bei einfachster Ausstattung erhalten, damit es in möglichster Zeitkürze fertiggestellt werden und so fei­nen Zweck für kommende Saison noch erfüllen kann. Bewährt sich dies Unternehmen, so wird die Zeit zweifellos auch ein stattlicheres Schriftchen bringen. Was unsere Luftkurortbestrebungen betrifft, so kam die Meinung zum Ausdruck, daß, wenn es auch hier an manchen Bedingungen (wie Garten­anlagen rc.) fehlen mag, doch unser Städtchen durch seine landschaftlich hervorragende Lage, rings um­geben von den prächtigsten Waldungen und durch andere schätzenswerte Bedingungen, wie vorzügliche Quellwasserleitung, elektrische Beleuchtung u. s. w., wohl berechtigt ist, mindestens den gleichen Anspruch wie manch ein anderer Luftkurort zu erheben, ist doch auch dem früher bestandenen Wohnungsmangel in den letzten Jahren durch eine außerordentlich lebhafte Bautätigkeit wesentlich abgeholfen worden. Dazu kommt, daß neben den alt renommierten Gast­höfen mit dem Gasth. z. Anker große Räumlich­keiten geschaffen worden sind und daß erst neuer­dings dasKurhaus Waldeck" von G. Gaiser, ein imposanter Bau an der Bahnhofstraße mit durchaus moderner Einrichtung, erstanden ist, das eine Reihe von komfortablen Zimmern bietet und das außerdem durch einen Wirtschaftsgarten ein sehr schätzenswertes Unternehmen bildet, welches einem fühlbaren Mangel abhelfen wird. Eine weitere Unterkunft für Lust­kurgäste erhebt sich auf der Wilhelmshöhe an der Herrenalber Straße. Es ist das gleichfalls mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit ausgestattetete Kurhaus Tannenburg" (Besitzer K. Vogt), von dem man einen umfassenden schönen Ausblick auf Tal und Stadt, auf das gegenüberliegende Schloß wie auf die bewaldeten Berge und die Höhe von Waldrennach u. s. w. genießt. Eine Gartenanlage dazu dürfte auch da einen besonderen Anziehungspunkt bilden. Obwohl demgegenüber nicht verkannt werden soll, daß die industrielle Tätigkeit hier einen großen Raum einnimmt, so kann doch gesagt werden, daß die Fabriken, wenigstens was die Sensenfabriken und die Sägewerke betrifft, da sie Wasserwerksbetrieb haben, sich nicht durch qualmende Dampfschlote bemerkbar machen, wie dies oft anderwärts zu treffen ist. Angeregt wurde in der Versammlung, es möge zum Schutze gegen die Staubbelästigung durch den Automobil- und Wagen­verkehr rc. bei trockener Witterung die Talstraße mit Wasser besprengt werden, was in hygienischer Hinsicht einen großen Vorzug bilden würde. Hoffen wir, daß durch ein verständiges Zusammenwirken der interessierten Kreise auch hier immer weiteres geschaffen wird, zum Nutz und Frommen unserer lieblichen Stadt imGrunde der Tannen".

Neuenbürg, 22. April. Mit diesem sei auch an dieser Stelle noch auf den heute abend */s8 Uhr im Gasthof zumAnker" stattfindenden Vortrag des Hrn. Apotheker Bozenhardt hin­gewiesen, welcher seinen Zuhörern die Eisgipfel des Oberengadins nebst Besteigung des 4050 m hohen Piz Bernina vor Augen führen wird, worauf eine Wanderung von Pontresina über St. Moritz nach Maloja folgt. Nach dem ersten Teil des Vortrags zu schließen glauben wir, daß auch der zweite Teil einen genußreichen Abend verspricht und freuen uns, daß der Eintritt auch weiteren Kreisen unentgeltlich gestattet ist.

Schwarzenberg, 21. April. Unsere Gemeinde wird nächstdem einen neuen Ortsvorsteher zu wählen haben, da Schultheiß Volle den Rücktritt von seinem Amt erklärt hat. Schultheiß Volle be­findet sich seit dem Jahre 1885 im Amt.

