und der Vorsitzende sich angesichts der eigenartigen Sachlage der Stimmabgabe enthielt.
München, 12. April. Als heute vormittag das 1. Schwere Reiterregiment die Schwabinger Landstraße hereinzog, wurde der am Schlüsse reitende 42 Jahre alte Oberstabsarzt Deichstetter plötzlich vom Schlage getroffen und war sofort tot.
München, 16. April. Die Lokalbahn-Aktien- Gesellschaft erhielt die Konzession für Projektierung einer Bahn auf die Zugspitze erteilt.
Aufsehen in weiteren Kreisen erregt die intolerante Haltung der Geistlichkeit bei dem am Sonntag auf der Insel Frauenchiemsee in Oberbayern stattgesundenen Begräbnisse des Münchener Dichters Mar Haushofer. Von der zuständigen geistlichen Seite waren nicht nur das Glockengeläuts und die kirchliche Assistenz, sondern auch sogar die Einräumung des Begräbnisplatzes und die Vornahme der Beerdigung verweigert worden, und zwar wegen der angeblichen unkirchlichen Gesinnung des Verstorbenen. Das Bezirksamt mußte daher eingreifen und die Hergabe des Begräbnisplatzes sowie den Vollzug der Beerdigung anordnen.
Baden-Baden. Die Gemeindeumlage wird hier dieses Jahr eine Erhöhung von 58 auf 60 Z erfahren. Die Ausgaben im Interesse des Kurorts betragen allein 335000
Hann.-Münden, 11. April. Heute herrschte in Südhannover bei östlichem Winde starker Schneefall. Die in der Vegetation bereits weit vorgeschrittene Landschaft trägt ein vollständig winterliches Kleid.
Paris, 15. April. Die ausständigen Bäcker hielten heute wieder eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, im Ausstand zu verharren.
In Rotterdam starb im 88. Lebensjahre Simon van den Bergh, der Begründer der ersten Margarinesabriken. Van den Bergh begann seine Laufbahn als Verkäufer in einem kleinen Geschäft in Nordbrabant. Seine erste Fabrik begründete er in Osch und errichtete dann weitere Etablissements in Rotterdam, in Deutschland an der holländischen Grenze bei Cleve, in England und in anderen Ländern. Es wurde bald ein reicher Mann, blieb aber stets einfach und zeichnete sich durch große Wohltätigkeit aus.
WürttLirwLrg.
In den höheren Kommandostellen des württem- bergischen Armeekorps sind ziemlich umfassende Veränderungen eingetreten. Der Kommandeur der 52. Jnf.-Brig. (2. Württ.) Generalmajor v. Schmitt wurde zu den Offizieren von der Armee versetzt und an seiner Stelle Oberst v. Schäfer, bisher Kommandeur des Jnf.-Reg. 121, mit der Führung der 52. Jnf.-Brig. betraut. Der Kommandant von Stuttgart, Generalmajor v. Berger tritt in den Ruhestand; an seine Stelle tritt Generalmajor v. Scharpff, bisher Kommandeur der 53. Jnf.- Brigade (3. Württ.); mit der Führung der letzteren wurde unter Beförderung zum Generalmajor Frhr. v. Mittnacht, seither Kommandeur des Gren.-Reg. Nr. 119, betraut. Kommandeur des letzteren Regiments wird Oberst Frhr. v. Walter, bisher Kommandeur des 6. bad. Jnf.-Regiments.
