waren in Holzkisten, aus denen in deutscher Sprache stehtgeladene Metallpatronen". Auch eine deutsche Faktura wurde gefunden. Es wurden weitere 70000 bis 100 000 Mausergewehr- und Revolver­patronen in einem leeren Stalle gefunden. Man glaubt sie gehören russischen Revolutionären.

London, 13. April. Die in vergangener Nacht bei Anderby gelandeten deutschen Luftschiffer Wegener und Kochs telegraphierten nach ihrer glück­lichen Landung an den deutschen Kaiser und fuhren dann nach London. Ihr Ballon überflog die Nord­see in einer Höhe von 1500 Meter über dem Wasserspiegel.

Inder nordamerikanischen Union machen sich die Anzeichen der bevorstehenden Neuwahl des Präsidenten allmählich bemerklich. Der Schwieger­sohn des Präsidenten Roosevelt, Longworth, der Mitglied des Kongresses ist, erklärte sich, aus Was­hington nach Cincinnati zurückgekehrt, einem Bericht­erstatter gegenüber für die Aufstellung der Kandi­datur Tafts für die Präsidentenwahl im Jahre 1908. Er bemerkte, er spreche zwar damit nur seine eigene Ansicht aus, er glaube jedoch, Taft verkörpere in den Augen des Volkes den Geist der Regierung Roosevelts.

China arbeitet energisch an der Reorgani­sation auch seiner Flotte. In Eingeborenenkreisen von Shanghai verlautet, man werde der reorgani­sierten chinesischen Flotte vier Stützpunkte zuweisen, und zwar die Tschangtscha-Inseln, die Miautau- Gruppe, die Tschusan-Jnseln und Hainau. Der Organisationsplan erfordere eine jährliche Ausgabe von 12 Millionen Taels, sowie den Bau einer An­zahl Panzerkreuzer von mäßiger Größe, einer großen I Zahl von Torpedobooten und etwa 12 Unterseebooten, j

New-Jork, 12. April. Nach einem aus Shanghai hier eingegangenen Telegramm ver­schlimmert sich die Lage in dem von der Hungers­not betroffenen Gebiet immer mehr. Die zur Verfügung stehenden Mittel reichen zur Hilfe nicht aus. Die Zahl der betroffenen Bevölkerung beträgt zehn Millionen. 3fts Millionen sind dem Hunger­tode nahe und suchen sich von unreifem Getreide zu nähren. Die Zahl der täglich an Hunger Sterbenden dürfte sich auf 5000 belaufen. Der Kannibalismus beginnt. Eltern tauschen ihre Kinder gegen Nahrungs­mittel aus. Der Vizekönig dankte in einem Tele­gramm für die ausländische Hilfe und erklärt, daß sie den fremdenfeindlichen Bestrebungen entgegenwirke.

Berlin, 13. April. Aus Paris wird der Deutschen Tagesztg." gemeldet: In der Arbeits­börse gab es gestern abend stürmische Auftritte. Die streikenden Bäckergesellen hielten nämlich eine Versammlung ab, in der über die Streiklage be­raten wurde. Dabei kam man auch auf die Bericht­erstattung der Pariser bürgerlichen Presse zu sprechen und ärgerte sich darüber, daß diese den General­streik als mißlungen bezeichnet habe. Die Wut derGenossen" entlud sich schließlich über die an­wesenden Berichterstatter bürgerlicher Blätter: man prügelte sie durch und warf sie hinaus. In einer folgenden Versammlung wurde den Mitgliedern der Prefse der Zutritt zu dem Versammlungssaale

am größten ist, und daß manche Arbeit, die mit Tränen des Jammers beginnt, mit Freudentränen beschlossen wird."