Wildbad, 19. April. Ueberall, wo man hin­blickt, fleißige Arbeit. Man merkts, daß der Be­ginn der Kurzeit mit raschen Schritten heranrückt. Eine ganze Reihe von Aenderungen und Ver­besserungen, an deren Vollendung die letzte Hand angelegt wird, werden unfern Gästen angenehm in die Augen fallen. So ist u. a. der bisherige Musik­pavillon in die Anlagen beim Theater versetzt und an seine Stelle ein neuer, größerer getreten, und im neuen Schwimmbad an der Olgastraße die Männer- abteilmig vollendet, welcher übrigens, bis die Frauen­abteilung ausgeführt ist, zu gewissen Zeiten auch den Frauen zugänglich sein wird. Die Einrichtung ist eine durchaus geschmackvolle, den modernen An­forderungen entsprechende. In diesen Tagen ist mit den ersten Arbeiten für die Bergbahn be­gonnen worden. Zunächst wird der Zugang zu ihrem Ausgangspunkte innerhalb der Stadt hergestellt und zu diesem Zwecke das Haus neben dem Adler durchbrochen. Man hofft, bis Mitte oder Ende Oktober mit der Erbauung der Bahn fertig zu werden. Die Arbeiten sind der bekannten Tiefbau­

firma Baresel in Untertürkheim und der Eßlinger Maschinenfabrik übertragen. (S. M.)

Nagold, 18. April. Vom 1. Oktober ab ge­währt das hiesige Elektrizitätswerk allen nicht außer­halb Etters wohnenden Lichtabnehmern bei einem monatlichen Verbrauch von mindestens 2 10 °/o,

von mindestens 50 ^ 15 "/« Rabatt auf den Grundpreis von 50 ff pro Kilowattstunde. Außer­dem ermäßigt sich ab 1. April die Zählermiete für Lichtzähler auf 40 ff.

