Jahrhunderten gelebt, hat während ihres langen Lebens schwer arbeiten müssen und lebte nur in ärm­lichen Verhältnissen. Ihre Tochter, die gleichfalls noch am Leben ist, steht bereits im 86. Lebensjahre.

Wien, 9. April. In der Zuckerfabrik Bedi- host bei Proßnitz in Mähren brach ein Brand aus, welcher 200 Waggons Zucker vernichtete. Der ver­ursachte Schaden beträgt 800000 Kronen.

Lissabon, 10. April. In einem von 18 Parteien bewohnten Hause in der Nähe des Zentral­marktes brach in der letzten Nacht Großseuer aus. Viele Personen, darunter eine Anzahl Kinder, sind ums Leben gekommen, beziehungsweise verletzt worden. Die Mehrzahl der Opfer hatte im 4. und 5. Stockwerk gewohnt.

New-Castle, 10. April. Gestern wurden hier in einem Hause durch Polizeibeamte 31000 Gewehr- und Pistolenpatronen entdeckt. Ein im Hause woh­nender Mann wurde verhaftet.

Der amerikanische Millionär Carnegie hat, wie denM. N. N." aus Pittsburg gemeldet wird, ein Geschenk von 4 Mill. Dollars angekündigt, deren Zinsen dazu bestimmt sind, dem Carnegieinstitut größere Ausgaben zu ermöglichen. Die Stiftungen Carnegies für dieses Institut belaufen sich damit auf 23 600 000 Dollars. Im ganzen hat Carnegie bisher zu öffentlichen Zwecken 150 Mill. Dollars gespendet.

Württemberg.

Stuttgart, 10. April. Wie jetzt bestimmt verlautet, soll der Landtag in der letzten April­woche, voraussichtlich am 23. April, wieder zu­sammentreten, auch wenn die Finanzkommission bis dahin mit ihren Beratungen noch nicht zu Ende gekommen sein sollte. Bei der großen Anzahl der vorliegenden Beratungsgegenstände wird damit ge­rechnet, daß die Verhandlungen diesmal bis in den August hinein sich erstrecken werden. Bis dahin hofft man, außer dem Etat wenigstens noch die Bahnhofvorlage, die Beamtenaufbesserung und das Diätengesetz erledigen zu können.

Stuttgart, 10. April. Die Finanzkom­mission der Zweiten Kammer beendigte gestern zunächst die Beratung des Forstetats. Bei dem Titel über Holzhauerlöhne stellte Berichterstatter Hieber den Antrag, die Regierung um angemessene Erhöhung der Arbeitslöhne für die von der Forft- verwaltung beschäftigten Arbeiter zu ersuchen. Die Zentrumsabgeordneten stellten den Antrag, eine der Arbeitsleistung, den Gefahren und der allgemeinen Preissteigerung entsprechende und zugleich eine an­gemessene Ausgleichung der großen Verschiedenheit in den einzelnen Forstbezirken ins Auge fassende Erhöhung der Löhne der staatlichen Waldarbeiter einzuleiten. Letzterer Antrag wurde mit 4 gegen 11 Stimmen abgelehnt, worauf der Antrag Hieber einstimmig angenommen wurde.

Stuttgart, 10. April. Die Königsparade findet hier am 3., in Ulm am 7. Mai statt.

Stuttgart, 10. Febr. Die großen Kriegs­festspiele, die vom Kavallerieverein Prinz Weimar veranstaltet werden, erfreuen sich überaus regen Interesses, insbesondere auch der Angehörigen der aktiven Truppenteile. Die Leitung des Vereins hat sich infolgedessen genötigt gesehen, zwei besondere Vorstellungen für die Stuttgarter und Ludwigsburger Garnison zu veranstalten und zwar an diesem Frei­tag für die beiden hiesigen Jnfanterieregimenter und für das Feldartillerie-Regiment Cannstatt, ferner am nächsten Dienstag für die Truppenteile der Ludwigs­burger Garnison. Weiterhin soll außer zwei allge­meinen Vorstellungen am nächsten Sonntag noch eine weitere Vorstellung an einem noch näher zu bestim­menden Tage für das hiesige Dragonerregiment, das fast vollzählig erscheinen wird und für die Mitglieder des Kavallerievereins Prinz Weimar mit ihren An­gehörigen veranstaltet werden.

