lehrer an der Fortbildungsschule gewinne vor allem den Eindruck, daß in der Volksschule viel zu viel Gedächtnisarbeit und mechanischer Drill geleistet werde, was wiederum seinen Grund habe in den überfüllten Schulklassen, dem Abteilungsunterricht, diesem Fluch des württ. Schulwesens, vor allem aber auch in der Schulaufsicht. Sch aas-Stuttgart trat den Ausführungen Franks bezüglich des Religionsunterrichts entgegen. Mittelschullehrer Raiß-Reutlingen führte u. m aus, daß die Volksschule ihre Ziele und Aufgaben nicht aus dem wirtschaftlichen Leben heraus sich stecken dürfe, sondern aus dem Wesen und Bedürfnis des kindlichen Geistes. Zeichenlehrer Kolb-Göppingen führte aus, daß der Schüler nicht zum Künstler herangebildet, wohl aber zum Genuß von Natur und Kunst befähigt werden soll. Es wäre daher durchaus verfehlt, wenn man den Lehrgang einer Volksschule dem Lehrplan einer Gewerbe- oder Fach
schule anpassen wollte; der Lehrgang der Volksschule müsse vielmehr auf die allgemeine Grundlage gestellt werden, die der Natur des Kindes entspricht. In seinem Schlußwort gab der Referent Baß dem Bedauern Ausdruck, daß die Religion in die Debatte gezogen worden sei. — Lehrer Werner-Tübingen behandelte dann das Thema: „Der Lehrermangel, seine Ursachen und Wirkungen", und betonte, daß der Lehrermangel dem Lehrerstand, dem Staat und der. Schule schade. Solle er gehoben werden, so sei bessere Bezahlung und bessere Stellung, aber auch bessere Bildung des Lehrers und die Errichtung weiterer Lehrerbildungsanstalten und zwar in den größeren Städten notwendig. Konsistorialrat Dr. Reinöhl wendete sich gegen den Referenten und bestritt, daß in den letzten Jahren ungenügend begabte oder unzulänglich vorgebildete Elemente in die Seminarien gekommen seien. Der Lehrermangel habe seinen Grund vor allem auch in dem größeren Interesse der Gemeinden an ihren Schulen, das namentlich auch in der Vermehrung der Schulstellen zum Ausdruck komme. Der Redner versicherte zum Schluß, daß er allen Bestrebungen, die auf die Hebung der Volksschule und des Volksschullehrerstandes gerichtet sind, den besten Erfolg wünsche. Den von dem Referenten vorgeschlagenen Leitsätzen wurde dem Sinne nach zugestimmt. Der Vorsitzende, Oberlehrer Krieg, gab in seinem Schlußwort der Hoffnung Ausdruck, daß es auch im kommenden Jahr bei der württ. Volksschule und beim Lehrerstand vorwärts und aufwärts gehen möge.
Stuttgart, 24. Mai. Das diesjährige Sommerfest der Volkspartei wird voraussichtlich am 30. Juni auf dem alten Schießplatz bei Murr Hardt gehalten werden.
Stuttgart, 23. Mai. Nach den Saatenstandsmitteilungen des K. statistischen Landesamts stand für Württemberg im Monat Mai Winterweizen 2,5, Sommerweizen 2,4, Dinkel 2,7, Winterroggen 3,1) Sommerroggen 2,7, Sommergerste 2,5, Hafer 2,5, Hopfen 2,7, Klee 2,6, Luzerne 2,3, Wiesen 2,3, Aepfel 3,7, Birnen 3,5, Weinberge 2,9. Dabei bedeutet 1 — sehr gut, 2 — gut, 3 — mittel, 4 — gering, 5 — sehr gering. Zu bemerken ist, daß der Stand gegen den Vormonat durchweg um Weniges geringer geworden ist. Auch ist der nachteilige Einfluß der Witterung während der Pfingsttage in diese Statistik noch nicht in Betracht gezogen.