Pforzheim, 16. April. Auf Einladung des Vereins zur Verbesserung der Frauenkleid­ung sprach im großen Rathaussaal Herr Dr. Rud. Kuppenheim hier über das zeitgemäße Thema: Gesundheitspflege und Frauenkleidung". Als Frau Ruck-Ja nzer die Versammlung eröffnete, waren Saal und Gallerie und zwar fast ausschließlich von Damen bis auf den letzten Platz und bis auf den letzten Stehraum gefüllt. Herr Dr. Kuppenheim begann mit einer kurzen Betrachtung darüber, ob ursprünglich die Kleidung des Menschen mehr zum Schutz oder mehr zum Schmuck des Körpers gedient habe. Heute dürfe man wohl sagen, daß für die Frauenkleidung die Zier mehr die Hauptsache sei als der Schutz des Körpers, der mehr der unheim­lich wirkenden Mode nachzustehen habe. Das schlimmste Produkt der Mode sei das Korsett, zu deutsch das Schnürleibchen. Was man zugunsten desselben ins Feld führe, daß es für die Erhaltung einer schönen Figur, für eine Stütze des Rückens, um den Druck der ungewohnten Rockbänder erträg­licher zu machen, nicht zu entbehren sei, treffe nicht zu. Der Einwurf, daß man das Korsett lose tragen könne, sei irrig, es würde nur schlecht sitzen. Durch die Schnürbrust werde die Bewegungsfähigkeit des Rumpfes eingeschränkt, weshalb bei Hausarbeiten und beim Sport schon jetzt das Korsett abgelegt werde. Das Korsett beschränkt die Atmung. Wie neuere Forschungen ergaben, sind die Unterschiede in der Atmung zwischen Männern und Frauen erst durch die verderbliche Wirkung des Korsetts ent­standen. Redner zeigte die Verheerungen, die das Korsett allmählich an dem Leib der Frau anrichtet, an Zeichnungen, welche die Herren Prof. Rücklin und E. Lang zur Verfügung gestellt hatten. Das Korsett verunstaltet die natürliche Taille des weib­lichen Körpers, engt den Brustkorb ein und verringert die Atmung; dadurch entstehen Bleichsucht und Blutarmut. Die Einschränkung der Zwerchfellbe­wegung stört die Blutbil düng und verlangsamt die Verdauung, fördert dagegen die Nervosität, die leichte Erschöpfung und die leichte Disposition zu Krank­heiten und zur Furcht vor Erkrankung. Auch die Gallenstein- und Magengeschwürbildung, die Erkrankungen der Unterleibsorgane sind zum Teil auf das Korsett zurückzuführen. Besonders schlimm ist noch die Verkümmerung und Schwächung der Muskulatur. Daher kommen bei jungen Mädchen die Klagen über Rückenschwäche, Kreuzschmerzen, da­her auch die Rückgratsverkrümmungen. Es muß anders werden. Um Wohlgestalt und Gesund­heit des Körpers zu erreichen, muß der Kleider­künstler nach gesundheitlichen Grundsätzen arbeiten. Das Korsett muß abgeschafft werden. Wo es aber schon getragen wurde, bedarf es besonderer Sorgfalt in der Körperpflege, da eine Muskelschwäche schon eingetreten ist. Die Muskeln müssen erst wieder systematisch gestärkt, das Turnen mit Bezug darauf geübt, Haus- und Gartenarbeit getrieben und mit Widerstandsapparaten die Streckmuskulaturen neu gekräftigt werden. Das Hauptgewicht der weib­lichen Kleidung müssen die Schultern tragen. An die Stelle des Korsetts muß das Leibchen ohne Stangen und Planchetten, aber mit breiten Schulter­bändern treten. Die Kleider sollen nicht um den Leib gebunden, sondern an das Leibchen angeknüpft und angehängt, das Gewicht der Kleider selbst ge­ringer werden. Daß bei Schulterbändern ein Druck auf die Lungenspitze geübt werde, sei ein Irrtum. Redner betonte noch einmal, daß sämtliche Unter­kleider am Leibchen befestigt werden sollten, und glaubte dann, daß wenn bezüglich der Unterkleider den gesundheitlichen Anforderungen genügt werde, man ruhig dem persönlichen Geschmack überlassen könne, ob die Oberkleidung lose oder anschmiegend zu gestalten sei. Daß man bei Beginn der Reform­bewegung glaubte, nur ein sackartiges Gewand sei am Platz, habe der Reform nur geschadet. Die Reform dürfe nicht Mode, sondern eine Prinzipien­frage sein, die aber hauptsächlich die Unterkleidung berühre. Erzieher und Künstler müssen mithelfen, ein schönes und gesundes Frauengeschlecht zu er­halten. Die Aerzte werden gerne dabei sein. Und wenn dann noch verständige grauen Mitwirken, kann der Erfolg nicht ausbleiben. So schloß der Redner

dern dafür lebhafter Beifall zuteil wurde. Bei­trittserklärungen liefen zahlreich ein; weitere An­meldungen zum Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung nimmt Herr CH. Ruck, Markt­platz 5, entgegen.

VeiMlschrss.

Stoib erg, 15. April. Am Samstag fand eine Hochzeit im Hospitale St. Georgie hier statt. Der Bräutigam ist 76 und die Braut 77 Jahre alt.

Die geheilte Luthereiche. Die Luthereiche in Wittenberg, die den Platz bezeichnet, wo Luther am 10. Dezember 1520 die gegen ihn gerichtete pästliche Banbulle verbrannte, wurde in der Weih­nachtsnacht 1904 von Frevlern in Meterhöhe ange­sägt, wobei Rinde, Bast und Cambium des über hundertjährigen Baumes auf drei Viertel des Um­fangs durchtrennt wurden. Trotz aller Versuche froren bei dem großen Froste die Wundründer, so daß man die Luthereiche schon für verloren hielt. Die Stadt wandte sich nun an den König!. Forst­assessor Schmidt, dem es gelungen ist, den Baum auszuheilen. Vorige Woche wurde dem Baume der letzte Verband abgenommen und die völlige Gesund­ung der Luthereiche von einem städtischen Ausschuß anerkannt.

