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Einbehaltung des Gehalts. Kann ein Prinzipal sich bei Veruntreuungen seiner Angestellten an deren Gehalt schadlos halten? Diese Frage unterlag kürzlich der Entscheidung des Kaufmannsgerichts Dresden. Eine Firma hatte eine Verkäuferin unter der Anschuldigung der Unterschlagung entlassen und nicht nur das als Kaution zurückbehaltene Sparkassenbuch, sondern auch das Gehalt innebehalten. Die Verkäuferin bestritt die Unterschlagung und klagte auf Herausgabe des Gehalts und des Sparkassenbuchs. Da die Firma gegen die Klägerin eine strafrechtliche Anzeige gemacht hat, wurde die Entscheidung über die Herausgabe des Sparkassenbuchs bis zur Erledigung des Strafverfahrens ausgesetzt, jedoch erging Teilurteil dahin, daß das Gehalt bis zur Entlassung der Klägerin zu zahlen ist, da sich die Firma zwar an der Kaution, keinesfalls aber am Gehalt für etwaige Schadenersatzansprüche schadlos halten könne.
Rabeneltern scheinen die Eheleute Jlgner in der Zechenkolonie Mors bei Duisburg zu sein. Vor einigen Tagen meldeten sie das Verschwinden ihrer zwei Knaben im Alter von 2 und 3 Jahren. Trotz eifriger polizeilicher Nachforschung und Meldung des Verschwindens der Kinder in der dortigen Presse war der Aufenthalt der Knaben nicht zu ermitteln. Am Dienstag nahm nun die Polizei, die Verdacht schöpfte, bei Jlgner eine Haussuchung vor und nun fand man die beiden Knaben tot in einer Kiste im Schlafzimmer der Eltern. Unter dem dringenden Verdacht, ihre Kinder ermordet zu haben, wurden die Eheleute Jlgner verhaftet. Die Bevölkerung war über die Untat der Rabeneltern so erregt, daß die Verhafteten beim Transport ins Gefängnis von der Polizei vor der Wut der Menge geschützt werden mußten. Die Eheleute leugnen die Tat und geben an, die Kinder seien in die Kiste gestiegen, und darauf sei der Deckel zugefallen, so daß die Kinder den Erstickungstod gefunden haben müßten. Ein Unglücksfall ist jedoch vollständig ausgeschlossen, da die Kinder fest aufeinandergedrückt in der Kiste lagen. ' Eine humorvolle Szene spielte sich kürzlich in einer Frankfurter Gerichtssitzung ab. Ein junges Mädchen, das zu Haufe für ein Geschäft arbeitet, sollte verschiedene Artikel zurückbehalten haben. Ihr Anwalt ging aber in ihrer langen Rede die einzelnen Gegenstände durch und bewies sonnenklar und haarscharf, daß die Angeklagte sich überhaupt keinen einzigen Artikel angeeignet habe. Als die Angeklagte nun von dem Vorsitzenden gefragt wurde, ob sie noch etwas zu äußern habe, entgegnete sie weinend: „Ich will es auch gewiß nicht wieder tun!"
„Er wahrt das Gesicht." Ein Stadtverordneter in Breda, der wegen „öffentlicher Trunkenheit" auf der Straße aufgegriffen und eingesperrt worden war, erwies der „Köln. Volksztg." zufolge sich als ein Mann, der sich nicht leicht ins Bockshorn jagen ließ. Als er in einer Zelle seinen Rausch ausgeschlafen hatte und ein Schutzmann ihm die Freiheit wiedergeben wollte, erinnerte er sich plötzlich seiner Eigenschaft als Stadtvater, und voll Würde
sprach er: „Da ich nun doch einmal hier bin, wünsche ich die Arrestantenzellen zu besichtigen." Der verblüffte Schutzmann diente nun dem eifrigen Stadtverordneten als Führer.