Ulm, 21. Mai. Ueber seine schulärztliche Tätigkeit hat Stadtarzt Dr. Sing dem Gemeinderat einen Bericht vorgelegt, der einige allgemein interessierende Punkte aufweist. Der Bericht erwähnt eingangs, daß im Zeitraum von 5 Wintermonaten 2900 Kinder in den Schulklassen bei entblöstem Oberkörper untersucht worden sind und daß den Untersuchungen die Eltern durchaus entgegenkommend und fördernd gesinnt waren, was schon daraus zu entnehmen ist, daß die ausgegebenen 3000 Fragebogen alle beantwortet zurückkamen. Von den Kindern hatten 63°/» eine gute, 33"/« eine mittlere und nur 0,6°'» eine schlechte Konstitution. 51°/» aller Untersuchten sind wegen festgestellter Leiden oder Gebrechen ärztlicher Kontrolle überwiesen worden. In 1022 Füllen sind schriftliche Anweisungen an die Eltern ergangen, wovon allerdings 446 Mitteilungen lediglich die Läusekalamität betreffen. 289 Kinder leiden an Wirbelsäuleverkrümmungen (die Mädchen stärker als die Knaben), 504 an Kurzsichtigkeit (257 nur leicht), 170 an Wucherungen in Nase und Mund, 50 (Knaben) an Phimose, 32 sind mit Brüchen behaftet, 31 mit Schielen, 17 leiden an Gehörfehlern 58 an Schwerhörigkeit, 9 an Lungenkrankheiten, 41 an Hautausschlägen, 10 an Herzkrankheiten, 6 an Stottern, 10,7°/o aller Untersuchten an Blutarmut und Skrophulose. Der Alkoholgenuß ist hier unter den Schulkindern sehr reichlich; 93°/» haben schon Bier, 39°/» Wein, 41°/» Schnaps, 87°/» Most getrunken. Gewohnheitsmäßig trinken Bier 18°/», Most 19°/», Milch 43°/», und zwar sind die 7jähr. Kinder hieran mehr beteiligt als die 10- und 11jährigen.
Ulm, 23. Mai. Eine den bürgerlichen Kollegien vorgelegte Statistik über das Verhältnis der Schweinefleischpreise zu den Viehpreisen in den letzten 7 Monaten hat ergeben, daß die Fleischgewichtspreise von 71 Pf. auf 57 Pf. und die Ladenpreise von 85 Pf. auf 75 Pf. zurückgegangen und letztere elfteren mit ziemlicher Regelmäßigkeit gefolgt sind. Da aber in Stuttgart der Schweinefleischpreis auf 65 Pf. zurückgegangen ist, soll mit der hiesigen Fleischerinnuna wegen einer weiteren Reduzierung der Ladenpreise unterhandelt werden.
Reutlingen, 13. Mai. (Auch ein Submissionsergebnis I) Auf die von einer hiesigen Staatsbehörde vor kurzem ausgeschriebenen Schreinerarbeiten ist
nur ein einziges Offert eingegangen und zwar mit einem Aufgebot von 48 Prozent. Der Voranschlag scheint mit den heutigen Lohn- und Preisverhält- nisfen jedenfalls nicht ganz im Einklang gestanden zu sein.
Reutlingen, 23. Mai. Die Jahresversammlung des Flafchnermeister-Unterverbands für den Handwerkskammerbezirk Reutlingen findet am 9. Juni im Dreikönigsaal in Freuden st adt statt.
Ein Schneidermeister von Oehringen unternimmt schon seit Jahren jeden Sommer große Radtouren, sowohl innerhalb des deutschen Reiches als auch ins Ausland. Im Vorjahr unternahm er eine Dauerfahrt nach Korsika, wobei er mit dem gewöhnlichen Fahrrad eine Strecke von 2623 km zurücklegte; hiefür erhielt er von der allgemeinen Radfahrerunion in Straßburg einen ersten Preis.
Aus StaSt. Bezirk uns Itmgevung.