Stuttgart. Der verstorbene Obermedizinalrat Dr. v. Burckhardt hat außer der bereits erwähnten Spende von 10000 für die armen Kranken des Ludwigsspitals eine Reihe weiterer Stiftungen hinter­lassen, so dem Verein zur Erbauung eines ärztlichen Klubhauses 40 000 ./A und der württ. ärztl. Unter­stützungskasse 20000 ^

Stuttgart, 8. April. Unter dem Vorsitz des Prälaten v. Weitbrecht hat sich innerhalb der hiesigen Stiftskirchengemeinde ein Gemeindehausverein gebildet zur Erbauung eines eigenen Gemeinde­hauses, das den Namen Paul Gerhardt-Haus er­halten soll. Für diesen Zweck wurde bereits ein Bauplatz an der Christophstraße zum Preis von 100000 erworben; das Gemeindehaus selbst dürfte einen Aufwand von 240000 -^7. erfordern.

Stuttgart, 10. April. (Strafkammer.) Unter der Anklage der Wechselfälschung und des Be­trugs stand heute der verh. 32 Jahre alte Kauf­mann Emil Truchseß vor der Strafkammer. Ver­tragsmäßig hatte der Angeklagte als Teilhaber seiner Firma 40 000 Mk. einzulegen, die er zum größten Teil durch Darlehen aufbrachte. Als ihm 15 000 Mark gekündigt wurden, geriet er in finanzielle Be­drängnis und um die Einlage wieder ergänzen zu können, beging er die ersten Wechselfälschungen, die er in der Folge fortsetzte. Insgesamt hat der An­geklagte 300400 Wechsel in Höhe von 391000 Mark gefälscht, wovon 120 000 Mk. nicht eingelöst wurden. Die Wechsel wurden von Truchseß vor dem Verfalltage abgefangen und in vollem Betrag eingelöst. Als er die fälligen Wechsel nicht mehr einlösen konnte, erstattete er bei der Staatsanwalt­schaft Selbstanzeige. Ueber die Firma wurde der Konkurs eröffnet. Vier hiesige Banken sind um größere Beträge geschädigt; der Teilhaber verliert seine Einlage und sein ganzes Privatvermögen. Die Strafkammer verurteilte den Angeklagten zu 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis, wovon 2 Monate für Unter­suchungshaft abgehen.

Stuttgart, 8. April. Nach dem Jahres­bericht der Vereinigten Gewerkschaften Stutt­garts für das Jahr 1906 betrug die Mitgliederzahl am 1. Januar 1907 25 904 gegen 18 832 im Vor­jahr; die Zahl der weiblichen Mitglieder stieg von 1100 auf 1640. Die Gesamteinnahmen der Organi­sationen betrügen im Jahre 1906 rund 930000 ^/7., die Ausgaben erreichen nahezu eine Million Mark. An den Lohnbewegungen waren insgesamt l4800 Arbeiter beteiligt. Völlig ergebnislos verliefen nur 2 Streiks. 6 Tarifverträge wurden erneuert, 10 neu abgeschlossen.

Stuttgart, 8. April. Ein gefährlicher Privat­detektiv ist der 31jährige Kaufmann Julius Kochser aus Wien, der sich auch Dellemont nennt. Eine Frau, in deren Auftrag er Beobachtungen anstellen sollte, hat er zur erfolgreichen Durchführung seiner Mission zur vorübergehenden Überlassung eines wertvollen Brillantrings zu bestimmen gewußt. Mit dem Ring ist er alsbald verschwunden und nicht wiedergekehrt.