Mit solchen Trostsprüchen suchte er den Freund aufzurichten, bis sie an die bezeichnte Stelle kamen; dann aber hieß er jedermann aufmerken und sagte mit entblößtem Haupte:Ihr geht an eine ernste Arbeit, und solche wird nicht durch ein leichtfertiges Wesen gefördert. Alles Ernstes ermahne ich euch und rufe ich euch in das Gedächtnis zurück, daß ich, als ein dem Deiche zugeschworener Mann, berufen bin, darauf zu halten, daß bei der Deicharbeit, als wobei man sonderlich auf die gerechte und schwer strafende Hand Gottes zurückzusehen hat, nicht ge­flucht, nicht liederlich geschworen und keine gottes­lästerlichen und ärgerlichen Reden geführt werden; und wenn es dennoch geschieht, sind schwere Strafen zu verhängen und die Uebeltäter zur Verantwortung zu ziehen. Ich habe es gesagt, ihr richtet euch da­nach! Amen!"

Amen!" wiederholten die Männer und gingen schweigend an ihr Werk.

Der zweite, der im Kirchspiel eine schlimme Nacht verbrachte und den ersten Schimmer des neuen Tages mit einem Seufzer begrüßte, war der Stu­dent, der seine Mütze mit einem grünen Zweige schmückte und dafür in den Kerker geworfen und mit schwerer Strafe bedroht wurde.

Dieser Kerker befand sich in dem Kellergeschoß der Landesherberge. Der Wirt dieses Hauses hatte zugleich die Pflicht, die Gefangenen auf Gemeinde-

nicht gestattet. Die Versammlung nahm einen stürmischen Verlauf. Folgende Tagesordnung wurde einstimmig angenommen:Die Bäckergesellen be­glückwünschen die Organisatoren des Ausstandes den erzielten Erfolgen. Sie beschließen, bis zum äußersten im Ausstand zu verharren.

Essen, 10. April. Die Vermählung des Fräuleins Barbara Krupp, der zweiten Tochter von Frau Krupp, mit dem Regierungsassesfor Frhrn. Tilo v. Wilmowski findet am 7. Mai auf Villa Hügel statt.

Eberswalde, 9. April. Hier ereignete sich, der eigentümliche Fall, daß eine Frau Schneidereit fälschlich auf dem Standesamt als tot gemeldet wurde. Die Frau las zu ihrem größten Erstaunen ihren Namen in den Blättern unter Todesfällen. Wie sich herausstellte, hat der geistesgestörte Sohn, indem er sich dem Standesbeamten gegenüber ord­nungsmäßig legitimierte, die Falschmeldung erstattet.

München, 13. April. Der dreifache Raub­mörder Berchtold ist mit 2 Genossen aus dem Zucht­haus Kaisheim ausgebrochen, aber bei Donauwörth wieder eingefangen worden.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat den Gene­ralstaatsanwalt Dr. v. Schönhardt seinem An­suchen gemäß in den bleibenden Ruhestand versetzt und ihm bei diesem Anlaß den Titel eines Staats­rats verliehen und den Oberlandesgerichtsrat Dr. v. Rupp zum Generalstaatsanwalt bei dem Ober­landesgerichtsrat ernannt.

Seine Majestät der König hat die erledigte Stelle des technischen Kollegialrats bei der Regier­ung des Schwarzwaldkreises dem Straßenbauinspektor Burger in Calw unter Verleihung des Titels eines Baurats übertragen.

Stuttgart, 12. April. Mit besonderen Fern- sprech-Abteilungen, die bei den Generalkommandos und Divisionen gebildet worden, soll zum ersten mal eine Neuformation dieser Art dauernd im deutschen Heere zur Aufstellung kommen. Die not­wendigen Mannschaften werden durch Lehrkräfte der Telegraphenbataillone und Leute der Infanterie gestellt. Es wird hiedurch die Verbindung durch Fernsprecher zunächst bis zu den Brigaden herab im Kriegsfälle sicher gestellt.