88 Neuenbürg, 24. Mai. In den letzten 14 Tagen ließ das K. Forstamt hier die vielen Wege und Aufstiege im Schloßwäldchen wieder in Stand setzen; namentlich ist zu danken, daß die meist begangenen Wege besser geebnet und erbreitert wurden. So sei nun das Schloßwäldchen, die Perle unserer Stadt, Einheimischen und Fremden zu fleißigem Besuche bestens empfohlen!
G Herrenalb, 24. Mai. Seine Majest. der König hat bei dem 7. lebenden Sohne des Malers Bender hier Patenstelle übernommen und diese huldvolle Entschließung mit einer namhaften Spende begleitet. — Der Beginn der diesjährigen Bad- saison darf als ein recht günstiger bezeichnet werden, nachdem die Witterungsverhältnisse sich gebessert haben. Alle Vorbereitungen sind von der Badverwaltung mit Umsicht und Sorgfalt getroffen worden; namentlich wurden wieder für die Verschönerung der städischen Anlagen vielfache Arbeiten ausgeführt. Um den modernen Bestrebungen bezüglich der künstlerischen Einfügung der Neubauten in das landschaftliche Gesamtbild entgegenzukommen, hat die städtische Verwaltung für den Ausbau einzelner Stadtteile besondere Vorschriften entworfen und veröffentlicht. Namentlich ist die Verpönung auffallender, geschmackloser Formen, wie man sie gegenwärtig nur zu häufig beobachten kann, mit Freuden zu begrüßen.
Neuenbürg. Die Nistzeit der Vögel ist gerade die, in welcher sie von ihren schlimmsten Feinden, den räubernden Katzen, am ärgsten bedrängt werden. Es kann deshalb nur dringend empfohlen werden, besonders in dieser Zeit alle Katzen von den Gärten fernzuhalten und so die Singvögel und ihre Brut vor ihnen zu schützen. In Gärten, in denen Katzen geduldet werden, kommen selten Singvögel hoch, da kein Nest vor den schleichenden Feinden der Vogelwelt sicher ist. Vereinzelt verteidigen allerdings die alten Vögel mit Todesverachtung ihre Heimstätte, aber wohl selten mit solchem Glück wie in nachstehendem, der „Franks. Ztg." von einem Leser mitgeteilten Falle. An einem späten Nachmittag, so heißt es in dem Schreiben, hatte ich Gelegenheit, von meinem Fenster, das nach einem Garten geht, einen eigenartigen Kampf zu beobachten. Eine starke, graue Katze mit großem Kopf und von kräftigem Körperbau schlich sich auf der mit Efeu überwucherten Mauer, vorsichtig lauernd, an einige Futter suchende Finken heran. Schon setzte sie zum Sprunge an, als zwei Schwarzamseln, die in der Nähe ihr Heim haben, die Räuberin bemerkten und unter lautem Geschrei die Finken vor der nahenden Gefahr warnten, worauf diese sofort ihr Heil in der Flucht suchten. Zu den lärmenden Amseln gesellte sich sofort ein Schwarm Spatzen, die sich in etwas größerer Entfernung hielten, während die beiden Amseln die Katze regelrecht angrifsen. Eine halbe Stunde dauerte der Kampf, in dem die Vögel beständig in der Offensive waren, während die Katze den starken Schnäbeln der beiden Vögeln durch Seitensprünge und Tatzenhiebe auszuweichen suchte. In schnellem Fluge umkreisten die Amseln die Katze und flogen dicht über sie hinweg, wobei sie ihr jedesmal wuchtige Schnabelhiebe auf Kopf und Rücken versetzten. Zuletzt konnte die Räuberin ihre Position nicht mehr halten, langsam trat sie den Rückzug an, der zuletzt in eine eilige Flucht ausartete; beständig von den laut lärmenden beiden tapferen Vögeln hart bedrängt, fand die Katze einen Schlupfwinkel in einem angrenzenden Stalle, den die Amseln noch lange stegesfroh umkreisten.
Neuenbürg, 25. Mai. Dem heutigen Schweinemarkt wurden 29 Stück Milchschweine zugeführt und das Paar zu 22—28 verkauft. Handel flau.