Stuttgart, 12. April. Wie schon kurz mitgeteilt, stellt ein Erlaß des Ministeriums des Innern neue Grundsätze für die Behandlung von Wirtschaftsgenossenschaften auf, nachdem durch die seitherigen Bestimmungen, wodurch den zuständigen Genehmigungsbehörden eine Einschränkung der Zahl der Wirtschaften auf das Maß des Bedürfnisses zur Pflicht gemacht wurde, in den letzten 20 Jahren nennenswerte Erfolge nicht erzielt worden sind. Eine unerhebliche Abnahme der Wirtschaften zeigt sich im wesentlichen nur in den großen Städten, während die Bezirke und Gemeinden mit mehr ländlichen Verhältnissen dieselbe unverhältnismäßig hohe Zahl von Wirtschaften aufweisen, wie vor 20 Jahren. In dem neuen Ministerialerlaß wird nun vor allem darauf hingewiesen, daß jedes einer Erlaubnis bedürftige Wirtschaftsgesuch, sei es ein neues oder ein verändertes Gesuch, eine Neuprüfung der persönlichen Eigenschaften des Gesuchstellers, der Betriebsräume und zutreffendenfalls der Bedürfnisfrage erforderlich macht. Gewarnt wird sodann auch davor, daß den sogen, alkoholfreien Cafes und Speisewirtschaften die Befugnis zum Ausschank geistiger Getränke ohne das Vorhandensein eines öffentlichen Bedürfnisses gewährt, daß die meist auf Berücksichtigung des Fuhrwerksverkehrs zugeschnittenen, von der Polizeibehörde schwer zu beaufsichtigenden Wirtschaften außerhalb Etters ohne eingehende Prüfung
der Bedürfnisfrage gestattet und daß bei der Genehmigung von Wirtschaften in der Nähe von Bahnhöfen und Eisenbahnhaltestellen allzu liberal verfahren wird. Auch bei der Genehmigung von in der Nähe von Fabrikanwesen gelegenen Wirtschaften, die mitunter von den Gewerbetreibenden selbst unterstützt wird, um die Einstellung einer eigenen Fabrikkantine zu ermöglichen, ist die Bedürfnisfrage besonders zu prüfen, schon deshalb, weil die Errichtung von Fabrikkantinen, die vom Arbeitgeber beaufsichtigt werden, im gewerbepolizeilichen Interesse, aber auch im sozialen Interesse der Arbeiter liegt, weil eine Verleitung zu unnötigem Getränkeverbrauch vom Verwalter der Kantine nicht geübt wird.
Stuttgart, 15. April. Der Kanzler der Landesuniversität, Staatsrat Prof. Dr. v. Schönberg in Tübingen und der Geh. Hofrat Dr. Julius v. Jobst in Stuttgart wurden zu Beiräten der Zentralstelle für Gewerbe und Handel für die Dauer von weiteren 6 Jahren (1907/12) berufen.
Stuttgart, 13. April. Für die Entstehungsgeschichte der Volksschulen in Württemberg ist nach neueren Forschungen die Feststellung der Tatsache von wertvollem Interesse, daß im Herzogtum Württemberg im Laufe des 16. Jahrhunderts, zu dessen Anfang es nur wenige und zwar lateinische Schulen in den Städten gab, eine stattliche Zahl von Volksschulen (deutschen Schulen) auch auf den Dörfern aufgeblüht ist. 1559 werden 194 Schulen namentlich aufgezählt, darunter 156 ausschließlich deutsche, die große Mehrzahl auf den Dörfern. ?1581 zählte man 310 Schullehrer und im Jahre 1600 konnten die Besoldungen von 434 württembergischen Schullehrern ausgeschrieben werden. In den ersten Schulen auf den Dörfern war nicht, wie häufig angenommen wird, der Meßner, sondern der Pfarrer der erste Schulmeister.
Stuttgart, 15. April. Im Laufe des Samstags traten beim 1. Bataillon des Grenadierregiments Königin Olga zahlreiche Erkrankungen ein. Vor dem Ausrücken zum Kompagnieexerzieren meldeten sich viele Leute krank. Weitere wurden während des Exerzierens unwohl und wieder andere begaben sich nach der Rückkehr vom Exerzieren zur ärztlichen Untersuchung in das Krankenrevier. Alle klagten über Leibschmerzen und Durchfall. In einigen Fällen traten auch Krämpfe auf, so daß die Betreffenden ins Lazarett verbracht werden mußten. Wie sich nunmehr herausstellt, sind diese Erkrankungen, die sich auf 160 Mann erstrecken, auf eine Speisevergiftung zurückzuführen und wahrscheinlich auf das Mittagsmahl vom Freitag, bestehend aus Leberknödel und Kartoffelsalat. Genaue Untersuchung ist eingeleitet. Eine lebensgefährlichen Charakter hat die Krankheit in keinem der Fälle bisher angenommen.