(Ein böser Absagebrief.) Als der bekannte Schauspieler Beckmann infolge ewiger Streitigkeiten sich veranlaßt sah, sein Wirken am Königstädtischen Theater zu Berlin aufzugeben, schrieb er dem als nicht sonderlich gebildet verschrienen Direktor Cers, wie der Romanschriftsteller Ring in seinen „Erinnerungen" erzählt, folgenden Abschiedsbries: „Sie sind Ritter des roten Adlerordens dritter Klasse, Besitzer eines Theaters zweiter Klasse und ein Rindvieh erster Klasse."
Wassertropfen als Henker. Das eigenartige Experiment, das kürzlich in der Pariser Sarbonne mit Wassertropfen ausgeführt wurde, erinnert an einen ähnlichen, ganz merkwürdigen Versuch, von dem Professor du Bois-Reymond Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in seinem Kolleg über Physiologie erzählte. In der „guten alten Zeit", als man von der — wohl manchmal übertriebenen — Humanität unserer Tage noch nichts wußte, wurde Gelehrten öfters gestattet, an zum Tode verurteilten Verbrechern wissenschaftliche Versuche vorzunehmen — Menschen als Versuchskaninchen! So wurde ein Unglücklicher, dem der Richter den Stab gebrochen hatte — wenn ich mich nicht täusche, in München — mit verbundenen Augen auf den Block geschnallt, um mit dem „Leben das frevelnde Streben zu zahlen." Aber statt des üblichen Fallbeils hatte man eine Einrichtung getroffen, daß ein Tropfen eiskalten Wassers auf den siebenten Halswirbel fiel, und siehe da — der Erfolg war der gleiche: Der Delinquent war sofort tot! Offenbar hatte ihn der Schreck getötet.
Rasch entschlossen scheint ein in einem Dorfe bei Labes wohnhafter Jüngling zu sein. Kam da ein an ihn gerichteter, in Labes abgestempelter Brief, in welchem ihm mitgeteilt wurde, daß die Schreiberin — Dienstmädchen am Ort — ihn heiraten wolle. Der junge Mann ließ sich nun von seinem Dienstherrn 40 Vorschuß geben, kaufte Verlobungsringe und ein Gesangbuch und machte sich auf den Weg zu seiner Auserkorenen. Diese lachte ihn aus, da sie den Brief gar nicht geschrieben hatte. Um nun den Weg, nicht vergeblich gemacht zu haben, stellte der Bräutigam in spe Nachforschungen am Orte an, ob niemand unter den heiratsfähigen „Töchtern des Landes" es mit ihm wagen wolle. Und er traf nach längerem Umherwandern durch die Straßen der Stadt eine Schöne, der er den Ring nach kurzer Unterhandlung an den Finger steckte und als Morgengabe außerdem Gesangbuch und 20 -/L schenkte. Glückstrahlend zog der Bräutigam heim, mußte zu Hause aber zu seinem Schrecken eingestehen, daß er nicht einmal den Namen seiner Herzensdame erfragt hatte. Und nun ist er heiß bemüht, Name und Art seiner Schönen zu erkunden.
(Ein Paket mit Nadeln verschluckt.) Im Bellevue- Hospital zu London ist ein 22jähriges Mädchen, Molli Dreßler, eingeliefert worden, dessen ganzer Körper voller Nadeln ist. Fräulein Dreßler hat ein
Paket mit etwa 100 Nadeln verschluckt und wurde darauf unter Beobachtung gestellt. Im November v. I. wurden durch einen operativen Eingriff 30 Nadeln und später durch eine weitere Operation 20 Nadeln entfernt. Nach dieser zweiten Operation behauptete Fräulein Dreßler, sich jetzt frei von Nadeln zu fühlen, doch wurde durch eine Untersuchung mittels Röntgenstrahlen festgestellt, daß noch mindestens 40 bis 50 Nadeln in ihrem Körper sind, die zum Teil in der Nähe der wichtigsten Organe liegen. Fräulein D. weigerte sich, eine weitere Operation vornehmen zu lassen, weshalb der behandelnde Arzt beabsichtigt, die Kranke für geistig gestört zu erklären, weil das Gesetz ihm dann erlaubt, die Operation ohne Einwilligung der Kranken vorzunehmen, und so ihr Leben gegen ihren Willen zu retten.