Hall, 8. April. Stadtschultheiß Hauber ist mit seiner Klage gegen die Gemeinderäte Blezinger, Bayerdörfer und Schwend abgewiesen worden mit der Begründung, daß es den Beschuldigten als Ge­meinderäten zusteht, im Kollegium sich über wirkliche oder vermeintliche Umstände auszusprechen. Es könne nach Lage der Umstünde nicht gesagt werden, daß von den drei Gemeinderäten die Grenzen der Kritik in strafbarer Weise übertreten worden seien.

Rottenburg, 11. April. Die Arbeiten für die Herstellung der elektrischen Kraftübertrag­ung für den Bezirk Herrenberg und Umgebung gehen nun rasch vollends ihrer Vollendung entgegen. Die Fern- und Ortsleitungen für die Gemeinden Weilheim, Kilchberg, Brühl, Kiebingen, Wurmlingen, für die Stadt Rottenburg, sowie für Unterjesingen und Pfäffingen find so weit fertig gestellt, daß sie anfangs nächster Woche in Betrieb gesetzt werden können.

Heilbronn, 6. April. Am 5. ds. Mts. brachte ein 14 Jahre alter Schüler ein scharf geladenes Terzerol in die Mittelschule mit und legte es neben sich auf seinen Platz. Ein anderer 13 Jahre alter Schüler nahm es zur Hand, drückte es gegen den elfteren ab und schoß diesen in den Kopf. Der Verletzteist in das städtische Krankenhaus verbracht; ob die Kugel entfernt werden kann ist fraglich.

Heilbronn, 10. April. Vergangenen Winter wurden von zwei jungen Kaufleuten an verschiedenen städtischen Straßenlaternen zur Nachtzeit mit Schnee­ballen mehrere Laternenscheiben zertrümmert. Es wurde Anzeige erstattet und das K. Schöffengericht hier verurteilte Hiewegen dieser Tage die Täter zu der Geldstrafe von je 30 ^

Sulz a. N., 10. April. Einem Bauern in Dornhan wurden letzten Herbst mehrere Bäume geringelt", die eingingen. Es gelang, den Täter in der Person eines Nachbarn zu ermitteln und nun hat derjelbe seine Schandtat mit 6 Wochen Ge­fängnis zu büßen, wozu die nicht unbeträchtlichen Kosten kommen. Recht so!

Rommelshausen, 9. April. Ein schauer­licher Fund wurde gestern in einem Brunnen der hiesigen Anstalt, einer Zweiganstalt von Stetten für Schwachsinnige und Epileptische gemacht. Seit Juli vorigen Jahres wurde ein Zögling dieser Anstalt vermißt. Nun sollte vor einigen Tagen an obigem Brunnen etwas in Ordnung gebracht werden. Ein Wärter stieg hinab und sagte:Da liegt ja ein Sack!" Als Licht gebracht wurde, fand es sich, daß

es der Vermißte war, der mit abgefaultem Kopf und Armen herausgezogen wurde. Es ist fast ein Wunder zu nennen, daß in der Anstalt, die über 120 Personen zählt, kein Typhus oder eine sonstige Krankheit ausgebrochen ist, denn das Wasser dieses Brunnens wurde täglich in die Anstaltsküche gepumpt und zum Kochen, Trinken und sonstigen Zwecken verwendet. Ob der Gefundene freiwillig den Tod gesucht, oder von einem wegen Mißhandlung dieses Zöglings entlassenen Wärter hineingeworfen wurde, ist noch fraglich.

Vom Gäu, 8. April. In den letzten Früh­lingstagen waren unsere Bauern in emsiger Arbeit mit der Aussaat des Sommergetreides beschäftigt, die durch die kalte Witterung ziemlich weit hinaus kam. Die Wintersaat steht im allgemeinen gut, wenn gleich dieselbe unter dem häufigen Auf- und Zuge­frieren gelitten hat. Mit dem Schnitt der Hopfen ist bereits begonnen worden, ebenso werden Früh­kartoffeln gesteckt. Von der Maul- und Klauenseuche sind die Viehbestände unserer Landwirte, dank der energischen Maßregeln der Regierung verschont ge­blieben.