Stuttgart, 12. April. Der heute hier im 80. Lebensjahr verstorbene Landgerichtsrat a. D. Richard Beck war eine in den Bienenzüchterkreisen des Landes wohlbekannte Persönlichkeit. Seit vielen Jahren stand er an der Spitze des Bienenzüchter­vereins, dessen Bestrebungen er mit Nachdruck und Erfolg gefördert hat.

Stuttgart, 13. April. In stark besuchten Versammlungen der Maurer, Steinhauer und Zimmerer kam ein Antwortschreiben des Baugewerk­vereins zur Verlesung, worin die Arbeitgeber mit­teilten, daß sie bereit feien, mit der Lohnkommisston der Arbeiter wegen Abschlusses eines neuen Tarif­vertrags in Verhandlungen zu treten. Der vor 2 Jahren abgeschlossene Tarifvertrag läuft am 1. Mai ab.

kosten mit dem Notdürftigsten zu versehen. Selbst stieg er indessen die steile Treppe nicht hinab, sondern dies Geschäft versah eine alte Frau, die als Dienst­magd zum Hause gehörte und halb aus Gnaden beibehalten wurde, denn sie konnte nur noch weniges verrichten. Es war ein altes, überaus schweigsames Mütterchen, das nur auf Augenblicke lebendig wurde, wenn man sie an ihren Sohn erinnerte, der vor vielen Jahren in die Fremde ging und wahrscheinlich irgendwo verunglückte, denn er hatte niemals etwas von sich hören lassen.

Diese alte Frau stieg langsam die Treppe hin­unter mit einem Stück Brot und einem Krug Wasser in den Händen. Als sie in das blasse Gesicht des jungen Mannes sah, der auf einem Strohhaufen saß und von dem durch das Gitter fallenden Sonnen­schein beleuchtet wurde, begann sie zu weinen und sagte so laut, daß jener es hören konnte:Gott und Vater! Das ist gerade ein so junges Blut, als mein Hans war, da er in die Fremde ging, aus der er noch immer nicht heimgekehrt ist!"

Dann gebe Euch Gott, daß es ihm nicht geht wie mir, und er als unschuldig Blut im Kerker sitzt, eines Verbrechens angeklagt, das er nimmer beging!" entgegnete der Student.

Da kam Leben in die alte Frau. Sie sprach vom Herzen herunter, was darauf lastete. Ihre Augen glänzten; ihr Gesicht erhielt Farbe, und sie schien jung zu werden in der Erinnerung an ihren Sohn. Dann aber sprach sie zu sich selbst:Ich weiß nicht, ob der arme Bursche da etwas Sträf-

Stuttgart, 13. April. Der Ausstand der Schuhmachergehilfen ist nach dreitägiger Dauer durch Zugeständnisse der Meister beigelegt worden. Die Arbeit wird am Montag früh wieder aus­genommen. Die .Meister bewilligten eine zehn­prozentige Lohnerhöhung; in den Schuhsohlanstalten wird die Arbeitszeit um eine Stunde verkürzt.

Stuttgart, 12. April. Die Versuche, die seit einigen Jahren hier mit Polizeihunden gemacht wurden, scheinen befriedigt zu haben; die Polizei­verwaltung will ihren Hundebestand vermehren und sucht zu diesem Zweck dressurfähige deutsche Schäfer­hunde und Rottweiler.

Stuttgart, 12. April. Der Verein für Fremdenverkehr in Stuttgart beabsichtigt, in diesem Jahre den anläßlich des Pferdemarkts hier früher üblich gewesenen Gebrauch, am Schloßplatz während der Parademusik hübsch geschirrte Wagen und Pferde zwanglos dem Publikum vorzuführen, in diesem Jahr am 22. April wieder aufleben zu lassen. Zahlreiche Beteiligung ist bereits zugesagt, so daß sich den Einheimischen und Fremden und namentlich auch den zahlreichen Interessenten vom Lande ein interessantes Schauspiel bieten wird.