Stuttgart, 16. April. Der Bund der Landwirte hält seine diesjährige Landesversammlung am Sonntag den 5. Mai im Festsaal der Liederhalle ab.
Das Stuttgarter Konservatorium für Musik beging am 13. April sein 50-jähriges Jubiläum durch einen Festakt in Anwesenheit des Königspaares.
Stuttgart, 14. April. Der " Schwäbische Schillerverein", welcher vorgestern hier seine 11. Mitgliederversammlung abhielt, zählt jetzt 400 Stifter und 1894 Mitglieder. Sein Vermögen beläuft sich auf 44000 -//L Das Schillermuseum in Marbach ist seit 1903 von über 75 000 Personen besucht worden, die Vereinsmitglieder nicht gerechnet. Die Sammlungen des Museums erfuhren im verflossenen Jahr wertvolle Bereicherungen. In erster Linie war es der König, welcher wieder Schillerbriefe u. a. überwiesen hat. Die vollständigen literarischen Nachlässe von Karl Grüneisen und Friedrich Notier, welche zahlreiche Briefe zeitgenössischer Dichter und hervorragender Männer enthielten, waren unter den Zuwendungen von besonderem Werte. Unter den käuflichen Erwerbungen befinden sich auch 24 Stück Manuskripte von Berthold Auerbach. Auch der literarische Nachlaß von Mar Eyth soll dem Museum übergeben werden. Im ganzen wurden 3200 Briefe, Manuskripte, welche nicht nur auf Schiller Bezug haben, sondern auch von vielen anderen vaterländischen Dichtern herrühren, den Sammlungen einverleibt, dazu kommen 70 Originalbildnisse, Stiche, Photographien usw.
Die Maul- und Klauenseuche ist neuerdings in Engelsberg und Steinental, Gemeinde Hauerz, OA. Leutkirch, und in Rohrdorf, OA. Nagold, ausgebrochen. Die Verschleppung ist durch Personenverkehr erfolgt. In Hedelfingen, OA. Cannstatt, ist die Seuche erloschen.
Gmünd, 13. April. (Schwäbisches Liederfest.) An dem Wettgesang nehmen 60 Gesangvereine teil, eine wesentlich geringere Zahl gegenüber den früheren Liederfesten, abgesehen von Ravensburg. Bei dem Liederfest in Hall nahmen über 80 Vereine an dem „Sängerkrieg" teil. In den Kreisen der Gesangvereine kann man allgemein die Beobachtung machen, daß die Frage der Teilnahme am Wettsingen mit größerer Vorsicht und Zurückhaltung behandelt wird als wie früher. Die Vorarbeiten für das Liederfest werden in Gmünd eifrig betrieben. Das Fest findet bekanntlich vom 22. bis 24. Juni statt.
Reutlingen, 16. April. In einer gut besuchten Versammlung von den Interessenten der Landeskarten wurde der Beschluß gefaßt, sich mit den Kollegen von Ulm solidarisch zu erklären und eine Petition um Beibehaltung der Landeskarten an den Landtag einzureichen. Es soll in nächster Zeit eine öffentliche Versammlung stattfinden, um noch weitere Kreise dafür zu interessieren.
Biberach, 14. April. Die zahlreichen Reisenden des 1.27 Uhr nachmittags heute hier abgegangenen Personenzugs Friedrichshafen-Ulm wurden kurz nach Verlassen der Station Laupheim in nicht geringe Aufregung versetzt. Kaum war der Zug einige Minuten in Fahrt, als das Notsignal ertönte und der Zug zum Stehen gebracht wurde. In einem dicht mit Italienern besetzten Wagen 4. Kl. wurde von den Schaffnern der Täter ermittelt. Einer der Insassen desselben hatte die Notbremse gezogen, ob aus Unwissenheit oder Mutwillen ließ sich im Augenblick nicht feststellen. In Ulm wurde er dem Bahnhofvorstand vorgeführt, um seine Strafe diktiert zu erhalten.