Von der Jagst. Auf den größeren Gütern an der unteren Jagst hat man, wie derKocher­und Jagstbote" berichtet, der Leutenot wirksam ent­gegengearbeitet durch Verschreibung ostpreußischer Landarbeiter, die dort in großer Zahl eingetroffen sind.

Aus StaSt. BeZir-k uns Amgcdung

Infolge der im Mürz ds. Js. in Eßlingen ab­gehaltenen Prüfung sind nachstehende Zöglinge aus dem Bezirk Neuenbürg in die Präparanden- anstalten ausgenommen worden: Ernst Bott von Wildbad, Gustav Müller von Rotensol.

Liebenzell, 10. April. Beim kleinen Wildbad wurde die Leiche des Witwers Mienhard geländet. Derselbe hatte die Gewohnheit, in angetrunkenem Zustand dem Wasser zuzulaufen und so soll er es am Sonntag nacht in Ernstmühl auf dem Heimweg ins Dorf auch gemacht haben. Früher wurde Mien- hardt verschiedene Male gerettet.

Li eben zell, 10. April. An der vom Ver­schönerungsverein angelegten Promenade auf Galgen­berg sind von bübischer Hand etwa 50 Zierbäume beschädigt worden; möge es gelingen, den Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Pforzheim, 9. April. In der Nacht vom Karfreitag zum Samstag sollte von bübischer Hand der letzte Zug der Nebenbahn Pforzheim-Ettlingen zwischen den Stationen Weiler und Ittersbach zur Entgleisung gebracht werden. Es waren zu diesem Zweck zwei große Bohlen beschwert mit Steinen und mehrere Haufen Steine auf das Gleise gelegt worden. Glücklicherweise wurden diese Hindernisse rechtzeitig entdeckt und beseitigt, so daß ein Unglück nicht ent­stand. Den eifrigen Bemühungen der Gendarmerie von Ittersbach gelang es, die Verüber dieser ruch­losen Tat in drei jüngeren Fabrikarbeitern aus Dill-Weißenstein zu ermitteln und zu verhaften. Die im Alter von 1920 Jahren stehenden Burschen werden sich demnächst wegen Gefährdung eines Eisenbahntransports verantworten müssen.

Letzt«: Nachrichten u. Telegramms

Berlin, 11. April. DerLok.-Anz." teilt mit: Die Fahrgeschwindigkeit der kaiserlichen Auto­mobile ist beträchtlich herabgemindert worden. Man wird mit Recht annehmen, daß hiefür die zahlreichen in Berlin und Umgegend sowohl, wie auch aus­wärts vorgekommenen Automobilunfälle entscheidend gewesen sind.

Berlin, 11. April. Ueber 3000 Holz­arbeiter hielten heute mittag eine Versammlung ab, um den Bericht über den Stand der Aussperr­ung entgegenzunehmen. Die einzelnen Redner sprachen sich dahin aus, daß das Ende der Aus­sperrung noch nicht abzusehen sei. Der Kampf könne noch wochenlang dauern, zumal die Arbeitgeber jetzt durch andere Unternehmerverbände mit Geld­unterstützungen bedacht würden.

Petersburg, 11. April. Laut Mitteilung der Direktion der Briansker-Werke haben ihre süd­russischen Werke in Jekaterinoslaw annähernd 5000 Arbeiter entlassen, nachdem größere Unruhen auf den Werken entstanden waren, bei denen u. a. auch der Gehilfe des Fabrikdirektors und ein Gendarmerie-Offizier ermordet worden sind. Die Werke stehen bis auf weiteres still. Im ganzen werden durch diese Maßnahmen etwa 20 000 Menschen in Mitleidenschaft gezogen.

DM Hiez« zweites Blatt. 'MU