Zum 8. Stuttgarter Musikfest. Es wird von Interesse sein, zu erfahren, daß die Solisten­frage des Festes in einem gewiß glücklichen Sinne gelöst ist. Die Kgl. Kammersängerin und Gesang­meisterin Frau Lilli Lehmann wird Arien von Mo­zart und Beethoven singen. Ebenso tritt das be­rühmte Sängerehepaar Dr. Felix von Krauß und Frau von Krauß-Osborne in selbständigen Gesang­nummern auf. Die Solopartien des Händelschen Messias übernehmen Frau Noordewier-Reddingius, Frau Adrienne von Krauß, Herr Felix Senius aus Petersburg, Herr Dr. von Krauß; in Bachs Kan­tate:Eine feste Burg" Frau Bopp-Glaser und Dr. von Krauß. Das wichtige Soloquartett in Bruckners Tedeum setzt sich zusammen aus Frau Bopp-Glaser, Frau Adrienne von Krauß, Herrn Felix Senius und Herrn Dr. von Krauß. Pros. Pauer ist für Schumanns ^-inoll-Klavierkonzert ge­wonnen; das Violinkonzert von Brahms wird Kam­mervirtuose Wendling spielen.

Ulm, 13. April. Fabrikant Mylius von hier, der in Begleitung seiner Frau und Mutter am Dienstag nacht mit Automobil von München nach Ulm unterwegs war, hatte zwischen Mehring und Augsburg einen Zusammenstoß mit einem un­beleuchteten, auf der falschen Straßenseite einher­fahrenden Bauernfuhrwerk, das wegen des herr­schenden Nebels von den Insassen des Automobils nicht wahrgenommen worden war. Dem Chauffeur wurde der Unterarm gebrochen. Die übrigen Fahr­gäste kamen ohne erheblichen Schaden davon; das Automobil ist zertrümmert.

Weinsberg, 11. April. Freiherr Wolf von Weiler hat einen Teil seines Waldbesitzes dem württ. Staat für 300 000 Mk. verkauft. Die Be­sitzungen der Familie Weiler liegen in den Ober­ämtern Weinsberg und Marbach.

Aalen, 13. April. Nachdem Werkmeister Rückgauer erst gestern die Hebung des Schmied

liches getan hat, oder ob er unschuldig ist, wie er mir beteuert. Aber wenn ich ihm Barmherzigkeit erweise, kommt es vielleicht meinem Fleisch und Blut zugute, und Gott läßt mich die Freude erleben, daß ich meinen Sohn gesund und fröhlich wiedersehe. Gehabe dich wohl, du armes Bürschchen; wenn ich etwas tue, was vor den Menschen strafbar ist, ge­schieht es um desfentwillen, der mir ans Herz ge­wachsen ist und nicht daraus weichen wird, solange noch ein Blutstropfen darin ist!"

Mit gespannter Aufmerksamkeit horchte der junge Mann auf die alte Frau, die langsam die Treppe Hinaufstieg und sich nicht weiter nach ihm umsah. Er erhob sich von seinem Sitze, folgte ihr Schritt um Schritt, Stufe um Stufe, bis er in der Mitte der Treppe mit verhaltenem Atem stehen blieb.

Jetzt verschwand sie durch den Rahmen der Tür. Er streckte unwillkürlich den Arm aus, als wollte er ihr Schließen hindern. Aber es bedurfte keines hemmenden Armes, denn die Tür blieb offen, und das Helle Licht des Tages siel durch diese in den Kerker.

Dank! Dank!" rief der junge Mann.Gott sei dem Mütterchen gnädig und barmherzig für die Hilfe, die sie mir bringt!"

Mit einem Satze war er oben und, sprang mitten in den leuchtenden Tag hinein. Er tat einen tiefen Atemzug und fuhr mit der Hand über die Augen; dann aber floh er die Straße entlang, die sich vor ihm ausdehnte, und das Gebell des mit der Kette raffelnden Hofhundes scholl hinter ihm her.

' (Fortsetzung folgt.)

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