Vom Schwarzwald, 15. April. Zur Wahrung der Berufsinterefsen gegenüber dem unlauteren Wettbewerb hat sich eine Vereinigung der Photographen des bad. und württ. Schwarzwaldes und der Baar gebildet. — Große Nachfrage ist schon seit längerer Zeit nach Uhren in Schwarzwälder Holzgestellen. Absatzgebiet: Rußland, Oesterreich und die Türkei.
Stuttgart. ILandeSProduktenbörse.1 (Bericht vom 15. April.) Witterung und Temperatur waren in der abgelaufenen'Woche zwar nicht einheitlich, behielten aber im großen und ganzen ihren srühlingsartigen Charakter bei. lieber den Stand der Herbstsaaten hört man keine Klagen mehr. Vom Ausland, insbesondere von den nordamerikanischen Getreidebandelsplätzen, werden höhere Preise und festere Tendenz gemeldet. Tie Maisvecschiffungen von dorther iweiß, bunt und gelb) geben abermals berechtigten Grund zu zahlreichen Beschwerden über die ungenügenden Qualitäten dieser Waren, welche größtenteils in erwärmtem Zustand ankommen und für die Bezieher ganz erhebliche Verluste im Gefolge haben. Die inländischen Märkte und die heimische Mühlenindusirie sind unverändert. Erstere hatten bei mäßigen Zufuhren, guten Preisen, raschen Verkauf, dagegen letztere schleppenden Absatz bei unlohnenden Preisen. Futtermittel sind gesucht und etwas höher zu bewerten. Die Gesamttendenz ist entschieden fester. --
— Mehlpreisc per 100 KZ inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 Mk. — Pfg. bis 31 Mk. - Psg., Nr. 1 -. 28 Mk. 50 Pfg. bis 29 Mk. 50 Pka., Nr. 2: 27 Mk. - Pfg. bis 28 Mk.
— Pfg., Nr. 3: 25 Mk. 50 Pfg. bis 26 Mk. 50 Pfg., Nr. 4: 23 Mk. 50 Pfg. M-., 24 Mk. 50 Pfg. Suppengries 80 Mk. - Pfg. bis 31 Nit. — Pfg. Kleie 9 Mk. 50 Pfg. bis 10 Mk. — Psg. >ohne Sack).
as Kgl. Ministerium der auswärtigen An
gelegenheiten, Verkehrsabteilung, hat am 18. Sept. 1906 die Umwandlung des Postamts Birkenfeld (Württ.) in eine Postagentur genehmigt. — Die Postagentur Birkenfeld (Württ.) tritt am 1. Mai ds. Js. in Wirksamkeit; am gleichen Tag stellt das Postamt seine Tätigkeit ein. Im Verkehr mit der neuen Postagentur bleiben die Taxen des Postamts unverändert bestehen.
** Feldrennach. Der Viehmarkt am 16. April ds. Js. war ungünstig beeinflußt durch naßkalte Witterung und Verbot des Befahrens aus Baden. Die demgemäß schwache Zufuhr betrug 82 Kühe und Kalbinnen, 17 Ochsen und Stiere, 45 Rinder, 10 Kälber, zus. 154 Stück. Handel recht lebhaft bei durchweg hohen Preisen.
Neuenbürg, 17. April. Bei dem heutigen Vierteljahrs-Viehmarkt war eine Zufuhr von 100 Stück Milchschweinen und 122 St. Läuferschweinen zu verzeichnen. Milchschweine alle rasch verkauft das Paar zu 20—32 -/-L Läufer galten 40—110 das Paar. Verkauf hierin weniger lebhaft.
ZM" Hiezu zweites Blatt. -WM