Der Humorist Wilhelm Busch feierte letzten Montag seinen 75. Geburtstag. Das „Wilhelm- Busch-Album" ist in zahlreichen deutschen Familien bekannt und alt und jung hat sich daran ergötzt. Es gibt kaum eine bessere Medizin gegen die Gries- grämigkeit. Still, einem Einsiedler gleich, lebt Busch, der humoristische Dichter und Zeichner zugleich, dessen Stift zwerchfellerschütternde Typen geschaffen hat, im Harz. — Mit gutem Humor, den er nicht verloren hat, erzählt Meister Busch zu seinem 75. Geburtstage in der „Jugend" seinen Lebenslauf:
Mein Lebenslauf ist bald erzählt. —
In stiller Ewigkeit verloren Schlief ich, und nichts hat mir gefehlt,
Bis daß ich sichtbar ward geboren.
Was aber nun? — Aus schwachen Krücken,
Ein leichtes Bündel aus dem Rücken,
Bin ich getrost dahingeholpert,
Bin über manchen Stein gestolpert,
Mitunter grad, mitunter krumm,
Und schließlich mußt ich mich verschnausen.
Bedenklich rieb ich meine Glatze Und sah mich in der Gegend um.
Oh weh! Ich war im Kreis gelaufen,
Stand wiederum am alten Platze,
Und vor mir dehnt sich lang und breit,
Wie ehedem, die Ewigkeit.
Zur geplanten Abrüstung erscheint es nicht unangebracht, an Meister Büschs Gedicht zu erinnern („Zu Guter Letzt", Bassermann 1904, S. 12):
Ganz unverhofft an einem Hügel Sind sich begegnet Fuchs und Igel.
Halt, ries der Fuchs, der Bösewicht,
Kennst Du des Königs Order nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
Und meinst Du nicht, daß jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht?
Im Namen seiner Majestät Geh her und übergib Dein Fell!
Der Igel sprach: Nur nicht schnell!
Laß Dir erst Deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weiter sprechen.
Und also gleich macht er sich rund,
Schließt seinen dichten Stachelbund Und trotzt getrost der ganzen Welt Bewaffnet doch als Friedensheld.
Gedankensplitter.
Richte nie den Wert des Menschen Schnell nach einer kurzen Stunde.
Oben sind bewegte Wellen,
Doch die Perle liegt am Grunde.
in der Schenke gesessen und Dich von ihm traktieren und Dir Geld in die Tasche schieben lassen, damit Du hier Unkraut säen und das Elend über diesen Hof bringen sollst? Schande über Dich und Schimpf, Du treuloser Kechtl"
Der Gescholtene wurde blutrot und sprudelte giftige Worte vor sich hin.
Die Tochter des Hauses aber, die alles gehört hatte, trat vor und sagte: „Jan Giese, das ist nicht wahr! Du sprichst zum ersten Mal eine Lüge! Das hat der Borchard nicht getan. Weißt Du nicht, daß er als eine vater- und mutterlose Waise an demselben Tage, da ich geboren wurde, zu uns auf den Hof gekommen war? Hat meine Mutter ihn nicht gewartet und gepflegt und an seinem Bette gesessen, als er krank und elend war? Willst Du mir einreden, daß der Borchard so schurkisch und ehrlos sein kann, den Mann für Geld zu verraten, dessen Frau Mutterstelle bei ihm vertrat, bis ihre Augen sich schlossen? Ein unvernünftiges Tier hat so viel Treue in sich, daß es die Hand leckt, die es füttert, wenn sie auch manchmal im Zorne nach ihm schlug. Tritt hierher, Borchard, und sage ihnen, daß sie lügen, und daß Du uns nicht verraten hast!"