(Eine Familie von Lebensrettern.) Vater, Sohn und Tochter im Besitz der Rettungsmedaille! Dieser ganz seltene Fall ist in der Familie des Oberstleutnant a. D. Jhssen in Schweidnitz zur Tat­sache geworden. Außer diesem besaß dessen Tochter die Auszeichnung für die Rettung einer jungen Dame vom Tode des Ertrinkens, und jetzt ist der Leutnant z. S. Jhssen von dem in Ostafrika stationierten kleinen KreuzerSeeadler", der mit Unterstützung des Leutnants z. S. Lenzner in der Bucht von Kissawani den Torpedomatrosen Hesselmann gleich­falls vom Tode des Ertrinkens rettete, in derselben Weise dekoriert worden.

(Spargel und Hopfen.) Wir sind noch einige Wochen von der Spargelzeit entfernt; ein Gemüse, das den Spargel aber jetzt schon ersetzt, das überall in Hülle und Fülle wächst und nur gepflückt zu werden braucht, ist der wilde Hopfen. Dieses ge­sunde unv wohlschmeckende Genußmittel, welches noch lange nicht so bekannt ist, als es verdient, wächst in diesem Frühjahr ganz besonders reichlich an allen Flußufern, zuweilen aber auch weit von jedem Wasserlauf entfernt. Die prismenförmig gestalteten, braun-violetten Stengel können wie Spinat gekocht oder (ebenfalls erst abgekocht) als Salat verspeist werden. Uebrigens erfüllen die ersten Sprößlinge des zahmen Hopfens denselben Zweck, und wenn dieselben nur ein paar Zoll lang gepflückt werden, beeinträchtigt dies das weitere Gedeihen der Pflanze nicht. In der Umgegend von Regensburg wird ein lebhafter Handel mit diesem delikaten Frühgemüse betrieben.

jProsaisch.jWollen Sie nicht einmal unter den ewig blauen Himmel Italiens gehen?"Was nützt mir denn ein ewig blauer Himmel, wenn ich nur vierzehn Tage Zeit habe?"

Letzi« Nachrichten u. Telegramm

Mannheim, 21. April. Heute vormittag Kff /2 Uhr erfolgte hier der Aufstieg des BallonsStraß­burg" von der hiesigen Ortsgruppe des deutschen Luftschifferverbandes. Die Auffahrt ging glatt von statten. Der Ballon entfernte sich in östlicher Richt­ung. Der Führer des Ballons ist Dr. Rempp von dem meterologischen Institut der Universität Straßburg. Die Fahrt dient wissenschaftlichen Zwecken.

Homburg, 21. April. Heute Vormittag nahmen beide Majestäten mit der Prinzessin Viktoria Luise an dem Gottesdienst in der Schloßkirche teil.

Petersburg, 21. April. Der Kaiser hielt gestern eine Parade über das Gardekorpskosaken­regiment ab und richtete an die Kosaken eine An­sprache in der er ausführte, es gereiche ihm zur großen Freude, seinen Wunsch, in der Garde Ver­treter sämtlicher Kosakentruppen zu haben, verwirk­licht zu sehen. Er danke allen Kosaken für ihre treuen Dienste und besonders auch denjenigen, die an dem Kriege mit teilgenommen hätten für ihre Leistungen in den blutigen Schlachten. Der Kaifer sprach sodann den Offizieren seinen Dank aus für die glänzende Parade und trank auf den Ruhm des Regiments und die Gesundheit der Kosaken.

Buenos Aires, 21. April. Die hiesigen Blätter melden aus Asuncion: Alle Streiks, dar­unter die der Eisenbahn- und Telegraphenbeamten, sind beendet.