Aber der Borchard, auf dessen Gesicht Blässe und Röte wechselte, hielt den Mund fest verschlossen, und ein Dritter rief: „Das kann er nicht! Seht ihr nicht, daß er ein Schloß vor dem Munde hat, woran ein Lederbeutel mit fünf blanken Talern hängt? Der alte Carsten Nagel ist viel zu klug,
als daß er dreißig Silberlinge für etwas ausgibt, das er für fünf bekommen kann. Und nun zahlt uns unfern Lohn, auf den wir warten, oder wir kehren das Unterste zu oberst und setzen Euch den roten Hahn auf das Dach!"
Mit lautem Geschrei fielen die übrigen ein, indem sie die Spaten zusammenschlugen und in geschlossener Reihe gegen das Haus vordrangen.
Trina Bolt wich erbleichend zurück, und ihr Herz begann laut zu schlagen; dann aber nahm sie ihre letzten Kräfte zusammen und sagte laut: „Nur über meinen Leib hin geht der Weg in dieses Haus!"
Sie sank in die Kniee, und die gefalteten Hände erhebend, fuhr sie fort: „Herr Gott, Vater im Himmel, Dich rufe ich an in meiner höchsten Not! Halte Deine Hand über mich und schirme mich vor den Verrätern und Gottlosen, damit ich nicht zu Schanden werde! Hilf mir, Herr Gott und Vater, durch Jesum Christum, deinen eingeborenen Sohn I"
Und sie kam, die Hilfe in der Not, mit donnerndem Hufschlag, so schnell, wie ein gutes Pferd laufen kann, wenn ein kühner Reiter ihm die Sporen in die Weichen drückt. Marx Nagel saß hoch auf seinem Falben, auf dem er jeden Morgen über die Feldmarken seines Hofes ritt, um nach dem Rechten zu sehen und ob jeder seine Schuldigkeit täte, wie es der Vater gebot. Da kam ihm unterwegs die Nachricht von dem Tumult auf dem Boltenhof, und mit verhängtem Zügel sprengte er dahin.
Das Erscheinen des jungen, kräftigen Bauern- Redaktion, DrvS «nd verleg ss« L. Meeh tn N»»»«rSkK
sohnes inmitten der tobenden Menge brachte eine schleunige Veränderung hervor. Jan Giese und ein paar andere, die es gut mit dem Herrn meinten, jauchzten dem willkommenen Helfer zu, und der treue Großknecht lief zu der Tochter seines Herrn, die, vor Schrecken überwältigt, umzusinken drohte. Der Rädelsführer Borchard schlich sich davon, und nur einige mutvollere Gesellen boten Trotz.
Auf dem Nagelshofe fragte der Vater nach dem Sohn und erfuhr, wohin er sich begeben hatte. In das Pastorenhaus gelangte die Kunde von dem Unheil, das sich auf dem Boltenhof ereignete, und der Pastor, der den freundlichen Mann gern hatte und auf dessen Tochter große Stücke hielt, begab sich dorthin, um Trost zu bringen und mit väterlichem Rate zur Hand zu sein. Beide Männer näherten sich dem Boltenhofe; aber ein ergrimmter Bauer auf einem halbwilden Pferd erreicht sein Ziel eher als ein bejahrter Geistlicher, der an seinem Wanderstabe den schmalen Fußsteig geht, der über die Aecker führt.
— (Fortsetzung folgt.) —
(Ahnungsvoll.) Dichter (zu seiner Zimmerwirtin): „Hier, Frau Wahlhuber, haben Sie ein Freibillei für mein neues Schauspiel, und hier noch eins für Ihren Jungen. Er wird doch das Stück verstehen?" — „„Und ob! Der ist ein kleiner Pfiffikus."" — Dichter: „Pfiffikus? Schnell geben Sie das Billet wieder her!"